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Dr. jur. Anita Theodora Johanna Sophie Augspurg

Persönliche Daten

Name: Augspurg
Vorname: Dr. jur. Anita Theodora Johanna Sophie
Den Doktortitel erwarb Anita Augspurg im Jahr 1897 in Zürich.
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
1905 trat Anita Augspurg aus der evangelischen Kirche aus und blieb dann ohne Bekenntnis.
Geburtstag: 22.09.1857
Geburtsort: Verden an der Aller
Todestag: 20.12.1943
Sterbeort: Zürich
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Lehrerin, Schauspielerin, Fotografin, Juristin, ökologische Landwirtin und Publizistin

1879 Preußische Staatsprüfung für das Lehramt an einer Mädchenschule
1879-1881 Schauspielunterricht bei Johanna Frieb-Blumenauer
1881-1882 Engagement am Meininger Hoftheater
1882-1883 Engagement in Riga
1883-1884 Engagement in Amsterdam
1884-1885 Engagement am Altenburger Hoftheater
1885 Tourneetheater
1886-1887 Ausbildung zur Fotografin
1887-1899 Mitgründerin und Miteigentümerin des Photoateliers Elvira in München
Ab 1889 Publizistische Tätigkeit, Herausgeberin mehrerer Zeitungen
1893-1897 Jurastudium in Zürich, Abschluss Dr. jur.
1907-1912 Landwirtin auf dem Siglhof bei Hohenpeißenberg

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Hannover
1934 wurde ein sich über mehrere Jahre hinziehendes Ausbürgerungsverfahren gegen Anita Augspurg in die Wege geleitet, aber von den NS-Behörden nicht zu Ende geführt. So galt sie den Schweizer Behörden bis zuletzt als deutsche Staatsbürgerin.

Anita Augspurg
© https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0065
3-teiliger-Photographie-Rahmen
vom Studio Martha von Kranz und Laura Lange. Die Fotos zeigen Anita Augsburg. Abb. entnommen aus: Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62. 1911-1912.

Familie

Vater Wilhelm Moritz Augspurg Anwalt und Notar am Obergericht Verden 1808 - 1880
Mutter Auguste Ernestine Augspurg, geb. Langenbeck 1815 - 1884
Schwester Ernestine Louise Auguste Augspurg Leiterin einer Mädchenschule in Kassel 1842 - unbekannt
Schwester Amalie Marie Wilhelmine Friederike Augspurg Inhaberin einer Malschule und eines Photoateliers in Dresden 1844 - unbekannt
Bruder Wilhelm Edouard Augspurg 1847 - unbekannt
 wanderte nach Argentinien aus.
Bruder Dietrich Wilhelm Julius Augspurg 1850 - unbekannt
 wanderte in die USA aus.

Familienstand

ledig
Von 1886 bis 1899 lebte sie mit Sophia Goudstikker zusammen. Seit 1901 Zusammenarbeit mit Lida Gustava Heymann, ab 1908 Lebensgemeinschaft mit ihr.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1899    
1894 bis 1895 Anita Augspurg Gründungsmitglied nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894.
1896 Fräulein Augspurg "z.Z. Zürich" , ihre Münchener Adresse wird im Mitgliederverzeichnis von 1896 nicht genannt.
1897 Frl. Anita Augspurg "Zürich", ihre Münchener Adresse wird im Mitgliederverzeichnis von 1897 nicht genannt.
1898 Frl. Dr. jur A. Augspurg "Berlin, Eisenacherstr. 80", ihre Münchener Adresse wird im Mitgliederverzeichnis von 1898 nicht genannt.
1899 Frl. Dr. jur. A. Augspurg Kaulbachstr. 51a / III  

Vereinsämter

1894bis 1894 1. Vorsitzende der „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau“
1894bis 1896 Präsidentin der „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau“

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1890 bis 1895 Mitglied im Deutschen Frauenverein Reform bzw. Verein Frauenbildungs-Reform
1890 Gründungsmitglied in der Gesellschaft für modernes Leben
1891 - 1894 Gründung des Münchner Zweigs und Mitglied im Gesamtvorstand des Verein Frauenbildungs-Reform
1896 - 1898 Gründungspräsidentin des Vereins Frauenstudium
1898 Zweite Vorsitzende Verein Frauenbildung-Frauenstudium (Austritt 1899)
1898 Zweite Vorsitzende des Berliner Vereins Frauenwohl
1899 - 1907 Zweite Vorsitzende des Verbandes Fortschrittlicher Frauenvereine
1902 Gründung des Deutschen Vereins für Frauenstimmrecht, ab 1904 Deutscher Verband für Frauenstimmrecht (1902 bis 1911 Erste Vorsitzende)
1904 - 1909 Zweite Vorsitzende des Weltbundes für Frauenstimmrecht (International Woman Suffrage Alliance, ISWA)
1908 Gründung des Bayerischen Landesvereins für Frauenstimmrecht, (1908-1919 Erste Vorsitzende) im gleichen Jahr Gründung der Ortsgruppen in Würzburg und München
1919 Mitgründerin der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF)
1919 Gründung der Münchner Ortsgruppe der IFFF


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Brief-Chronik: Gründung der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau"

Erwähnungen Anita Augspurgs in den Jahresberichten

Weitere Zitate über Anita Augspurg:
„Wer wie ich fünfzehn kampfesvolle Jahre mit ihr durchlebt hat, und zwar Kampfesjahres in der Frühlingszeit der Frauenbewegung, der weiß, was Dr. Augspurg für die Frauensache geleistet und was sie erreicht hat, der weiß aber auch, daß eine solche Natur nur da zu wirken vermag, wo die großen Fragen mit aller Kraft vertreten werden müssen. Für kleine Ziele springt eine solche Natur nicht ins Feuer.“
Minna Cauer über Anita Augspurg, in: Vossische Zeitung v. 22. September 1917, zit. nach Christiane Henke: Anita Augspurg, S. 147

„Anita Augspurg ist nicht nur ein starker, ein reich und vielseitig angelegter Mensch, sondern auch gütig, menschlich, mit kosmischer Liebe zu allem was lebt, auch zu Tier und Pflanze (...), dabei mit Humor und unerschöpflicher Vitalität begabt.  (...) Wie irgend jemand mit neuen Ideen und neuen Möglichkeiten wurde Anita Augspurg von allen Seiten, von links und rechts, nicht nur sachlich bekämpft, sondern auch persönlich angefeindet, mehr noch: verlästert, verleumdet, mit Schmutz beworfen. (...) Unberührbar, unbeirrt von allem, unangefochten in ihrem Wesen und Wollen, in völliger Souveränität ging sie ihren Weg und wird ihn weiter gehen.“
Elise Dosenheimer über Anita Augspurg zum 70. Geburtstag, in : Vossische Zeitung vom 22. September 1927, zit. nach Christiane Henke: Anita Augspurg, S. 147
(Die Germanistin Dr. Elise Dosenheimer war seit 1914 Mitglied im Verein für Fraueninteressen und nach dem 1. Weltkrieg als Beiratsmitglied auch im Vorstand des Vereins.)


Eigene Publikationen

Vollständiges Werkverzeichnis bei Kinnebrock, Susanne: Anita Augspurg, S. 642 - 659
Henke, Christiane (Hg.): Anita Augspurg. Rechtspolitische Schriften. Kommentierte Studienausgabe, Köln 2013


Quellen und Literatur

Augspurg, Anita, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd118651072.html [22.08.2024]

Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 63: Vereinsakten Frauenverein Reform
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 346-348: Briefe Anita Augspurgs an Hedwig Kettler 1893-1895

Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen 1896 bis 1899

Lida Gustava Heymann in Zusammenarbeit mit Anita Augspurg: Erlebtes, Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden. Hrsg. von Twellmann, Margrit, Maisenheim am Glan 1972 (2. Auflage Frankfurt am Main 1992)

Herz, Rudolf; Bruns, Brigitte (Hg.): Hof-Atelier Elvira 1887 – 1928. Ästheten, Emanzen, Aristokraten, München 1985

Schmittner, Monika: Aschaffenburg – ein Schauplatz der Bayerischen Frauenbewegung. Frauenemanzipation in der „Provinz“ vor dem Ersten Weltkrieg, Aschaffenburg 1995, S. 137 - 194

Specht, Agneta von: Geschichte der Frauen in Bayern. Von der Völkerwanderung bis heute. Katalog zur Landesausstellung 1998 des Hauses der Bayerischen Geschichte, Regensburg 1998, S. 299 ff.

Henke, Christiane: Anita Augspurg, Reinbek 2000

Kinnebrock, Susanne: Anita Augspurg (1857–1943). Feministin und Pazifistin zwischen Journalismus und Politik. Eine kommunikationshistorische Biographie, Herbolzheim 2005
Kinnebrock, Susanne (2019): Anita Augspurg, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv
URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/anita-augspurg Zuletzt eingesehen am 01.11.2020


Anmerkungen

Anita Augspurg und der Verein für Fraueninteressen

Ohne Anita Augspurg gäbe es den Verein für Fraueninteressen in München nicht. Ohne Anita Augspurg und ihre vielseitige Begabung, Energie und Durchsetzungskraft wäre der Verein heute, mehr als 125 Jahre später, ein anderer. Und das, obwohl Anita Augspurg bereits 20 Monate nach der von ihr vorangetriebenden Gründung aus dem Vorstand ausschied und weitere drei Jahre später den Verein ganz verließ. Ihre Rolle als Vereinsgründerin wurde bereits kurz nach ihrem Ausscheiden bewusst verschleiert und schließlich ganz vergessen. In der NS-Zeit verlegten der Verein und Gertrud Bäumer das Gründungsdatum gleich um zwei Jahre auf das Jahr 1896 und noch den 80. Geburtstag des Vereins feierte man im Jahr 1976. Erst die neue Frauenbewegung und die bedeutende Ausstellung „Hof-Atelier Elvira. 1887 - 1928. Ästheten, Emanzen, Aristokraten“ des Stadtmuseums München 1985/86 sorgten dafür, dass Anita Augspurg zusammen mit Sophia Goudstikker wieder entdeckt und das Interesse des Vereins für Fraueninteressen an der eigenen Entstehungsgeschichte neu geweckt wurde. Das 100. Jubiläumsjahr wurde dann wieder im richtigen Jahr 1994 gefeiert. 1998 bei der Landesausstellung „Frauen in Bayern“ führte Anita Augspurg die Liste der Vorsitzenden des Vereins für Fraueninteressen als Gründungspräsidentin an.

Anita Augspurg im Exil

Im Januar 1933 waren Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann auf Reisen im Mittelmeerraum und hatten sehr gute Gründe, nicht mehr nach Hitler-Deutschland zurückzukehren. Seit Anita Augspurg bereits 1923 gemeinsam mit anderen Frauen von den bayerischen Behörden die Ausweisung Hitlers nach Österreich gefordert hatte, stand sie ganz oben auf verschiedenen „Schwarzen Listen“ der Nationalsozialisten. Ihre Wohnung in München wurde im April 1933 durchsucht, Papiere und das Mobiliar beschlagnahmt. Im September 1933 wurde schließlich ihr gesamtes Vermögen eingezogen. 1934 wurde ein Ausbürgerungsverfahren gegen Augspurg und Heymann in die Wege geleitet, aber wohl nicht zu Ende geführt. Ohne festen Wohnsitz pendelten sie mehrere Jahre zwischen Zürich, Genf, Prag, London und Paris, bevor sie sich in Zürich niederließen, wo Anita Augspurg im Alter von 86 Jahren verstarb. Während ihres Exils konzentrierten sich Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann auf die Aufklärungsarbeit über Nazi-Deutschland und setzten sich für die politisch und rassistisch Verfolgten in den deutschen Konzentrationslagern ein. 


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Anita Augspurg“/ID 6, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Elvira Ignatia Baronesse von Barth von und zu Harmating

Persönliche Daten

Name: Baronesse von Barth von und zu Harmating
Varianten: Freifräulein v. Barth (-Harmating) Freiin v. Barth (-Harmating)
Vorname:Elvira Ignatia
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 21.08.1854
Im Münchner Meldebogen des Vaters ist der 26. August als Geburtsdatum der Tochter Elvira angegeben. Im Taufbuch der Pfarrei in Traunstein ist jedoch der 21. August als Geburtsdatum genannt.
Geburtsort: Traunstein
Todestag: 20.06.1935
Sterbeort: Bad Reichenhall
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Zeichenlehrerin, Leiterin einer privaten Obst- und Gartenbauschule für Frauen
WS 1878 - SS 1881 Ausbildung als Zeichenlehrerin an der Kgl. Kunstgewerbeschule München
1896 - 1901 Leiterin einer Obst- und Gartenbauschule in Schneckengrün bei Plauen in Sachsen
1901 - 1903 Inhaberin eines Champignonzucht-Unternehmens in Schneckengrün bei Plauen in Sachsen

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Anzeige für Gartenbauschule Schneckengrün
Aus: Beiblatt der Fliegenden Blätter, 105. Band, Erstes Blatt vom 12.07.1896
Artikel zur Gartenbauschule in Schneckengruen
In: Die Gartenwelt. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau. Jahrgang VII, 31. Januar 1903, No.18

Familie

Vater Ferdinand Kaspar Johann Nepomuk Freiherr von Barth von und zu Harmating Gutsbesitzer 1812 - 1889
Mutter Therese von Barth von und zu Harmating, geb. von Sigritz 1823 München - 1876 Traunstein
Bruder Hermann Johann Nepomuk Freiherr von Barth von und zu Harmating 1847 - 1877 Manila
Bruder Franz Xaver Freiherr von Barth von und zu Harmating Königl. Bayerischer Artilleriehauptmann 1848 - 1886 Neu-Ulm
Schwester Therese Maximiliane Maria Freiin von Barth von und zu Harmating, verh. Hirschberger 1849 - 1937

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1901    
1894 bis 1895 Baronesse v. Barth Nachweis ihrer Mitgliedschaft im Brief Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26. April 1994. Sie wird hier als Vorstandsmitglied der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" genannt.
1895 bis 1896 Freifräulein von Barth Heßstr. 34 / III links Sie wohnte dort zusammen mit den Schwestern Sophie und Klara Hartmann
1896 Freifräulein Elvira von Barth Heßstr. 34 / III links  
1897 Baronesse von Barth "auf Schneckengrün bei Plauen i. Voigtland" lt. Mitgliedsverzeichnis v. 1897 gemeinsam mit Vereinsmitglied Sophie Hartmann
1898 bis 1899 Baronesse Barth "Schneckengrün bei Plauen", lt. Mitgliedsverz. v. 1898 und 1899
1900 bis 1901 Freiin Elvira von Barth "Schneckengrün bei Plauen", lt. Mitgliedsverz. von 1900 und 1901
Mitgliedsverzeichnis von 1902 fehlt.

Vereinsämter

1894 2. Cassiererin Laut Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894
1896bis 1897 stellvertretende Vorsitzende

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1891-1895 Mitglied im Frauenverein Reform bzw. Verein Frauenbildungs-Reform
1891/92-1896/97 Ordentliches Mitglied des Künstlerinnen-Vereins München
ab 1891 Ordentliches Mitglied im Bayerischen Kunst-Gewerbe-Verein
1895 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München
1896 Gründungsmitglied Verein Frauenstudium Berlin
1898/99 - 1901/02 Außerordentliches Mitglied des Künstlerinnen-Vereins München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Erwähnungen von Elvira von Barth in den Jahresberichten

Sonstige Zitate über Elvira von Barth:
„An der Wende zum 20. Jahrhundert bestand (im Bereich des heutigen Häuselweges – Nr. 12-16) eine „Gartenbauschule für Mädchen“, von denen es im deutschen Gebiet nur wenige gab. Das vielleicht markanteste Gebäude im Ort – die Villa – war das Wohnhaus der Leiterin, der Baroness von Barth-Harmating.“  https://www.rosenbach.de/inhalte/rosenbach/_inhalt/gemeinde/ortsteile/schneckengruen/schneckengruen, zuletzt eingesehen am 25.03.2022

„Die vor einigen Jahren von Baronin Elvira von Barth in Schneckengrün errichtete Damen-Gartenbauschule konnte sich nicht halten und ging vor einiger Zeit wieder ein. Darauf versuchte es die hochadelige Dame mit einer Champignon-Zucht, doch auch diese rentierte sich nicht. Am 2. Januar wurde über dieselbe Konkurs verhängt.“
(Allgem. Deutsche Gärtner-Zeitung und Stellen-Anzeiger für Gärtner, hrsg. vom Hauptvorstand Allgem. Deutscher Gärtner-Verein, 13. Jg, Nr. 8 vom 21.2.1903, S. 60)

Schneckengrün bei Plauen i. V. Am 2. Januar wurde über das Vermögen der Champignonzüchterin Baronin Elvira von Barth in Schneckengrün das Konkursverfahren eröffnet. Sie ist ein Opfer weiblicher Emanzipationsbestrebungen, wie wir sie seit dem Entstehen gewisser Schulen für junge Damen öfters beobachten konnten. Dass die Bestrebungen junger Damen zur selbständigen Ausübung der Kunst- und Nutzgärtnerei durchaus verfehlte sind, wird jeder Fachmann, welcher die ganz aussergewöhnlichen Schwierigkeiten kennt, die dem Gärtner auf Schritt und Tritt begegnen, zugeben. Es beruht auf einer Unkenntnis der thatsächlichen Verhältnisse, wenn junge Damen ermuntert werden, den Beruf als Gärtnerin zu ergreifen und sich darin selbständig zu machen. Wir schliessen uns der in No. 50 vorigen Jahrganges des "Handelsgärtner" geäusserten Anschauung an, wonach die Ausbildung junger Damen auf Gartenbauschulen mehr auf Spielerei hinausläuft. Es heisst dort: "Treten die jungen Damen dann hinaus in das Leben, um ihre Kenntnisse zu verwerten, so werden neun Zehntel dieser auf Gartenbauschulen ausgebildeten Gärtnerinnen getäuscht werden." Baronin von Barth war eine Gartenschülerin der "Zahnärztin" Fräulein Castner und gründete schliesslich selbst eine Gartenschule für Damen."
(Die Gartenwelt. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau vom 31.01.1903, S. 216)

„Vor wenigen Jahren begründete die Baronin EIvira von Barth in Schneckengrün nahe Zwickau eine Damen-Gartenbauschule, die jedoch nie zu einer rechten Entwicklung kam und bald wieder einging. Darauf wurden durch verschiedene Tagesblätter sehr schön gefärbte Berichte über eine von derselben Unternehmerin am gleichen Orte betriebene Champignonkultur verbreitet, doch ist auch dieses Unternehmen jetzt zusammengekracht und über dasselbe am 2. Januar der Konkurs verhängt worden.“

„Ueber das Vermögen der Baronin Elvira von Barth, Champignonzüchterin in Schneckengrün, ist am 2. Januar das Konkursverfahren eröffnet worden. Konkursverwalter ist der Rechtsanwalt Netcke in Plauen. Offener Arrest mit Anzeigepflicht bis zum 28. Januar 1903.“
(Möllers Deutsche Gärtner-Zeitung, 18. Jg. 1903, S. 45 u. 47)


Quellen und Literatur

Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser (1871); https://opacplus.bsb-muenchen.de/Vta2/bsb10917715/bsb:6544296?page=42, zuletzt eingesehen am 04.03.2021
Stadtarchiv München: PMB Ferdinand Kaspar Johann Nepomuk Freiherr von Barth von und zu Harmating
Schülerinnen-Verzeichnis, in: Jahresbericht über Beide Abteilungen der K. Kunstgewerbe-Schule zu München für das Schuljahr 1878/79, S. 42, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11386845?page=42,43
Schülerinnen-Verzeichnis, in: Jahresbericht über Beide Abteilungen der K. Kunstgewerbe-Schule zu München für das Schuljahr 1879/80, S. 41, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11566998?page=40,41
Schülerinnen-Verzeichnis, in: Jahresbericht über Beide Abteilungen der K. Kunstgewerbe-Schule zu München für das Schuljahr 1880/81, S. 43, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11566999?page=42,43
Stadtarchiv Hannover Nachlass Ketteler Nr. 63: Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.04.1894
Adressbuch München (1893 bis 1896)
International Institute of Social History Amsterdam, Georg von Vollmar papers, Inv. Nr. 3156: Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau: Bericht über die zweite Generalversammlung (1896), Anhang, Mitgliederverzeichnis, online: https://hdl.handle.net/10622/ARCH01586.3156
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasium in München, No.1, Juni 1895, S.4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11563330?page=8,9
Anzeige für Gartenbauschule in: Beiblatt der Fliegenden Blätter, 105. Band, Nr. 2659 (3), Erstes Blatt vom 12.07.1896, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11795574?page=314,315
Sächsisches Staatsarchiv: Gartenbauschule Schneckengrün 1896 - 1898, Bestand 10736 Ministerium des Innern, Archiv lnv.Nr. 15813
Erklärung und Aufruf!, in: Die Frauenbewegung. Revue für die Interessen der Frauen, 2. Jg., Nr. 1 v. 01.01.1896, S. 9, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11796166?page=8,9
Zur Bildung eines neuen Vereins für Gymnasialzwecke der Frauen, in: Coburger Zeitung nebst Regierungs-Blatt für das Herzogthum Coburg, 37. Jg. Nr. 6 v. 08.01.1896, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00001134?page=22,23
Katheder-Gärtnerinnen, in: Möller´s Deutsche Gärtner-Zeitung, 11. Jg. Nr. 7 v. 01.03.1896, S. 81f., online: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:83-goobi-2390139
Die Gärtnerei als Erwerbszweig für gebildete Damen, in: Möller´s Deutsche Gärtner-Zeitung, 11. Jg. Nr. 11 v. 01.04.1896, S. 122ff., online: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:83-goobi-2390139
Aufruf, in: Die Frauenbewegung. Revue für die Interessen der Frauen, 2. Jg., Nr. 8 v. 15.04.1896, S. 82, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11796166?page=82,83
Die erste Gartenbauschule für gebildete Frauen in Deutschland. (Berichtigung des „Aufrufs“ in Nr. 8 dieser Zeitschrift von Anna Blum-Spandau), in: Die Frauenbewegung. Revue für die Interessen der Frauen, 2. Jg., Nr. 10 v. 15.05.1896, S. 101; online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11796166?page=100,101
Gebildete Gärtner-Damen, in: Möller´s Deutsche Gärtner-Zeitung, 11. Jg. Nr. 38 v. 10.12.1896, S. 440f., online: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:kobv:83-goobi-2390139
Schneckengrün bei Plauen i. V. in: Die Gartenwelt. Illustriertes Wochenblatt für den gesamten Gartenbau, Jg. 12, Nr. 18 vom 31.1.1903, S. 216, online: https://archive.org/details/diegartenwelt07berl/page/216/mode/2up?view=theater
Allgemeine Deutsche Gärtner-Zeitung und Stellen-Anzeiger für Gärtner, hrsg. vom Hauptvorstand Allgem. Deutscher Gärtner-Verein, 13. Jg, Nr. 8 vom 21.02.1903, S. 6, online: http://www.library.fes.de/gewerkzs/gaertnerzeitung/1903/pdf, zuletzt eingesehen am 01.11.2023
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Teil B (1915; 1917; 1928; 1929; 1935; 1939)
Grieser, Susanne: Die Obst- und Gartenbauschule für gebildete Frauen in Marienfelde bei Berlin – eine weibliche Bildungseinrichtung zwischen bürgerlicher Frauenemanzipation und Lebensreform, in: Nachrichtenblatt zur Stadt und Regionalsoziologie, 13. Jg. Nr. 2 Juni 1999, S. 92
Schekahn, Anke: „Gesunde, kräftige Naturen“. Die Etablierung des Gärtnerinnenberufes, in: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Heft 39: Jungfern im Grünen. Frauen - Gärten - Natur, Kassel 2001, S. 30-35
Schmalhofer, Claudia: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868- 1918). Ihr Einfluss auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen, München 2005, S. 342, S. 378
Louis, Chantal: Sie machten das Gärtnern zum Beruf. Die Erste Frauenbewegung bahnte den Weg – die Zweite Frauenbewegung gab neue Impulse, in: Emma, Juli/August 2009, S. 86
Archiv Verein für Fraueninteressen: Schriftliche Mitteilung von Albert von Schirnding an den Verein vom 07.02.2022


Anmerkungen

Der Werdegang von Elvira Freiin von Barth-Harmating steht exemplarisch für den Mut vieler Frauen um die Jahrhundertwende, eingefahrene Lebenswege zu verlassen und neue Berufsfelder zu erobern. 
Sie war das jüngste Kind des Gutsbesitzers Ferdinand Freiherr Barth von und zu Harmating und seiner Frau Therese, geb. von Sigritz. Nach dem frühen Tod der Mutter ließ sich der Witwer mit seiner Tochter Elvira in München nieder. Im Wintersemester 1878 begann sie an der Kgl. Kunst-Gewerbe-Schule zu München eine Ausbildung als Zeichenlehrerin und lernte dort schon einige Frauen kennen, die 15 Jahre später auch zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau gehören sollten.
Ihr frauenpolitisches Engagement startete spätestens im Jahr 1891. Sie beteiligte sich nicht nur an der Gründung der Münchener Sektion des Vereins Frauenbildungs-Reform, sondern wurde auch Mitglied im Münchener Künstlerinnen-Verein und im Bayerischen Kunst-Gewerbe-Verein. In der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau gehörte sie dem Gründungsvorstand an und wurde 1896 zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Ika Freudenberg urteilte später über Elvira von Barth, dass sie „zum Emporblühen des Vereins in der hervorragendsten Weise“ beigetragen habe. Wie wissen nicht genau, woran sie dieses Urteil festmachte, dürfen aber mit einigem Recht vermuten, dass es Elvira von Barth war, die viele Frauen und Männer aus der Kunstszene mit Anita Augspurg und Sophia Goudstikker bekannt gemacht und damit auch an die Frauenbewegung herangeführt hatte. Die hohe Zahl von Künstlerinnen und Künstlern unter den frühen Mitgliedern machte den Verein einzigartig in der deutschen Frauenbewegung um die Jahrhundertwende.
1896 verließ Elvira von Barth München, um in Sachsen eine Garten- und Obstbauschule für Frauen zu eröffnen. Sie investierte ihr gesamtes Vermögen und geriet mit diesem Vorhaben zwischen verschiedene Fronten. Da waren die beiden Pionierinnen und ersten Gründerinnen von Gartenbauschulen für Frauen, Hedwig Heyl (Schulgründung 1890) und Elvira Castner (Schulgründung 1894) in Berlin. In dem 1896 in der Zeitschrift „Die Frauenbewegung“ ausgetragenen Konflikt zwischen den drei Gründerinnen drehte es sich nur vordergründig um die Frage, wer denn die erste Gartenbauschule für Frauen gegründet habe (vgl. Die Frauenbewegung 2. Jg., z. B. Nr. 10 und 12). In Wirklichkeit ging es wohl nicht zuletzt um eine handfeste Konkurrenz im Werben um Schülerinnen, da nicht viele Eltern bereit oder in der Lage waren, die relativ teure Ausbildung für eine Tochter an einer privaten Gartenbauschule zu finanzieren. Die Situation verschärfte sich dadurch, dass verschiedene Fachzeitschriften für Gartenbau regelrechte Kampagnen gegen eine gärtnerische Ausbildung von Frauen starteten. Das Unternehmen von Elvira von Barth konnte diesem Druck nicht lange standhalten. 1901 musste sie ihre Gartenbauschule schließen, dann ging sie auch mit ihrem Nachfolgeunternehmen, einer Champignon-Zuchtanstalt in Konkurs und verlor ihr gesamtes Vermögen.

Spurensuche

Nach 1903 verliert sich zunächst die Spur Elvira von Barths. Das genealogische Taschenbuch der freiherrlichen Häuser nennt lediglich Name und Geburtsdatum und nicht wie üblich auch den Wohnort. Erst 1915 bis 1921 wird jeweils Ascona bei Locarno als Wohnort genannt. Es ist gut möglich, dass sie hier auf oder in der Nähe des Monte Verita lebte, in Nachbarschaft zu vielen anderen Künstlern und Intellektuellen, die vielfach auch aus Bayern und München kamen.
Spätestens seit 1928 lebte sie in Berg am Laim nahe München.
1935 nennt das genealogische Taschenbuch Teisenberg bei Traunstein als Wohnort. Gestorben ist sie in Bad Reichenhall. Todestag und -ort finden sich im Genealogischen Taschenbuch der Freiheitlichen Häuser von 1939, S. 31. Ob Elvira von Barth nach ihrer Rückkehr nach Bayern noch einmal Kontakt zu Frauen aus dem Umfeld des Vereins für Fraueninteressen aufgenommen hat, wissen wir leider nicht.


Letzte Änderung

geändert: 11.12.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Elvira Barth von und zu Harmating“/ID 10, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Anna Kunigunde Amalie Bauer

Persönliche Daten

Name: Bauer
Vorname: Anna Kunigunde Amalie
Laut Grabstein war ihr Rufname Amelie
Geburtsname: von Schlichtegroll
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 23.03.1838
Geburtsort: Tegernsee
Todestag: 20.11.1907
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Amalie Bauer
© Familie Bauer-Schlichtegroll
Amalie Bauer
© Verein für Fraueninteressen
Familiengrab Bauer, Südfriedhof München
© Verein für Fraueninteressen
Details der Inschrift auf Grabstein

Familie

Vater Nathanael von Schlichtegroll Kgl. Hof- und Reichsarchivrath 1794 Gotha - 1859 München
Mutter Angelika von Schlichtegroll, geb. Maier (Mayer) 1797 Mannheim - 1875 München
Schwester Katharina Theresa Maria von Schlichtegroll, verh. Schnitzler 1827 - 1882
 seit dem 17.1.1855 verheiratet mit Heinrich Schnitzler, Bezirksamtmann
Schwester Franziska Maria Karolina Augusta von Schlichtegroll 1829 - 1841
Schwester Juliana von Schlichtegroll, verh. Ströhl 1830 - 1901
 verheiratet mit Jean Baptist Ströhl, seit 1872 stellv. Direktor der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank.
Schwester Louise Ernestine Karolina von Schlichtegroll 1833 - 1839
Bruder Eduard Karl Friedrich von Schlichtegroll Jurist, Kgl. Bezirksamts-Assessor 1839 - unbekannt

Familienstand

verheiratet mit 1862 Gustav Konrad Bauer Professor der Mathematik 1820 Augsburg - 1906 München
verwitwet seit 1906

Kinder

Natalie Bauer 1865 München - 1866 München
Euphrosine Angelika Louise Bauer, verh. Vogel 1867 München - unbekannt
seit 1891 verheiratet mit dem fränkischen Mathematiker, Geologen, Astronomen, Forschungsreisenden und Luftfahrtpionier Peter Johann Vogel
Gabriele Charlotte Elisabeth (Lili) Bauer, verh. Schaupp 1870 - unbekannt
Seit 1903 verheiratet mit dem Maler und Grafiker Richard Schaupp. Er illustrierte u.a. einige Bücher von Helene Böhlau.
Johannes Nathanael Gustav Bauer Maschinenbauingenieur, Pionier des Schiffsmaschinenbaus, außerordentlicher Professor der TH Berlin-Charlottenburg, Generaldirektor der Schiff- und Maschinenbau AG Bremen 1871 - 1953
auch unter dem Namen Bauer-Schlichtegroll bekannt

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1907   Amalie Bauer war von 1894 bis zu ihrem Tod im Jahr 1907 Vereinsmitglied.
1894 bis 1895 Frau Professor Bauer Gründungsmitglied nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894. Sie wird hier als Vorstandsmitglied der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" genannt.
1896 bis 1901 Frau Professor Bauer Türkenstr. 29  
1903 bis 1907 Frau Geheimrat Bauer Georgenstr. 9 / I Mitgliedsliste von 1902 fehlt.

Vereinsämter

1894 Ehrenpräsidentin der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau"
1896bis 1897 Mitglied im Vorstand der „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau “

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Amalie Bauer in den Jahresberichten


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Nathanael von Schlichtegroll
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.04.1894
Rieger, Susanne: Spuren der jüdisch-christlichen Bankiersfamilie Seligmann-Eichthal auf dem Alten Südlichen Friedhof in München, http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_MU_JU_eichthad.pdf, zuletzt eingesehen am 22.03.2022
Reber, Susanne: Familie von Eichthal - Die Bayerischen Verwandten des Dirigenten Hermann Levi, online: https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20466/Leimen%20Reber%20Familie%20von%20Eichthal.pdf, zuletzt eingesehen am 21.04.2022
Pringsheim, Hedwig: Tagebücher Bd.1 (1885-1891), hrsg. und komm. von Herbst, Cristina, Göttingen 2013, S. 562
Archiv Verein für Fraueninteressen: Schriftliche Mitteilung von Conrad Bauer-Schlichtegroll an den Verein vom 09.09.2022


Anmerkungen

Amalie Bauer war über ihre Großeltern mütterlicherseits, Ignaz und Caroline Mayer, geb. Seligmann, verwandtschaftlich eng mit der jüdisch-christlichen Bankiersfamilie Seligmann-Eichthal verbunden. Ihre Tante Julie war mit Simon von Eichthal, dem Mitbegründer der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank verheiratet. Über ihre Großeltern war sie zudem mit ihrer Vereinskollegin Friederike Belli de Pino, geb. von Aretin, verwandt.
Tochter Lili war von 1898 – 1902 ebenfalls Mitglied im Verein.


Letzte Änderung

geändert: 26.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Amalie Bauer“/ID 5, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Charlotte Friederike Gerda Karoline Baur

Persönliche Daten

Name: Baur
seit 1897 verheiratete Schulz
Vorname:Charlotte Friederike Gerda Karoline
genannt Lotte
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 06.03.1863
Geburtsort: Mitteldick
Todestag: 17.10.1930
Sterbeort: Traunstein
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Zeichenlehrerin, Kunsthistorikerin

1879 - 1884 mit Unterbrechungen Besuch der K. Kunstgewerbeschule in München, Berufsziel: Zeichenlehrerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt

© Original beim Deutschen Röntgen-Museum
Charlotte (Lotte) Baur um 1897
Porträt: Fotostudio Elvira
© Original beim Deutschen Röntgen-Museum
Charlotte (Lotte) Baur und ihr zukünftiger Ehemann Ernst Schulz
Fotografie: Fotostudio Elvira um 1897

Familie

Vater Franz Adolf Gregor (von) Baur seit 1878 Professor für Forstwissenschaft an der Universität München 1830 Lindenfels - 1897 München
 1877 wurde ihm das Ritterkreuz I. Classe des Ordens der Württembergischen Krone verliehen, mit welchem der persönliche Adel verbunden war.
Mutter Ernestine Baur, geb. Seidel 1831 Lich - 1908 Oberursel i. T.
Schwester Johanna Baur, verh. Planck 1854 Weißwasser - 1937 Berlin
 verheiratet mit Adalbert August Planck, dem Bruder des Nobelpreisträgers Max Planck
Bruder Georg Ludwig Karl Baur Zoologe, Paläontologe, Universitätsprofessor in Chicago 1859 Weißwasser - 1898 München
Bruder August Baur 1860 Gießen - 1915
Schwester Luise (genannt Liesel) Baur Lehrerin 1866 Hohenheim - 1919 München
Schwester Marie Baur 1869 Hohenheim
 Laut Vermerk im Familienbogen des Vaters lebte sie 1937 in Lindau am Bodensee, im Bürgerheim Schmidtstraße.

Familienstand

verheiratet mit 1897 Ernst Ludwig Karl Schulz Besitzer einer Fabrik für Maschinenbau 1854 Groß-Umstadt - 1923 Traunstein

Kinder

Ihre Kinder sind uns nicht namentlich bekannt.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1897    
1896 Fräulein Charlotte Bauer (!) Heßstr. 32 / II  
1897 Frl. Charlotte Baur Heßstr. 32 / II  

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Unser Ball ist recht animiert verlaufen, wir waren 140 Personen und dauerte von 5 1/2 bis 2 Uhr Morgens. Mein guter Mann hat mich herrlich unterstützt und war ein sehr liebenswürdiger Wirt. Doch damit will ich Dich nicht öden, solche Dinge haben ja nicht Deinen Beifall, Du hast eben viel anderes zu denken. Ich aber liebe Lotte bin glücklich daß meine Gesundheit mir es wieder gestattet, meinen gesellschaftlichen Pflichten nach zu kommen."
(Bertha Röntgen an Charlotte Baur, 12.02.1894)
„Wie sehr hoffe ich liebe Lotte, daß Du nun wieder an Deiner Staffelei sitzest u. Dich nicht für Andere aufopferst, ich habe immer da Gefühl, als müßte Dich später so viel verlorene Zeit reuen. Verzeihe, wenn ich Dir damit weh thue, aber es ist keine Absicht dabei, ich möchte ja nur wünschen, daß Du mit Dir und Deiner Kunst so ganz zufrieden sein könntest."
(Bertha Röntgen an Charlotte Baur, 16.03.1894)
„Und Du gehst nach Brixen? Du schreibst aber nicht mit wem und was es für eine Arbeit ist, die Du dort zu Ende zu bringen hoffst. Es würde uns intereßieren darüber zu hören, vielleicht schreibst Du noch ein paar Zeilen vor Deiner Abreise."
(Bertha Röntgen an Charlotte Baur, 20.06.1894)
„Wir freuen uns aufrichtig, daß es Dir geglückt ist wieder eine Anzahl Zuhörerinnen für Deinen Kurs für Kunstgeschichte zur intereßieren, und daß Du selbst so befriedigigt über Deine jetztige Thätigkeit bist. (...) Du erzählst, daß Du darüber dachtest eine Schule mit Lisel zu gründen; wird das für Dich nicht zu viel werden? Doch darüber kann ich Dir heute nichts sagen, denn ich habe bis jetzt noch keine rechte Begriffe, welche Aufgabe Dir dabei gestellt wäre. Daß es für Lisel gut wäre, geb ich gern zu."
(Bertha Röntgen an Charlotte Baur, 21.11.1894)
„Ich sehe aus Deinen Briefen stets mit Vergnügen, daß auch Du bekehrt bist und Dich nicht von dem geselligen Leben zurückziehst. (...). Deine Versicherungen, daß Du Dich je länger je glücklicher schätzest in Deiner jetzigen Lebensstellung und Deinem Wirken erfreut uns Beide sehr, Wünschen wir Dir doch von ganzem Herzen innere Befriedigung und die volle Freude an Deiner Arbeit. Mit großem Intreße folgen wir Deinen Fortschritten und Deinen Erfolgen, möge Dir das Glück doch weiter so günstig bleiben."
(Bertha Röntgen an Charlotte Baur, 20.01.1895)
„Ich habe noch einmal Deinen Brief vom 7. IV. durchgelesen, wo mir fast aus jeder Zeile die Versicherung Deiner Zufriedenheit mit Deinem jetzigen Loos auffällt. Brauche ich Dir zu sagen, liebe Lotte, wie sehr mich das freut und hoffe ich von ganzem Herzen, daß Dir dieses Glück beständig ist. Dein neues Unternehmen eine Schule zu gründen finde ich sehr löblich, doch eine schwere Aufgabe, möge sie doch einst nicht zu schwer auf Dir lasten, neben all' den überigen Intreßen die Dich so reichlich beschäftigen."
(Bertha Röntgen an Charlotte Baur, 14.05.1895)
"daß Du so viel Zuhörerinnen hast, freut uns riesig; ob es nun aber unter diesen Umständen klug ist, Dich wieder mehr mit der Malerei zu befaßen, insbesondere während der kurzen Wintertage, möchten wir nicht ganz zugeben. Wir wissen ja wohl, daß Du über eine sehr große Ausdauer in der Arbeit verfügst, aber auch dem Zähesten liebe Lotte, kann es einmal zu viel werden. - Mein guter Mann arbeitet mir jetzt auch zu viel, doch läßt sich hier nichts dagegen machen, (...)."
(Bertha Röntgen an Charlotte Baur, 12.12.1895)

„D i e  B r i  x n e r  M a l e r s c h u l e  d e s  XV. J a h r h u n d e r t s. Professor H. Semper hat meiner unter obigem Titel erschienenen Studie eine weitläufige Besprechung zutheil werden lassen, die mich um so mehr überraschte, als ich mich stets dem weniger erfreulichen Gedanken, die Strafe für meine ausgesprochenen Ansichten könnten in einem Todtschweigen derselben bestehen, hingegeben hatte. Daß dies nicht geschehen, sondern daß ich einer solch langen Kritik gewürdigt wurde, dafür danke ich Prof. Semper bestens. Meine Erwiderung auf seine Besprechung ebenfalls in diesem Blatte erscheinen zu lassen, beabsichtige ich nicht, doch möchte ich meiner Verwunderung noch Ausdruck geben, mich von Prof. Semper, als auf meine fraglichen Triumphe stolz charakterisiert zu sehen, während ich doch gleich am Anfang meiner Arbeit versichere, daß ich weit davon entfernt sei, mich in dem eitlen Gedanken zu wiegen, mit meiner Studie den Nagel auf den Kopf zu treffen, sondern einzig die Hoffnung hege, sie möge dazu dienen, uns der Wahrheit näher zu bringen. Diese Hoffnung habe ich auch heute noch.

München, den 12. Dezember 1895

C h a r l o t t e  B a u r."
Leserbrief von Charlotte Baur, in: Bote für Tirol u. Vorarlberg, 81. Jg, Nr. 290 v. 17.12.1895, S. 2217


Eigene Publikationen

Baur, Charlotte: Die Brixner Malerschule des XV. Jahrhunderts, in: Der Kunstfreund, 11. Jg. (1895), Nr. 8, S. 49 ff., online: www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11471177
Baur, Charlotte: Die Brixner Malerschule des XV. Jahrhunderts (Schluss), in: Der Kunstfreund, 11. Jg. (1895), Nr. 9, S. 61 ff., online: www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11471177
Baur, Charlotte: Die Brixner Malerschule des XV. Jahrhunderts, in: Bote für Tirol u. Vorarlberg, 81. Jg, Nr. 290 v. 17.12.1895, S. 2217, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11482800?page=1110,1111 (siehe unter andere Zitate)


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: Familienbogen Franz von Baur
Schülerinnen-Verzeichnisse 1879/80 bis 1883/84, in: Jahres-Bericht über Beide Abteilungen der K. Kunstgewerbe-Schule in München, München 1880 ff.
Archiv Deutsches Röntgen Museum: Briefe von Röntgen, Bertha an Baur, Charlotte 1894 bis 1897, teilweise online:
nat.museum-digital.de/objects
Semper, Hans: Die Brixner Malerschule des XV. Jahrhunderts, Besprechung, In: Bote für Tirol u. Vorarlberg, 81, Jg., Nr. 265 vom 18.11.1895, S. 2022, online: www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11482800
Semper, Hans: Die Brixner Malerschule des XV. Jahrhunderts, Fortsetzung, in: Bote für Tirol u. Vorarlberg, 81, Jg. Nr. 267 vom 20. November 1895, S. 2036, online: www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11482800
Nachruf: Professor Georg Baur. Nature58, 350 (1898). Online: https://doi.org/10.1038/058350a0
Heß, Richard, "Baur, Franz von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 46 (1902), S. 262-266 [Online-Version]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd116093439.html
Landeskirchliches Archiv der Evang.-Luth. Kirche: Dekanat Traunstein, Traunstein: Bestattungen 1915-1945, S. 50.
Assmann, Ernst, "Baur, Franz von" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 671-672 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116093439.html#ndbcontent, zuletzt eingesehen am 16.06.2023
Lebensdaten von Ernst Schulz: https://nat.museum-digital.de/people/150293, zuletzt eingesehen am 16.06.2023
Marcel Michels (Archivar am Deutschen Röntgen Museum in Remscheid) an Verein für Fraueninteressen, E-Mail-Nachrichten vom 08.11.2021; 2.12.; 11.12. und 14.12.2021.


Anmerkungen

Charlotte Baur stammte aus einer hessischen Beamten- bzw. Theologenfamilie. Ihr Vater, der Forstwissenschaftler Franz von Baur wurde 1878 als ordentlicher Professor an die Universität München berufen. Ein Jahr später begann die 16jährige Charlotte Baur eine Ausbildung als Zeichenlehrerin an der K. Kunstgewerbe-Schule München. Bereits in dieser Zeit schloss sie möglicherweise Bekanntschaft mit einigen späteren Vereinskolleginnen. Zum Jahrgang 1879 gehörten u.a. die Vereinsmitgründerinnen Elvira von Barth (ID 10) und Barbara Wolf (ID 75). Im SS 1883 legte sie die Lehramtsprüfung ab und erwarb damit die „volle Befähigung zur Erteilung des Zeichenunterrichts an Volksschulen, Höheren Töchterschulen, Lehrerinnenbildungsanstalten und den Elementarklassen von Fachschulen" (Jahresbericht Kunstgewerbeschule 1883/84, S. 49 f.). Ob sie diesen Beruf jemals ausübte, ist uns nicht bekannt. Vor 1888 hielt sie sich für mindestens zwei Jahre in den USA auf, in dieser Zeit war ihr Bruder, der Zoologe und Paläontologe Georg Baur, als wissenschaftlicher Assistent an der Yale Universität in New Haven/Connecticut tätig. Nach München zurückgekehrt widmete sie sich der Malerei und beschäftigte sich mit Kunstgeschichte. Sie hielt Vorträge und gab Kurse für ein weibliches Publikum. Sie interessierte sich besonders für die Brixner Malerschule des XV. Jahrhunderts. Dazu veröffentlichte sie 1895 einen zweiteiligen Aufsatz in der Fachzeitschrift „Der Kunstfreund“. Spätestens seit 1894 verfolgte sie den Plan, zusammen mit ihrer Schwester Luise eine Schule zu gründen. Anders als die oben genannten Vereinsmitglieder Elvira von Barth, die in Thüringen eine Gartenbauschule für Frauen aufbaute, und Barbara Wolf, Mitgründerin des Landschulheims für Mädchen in Breitbrunn a. Ammersee, konnte sie ihre Pläne nicht umsetzen.
1897 heiratete sie Ernst Schulz, mit dem sie im Oktober 1900 nach Frankfurt verzog. Dem Verein für Fraueninteressen hatte sie schon zuvor die Mitgliedschaft aufgekündigt. Die Gründe dafür kennen wir nicht. Später lebte sie mit Ehemann und Kindern in Traunstein, wo sie 1930 starb. Im Bestattungsbuch der Evangelischen Kirche in Traunstein heißt es über sie: „Eine hochbegabte und vielseitig interessierte Frau, aus dem Theologengeschlechte Baur stammend. (…). Seit Jahren an seelischen Erregungszuständen leidend, (…). Hat sich im Krankenhaus das Leben genommen, um ihren Kindern nicht zur Last zu fallen."

Charlotte Baur und Bertha Röntgen

Die Eltern von Charlotte Baur und das Ehepaar Wilhelm Conrad und Bertha Röntgen waren eng befreundet. Diese Freundschaft übertrug das kinderlose Ehepaar Röntgen auch auf die Kinder des Ehepaares Baur. Charlotte Baur wurde über lange Jahre wie eine Ziehtochter behandelt. Zwischen 1888 und 1903 bestand ein intensiver Briefwechsel zwischen Charlotte Baur und ihrer mütterlichen Freundin Bertha. Leider sind nur noch die Briefe Bertha Röntgens erhalten. Sie sind eine wichtige Quelle für das Leben Charlotte Baurs. So unterschiedlich beide Frauen in ihrer Lebensauffassung und -gestaltung auch waren, so konnte sich die viel konventionellere Bertha Röntgen doch ganz gut in die Lebenssituation ihrer jungen Freundin einfühlen. Sie sparte aber auch nicht mit Mahnungen und Ratschlägen hinsichtlich des Ehrgeizes und der beruflichen Pläne Charlottes. Diese lernen wir natürlich nur aus der Perspektive der älteren Briefpartnerin kennen, so dass wichtige Details fehlen, wie z. B. Hinweise, welche Art von Schule Charlotte gründen wollte. Marcel Michels vom Archiv Deutsches Röntgen-Museum verdanken wir wichtige Hinweise und vor allem Einblick in die Briefe Bertha Röntgens aus den Jahren 1894 bis 1897 - also aus der Gründungsphase des Vereins. Eindeutige Belege für eine Mitgliedschaft Charlottes vor Februar 1896 finden wir darin leider nicht. 1903 kam es zu einem endgültigen Zerwürfnis zwischen Bertha Röntgen und Charlotte Baur, die Ursachen und genauen Umstände dafür konnten nicht geklärt werden.


Letzte Änderung

geändert: 05.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Charlotte Baur“/ID 106, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Alma Auguste Beinert

Persönliche Daten

Name: Beinert
Vorname:Alma Auguste
Geburtsname: Lendrich
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 08.01.1861
Geburtsort: Merseburg
Todestag:Nach 1914
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Verlobungsanzeige Alma Lendrich und Heinrich Beinert v. 02.06.1882
in: Coburger Zeitung nebst Regierungs-Blatt für das Herzogthum Coburg (1882), Nr. 127 vom 02.06.1882, S. 536

Familie

Vater August Wilhelm Lendrich Strumpfwarenfabrikant 1831 - 1871 Merseburg
Mutter Auguste Ernestine Lendrich, geb. Reimann (auch Reymann) - 1892 Merseburg
 In zweiter Ehe heiratete die verwitwete Mutter den Kunstgärtner Herman Seidel.
Schwester Anna Lydia Lendrich, verh. Wolfermann 1864 Merseburg - 1936
Anmerkung zur Familie: Zu den weiteren Geschwistern konnten die Lebensdaten noch nicht ermittelt werden.

Familienstand

verheiratet mit 1883 Heinrich Beinert Versicherungsbeamter bei der München-Aachener Feuerversicherungsanstalt 1851 Coburg - 1904 Berlin
verwitwet seit 1904
Zwischen 1901 und 1904 finden sich im Berliner Adressbuch Einträge zu "Heinrich Beinert, Versicherungsbeamter". Ab 1905 lautet der Eintrag: "Beinert - Alma, geb. Lendrich, Ww., Charlottenburg Leibnizstr. 18 Gh pt." Adressbuch für Berlin in seine Vororte, Ausgabe 1905, Bd. 1, S. 109

Kinder

Elsa Antonia Beinert 1884 München

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1899    
1896 bis 1899 Frau Beinert Schwindstr. 24 / 3 rechts  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

spätestens ab 1895 Deutsche Gesellschaft für Ethische Kultur, Abtheilung München


Quellen und Literatur

Adressbuch für Merseburg 1860 ff.
Stadtarchiv München: PMB Heinrich Beinert
Amthor, Ed. (Hg.): Das industrielle und kommerzielle Deutschland, Bd. 1: Das industrielle und kommerzielle Thüringen, Gera 1867, S. 57. online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11752507?page=66,67, zuletzt eingesehen am 02.02.2024
Verlobungsanzeige, in: Coburger Zeitung nebst Regierungs-Blatt für das Herzogthum Coburg (1882), Nr. 127 v. 02.06.1882, S. 536, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00001120_00541_u001?page=544, zuletzt eingesehen am 02.02.2024
Historisches Stadtarchiv Merseburg: Eheeintrag Beinert vom 03.09.1883, Standesamt Merseburg (Reg.-Nr. 90/1883)
Adressbuch für München 1883 ff.
Historisches Stadtarchiv Merseburg: Sterbeeintrag Ernestine Seidel, verwitwete Lendrich, geborene Reimann, vom 19.09.1892 (Reg.-Nr.341/1892)
Ankündigung der Deutschen Gesellschaft für ethische Kultur, in: Münchner Neueste Nachrichten, 48. Jg. Nr. 237 Generalanzeiger vom 22.05.1895, S. 1
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896 bis 1899
Adressbuch für Berlin und seine Vororte, Ausgabe 1901 ff.
Auskunft über Alma Auguste Lendrich vom Stadtarchiv Merseburg vom 20.03.2024


Anmerkungen

Noch wissen wir nicht viel über Alma Beinert, geb. Lendrich. Ihr Vater August Wilhelm Lendrich war ein Strumpfwarenfabrikant. Mit großer Wahrscheinlichkeit war es jener W. Lendrich, über den es in einem 1867 erschienen Führer durch das „industrielle und kommerzielle Thüringen“ hieß: „Auch W. Lendrich in Weißenfels produciert gute Strumpfwaaren“. Laut Auskunft vom Stadtarchiv Merseburg hatte sie vier Geschwister, aber nur von einer Schwester wissen wir den Namen.
1883 folgte sie ihrem frisch angetrauten Ehemann Heinrich Beinert nach München, der dort als „Versicherungsbeamter“ für die Münchener und Aachener Mobiliar- und Feuer-Versicherungsgesellschaft arbeitete. 1884 wurde Tochter Elsa Antonia geboren. Aus welcher Überzeugung oder über welche gesellschaftlichen Kontakte Alma Beinert spätestens in Februar 1896 Mitglied in der damaligen Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau wurde, wissen wir nicht. Wie viele andere Vereinsfrauen war sie Mitglied in der Münchner Sektion der Gesellschaft für ethische Kultur, wo sie im Mai 1895 einen Vortrag hielt zum Thema „Die Notwendigkeit das Bildungs-Niveau der Frauen zu heben". Ein mutiger Schritt, der ihr Engagement in Frauenfragen unterstreicht.
Mit der Versetzung ihres Mannes nach Berlin im Jahr 1900 endete auch die Mitgliedschaft Almas im inzwischen umbenannten Verein für Fraueninteressen. Der letzte Eintrag zu Alma Beinert findet sich in der Ausgabe von 1915 des Berliner Adressbuches. Danach verliert sich ihre Spur.


Letzte Änderung

geändert: 21.03.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Alma Beinert“/ID 122, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Friederike Franziska Eugenie von Belli de Pino

Persönliche Daten

Name: von Belli de Pino
Vorname:Friederike Franziska Eugenie
Geburtsname: von Aretin
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 09.04.1841
Geburtsort: Freising
Todestag: 16.11.1929
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Sängerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Anzeige in den "Mitteilungen aus der bayerischen Frauenbewegung", 1.Jahrgang, Nr. 13, 01.05.1903 , S.4
aus: Münchner Neueste Nachrichten, 82. Jg. Nr. 314 vom 18.11.1929, S. 16

Familie

Vater Karl Albert Wilhelm Freiherr von Aretin Königl. Kämmerer und Apellationsgerichtsrat 1798 - 1846
Mutter Maria Josepha von Aretin, geb. Edle von Kerstorf 1806 - 1891
Schwester Marie Gräfin von Aretin, verh. Moy de Sons 1836 - 1904

Familienstand

verwitwet seit 1869
verheiratet mit Karl August Belli de Pino Gutsbesitzer auf Oberbrunn bei Prien 1833 - 1869

Kinder

Hermine Linnemann 1875 Prag - 1961
Hermine Linnemann war die Adoptivtochter. Die Adoption erfolgte erst 1900 kurz vor der Hochzeit Hermines mit ihrem Vetter Rudolf Linnemann am 29.12.1902. (Eintrag im PMB von Fr. von Belli de Pino). Hermine war seit 1897 ebenfalls Mitglied im Verein für Fraueninteressen.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Baronin Belli de Pino, Excellenz Gründungsmitglied nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894.
1896 bis 1898 Frau von Belli de Pino Schönfeldstr. 18 / I  
1899 bis 1905 Frau von Belli de Pino Schönfeldstr. 8 / I  
1905 bis 1908 Frau von Belli de Pino Von-der-Tann-Str. 11 / I  
1909 bis 1911 Frau von Belli de Pino Kaulbachstr. 6
1912 bis 1916 Frau von Belli de Pino Ainmillerstr. 2 / I Die Mitgliederlisten nach 1916 sind nicht erhalten. Es ist aber anzunehmen, dass sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1929 Mitglied gewesen ist.

Vereinsämter

1894bis 1895 Vorstandsmitglied als Beisitzerin
1896bis 1905 2. Vorsitzende
1896bis 1897 Mitglied der Kommission zur Gründung einer Rechtsbelehrungs- und Rechtschutzstelle für Frauen
1898bis 1903 Mitglied der Rechtschutzstelle, 1900 2. Vorsitzende der Rechtsschutzstelle
1907bis 1908 Mitglied der Presse-Kommission und der Ortsgruppen-Kommission. 1908 Vorsitzende der Presse-Kommission und der Ortsgruppen-Kommission
1907bis 1912 Vorstandsmitglied als Beisitzerin

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1895 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasium in München (Ausschussmitglied)
Ab 1899 Gründerin und Vorsitzende des Kostümbureaus für Bühnenkünstlerinnen (Costume-Bureau für Bühnenkünstlerinnen). 1914 war das Bureau Gründungsmitglied im Stadtbund Münchener Frauen-Vereine.
Mitglied im Vorstand des Hauspflege-Verein in München e. V., gegr. 1904
Mitglied im Vorstand der Münchener Hausfrauenvereinigung, gegr. 1908


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Friederike von Belli de Pino in den Jahresberichten


Eigene Publikationen

Belli de Pino, Friederike von: Die ethische Bedeutung der Frauenbewegung. Ein Wort an die gebildete Frau, München 1903


Quellen und Literatur

Belli di Pino, Friederike von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd1121307280.html [22.08.2024].

Stadtarchiv München: PMB Karl August von Belli de Pino
Stadtarchiv München: PMB Friederike von Belli de Pino, angelegt am 6.April 1894
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.4.1894
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasium in München, No.1, Juni 1895, S.4
Tätigkeitsberichte der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau bzw. des Vereins für Fraueninteressen
Todesanzeige Friederike Belle de Pino, in: Münchner Neueste Nachrichten, 82. Jg., Nr. 314 vom 18.11.1929, S. 16 , online  https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00134462_00425_u001?page=440
Hertel, Ute: Münchner Frauenvereine zur Zeit des Deutschen Kaiserreiches. Ziel und Aktivitäten, Magisterarbeit München 1986, S.154/VIII, S.154/XX, S.154/XVII
Reber, Susanne: Familie von Eichthal - Die Bayerischen Verwandten des Dirigenten Hermann Levi, Online: https://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20466/Leimen%20Reber%20Familie%20von%20Eichthal.pdf, zuletzt eingesehen am 21.04.2022
Menges, Franz: "Pappenheimer von Kerstorf, Heinrich Sigmund", in: Neue Deutsche Biographie 20(2001), S. 55 (Online-Version); URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116143193.html#ndbcontent, zuletzt eingesehen am 21.04.2022
Schüpke, Bettina: Linnemann, Rudolf. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe), https://frankfurter-personenlexikon.de/node/5316, Stand 08.04.2017, zuletzt eingesehen am 21.04.2022
Hedwig Pringsheim: Tagebücher 1885 - 1991, hg. und komm. von Cristina Herbst, Göttingen 2013, S. 563


Anmerkungen

Die Mutter Friederikes Belli de Pino war die Tochter der Franziska von Eichthal (1774 - 1854) und des Hirsch Salomon Pappenheimer (1769 - 1832), einem glühenden Anhänger der Aufklärung und der Französischen Revolution, einem Freund Heinrich Heines und des Ehepaares Schlegel. Er wurde 1817 in den Adelstand erhoben und führte seitdem den Namen Heinrich Sigismund Edler von Kerstorf. Franziska von Eichthal, verh. von Kerstorf, und Angelica von Eichthal, verh. Mayer, Großmutter von Amalie Bauer (ebenfalls Vereinsmitglied) waren Schwestern.

Spuren

2007 wurden „Erinnerungen – zum Druck fertig“, ein Manuskript v. Fr. Belli de Pino mit 85 Schreibmaschinenseiten und 20 Originalphotographien zum Kauf angeboten. Der Käufer konnte leider nicht ermittelt werden.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Friederike Belli de Pino“/ID 8, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Anna Bernau

Persönliche Daten

Name: Bernau
Pseudonym: A. Beruna
Vorname: Anna
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 15.02.1865
Geburtsort: Duisburg
Todestag:Im Jahr 1926 findet sich ein letzter Eintrag im Berliner Adressbuch. Danach verliert sich ihre Spur.
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Lehrerin, Publizistin, Klavierlehrerin, Musikpädagogin

Die Berufsbezeichnung „Lehrerin" haben wir ihrem Mindener Meldebogen entnommen. Die Berufe "Musikpädagogin", "Musikschriftstellerin" und "Klavierpädagogin" werden in den Berliner Adreßbüchern ab 1914 genannt. Ungeklärt ist, welche Berufsausbildungen sie absolviert hat bzw. auf welchen Gebieten sie als Autodidaktin tätig war.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Anna Bernau, Darstellung von 1899 in:
"Städtische Angelegenheiten, München, den 23.Oktober 1899: Allgemeiner Bayer. Frauentag München, dritte beratende Sitzung", aus: Münchener Zeitung, Nr. 234 vom 24.10.1899, S.3
Werbeanzeige für die Broschüre von Anna Bernau "Darf die Frau denken?"
aus: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 59. Jg. Band 4 Nr. 247 v. 22.10.1892, S. 6358

Familie

Vater Arnold Bernau Rechtsanwalt 1830 Paderborn - 1904 Minden
Mutter Hedwig Bernau, geb. Haarmann 1843 Hagen
 Hedwig Bernau wird im Adressbuch von Berlin im Jahr 1924 letztmalig genannt, danach verliert sich ihre Spur.

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1899    
1896 bis 1897 Fräulein Anna Bernau Schellingstr. 38  
1898 Frl. Anna Bernau Schellingstr. 38 Originaleintrag: (Minden i/W.) Schellingstr. 38
1899 Frl. Anna Bernau Schellingstr. 38 / I  

Vereinsämter

1896 Vorsitzende der Kommission für die Agitation zu Gunsten des Sitzendürfens der Ladnerinnen
1899 Vorstandsmitglied als Beirätin

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Verein Frauenbildungs-Reform, Sektion Minden i. W.


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Zitate über Anna Bernau in den Jahresberichten


Eigene Publikationen

Bernau, Anna: Darf die Frau denken?, Minden 1892
Bernau, Anna: Ungereimtes aus dem Frauenleben, in: Die Frauenbewegung 3. Jg. (1897) Nr. 29, S. 201 ff.
Bernau, Anna: Ungereimtes aus dem Frauenleben, Berlin 1898
Bernau, Anna: Wie sollen wir in der Provinz arbeiten I., in: Die Frauenbewegung 4. Jg. (1898), Nr. 20, S. 240 - 241
Bernau, Anna: Wie sollen wir in der Provinz arbeiten II., in: Die Frauenbewegung 4. Jg. (1898), Nr. 22, S. 264 - 266, beide Teile in Auszügen neu abgedruckt in: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Heft 51 (2007), S. 15 - 17
Bernau, Anna: Kann es Grenzen der Pietät geben? Vortrag gehalten auf dem ersten allgemeinen bayerischen Frauentag zu München am 20. October 1899, Berlin 1900
Bernau, Anna: Hunger und Liebe in der Frauenfrage, Minden 1901, in Auszügen neu abgedruckt in: Janssen-Jureit, Marielouise (Hg.): Frauen und Sexualmoral. Mit Beiträgen von Anita Augspurg u.a., Frankfurt a. M. 1986, S. 78 - 82
Bernau, Anna: Wie wird die Frau durch das Vereinsleben für das öffentliche Leben erzogen? Vortrag auf einem kleinen Mitglieder-Abend des Vereins für Fraueninteressen, München 1901
Bernau, Anna (Hrsg.): Arnold Bernau. Denkwürdiges aus dem Anwaltsstande. Studien im ehrengerichtlichen Verfahren der Anwaltskammer, Minden 1906
Bernau, Anna: Der Begriff des "Natürlichen" in der musikalischen Technik, in: Neue Musik-Zeitung 1916, 37. Jg. Heft 9, S. 132 f.
Bernau, Anna: Die Frauenarbeit im Staatshaushalt, in: Jünger, Karl (Hg.): Deutschlands Frauen und Deutschlands Krieg. Ein Rat-, Tat- und Trostbuch. Gesammelte Blätter aus Frauenhand, Stuttgart 3. Aufl. 1916, S. 157 ff. Online: https://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/FoXIIa2457#p=161


Quellen und Literatur

Bernau, Anna, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd118156543.html [22.08.2024]

Kommunalarchiv Minden: Familienbogen Arnold Bernau
Kommunalarchiv Minden: Meldebogen Anna Bernau, Lehrerin
Adressbücher für die Stadt Minden 1893 ff.
Berliner Adreßbuch Ausgabe 1912 ff.
Anzeige für Darf die Frau denken? von A. Beruna, 2. Auflage, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 59. Jg. Band 4 Nr. 247 v. 22.10.1892, S. 6358, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11516676?page=576,577
Anzeige für Darf die Frau denken? von A. Beruna, 4. Auflage, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 60. Jg. Band 3 Nr. 201 v. 30.08.1893, S. 4972, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11516679?page=1028,1029
NN: Über die Frauenfrage (aus der Kölner Volkszeitung), in: Augsburger Postzeitung (Beilage), Nr. 34 v. 24.08.1893, S. 7, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11484142?page=278,279
Anzeige für Darf die Frau denken? von A. Beruna, 4. Auflage, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 60. Jg. Band 3 Nr. 205 v. 04.09.1893, S. 5071, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11516679?page=1126,1127
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd. 1, Berlin 1898, S. 59
Schlesinger, Therese: Zur Literatur der bürgerlichen Frauenbewegung, Ungereimtes aus dem Frauenleben von Anna Bernau, Berlin 1898, in: Arbeiter-Zeitung. Zentral-Organ der österreichischen Sozialdemokratie, X. Jg., Nr. 92 Morgenblatt v. 03.04.1898, S. 11 f.
Allgemeiner bayerischer Frauentag, in: Allgemeine Zeitung, Jg. 102, Nr. 292 Abendblatt v. 21.10.1899, S. 3
Allgemeiner Bayerischer Frauentag, in: Münchner Neueste Nachrichten, 52. Jg., Nr. 489 v. 23.10.1899, S. 4
Hering, Sabine: Der Streit um ‚die Liebe‘ in den Diskursen der Frauenbewegung um 1900, in: Journal Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW (2015), Nr. 36, S. 45, online: DOI: https://doi.org/10.25595/1291.
Wobbe, Theresa: „Die Frauenbewegung ist keine Parteiensache“. Politische Positionen der Gemäßigten und Fortschrittlichen der bürgerlichen Frauenbewegung im Kaiserreich, in: Feministische Studien (1986) Band 5, Heft 2, S. 51, online: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/fs-1986-0206/html


Anmerkungen

1893 war Anna Bernau Mitglied einer kleinen Ortgruppe des Vereins Frauenbildungs-Reform in der preussischen Provinzstadt Minden in Westfalen. Bereits ein Jahr zuvor hatte sie die Broschüre Darf die Frau denken? unter dem Pseudonym A. Beruna veröffentlicht und sich damit -  gerade einmal 27 Jahre alt - auf Anhieb als eine anerkannte Autorin der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland etabliert. Die Schrift erfuhr innerhalb eines Jahres vier Auflagen und große Anerkennung in zahlreichen Zeitungen, wie z. B. der Berliner Börsenzeitung („Die Schrift dürfte noch von sich reden machen").
Spätestestens 1896 wurde sie Mitglied in der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau, ließ sich aber nicht dauerhaft in München nieder, sondern wohnte in Pensionen bzw. zur Untermiete in der Schellingstr. 38. So gibt es weder einen Münchner Polizeilichen Meldebogen noch wird sie in den Adressbüchern für München genannt. Warum sie für ihre Ausbrüche aus der Provinz als Ziel die Stadt München statt des für sie viel besser erreichbaren Berlins wählte, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Ihr Pendeln zwischen Minden und München prädestinierte sie aber geradezu für die schwierige Aufgabe, die Ideen der Frauenbewegung in die (bayerische) Provinz zu tragen. Im Jahr 1898 veröffentliche sie in der Zeitung Frauenbewegung einen zweiteiligen Artikel zum Thema Wie sollen wir in der Provinz arbeiten? In den Jahren 1899 und 1900 unternahm sie im Auftrag des Münchner Vereins für Fraueninteressen Vortragsreisen in die Pfalz und legte dabei den Grundstein für die Gründung zahlreicher neuer Frauenvereine. Der erste Allgemeine Bayerische Frauentag in München von 1899 endete mit einer Abschlussrede Anna Bernaus zum Thema Kann es Grenzen der Pietät geben? Danach lockerte sich ihre Bindung an den Verein. In der Mitgliederliste von 1900 ist sie schon nicht mehr erwähnt. 1901 gewinnt sie gemeinsam mit Alice Salomon ein vom Verein ausgelobtes Preisausschreiben zum Thema Wie wird die Frau durch das Vereinsleben für das öffentliche Leben erzogen?
1911 ließ sie sich gemeinsam mit ihrer Mutter in Berlin nieder und war dort als Klavierlehrerin und Musikpädagogin tätig. Die genauen Todesdaten von Mutter und Tochter Bernau konnten bisher nicht ermittelt werden.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Anna Bernau“/ID 110, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Hermine Beyer

Persönliche Daten

Name: Beyer
Vorname: Hermine
Religion bei Geburt: katholisch
In der 1892 angelegten "Haupt-Liste für den In- Reichs- und Aus-Länder" ist als Konfession "katholisch" angegeben. In den städtischen Meldeunterlagen von 1919 ist "prot." als Glaubensbekenntnis verzeichnet, demnach hat vor 1919 ein Konfessionswechsel stattgefunden.
Geburtstag: 28.07.1842
Im polizeilichen Meldebogen von 1919 ist mit Bleistift ein zweites Geburtsdatum angegeben: 28.07.1843
Geburtsort: Wolfenbüttel
Todestag: 1929
Sterbeort: Grafrath
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Malerin

In den Meldeunterlagen von 1892 wird als Beruf "Privatiere" angegeben. Erst 1919 taucht die Berufsbezeichnung "Malerin" auf.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Herzogtum Braunschweig
Seit 1876 in München lebend, wird sie 1919 Bürgerin des Freistaates Bayern

Familie

Vater Friedrich Beyer Militärarzt
Mutter Beyer, geb. Niehof
 Der PMB führt keinen Vornamen der Mutter auf

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Fräulein Herm. Beyer Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass Hermine Beyer 1894 Gründungsmitglied war.
1896 bis 1899 Frl. Beyer Augustenstr. 15 / I  
1900 bis 1909 Frl. Hermine Beyer Augustenstr. 15 / I  
1910 bis 1913 Frl. Hermine Beyer Franz Josephstr. 28 / III  
1914 bis 1916 Frl. Hermine Beyer Friedrichstr. 2 / III  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

seit 1874 Mitglied der Sektion München des Deutschen Alpenvereins und aktive Alpinistin. Sie wurde 1924 für 50 Jahre Mitgliedschaft geehrt.
spätestens seit 1892 Außerordentliches Mitglied der Münchener Künstler-Genossenschaft
1893 Mitglied im Verein  „Frauenbildungs-Reform", Sektion München
1894 Gründungsmitglied und spätere Vorsitzende (1907 - 1920) des Vereins zur Gründung eines Mädchengymnasiums in München
1895/96 - 1903/04 Ordentliches Mitglied im Künstlerinnen-Verein München e. V.


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Hermine Beyer in den Jahresberichten

„München. V e r e i n  z u r  G r ü n d u n g  e i n e s  M ä d c h en g y m n a s i u m s. gegr. 1894. Mitgl. 240. Vors.: Frau Hermine Beyer, Augustenstr. 15.
Bericht: Seit 1901 trägt der Verein das finanzielle Risiko für die von Professor Sickenberger begründeten Privatgymasialkurse. Die Kurse sind auf 4 Jahre berechnet. Nach dem Tode des Herrn Professor Sickenberger erhielt der Verein Oktober 1907 die Konzession und wird nach Maßgabe seiner Kräfte die Kurse ausbauen. - Lokal der Kurse: L i e b i g s t r. 12 a. Zurzeit werden die Kurse von 78 Schülerinnen besucht; 50 haben seit ihrem Bestand absolviert, sind seit 1904 zur Universität zugelassen und haben teils bereits ihr Maturitätszeugnis erhalten. Direktor der Kurse ist Herr Professor Dr. Kempf. - 18 Lehrer und eine Lehrerin wirken an der Anstalt; das Schulgeld beträgt 450,- M. Der Verein sorgt für reichliche Schulgeldermäßigung für Lehrerinnen usw. -  Alljährlich im März findet die Generalversammlung statt."
(Marie Wegner, Merkbuch der Frauenbewegung, S. 110 f.)


Ausstellungen

1883,1889, 1890, 1893, 1896 Internationale Kunstausstellungen im Glaspalast München
1891  Internationale Kunstausstellung Kunstverein Berlin mit dem Gemälde Gebirgsbach


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Hermine Beyer
Kataloge der Kunstausstellung im Münchner Glaspalast 1883 bis 1896 sind online einsehbar unter www.arthistoricum.net/themen/textquellen/glaspalast
Mitteilungen des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins ; 1 = Bd. 11 des Gesamtwerks. 1885, S. 7
Internationale Kunst-Ausstellung veranstaltet vom Verein Berliner Künstler anlässlich seines fünfzigjährigen Bestehens 1841-1891, Katalog und Führer, Berlin 1891, S. 342
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins „Frauenbildungs-Reform", abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, No.1, Juni 1895, S.4
Adressbuch München 1907 ff.
Wegner, Marie: Merkbuch der Frauenbewegung, hrsg. v. Bunde Deutscher Frauenvereine, Leipzig Berlin 1908, S. 110f.
Einladung zur außerordentlichen Hauptversammlung des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums, in: Münchner Neueste Nachrichten, 70  Jg., Nr. 393  v. 06. Aug. 1917, S. 4
Der Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, In : Münchner Neueste Nachrichten, 72. Jg. Nr. 71 v. 10. Feb. 1919, S. 2
55. Jahresbericht (Vereinsjahr 1924) der Alpenvereins-Sektion München e.V., S. 40 online: bibliothek.alpenverein.de/webOPAC/02_AV-Sektionsschriften/Sektion_Muenchen/Jahresberichte/SektionMuenchen1920-1929-web.pdf
Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e. V.  und seine Damen-Akademie. Eine Studie zur Ausbildungsituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, München 2005, S. 116.


Anmerkungen

Im Mittelpunkt ihres Engagements für die Frauenbewegung stand für Hermine Beyer eindeutig der Verein zur Gründung eines Mädchengymnasiums in München. 1907 übernahm sie von ihrer Vorgängerin Anna Steidle das Amt der 1. Vorsitzenden und damit die Verantwortung für die Finanzierung und Durchführung humanistischer Gymnasialkurse für Mädchen in München. 1917 beschloss der Verein, sich aufzulösen und im Februar 1919 übergab Hermine Beyer das Vereinsvermögen in Höhe von 10.000 Mark an eine Studienstiftung der LMU für die Unterstützung minderbemittelter Studentinnen.
In all den Jahren der Mitgliedschaft im Verein für Fraueninteressen hatte Hermine Beyer eine Wohn- und Ateliergemeinschaft mit der Künstlerin Betty Nägeli, die ebenfalls Vereinsmitglied (ID 95) war. 1920 verzogen beide nach Grafrath.

Spuren

Hermine Beyer nahm wiederholt an Kunstausstellungen teil, z.B. zeigte sie 1891 in der Internationalen Kunstausstellung im Kunstverein Berlin das Gemälde Gebirgsbach. Wir sind auf der Suche nach Werken von Hermine Beyer, bzw. deren Abbildungen.


Letzte Änderung

geändert: 22.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Hermine Beyer“/ID 32, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Catharina Elisabeth Biel

Persönliche Daten

Name: Biel
Vorname: Catharina Elisabeth
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 20.06.1859
Geburtsort: Bergen auf Rügen
Todestag:Sterbeort und -Datum sind unbekannt.
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Familie

Vater Carl Heinrich Biel Rechtsanwalt und Notar 1823 Stralsund - 1883 Bergen auf Rügen
Mutter Christiane Maria Biel 1828 Bergen auf Rügen - 1904 München
Bruder Carl Ernst Biel 1860 Bergen auf Rügen - 1920
Schwester Anna Maria Margaretha Biel, in 1. Ehe verheiratete Neuhauser, in 2. Ehe verheiratete Jordan Schriftstellerin 1865 Bergen auf Rügen - 1907 München
 Die Schwester war ebenfalls Vereinsmitglied

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1907   Nach 1899 hielt sich Elisabeth Biel gemeinsam mit Mutter und Schwester Anna in Dresden auf, daher war sie zeitweise kein Mitglied.
1896 Fräulein Elisabeth Biel Königinstr. 45 wohnt gemeinsam mit der Mutter und Schwester Anna
1897 Frl. Elisabeth Biehl Blüthenstr. 5 wohnt gemeinsam mit der Mutter
1898 bis 1898 Frl. Elisabeth Biehl Blüthenstr. 19 wohnt gemeinsam mit Mutter und Schwester Anna
1903 bis 1904 Frl. Elisabeth Biel Kaulbachstr. 63 / I wohnt gemeinsam mit Mutter und Schwester Anna
1905 bis 1907 Frl. Elisabeth Biel Kaulbachstr. 63a / I wohnt gemeinsam mit Schwester Anna

Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Anna Maria Jordan
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Christiane Maria Biel, Standesamt München I, Registernummer 2120 vom 17.11.1904
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Hertha Jordan, Registernummer 1428 vom 19.08.1907
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Anna Maria Jordan, Registernummer 1917 vom 12.11.1907
Mitgliederverzeichnisse des Vereins für Fraueninteressen 1896 bis 1907
Adressbücher für München 1893 bis 1918
Archiv VfFI: Schriftliche Auskunft Dr. Regina Nehmzow zur Schenkung eines (Teil-) Nachlasses der Schriftstellerin Anna Maria Jordan an das Museum Stralsund


Anmerkungen

Elisabeth Biel ist für uns ein unbeschriebenes Blatt. Sie trat gemeinsam mit ihrer Schwester Anna Neuhauser/Jordan (ID 102) in den Verein ein, pausierte wie sie in den Jahren nach 1899, kehrte spätestens 1903 in den Verein zurück und verließ ihn aber wieder unmittelbar nach dem Tod der Schwester.
Danach lebte sie zeitweise mit dem Rechtsanwalt Dr. Albert Halbe gemeinsam in einem Haushalt in der Widenmeyerstraße.
Der Jurist begegnet uns auch in den Sterbeurkunden von Christine Biel (Mutter), von Hertha Jordan (Nichte) und Anna Maria Jordan (Schwester) in den Jahren 1904 und 1907 als derjenige, der den Tod dem Standesamt München 1 meldete. Außerdem war er von Anna Maria Jordan als Alleinerbe eingesetzt. Warum Elisabeth Biel und ihr Bruder Carl Ernst testamentarisch übergangen wurden, wissen wir nicht. Ob ein verwandtschaftliches Verhältnis des Rechtsanwaltes zu den Geschwistern bestand, konnten wir noch nicht herausfinden. Letztes Münchner Lebenszeichen von Elisabeth Biel ist ein Eintrag in das Adressbuch für München von 1918. Damals lebte sie in der Friedrichstr. 32 als „Privatiere“.

Familie Biel

Elisabeth Jordan war die Nichte der Malerin Antonie Biel (31.01.1830 - 02.04.1880), die ihre künstlerische Laufbahn nur gegen große Widerstände ihrer väterlichen Familie und die gesellschaftlichen Vorstellungen ihrer Zeit durchsetzen konnte. Antonie Biel war die Schwester von Carl Heinrich Biel, dem Vater von Elisabeth Biel.


Letzte Änderung

geändert: 08.10.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Catharina Elisabeth Biel“/ID 109, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Johanna Regina Alma Braun

Persönliche Daten

Name: Braun
seit 1912 Alma von Braun
Vorname: Johanna Regina Alma
Geburtsname: Weißmann
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
im Meldebogen von 1919 ist sowohl für Alma Braun als auch für Ehemann Ludwig "freireligiös" als Bekenntnis angegeben.
Geburtstag: 16.12.1853
Geburtsort: München
Todestag: 03.07.1937
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Familie

Vater Christian Friedrich Weißmann Procuraträger, Geschäftsdirektor der Schäzlerschen Großhandlung 1801 Haidhof - 1862 München
Mutter Johanna Weißmann, geb. Huber 1815 München - 1884 Tegernsee
 Hufschmiedemeisterstochter aus der Vorstadt Au
Schwester Johanna Alexandra Olga Weißmann, verh. (von) Ru(e)f 1836 München - 1904 Augsburg
 Der Familienbogen von Christian Friedrich Weissmann weist Olga als illegitimes Kind aus. Sie wurde am 17. Oktober 1836 geboren. Die Eheschließung der Eltern erfolgte im Mai 1837
Bruder Christian Lorenz Ferdinand Weißmann Kgl. Bayr. Offizier, er beendete seine Laufbahn als Oberstleutnant 1838 München - 1911 München
 verheiratet mit Elise Zenetti, geb. am 25.02.1851
Schwester Selma Regina Bertha Weißmann, seit 1866 verh. Eberdt 1840 München
Bruder Christian Friedrich Ernst Weißmann 1841 München - 1843 München
Schwester Katharina Paulina Ida Weißmann, verh. Hemmer 1843 München - 1882 München
 verheiratet mit dem Kgl. Bayr. Offizier Anton Hemmer
Bruder Friedrich Ernst Weißmann Major in der Kgl. Bayr. Armee 1845 München - 1917 Weilheim
Schwester Elise Augusta Laura Weißmann 1846 München - 1915 München
Bruder Christian Friedrich Weißmann Kgl. Bayr. Offizier 1848 München
Schwester Johanna Karoline Eva Weißmann 1850 München - 1856 München

Familienstand

verheiratet mit 1881 Ludwig (Ritter von) Braun Intendanturrat, zuletzt Wirkl. Geh. Oberkriegsrat 1845 Ansbach - 1930 München

Kinder

Heinrich, genannt Heinz, Braun Jurastudent 1883 München - 1903 Höllentalklamm im Wettersteingebirge
Das einzige Kind Alma Brauns erlitt 20jährig einen tödlichen Bergunfall.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1916    
1896 Frau Intendanturrat Braun Sigmundstr. 4 / I  
1897 bis 1898 Frau Rat Alma Braun Sigmundstr. 4 / I.  
1899 bis 1903 Frau Geheimrat Alma Braun Liebigstr. 21 / III  
1904 bis 1906 Frau Geheimrat A. Braun Liebigstr. 21 / III.  
1907 bis 1916 Frau Geheimrat Braun Liebigstr. 21 / III.  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

ab 1889 Mitglied im Asyl-Verein für Obdachlose in München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Alma Braun in den Jahrenberichten


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB und Steuerliste Ludwig Braun
Stadtarchiv München: PMB Christian Friedrich Weißmann
Kirchenbuch München Trauungen 1830 – 1844, S. 141, Original: Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, online bei Archion: https://www.archion.de/p/31d2fc1d46/, zuletzt eingesehen am 26.02.2024
Baierischer Eilbote 1848: Verzeichnis der vom Bauhof-Club zu München anempfohlenen Wahlbewerber, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10485376_00441_u001?page=6%2C, zuletzt eingesen am 03.03.2024
Kirchenbuch München Begräbnisse 1860 – 1867, S. 141, Original: Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, online bei Archion: https://www.archion.de/p/7ebbe81319/zuletzt eingesehen am 26.02.2024
Adressbuch für München 1845 ff.
Mitglieder-Verzeichniss des Asyl-Vereins für Obdachlose 1889, München 1890, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11474496?page=2,3, zuletzt eingesehen am 28.02.2024
Jahres-Bericht des Asyl-Vereines für Obdachlose a. V. in München pro 1894 nebst Mitglieder-Verzeichniß, München 1895, S. 17, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11474501?page=16,17, zuletzt eingesehen am 28.02.2024
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnisse 1896 ff.
Beerdigung Herr Heinz Braun, in: Münchner Neueste Nachrichten, 56. Jg. Nr. 325 Morgenblatt v. 15.07.1903, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130191_00227_u001?page=2%2C3, zuletzt eingesehen am 28.02.2024
Spendenliste für die Sammlung für den liberalen  Zentral-Wahlfonds, in: Münchener Neueste Nachrichten, 65. Jg. Nr. 64 Morgenblatt vom 05.02.1912, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130983_00107_u001?page=108,109, zuletzt eingesehen am 26.02.2024
Personalien, in: Münchner Neueste Nachrichten, 65. Jg. Nr. 661, Morgenblatt v. 24.11.1912, S. 5, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131002?page=734%2C735, zuletzt eingesehen am 24.02.2024
Stadtarchiv München: DE-1992-STANM-00141 Namensverzeichnis Sterbeliste Standesamt München I (1930), Braun, Ritter Ludwig von Register Nr. 2485
Todes-Anzeige Ludwig Ritter von Braun, in: Münchner Neueste Nachrichten, 83. Jg. Nr. 354 vom 30. Dezember 1930, S. 14, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00138027_00623_u001?page=636, zuletzt eingesehen am 26.02.2024
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Alma von Braun, DE-1992-STANM-00148, Standesamt München 1 Eintrag Nr. 1560/37


Anmerkungen

Alma Braun wurde als jüngste Tochter des Kaufmannes (Procuraträger und Geschäftsdirektor) Christian Friedrich Weissmann und seiner Frau Johanna geboren. Sie hatte neun Geschwister; sieben erreichten das Erwachsenenalter. Ihre drei erwachsenen Brüder wurden Offiziere der Kgl. Bayerischen Armee, ihre Schwestern heirateten - wie sie selbst auch - einen königlichen Beamten bzw. Berufsoffizier. Damit zählte ihre Familie zu den staatstragenden Schichten des Königreichs Bayern. Das schloss eine liberale Gesinnung jedoch nicht aus. Ihr Vater Christian Friedrich Weißmann hatte 1848 auf einer Wahlmännerliste kandidiert, die vom republikanischen, linksliberal orientierten Bauhof-Club zu München unterstützt wurde.
Alma Weissman, verheiratete Braun, scheint die liberale Überzeugung ihres Vaters geteilt zu haben, dafür spricht ihre langjährige Mitgliedschaft im Verein für Fraueninteressen ebenso wie ihre Spende für den liberalen Zentral-Wahlfonds, der 1912 aufgelegt wurde, um die Vorherrschaft der (nicht zuletzt frauenbewegungsfeindlichen) Zentrumspartei in Bayern zu beenden. Die Spendensumme war zwar nicht groß, aber Alma Braun zeichnete namentlich und bekannte sich damit öffentlich zu ihrer Haltung. Gemeinsam mit ihrem Ehemann gehörte sie der freireligiösen Bewegung an.
Sie hatte den damaligen Intendanturrat und späteren Wirklichen Geheimen Oberkriegsgerichtsrat Ludwig Braun 1881geheiratet. Ihr einziges Kind Heinrich Braun, genannt Heinz, verunglückte mit 20 Jahren tödlich in der Höllenthalklamm und wurde am 14. Juli 1903 in München beerdigt. Die Schilderung der Trauerfeier in der Münchner Neuesten Nachrichten ist ein beeindruckendes Dokument der ständischen und zutiefst patriachalisch geprägten Münchner Gesellschaft. Neben „dem schmerzerfüllten Vater des Verunglückten, dem k. geheimen Kriegsrat Ludwig Braun" werden als Trauergäste sieben weitere Männer mit Namen und allen Titeln aufgeführt. Die Mutter wird nicht erwähnt, sie spielt im wahrsten Sinne des Wortes keine Rolle und ihre Trauer bleibt privat.


Letzte Änderung

geändert: 02.05.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Alma Braun“/ID 129, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Helene Elisabeth Maria Döllinger

Persönliche Daten

Name: Döllinger
Vorname:Helene Elisabeth Maria
Geburtsname: Lange
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
„prot. getauft, aber kath. erzogen“, so im Meldebogen von Moritz Döllinger über seine Frau
Geburtstag: 01.01.1867
Geburtsort: München
Todestag: 12.05.1938
Sterbeort: Unterwössen
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Mitinhaberin und Teilhaberin der Fa. J. Strobel’s Nachfolger, Geschwister Lange, Chromolithographische Kunstanstalt   

Im Ausstellungskatalog „Ab nach München“, heißt es in dem Beitrag über Laura Lange, Helene Lange habe von 1903 bis 1904 als Hospitantin die Münchner Kunstgewerbeschule besucht und später mit Emma Schnitzlein ein Atelier für Handarbeiten gegründet. Allerdings wird dort 1875 als Geburtsjahr angegeben. Es liegt offensichtlich eine Verwechslung mit der Malerin Helene Petraschek Lange, geb. 1875 in Dresden, vor.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Herzogtum Mecklenburg
Obwohl Helene Lange in München geboren wurde, besass sie über ihren Vater, den in Plau geborenen Historienmaler Friedrich Lange, die Staatsbürgerschaft des Herzogtums Mecklenburg. Erst mit dem Erwerb der bayrischen Staatsangehörigkeit durch die Mutter Bertha Lange, geb. Sckell, im Jahr 1886 wurden Helene und ihre Schwester Laura Bayerinnen.

© Familienarchiv Döllinger
Porträt Helene Lange, spätere Döllinger
© Familienarchiv Döllinger
Helene Döllinger, gemalt von ihrer Schwester Laura Lange
© Familienarchiv Döllinger
Helene Döllinger und Ehemann Moritz
© Familienarchiv Döllinger
Antonie von Ritzerow, Laura Lange, Helene Döllinger in Unterwössen

Familie

Vater August Friedrich Ernst Lange Historienmaler 1834 Plau am See - 1875 Straßburg
Mutter Bertha Lange, geb. von Sckell 1835 - 1909 München
 Nachfahrin des Landschaftsarchitekten Friedrich Ludwig von Sckell
Schwester Laura Lange Lithographin, Buchbinderin und Malerin 1868 - 1953
 Laura Lange war ebenfalls Vereinsmitglied

Familienstand

verheiratet mit 1895 Moritz Döllinger Bank-Beamter (Hyp. und W.-B.) 1863 - 1925 München
verwitwet seit 1925

Kinder

Hans Döllinger Graphologe 1908 - 1975

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Frl. Helene Lange Nachweis ihrer Mitgliedschaft im Brief Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26. April 1994. Sie wird hier als Vorstandsmitglied der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" genannt.
1896 Frau Döllinger-Lange Luisenstr. 40b  
1897 bis 1898 Frau Helene Döllinger Luisenstr. 40b / II Mitte  
1899 bis 1914 Frau Helene Döllinger Luisenstr. 72 / II  
1915 bis 1916 Frau Helene Döllinger Adalbertstr. 38 / III  

Vereinsämter

1894bis 1895 II. Schriftführerin Laut Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894.
1896bis 1897 Mitglied des Vorstandes als Beisitzerin
1897bis 1898 Vorstandsmitglied als Vereins-Bibliothekarin

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Helene Döllinger in den Jahrenberichten des Vereins


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Bertha Lange
Stadtarchiv München: PMB Moritz Döllinger
Standesamt Unterwössen: Auskunft über Sterbedatum und -ort von Andrea Maier v. 23.08.2023
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.4.1894
United Nations Library & Archives, BvS/17/198-1/1: Schreiben von Helene Döllinger an Bertha von Suttner i.A. des Comités der Münchner Frauenbewegung vom 30.1.1896:  https://archives.ungeneva.org/dollinger-helene-munich
Die Frauenbewegung, Revue für die Interessen der Frau, 1896, Nr. 14, S. 136
Frauenversammlung, Berlin 29.Juni 1896, in: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 302 (Morgenblatt) vom 2. Juli 1896, S. 2, Spalte 3: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129719?page=30,31, zuletzt eingesehen am 11.08.2022
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896 bis 1916
Pringsheim, Hedwig: Tagebücher 1892 -1897, hrsg. von Cristina Herbst, Göttingen 2013, S. 380 - 384
Stritt, Marie: Rechtskämpfe, in: Handbuch der Frauenbewegung, hrsg. von Helene Lange, Gertrud Bäumer, II.Teil, Frauenbewegung und soziale Frauenthätigkeit in Deutschland nach Einzelgebieten, Berlin 1901, S.142
Voigt, Antonia (Hrsg.): Ab nach München!: Künstlerinnen um 1900, München 2014, S. 138
Döllinger, Elisabeth: Laura Lange, https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/laura-lange/#biografie, zuletzt eingesehen am 22.04.2022


Anmerkungen

Helene Lange (verh. Döllinger) und ihre Schwester Laura Lange waren die Töchter des Historienmalers Friedrich Lange und seiner Frau Bertha von Sckell, die der weitverzweigten Gärtnerfamilie Sckell angehörte. Nach dem frühen Tod des Vaters kam ihre Mutter im Oktober 1875 „zur Gründung einer Existenz“ mit den beiden 6- und 7- jährigen Töchtern zurück nach München, wo die beiden Töchter auch geboren waren. 1891 wurden beide Schwestern Teilhaberinnen der Fa. „S. Strobel‘s Nachfolger Geschw. Lange, chromolithographische Kunstanstalt, Äußere Nymphenburger Str. 34“, die allerdings danach nur noch wenige Monate fortbestand. 1895 heiratete Helene den Bankbeamten Moritz Döllinger und bekam einen Sohn. Verwitwet seit 1925, lebte Helene Döllinger mit Ihrer Schwester Laura Lange (ebensfalls Vereinsmitglied ID 78), Martha von Kranz (ebenfalls Vereinmitglied ID 76) und der Malerin Antonie von Ritzerow in der Luisenstr. 72/III. 1932 verließen alle vier die Stadt München und ließen sich nach einer Zwischenstation schließlich im Chiemgau, in Unterwössen nieder.

Helene Döllinger und der Kampf gegen die frauenfeindlichen Bestimmungen im BGB

„Hoch zu verehrende Frau Baronin!
Anbei erlaube ich mir ein Exemplar der Resolution zu übersenden, die bei ihrem Bekanntwerden in Deutschland überall mit Begeisterung aufgenommen worden ist.
Sie haben, verehrte Frau Baronin, in ihren Werken in hoch dankbarster Weise gekämpft für die höchsten erstrebenswertesten Güter der Menschheit. 
Und so hoffen wir, bei Ihnen keine Fehlbitte zu thun, wenn wir Sie ersuchen, beiliegende Protokollierung durchzulesen, und in Wort und Schrift einzutreten für unsere Bestrebungen. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen wie unendlich wertvoll für diese Bewegung, gerade Ihre vielbedeutende Mitwirkung wäre. Wie berechtigt unsere Sendungen sind, ist deutlich erwiesen dadurch, dass die Beteiligung an der Protesterklärung weit über das hinausgeht, was wir zu hoffen wagten. Es ist, als hätte ein Sturm Hunderttausende aufgerüttelt, die nun alle dasselbe verlangen – ihr gutes Recht.
Wir hoffen mit einer erdrückenden Stimmenzahl vor den Reichstag treten zu können, und die Begeisterung mit der in allen Orten unermüdlich gearbeitet wird, gibt Gewähr dafür, dass, wenn irgend möglich wohl die größten Schwierigkeiten überwunden werden.
Mit der wiederholten Bitte an Sie, hochverehrte Baronin, sich dieser zur Erinnerung anzuschließen, zeichne ich
Mit vorzüglicher Hochachtung i.A. des Comités der Münchner Frauenbewegung
Helene Döllinger"
Schreiben von Helene Döllinger an Bertha von Suttner i.A. des Comités der Münchner Frauenbewegung vom 30.1.1896 (https://biblio-archive.unog.ch/Dateien/1/D9341.pdf), (transkribiert von Hiltrud Tischer)

Hinter dem „Comité der Münchner Frauenbewegung“ verbargen sich Mitglieder der „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau.“ Ab Anfang 1896 wurde das neue Bürgerliche Gesetzbuch in drei Lesungen verhandelt und verabschiedet, um am 1.1.1900 in Kraft treten zu können. Es galt als Jahrhundertwerk und sollte für alle Staaten des 1871 gegr. Deutschen Reiches ein gemeinsames Zivilrecht schaffen. Insbesondere das Familienrecht benachteiligte Frauen stark. Anita Augspurg entwarf eine Resolution mit Änderungswünschen, die reichsweit von 25 000 zum Teil sehr prominenten Bürgern und Bürgerinnen unterschrieben wurde. Wie wir einem Brief Helene Döllingers an Bertha von Suttner entnehmen können, wurde auch die prominente Pazifistin um Unterstützung bzw. Unterschrift gebeten. Neben Anita Augspurg und Helene Döllinger beteiligten sich viele weitere Vereinsfrauen an der Aktion. Die Initiative blieb leider erfolglos, das Familienrecht änderte sich erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts im Sinne der Frauenbewegung.

Familie Döllinger

Wie auch das Familiengrab der Döllingers zeigt, war Helenes Ehemann Moritz Döllinger mit dem Mitbegründer der Altkatholischen Kirche, dem Theologieprofessor Ignaz von Döllinger, verwandt. Helene Döllinger scheint jedoch nicht im Familiengrab bestattet worden zu sein.


Letzte Änderung

geändert: 25.04.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Helene Döllinger“/ID 36, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Frieda (eigentlich Auguste Friederike) Ehrhardt

Persönliche Daten

Name: Ehrhardt
auch Erhardt
Vorname:Frieda (eigentlich Auguste Friederike)
auch Frida
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 31.08.1867
Geburtsort: Hildburghausen
Todestag: 26.09.1904
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Kunstmalerin 
Kunststudium an der Königlichen Kunstgewerbeschule (KGS) in München
ab 1903 Lehrerin an der Königlichen Kunstgewerbeschule (KGS) in München

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Herzogtum Sachsen-Meiningen

Familie

Vater Carl August Emil Ehrhardt Seminarleiter und Seminaroberlehrer
Mutter Karoline Ehrhardt, geb. Hopf

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1904   Sie war bis zu ihrem frühen Tod Vereinsmitglied
1896 Fräulein Frida Ehrhardt Schellingstr. 66 / IV  
1897 bis 1898 Frl. Frida Ehrhardt Schellingstr. 37 / 1. Rgb. 1. Aufgang  
1899 bis 1904 Fräulein Frieda Erhardt Schellingstr. 37 / IV / 1. Rgb. 1. Aufgang letzte Adresse laut PMB u. Sterbeurkunde: Türkenstr. 68a

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Frieda Ehrhardt in den Jahresberichten

Kunstchronik. Ehrhardt-Ausstellung im Künstlerinnen-Verein. Der Künstlerinnen-Verein eröffnete Sonntag, den 5. Februar, eine Ausstellung von Arbeiten aus dem Nachlaß der so früh verstorbenen Kunstmalerin und Lehrerin an der k .Kunstgewerbeschule Fräulein Frieda Ehrhardt. Schon letzte Woche hat der Kunstverein in dankenswerter Weise eine Kollektion von Arbeiten dieser wirklich tüchtigen Künstlerin gebracht, und diese feinen, von von so reinem künstlerischem Empfinden zeugenden Arbeiten gewährten einen so schönen Einblick in das Schaffen der allzufrüh Dahingeschiedenen, daß wiederholt der Wunsch laut wurde, man möchte die Sachen auch der weiteren Oeffentlichkeit vorlegen. Die am 26.September 1904 aus einem so schönen Wirkungskreise ausgeschiedene Künstlerin Frieda Ehrhardt war ein Thüringer Kind. In Hildburghausen stand ihre Wiege. Ihre erste Ausbildung erhielt sie in ihrer Heimat, worauf sie, kaum 15jährig in die k. Kunstgewerbeschule in München eintrat. Später wurde die junge Künstlerin Schülerin Herterichs und anderer Meister. Jahre eifrigstens Strebens folgten. Die Künstlerin betätigte sich hauptsächlich auf dem Gebiete des Porträtfaches, - namentlich ihre Kinderporträts zeichnen sich durch Liebreiz aus. Doch auch die Landschaft, das Blumenstück wie auch das Plakat und die Illustration ("Jugendblätter") fanden in ihr eine vortreffliche Vertreterin. Im Herbst 1903 wurde Frieda Ehrhardt an die k.Kunstgewerbeschule hier berufen, um an Stelle der verstorbenen Blumenmalerin Olga Weiss den Unterricht im Blumenzeichnen, - malen, in Aquarell -, Tempera-, Gouache- und Ölmalen an der weiblichen Abteilung zu übernehmen. Ein Jahr nur wirkte sie an der Anstalt, von all ihren Schülerinnen verehrt und beliebt als die treueste, aufopfernste Lehrerin und Freundin, hoch geschätzt von ihren Kollegen und Vorgesetzten. Ein kurzes Jahr nur - da legte der unerbittliche Tod seine rauhe Hand an ein junges, frohes Künstlerleben, das kaum erst angefangen hatte, sich zur vollen Blüte zu entfalten. Frieda Ehrhardt war ein edler, vornehmer Charakter, eine sonnige, frohe Künstlernatur, die jedem, der das Glück hatte, ihr näher zu treten, unvergeßlich bleiben wird. "
(Münchner Neueste Nachrichten: 58. Jg., Nr.68, Morgenblatt  vom 10.02.1905, S. 3)


Ausstellungen

1891 Kunstverein München: Pastell
1896 Kunstverein München: Pastell
1902 Kunstverein München: 41 Aquarelle, Pastelle und Skizzen
1903 Kunstverein München: Drei Kinderbildnisse
1905 Kunstverein München posthum
1905 Künstlerinnen-Verein posthum


Werke von Frieda Ehrhardt

© Verein für Fraueninteressen
Buchcover gestaltet von Frieda Ehrhardt
Frieda Ehrhardt: Mädchenkopf (um 1900)
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München, CC-BY-SA_BSTGS_8367: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/y7GEYaeGPV

Quellen und Literatur

Adressbuch Hildburghausen 1877
Adressbuch München 1900
Stadtarchiv München: PMB und Sterbeurkunde vom 27.9.1904 Nr. 1784
Münchner Neueste Nachrichten: 44. Jg, Vorabend-Blatt vom 26.05.1891, S. 4
Münchner Neueste Nachrichten: 56. Jg. vom 25.05.1903, S. 3
Münchner Neueste Nachrichten: 57. Jg., Vorabend-Blatt vom 28.07.1904, S. 3
Münchner Neueste Nachrichten: 57. Jg., General-Anzeiger vom 29.09.1904, S.1
Münchner Neueste Nachrichten: 58. Jg., Nr. 68 Morgenblatt vom 10.02.1905, S. 3
K.G. Saur Verlag (Hrsg.): Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, München-Leipzig 2002
Schmalhofer, Claudia: Die Königliche Kunstgewerbeschule München (1868-1908), München 2005
Jehl, Iska und Sternberg, Caroline: Erste Frauen in der Lehre. Akademie der Bildenden Künste München. Kunstgewerbeschule München: Zur Entwicklung des Frauenanteils in der Lehre 1808-2014


Anmerkungen

Eine erste künstlerische Ausbildung erhielt Frieda Ehrhardt bereits in ihrem Geburtsort Hildburghausen. Sie kam mit nur 16 Jahren 1883 nach München und absolvierte hier ein Kunststudium an der Königlichen Kunstgewerbeschule (KGS), an die sie im Herbst 1903 selbst als Lehrerin berufen wurde. Sie unterrichtete in der weiblichen Abteilung "Blumenmalerei und Aquarellieren" und erfuhr die "Wertschätzung der Kollegen und die Liebe, Verehrung und Dankbarkeit ihrer zahlreichen Schülerinnen" (Münchner Neueste Nachrichten vom 29.09.1904).
Als Malerin bekannt wurde Frieda Ehrhardt, eine Schülerin Herterichs, vor allem durch ihre Pastelle und Kinderbilder, war aber auch mit Landschafts- und Blumenmalerei, sowie Plakaten und Illustrationen erfolgreich. Ab 1890 nahm sie an verschiedenen Ausstellungen wie z.B. im Kunstverein, der Münchner Secession und der Großen Berliner Kunstausstellung teil.
Im Juli 1904 wurde ihr die Stelle an der KGS für das Schuljahr 1904/1905 übertragen. Sie folgte damit Olga Weiss, die ebenfalls Vereinsmitglied war. Wenig später, am 26.9.1904, verstarb sie im Alter von 37 Jahren und wurde auf dem Schwabinger Friedhof beerdigt. Das Ehrengeleit gaben ihr nicht nur Angehörige und Schülerinnen, sondern der gesamte Lehrkörper der Schule mit Direktor von Lange, sowie als Vertreter des Kultusministeriums Oberregierungsrat Frhr. von der Heydte. Im Januar 1905 wurde sie im Kunstverein und im Februar 1905 im Künstlerinnen-Verein posthum mit Ausstellungen ihrer Werke gewürdigt.


Letzte Änderung

geändert: 22.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Frieda Ehrhardt“/ID 103, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Pauline Engelmann

Persönliche Daten

Name: Engelmann
Vorname: Pauline
Geburtsname: Neustätter
Religion bei Geburt: jüdisch
Geburtstag: 02.01.1840
Geburtsort: München
Todestag: 24.01.1911
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Familie

Vater David Neustätter Kaufmann, Tuchhändler 1801 München - 1852 München
 David Neustätter eröffnete im Jahr 1824 eine Tuchhandlung in der Theatinerstr.
Mutter Antonie Neustätter, geb. Mack Inhaberin der Firma: David Neustätter sel. Wtw. 1806 Altenkunstadt - 1880 München
 Rufnamen: Dina oder Toni
Bruder Max Neustätter Dr. jur. und Anwalt 1827 München - unbekannt unbekannt
 Der älteste Bruder Maximilian Neustätter (https://d-nb.info/gnd/127838368) studierte in Lüttich Jura und promovierte dort zum Dr. jur. (https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10851306). Gewidmet war die Hochschulschrift seinen Eltern (Parentibus Optimis Carrissimis), die er im Revolutionsjahr 1848 in München besucht hatte. Das Münchener Tagblatt berichtete: "Ein eingeborner, wackerer Mann ist gerade als Fremder unter uns. Dr. Neustätter, Sohn des Großhändlers David Neustätter. Dieser junge Mann zählt erst 21 Jahre, hat in Lüttich die Universität absolviert und ist gegenwärtig Advokat in Amsterdam. Würde er es im Bayernlande in so kurzer Zeit als Jude auch so weit gebracht haben?" (Münchner Tagblatt 46. Jg. Nr. 206 v. 26.07.1848, S. 1013 f.) Bis mindestens 1854 war er in Amsterdam als Advokat gemeldet und veröffentlichte noch einige juristische Schriften, danach verliert sich seine Spur.
Bruder Markus Neustätter 1828 München - 1829 München
 Angaben im Familienbogen von
Bruder Adolph Neustätter 1829 München - 1856 München
Schwester Emilie Neustätter, verh. Steinmayer 1831 München - ?
Bruder Ferdinand Neustätter Jounalist, Schriftsteller, Musik-Verleger, Inhaber einer Theater-Agentur 1832 München - 1888 München
  https://d-nb.info/gnd/132249332
Schwester Rosalie Neustätter, verh. Ellinger 1834 München - 1908 Stuttgart?

Familienstand

verheiratet in erster Ehe 1861 Joseph Engelmann Arzt, zuletzt Leiter der Kreisirrenanstalt Bayreuth, Dr. med Hofrath 1820 Floss - 1888 Bayreuth
verwitwet seit 1888
"Dem Assistenzarzt bei der Irrenanstalt Irsee, Dr. Joseph Engelmann, ein ausgezeichneter junger Mediziner, wurde die Stelle eines leitenden Arztes an der Irrenanstalt St. Georgen bei Bayreuth auf Ruf und Widerruf übertragen. Es ist dies der erste Fall einer ähnlichen Anstellung eines Israeliten in Bayern; und wenn wir die Beharrlichkeit in Betracht ziehen, mit welcher das vorige Staatsministerium selbst die Anstellung eines Juden als Taxbeamten verweigerte, so bleibt diese Ernennung immerhin ein bedeutender Fortschritt. Wir wollen, insofern er an noch recht viele, nicht minder würdige Glaubensgenossen ergeht, uns den Ruf ebenso gern gefallen lassen, als wir bereitwilligst und mit größtem Vergnügen auf den Widerruf verzichten." (Aus Bayern im Januar, in: Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 7. Februar 1860, zit. nach https://www.alemannia-judaica.de/bayreuth_texte.htm)

Kinder

Max Engelmann Dr. med., Arzt 1863 München - 1911 Bamberg
Verheiratet mit Anna Engelmann, geb. Sack (1869 - 1938)
Theodor Engelmann Jurist (Dr. jur.), Staatsanwalt und Richter, zuletzt Rat am Obersten Landgericht 1864 Bayreuth - 1924 München
Theodor Engelmann war Co-Autor des 4. Bandes des "Kommentars zum Bürgerlichen Gesetzbuches für das Deutsche Reich". Er war mit Elsbeth (Elisabeth) Rosenfeld verheiratet (1870 Nürnberg - 1942 Treblinka).
Richard Engelmann Bankkaufmann, Bildhauer, 1921-1930 Lehrbeauftragter an der Staatlichen Hochschule für bildende Kunst in Weimar 1868 Bayreuth - 1966 Kirchzarten
https://d-nb.info/gnd/119492172 Zusammenarbeit mit Van der Velde und dem Bauhaus. In 1. Ehe verheiratet mit Dorthea Hölscher (1863 - ca. 1905), in 2. Ehe mit Elisabeth v. Hampeln und zuletzt mit Frieda Klara Leidel.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1901    
1896 bis 1901 Frau Hofrat Engelmann Arcostr. 1  
Die Mitgliederliste von 1902 fehlt, deshalb wissen wir nicht, ob Pauline Engelmann im Laufe des Jahres 1901 oder 1902 ausgeschieden ist. In der Liste von 1903 ist sie jedenfalls nicht mehr erwähnt.

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1891 Mitglied im Verein für Arbeiterkolonien in Bayern
1891 bis mind. 1896 Mitglied im Bayerischen Frauenverein unterm rothen Kreuz, Zweigverein München
1895 Mitglied im Frauenverein Arbeiterinnenheim


Quellen und Literatur

StadtA München: PMB Neustätter, David
StadtA München: PMB Neustätter, Ferdinand
StadtA München: PMB Engelmann, Pauline
StadtA München: DE-1992-JUD-V-0013 Korrespondenz und Dokumente von Elsbeth Engelmann

Münchener Tagblatt 46. Jg., Nr. 206 v. 26.07.1848, S. 1013 f., online:  https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10541957_00125_u001, zuletzt abgerufen am 11.08.2024

Bayern.Armee: Armee-Befehl vom 9. October 1849, § 15 S. 36, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10315977

Aus Bayern, im Januar (Privatmitth.), in: Allgemeine Zeitung des Judentums 24. Jg., Nr. 6 v. 07.02.1860, S. 87, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10521443?page=96%2C97

Todesanzeige von Antonie Neustätter, in: Neueste Nachrichten 33. Jg., Nr. 34 v. 03.02. 1880, S. 5, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11602391

Auszug aus dem Standesamtsregister, in: Bamberger Volksblatt Nr. 177 v. 10.08.1887, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11483533

Verzeichnis der Mitglieder des unter dem Protektorate Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Ludwig stehenden Vereins für Arbeiterkolonien in Bayern in der Stadt München (Separatdruck aus dem über 6000 namen unfassenden Gesammt-Mitglieder-Verzeichnis nach dem Stand v. 01. 01. 1891, München 1891, S. 5, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11455246,

Rechenschaftsbericht und Mitglieder-Verzeichnis des Zweigvereins München des unter dem Protektorate Ihrer Majestät der Königin-Mutter von Bayern stehenden Bayerischen Frauenvereins unterm rothen Kreuz für das Jahr 1891, S. 19, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11564128

Rechenschafts-Bericht des Frauenvereins Arbeiterinnenheim a. V. unter dem Protektorate I.K.H. der Frau Prinzessin Arnulf für das Jahr 1895. Nebst Mitgliederverzeichnis, S. 12, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11789821

Verlagsanzeige zum Erscheinen des Kommentars zum Bürgerlichen Gesetzbuch, in: Stahl's Terminkalender für den bayerischen Juristen, 34. Jg., München 1897, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11802061

Zeitschriften- und Bücherschau. Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch für das Deutsche Reich, in: Münchner Neueste Nachrichten 51, Jg. Nr. 346, Morgenblatt v. 30.09.1898, S. 3 online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130387?page=350%2C351

Kurze Stadtnachrichten. U.a. Nachruf auf Dr. Theodor Engelmann, in: Münchener Neueste Nachrichten, 77. Jg. Nr. 157 v. 12.06.1924, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133535_00251_u001

Loebl, Herbert: Juden in Bamberg. Die Jahrzehnte vor dem Holocaust, Bamberg ²1999, S. 180 u. S. 324

Opitz, Silke: Ein Gentlemankünstler. Leben und Werk des Bildhauers Richard Engelmann (1868-1966), Weimar 2000, S. 25 - 31

Ferdinand Neustätter, in: Bayerisches Musiker-Lexikon Online, hrsg. von Focht, Joseph,  https://bmlo.de/n0315 (Version vom 30. September 2006)

Bartholomäus, Christine: Richard Engelmann, in: Von Emanuel Osmund bis Hilde Marx. Biografische Skizzen zu ausgewählten jüdischen Persönlichkeiten aus Bayreuth, in: Jüdisches Bayreuth, hrsg. v. der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit., Bayreuth 2010, S. 112 f.

Eintrag Anna Engelmann, geb. Sack, in: Beisbart, Ortwin; Fichtl, Franz; Deusel, Antje Yael; Beisbart, Ortwin (Hrsg.) (2010): Gedenkbuch der jüdischen Bürger Bambergs : Opfer des nationalsozialistischen Terrors 1933-1945. 2. Aufl. Bamberg 2010. S. 86, online: https://fis.uni-bamberg.de/handle/uniba/206

Elsbeth Engelmann, geb. Rosenfeld, in: Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933 - 1945, online:  https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=2752

Hedwig (Hedda) Engelmann, in: Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933 - 1945, online: https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=15706

Landesarchiv Baden-Württemberg Staatsarchiv Freiburg: Nachlass Engelmann, Einführung, online: https://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=5-5848&a=fb,

Stadtarchiv Bayreuth: Familie Engelmann, mit Quellen- und Literaturangaben zusammengestellt von Bartholmäus, Christine, Bayreuth 2024.


Anmerkungen

Bemerkungen

Pauline Engelmann wurde im Jahr 1840 als jüngstes Kind des jüdischen Kaufmanns David Neustätter und seiner Frau Antonie, geborene Mack in München geboren.

Im Oktober 1861 heiratete Pauline Neustätter den aus Floß in der Oberpfalz stammenden, deutlich älteren Arzt Dr. Joseph Engelmann. Ihr Ehemann begann seine Berufslaufbahn 1848 als Unterarzt „in provisorischer Eigenschaft“ an der Festungskommandantur Landau. Bereits wenig später, im Sommer 1849, wurde er wieder entlassen. Politischer Umtriebe verdächtig scheint er sich an den Auseinandersetzungen um die Annahme der „Paulskirchenverfassung“ in Bayern beteiligt zu haben. Danach ließ er sich für einige Zeit in der Schweiz nieder, bevor er nach Bayern zurückkehrte und dort nach mehreren Zwischenstationen als Oberarzt und Vorstand an die Irrenanstalt von Bayreuth St. Georgen berufen wurde.

Wie die „Allgemeine Zeitung des Judentums“ am 7.2.1860 (https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10521443) hervorhob, war dies die erste leitende Anstellung eines Israeliten in einer öffentlichen Einrichtung in Bayern und wurde als bedeutender Fortschritt auf dem Weg zur Glaubensfreiheit gewertet. (vgl. auch alemania-judaica.de/bayreuth und floss).

Die Familie lebte zunächst auf dem Gelände der Anstalt in St. Georgen, wo zwei der drei Söhne geboren wurden, anschließend im neugebauten Wendelhöfen, der Kreisirrenanstalt für Oberfranken, wohin Joeph Engelman 1869 als Direktor berufen worden war. Das Ehepaar führte in dieser relativ isolierten Umgebung ein gutbürgerliches liberales Haus, in welchem der schulischen, schöngeistigen und hier besonders der musikalischen Bildung der Söhne große Bedeutung zugemessen wurde.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1888 ging Pauline zurück nach München, wo sie sich ab 1891 in mehreren Vereinen engagierte, nicht zuletzt auch im späteren Verein für Fraueninteressen, dem sie spätestens seit 1896 gemeinsam mit ihrer Schwägerin Helene Neustätter angehörte. In dieser Zeit bereitete ihr Sohn Theodor als Co-Autor das Erscheinen des Kommentars zum Bürgerlichen Gesetzbuch für das Deutsche Reich vor, in dem er gemeinsam mit Julius v. Staudinger das Familienrecht bearbeitete. Ein zentrales Thema für die damalige Frauenbewegung, besonders in München.

Lebensweg der Söhne und ihrer Familien

Der älteste Sohn Max Engelmann verstarb nur wenige Monate nach dem Tod der Mutter: „Am Montag verschied in Bamberg im 49. Lebensjahr der praktische Arzt und langjährige Repetitor an der k. Entbindungsanstalt Dr. med. Max Engelmann. Der Verstorbene war auch in der Bamberger Musikwelt eine bekannte und beliebte Persönlichkeit." (Münchner Neueste Nachrichten, 64. Jg., Nr. 219 v. 10.05.1911, S. 6). 1933 verließ seine Witwe Anna Bamberg und verzog zunächst nach Nürnberg und 1934 nach München, wo sie zwischen 1936 bis 1938 bei ihrer Schwägerin Elsbeth Engelmann wohnte. 1938 kehrte sie in ihre Geburtsstadt zurück, wo sie wenige Tage nach dem Novemberprogrom ihrem Leben ein Ende setzte.

Elsbeth Engelmann, die Witwe des 1924 verstorbenen Oberlandesgerichtsrates Theodor Engelmann und ihre Tochter Hedwig (Hedda) bemühten sich 1939 vergeblich um Visa nach Kolumbien oder England. Beide mussten ihre Wohnung in der Luisenstraße verlassen und in die Möhlstr. 30 ziehen. Am 4. April 1942 wurde Hedda nach Piaski deportiert und dort ermordet. Im Mai kam ihre Mutter in das Barackenlager Knorrstr. 148, bevor sie am 17.06.1942 nach Theresienstadt und von da aus nach Treblinka in den Tod geschickt wurde. Anders als Mutter und Schwester war Tochter Erika bereits 1933 mit ihrem Ehemann, dem Biochemiker Stephen Bach, nach England emigriert.

Der jüngste Sohn Paulines, der Bildhauer Richard Engelmann war 1913 an die spätere Bauhaus Universität Weimar berufen worden und wechselte 1921 an die neugegründete Staatliche Hochschule für bildende Kunst. Er war der einzige in der Familie der die jüdische Glaubensgemeinschaft (bereits 1893) verlassen hatte und dessen Ehefrauen nach den Vorstellungen der Nazis "arisch" waren. Trotzdem wurde er bereits 1930 aus dem Hochschuldienst entlassen, nachdem in Thüringen erstmals eine Landesregierung unter Beteiligung der Nationalsozialisten gebildet worden war. Sie setzten ihren Gesinnungsgenossen Paul Schultze-Naumburg als Leiter der Kunsthochschule ein, der einen großen Teil des Lehrkörpers suspendierte. 1935 erhielt Richard Engelmann endgültiges Berufsverbot. In privilegierter Mischehe mit Ehefrau und Tochter zurückgezogen in Kirchzarten, im Schwarzwald lebend, blieben ihm Deportation und Ermordung erspart. Sein Sohn Martin aus der Ehe mit Elisabeth von Hampeln floh 1937 nach Schweden und von dort weiter in die USA. Sohn Peter blieb in Berlin und beging 1944 Selbstmord.


Letzte Änderung

geändert: 18.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Pauline Engelmann“/ID 144, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Bertha Wilhelmine Eysoldt

Persönliche Daten

Name: Eysoldt
andere Schreibweise: Eysold
Vorname:Bertha Wilhelmine
weitere Schreibweisen: Berta
Geburtsname: Richter
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 26.10.1845
Geburtsort: Elstra
bei Kamenz in Sachsen
Todestag: 15.02.1934
Sterbeort: Berlin
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Fotografin, Mitinhaberin eines Photostudios namens "Atelier Therese" in München in der Theresienstr. 66 und Filialen in Tutzing und Burtenbach in Schwaben sowie Leiterin der Photographischen Lehranstalt für Frauen in München.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Sachsen

Annonce für das Atelier Therese 1892
in: Das bayerische Vaterland. 1892, Jg. 24, 7 - 12
Annonce für das Atelier Therese 1893
in: Augsburger Abendzeitung 1893, No 217, S.9.
Anzeige für das Atelier Therese
aus: Augsburger Abendzeitung 1895, No 66, S.10

Familie

Vater August Wilhelm Richter Rittergutspächter
Mutter
 über die Mutter Bertha Eysoldts ist uns noch nichts bekannt. Es fehlt die Angabe im Münchener PMB.

Familienstand

verheiratet mit seit 1867 Friedrich Arthur Eysoldt Rechtsanwalt, Notar und Abgeordneter 1832 Pirna - 1907 Laubegast bei Dresden
Abgeordneter des Sächsischen Landtags sowie des Reichstags. Vertreter der „Deutschen Fortschrittspartei“
geschieden seit 1877

Kinder

Anna Maria Eysoldt, geschiedene Aebi Medizinerin 1868 Pirna - 1913
Anna Maria zog gegen den Widerstand des Vaters nach Zürich, um als eine der ersten Frauen Medizin zu studieren. Dort zählte sie zum Kreis um Ricarda Huch. 1892 heiratete sie in Bern den Rechtsanwalt und Stadtratspräsidenten Ernst Aebi. Die unglückliche Ehe endete in einem jahrelangen, zermürbenden Scheidungsprozess, in welchem sie von ihrer Freundin Johanna Elberskirchen unterstützt wurde. Wegen einer schweren Erkrankung konnte Anna Eysoldt ihr Medizinstudium nicht beenden. 1907 publizierte sie zusammen mit Johanna Elberskirchen das Buch: „Die Frau als Kinderärztin“.
Gertrud Franziska Gabriele Eysoldt, in 1. Ehe verh. Martersteig, in 2. Ehe verh. Berneis Schauspielerin 1870 Pirna - 1955 Ohlstadt
Gertrud studierte 1888/89 an der Königlichen Musikschule in München und gab 1890 hier auch ihr Debüt am Hoftheater. Sie entwickelte sich zu einer der großen Darstellerinnen ihrer Zeit, sowohl am Theater (u.a. von 1902-1933 Mitglied des Max-Reinhardt-Ensembles in Berlin) als auch beim Film. 1897 gab sie in der Münchner Erstaufführung des Stückes "Dämmerung" von Ernst Rosmer (Elsa Bernstein) an der Seite Sophia Goudstikkers die "Isolde" und spielte damit die zweite weibliche Hauptrolle. Sie war in erster Ehe mit dem Schauspieler und Theaterintendanten Max Martersteig verheiratet. 1891 wurde der gemeinsame Sohn Leo Eysoldt geboren. 1915 heiratete sie in einer Kriegstrauung den Maler Benno Berneis, mit dem sie bereits seit 1910 den Sohn Peter hatte. Seit 1986 wird der Gertrud-Eysoldt-Ring von der Stadt Bensheim und der "Deutschen Akademie für Darstellende Künste" als einer der bedeutendsten Theaterpreise für hervorragende schauspielerische Leistungen verliehen.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1898 und 1910   Zwischen 1898 und 1909 lebte Frau Eysoldt bei ihrer Tochter und war kein Vereinsmitglied.
1894 bis 1895 Bertha Eysoldt Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass Bertha Eysoldt 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Frau Bertha Eysold Theresienstr. 66 Dort befand sich auch das von ihr mitgegründete "Atelier Therese". Im Rückgebäude war das "Arbeiterinnenheim" des gleichnamigen Vereins.
1897 bis 1898 Frau Bertha Eysoldt Theresienstr. 66  
1910 Frau Berta Eysoldt Kurfürstenstr. 50 Hier befand sich auch die Wohnung von Anna Steidle.

Vereinsämter

1910 Mitglied der Erziehungskommission des Vereins

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Sektion München
1894 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchengymnasiums in München
Mitglied im Frauenverein Arbeiterinnenheim


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Jetzt konnte daran gedacht werden das Arbeiterinnenheim in einem eigens hierfür angekauften Hause unterzubringen. Mitte April 1891 wurde das Anwesen an der Theresienstr. 66 angekauft, in welchem das Heim sich jetzt befindet, (...). Das an der Straße gelegene Wohnhaus ist meist an alleinstehende Damen vermietet, an dieses Vorderhaus wurde ein photographisches Atelier angebaut, welches zwei in ihrem Fache tüchtigen Damen übergeben wurde, die zur Ausbildung für Frauen und Mädchen in allen Zweigen der Photographie eine Fachlehranstalt errichteten, welche bis jetzt von 60 Schülerinnen besucht wurde, die zum Teil in auswärtigen Geschäften thätig sind, und dadurch ihr Brod erwerben."
(Hitz, Luise: Denkschrift, S. 6)


Eigene Publikationen

Eysoldt, Bertha: Die Frauenerwerbslage und die Ausbildung unserer Töchter zu einem Berufe, Vortrag im Frauenverein "Arbeiterinnenheim", Theresienstr. 66, Februar 1893 (MNN, 46. Jg., Nr. 66 v. 10.02.1893, Generalanzeiger)
Eysoldt, Bertha: Wohlfahrtseinrichtungen der Münchner Frauenvereine, Vortrag im Frauenverein "Arbeiterinnenheim", Theresienstr. 66, März 1897 (MNN, 50. Jg. vom 13.11.1897, Generalanzeiger)


Quellen und Literatur

Adressbuch Dresden 1877-1888
Adressbuch München 1892, 1900 u. 1910
Adressbuch Berlin 1912 und 1915
Stadtarchiv München: PMB Bertha Eysoldt (angel. 5.10.1888 und 8.2.1889)
Anzeige für Atelier Therese in: Das Bayerische Vaterland, 24. Jg., Nr. 151 von 1892, online: https://digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11483508?q=%28%22Atelier+Therese%22%29&page=26,27, zuletzt eingesehen am 01.11.2023
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Anzeige für Atelier Therese in: Augsburger Abendzeitung 1893, No. 217, S.9, online: https://digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11484181?q=%28%22Atelier+Therese%22%29&page=478,479, zuletzt eingesehen am 01.11.2023
Anzeige für Atelier Therese in: Augsburger Abendzeitung 1895, No 66, S.10, online: https://digitale-sammlungen.de/de/view/bsb11484181?q=%28%22Atelier+Therese%22%29&page=478,479, zuletzt eingesehen 01.11.2023
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, No.1, Juni 1895, S.4
Hitz, Luise: Denkschrift zur bayerischen Landesausstellung zu Nürnberg 1896. Das Arbeiterinnenheim zu München., S. 6
Dramatischer Verein, D ä m m e r u n g, in: Münchner Neueste Nachrichten, 50. Jg., Nr. 167 vom 11.04.1897, S. 2
Huch, Ricarda: Frühling in der Schweiz. Jugenderinnerungen, Stuttgart 1982, S. 28


Anmerkungen

Bertha Eysoldt war von 1867-1877 mit dem Juristen und liberalen Politiker, dem Land- und Reichstagsabgeordneten Arthur Eysoldt verheiratet, mit dem sie in Pirna, Sachsen, lebte. Hier brachte sie die gemeinsamen Töchter Gertrud und Anna zur Welt. Nach ihrer Scheidung war sie von 1877 bis 1888 in Dresden gemeldet. Ob sie sich vor ihrer Niederlassung in München 1888/89 einige Zeit in Zürich aufhielt, wo sich die ältere Tochter Anna auf das Abitur und ein Medizinstudium vorbereitete, können wir nicht mit Sicherheit sagen. 1891 wurde in der Theresienstr. 66 das Photographische Atelier Therese eröffnet und eine Photographische Lehranstalt für Frauen eingerichtet. Die später in der Nähe von Stuttgart und in Tutzing gegründeten Filialen beschäftigten auch die Absolventinnen der Münchner Ausbildungsstätte. Atelier und Lehranstalt leiteten Bertha Eysoldt und Anna von den Eken (auch Anna Deneken) gemeinsam. 1899 verzog Bertha Eysoldt nach Starnberg, nachdem die Photographische Lehranstalt für Frauen geschlossen und das Atelier Therese nunmehr von Anna Deneken gemeinsam mit Marie Brehm weitergeführt wurde.
In den folgenden Jahren pendelte Bertha Eysoldt zwischen Starnberg, später Stockdorf und Berlin, hielt sich aber auch immer wieder für einige Wochen und Monate in München auf, bevor sie 1915 endgültig zu ihrer Tochter Gertrud nach Berlin zog.
Auf der Grabstätte von Gertrud Eysoldt-Berneis auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichwerderschen Gemeinden in Berlin befindet sich eine Gedenkplatte für ihre Mutter mit der Aufschrift: "Berta Wilhelmine Richter 26.10.1845 - 15.2.1934"

Dr. Margarethe Eysoldt

Im Mitgliederverzeichnis von 1916 findet sich der Eintrag:
"Eysold, Frl. Dr. Gertrud , Blütenstr. 77". Dabei handelt es sich lt. Adressbuch für München von 1915 um Margarethe Eysoldt, Doktor der Staatswissenschaften, wohnhaft Blütenstr. 7. Eine Blütenstr. 77 existierte gar nicht.
Ob ein und wenn ja, welches Verwandtschaftsverhältnis bestand, ist unklar.


Letzte Änderung

geändert: 11.12.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Bertha Eysoldt“/ID 7, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Helena Sabine Emma Fehr

Persönliche Daten

Name: Fehr
Vorname: Helena Sabine Emma
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 27.10.1866
Geburtsort: Werneck
Todestag:nach 1919, da sie noch im Münchner Adressbuch von 1920 eingetragen war.
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Privatiere

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Familie

Vater Kaspar Fehr K. Notar 1824 Kissingen - 1868 Werneck
Mutter Anna Fehr, geb. Schmidt 1828 Riedenheim-Aub - 1896 München
Bruder Michael Felix Armenius Fehr 1858 Werneck - unbekannt
Schwester Margarethe Hedwig Fehr 1859 Werneck - unbekannt
Schwester Josepha Hermine Kunigunde Fehr 1862 Werneck - 1863 Werneck
Bruder Friedrich Eduard Fehr Maler und Akademieprofessor 1862 Werneck - 1927 Polling
 Seit 1897 war er mit Bertha Fehr, geb. Steinberg und verwitwete Rolloff, verheiratet.
Bruder Gregor Fehr 1863 Werneck - 1865 Werneck
Schwester Bertha Kunigunde Franziska Fehr, verh. Hamacher 1865 Werneck - 1938
 Franziska Hamacher, Arztwitwe, war spätestens seit Anfang 1896 ebenfalls Vereinsmitglied.
Bruder Franz Fehr Buchhalter und Prokurist 1868 Werneck

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1899    
1894 bis 1895 Frl. Emma Fehr Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass Emma Fehr 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Frl. Emma Fehr Kapuzinerstr. 5 / II Aufgang  
1897 bis 1898 Frl. Emma Fehr Kapuzinerplatz 5 / I rechts 2. Aufgang  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied des Vereins "Frauenbildungs-Reform", Ortsgruppe München


Quellen und Literatur

Schweinfurter Tagblatt, 13. Jg., Nr. 250 vom 02.11.1868, S. 1339
"Kaspar Fehr aus Kissingen", Regierungsblatt für das Königreich Bayern, Nr. 48 vom 07.09.1857, S. 1088
Stadtarchiv München: PMB Emma Fehr u. PMB Anna Fehr
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Adressbuch München 1888, 1889, 1900 u. 1920
NN: Eintrag "Fehr, Friedrich Eduard", online: https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/117731730/Fehr+Friedrich+Eduard, zuletzt eingesehen am 20.3.2023


Anmerkungen

1888 ließ sich Emma Fehr gemeinsam mit ihrer Mutter Anna Fehr und dem jüngsten Bruder Franz in München nieder. 1896 wurde ihre verwitwete Schwester Franziska Hamacher ebenfalls Vereinsmitglied und lebte mit ihrer kleinen Tochter mit in Emmas Wohnung am Kapuzinerplatz 5, II. Aufgang. Während Emma Fehr bereits 1899 aus dem Verein für Fraueninteressen ausgeschieden war, finden wir ihre Schwester noch bis 1909 in den Mitgliederlisten verzeichnet. Wir wissen nur sehr wenig über das Leben von Emma Fehr. So bleibt die Frage offen, ob sie berufstätig war bzw. wovon sie gelebt hat. Sie selbst bezeichnete sich als "Privatiere".
Weit mehr wissen wir über ihren Bruder Friedrich Fehr. Er studierte von 1878-1884 in München an der Akademie der Bildenden Künste und gründete hier nach einem mehrjährigen  Aufenthalt in Italien zusammen mit Ludwig Schmid-Reutte eine private Malschule, in der er u.a. Clara Westhoff, spätere Rilke-Westhoff, und Emil Nolde unterrichtete. Zudem übernahm er 1899 an der Damenakademie des Münchner Künstlerinnenvereins die Mal- und Zeichenklasse, bevor er im selben Jahr einem Ruf an die Karlsruher Akademie folgte. Auch dort unterrichtete er von 1904 bis 1919 Frauen an der Karlsruher Malerinnenschule.


Letzte Änderung

geändert: 08.10.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Emma Fehr“/ID 33, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Ika Friederike Freudenberg

Persönliche Daten

Name: Freudenberg
Vorname:Ika Friederike
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 25.03.1858
Geburtsort: Raubach
bei Neuwied
Todestag: 09.01.1912
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Ausbildung zur Pianistin - vorübergehende Tätigkeit als Klavierlehrerin in Wiesbaden, Publizistin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

© Atelier Elvira
Ika Freudenberg


© Atelier Elvira / Landesarchiv Berlin, B Rep. 235-FS Nr. 186
Ika Freudenberg und Sophia Goudstikker

Familie

Vater Johann Philipp Freudenberg Besitzer der Raubacher Hütte und der Firma Remy u. Freudenberg 1803 Neuwied - 1890 Wiesbaden
Mutter Caroline Freudenberg, geb.Bernhardt 1817 Raubach - 1893 Wiesbaden
Bruder Wilhelm Freudenberg Komponist, Kapellmeister und Chordirektor 1838 - 1928
Bruder Adolf Freudenberg Kommerzienrat, Inhaber der Firma Främbs u. Freudenberg 1841 - 1921
Bruder Johann Philipp Freudenberg Firmeninhaber, dt. Konsul auf Ceylon 1843 - 1911
 verheiratet mit Amalie, geb. Springmann. Sie war seit 1890 ebenfalls Mitglied im Deutschen Fraubildungsverein Reform bzw. Verein Frauenbildungs-Reform.
Bruder Franz Freudenberg Ingenieur 1844 - 1912
Bruder Walter Freudenberg Kaufmann 1852 - 1932
 verh. mit Ida Mary geb. Burnside, Tochter von Sir Robert Bruce Lockhart Burnside
Schwester Helene Freudenberg, verh. Wisotzky 1862 - 1933
 verh. mit Otto Wisotzky, Kaufmann in Berlin

Familienstand

ledig
Bis 1899 lebte sie mit Emmy Preußer; nach deren Tod zog sie zu Sophia Goudstikker in die Königinstr. 3 (Villa).

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1912   Ika Freudenberg war von der Gründung in 1894 bis zu ihrem Tod 1912 Vereinsmitglied.
1894 bis 1896 Frl. Freudenberg ab 4.4. 1894 Ottostr. 1c ab 2.10.1894 Galleriestr. 20 Angaben nach PMB Ika Freudenberg vgl. auch Emmi Preußer
1896 Fräulein Friederike Freudenberg Kaulbachstr. 56 im Mitgliedsverzeichnis vom 1896 irrtümlich "Kaulbauchstr. 58"
1897 Friderike Freudenberg Kaulbachstr. 56 / I  
1898 Jka Freudenberg Kaulbachstr. 56 / I  
1899 Ika Freudenberg Giselastr. 18 / II rechts Ergänzende Angabe in Jahresbericht von 1899: "ab Mai: Königinstr. 3 (Villa)"
1900 bis 1904 Frl. Ika Freudenberg Königinstr. 3a / II  
1905 bis 1912   Königinstr. 3a / Villa  

Vereinsämter

1894 Zweite Vorsitzende Nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894
1894bis 1896 Erste Vorsitzende gemeinsam mit Anita Augspurg als "Präsidentin" Zur "Doppelspitze" Anita Augspurg als Präsidentin und Ika Freudenberg als Erste Vorsitzende der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" vgl. die Korrespondenz von Anita Augspurg mit Hedwig Kettler im April und Mai 1894 und den Bericht über die 2. Generalversammlung der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" vom 07.02.1896 (siehe Zitate)

1896bis 1912 1. Vorsitzende des Vereins
1898bis 1900 Mitglied der Lehrlingskommission
1898 Mitglied der Fabrikinspektorinnen-Kommission
1910bis 1911 Mitglied der Arbeiterinnenkommisssion

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1890 - 1895 Mitglied im Deutscher Frauenverein Reform bzw. Verein Frauenbildungs-Reform
1895 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasium in München
Vorstandsmitglied des Bundes Deutscher Frauenvereine
Gründungsmitglied und Vorsitzende des Hauptverbandes Bayerischer Frauenvereine
Vorstandsmitglied im Kreisverband Oberbayerischer Frauenvereine
Vorstandsmitglied des Vereins Münchner Kellnerinnen
Vorstandmitglied des Vereins für Landkrankenpflege in Bayern
Vorstandsmitglied des Zweigvereins München der Internationalen Abolitionistischen Förderation
Mitglied im Verein für Verbesserung der Arbeiterwohnungen
Vorstandsmitglied des Nationalsozialen Vereins Friedrich Naumanns in München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Briefchronik: Gründung der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau"

Auszüge aus publizierten Vorträgen, Aufsätzen und Broschüren von Ika Freudenberg

Zitate von Ika Freudenberg über die strategische Ausrichtung des Vereins für Fraueninteressen in den Jahresberichten


Eigene Publikationen

Freudenberg, Ika: Wie die Frauenbewegung entstanden und gewachsen ist. Vortrag gehalten im Verein Frauenheil, Würzburg am 16. Februar 1899 von Fräulein Ika Freudenberg aus München, Würzburg 1899
Freudenberg, Ika: Ein Wort an die weibliche Jugend, 3. Aufl., Leipzig 1903
Freudenberg, Ika: Zur Verständigung, in: Centralblatt des Bundes deutscher Frauenvereine. Bundesorgan gegr. v. J. Schwerin VI (Nr. 8 v. 15.07.1904), S. 63
Freudenberg, Ika: Die Frau im öffentlichen Leben, in: Freudenberg, Ika (Hg.): Die Frau und die Politik, Bd. 3. Unter Mitarbeit von Wilhelm Ohr, München 1908, S. 10-20
Freudenberg, Ika: Ein Manifest gegen das Frauenstimmrecht, in: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit, 1908 (Heft 16), S. 18-25. Online verfügbar unter https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/freudenberg_manifest_1908?p=1, zuletzt eingesehen am 4.11.2021
Freudenberg, Ika: Moderne Sittlichkeitsprobleme, in: Frauenbewegung und Sexualethik. Beiträge zur modernen Ehekritik, 2. Aufl. 1 Band, Heilbronn 1909, S. 1-26
Freudenberg, Ika: Was die Frauenbewegung erreicht hat, München 1910
Freudenberg, Ika: Die Frau und die Kultur des öffentlichen Lebens, Leipzig 1911
Freudenberg, Ika: Grundsätze und Forderungen der Frauenbewegung auf dem Gebiet der Ehe und Familie, in: Grundsätze und Forderungen der Frauenbewegung, Leipzig 1912, S. 1-10
Freudenberg, Ika: Was die Frauenbewegung erreicht hat. 2. Aufl., München 1912
Freudenberg, Ika: Weshalb wendet sich die Frauenbewegung an die Jugend in: Gertrud Bäumer (Hg.): Neue Lebensziele. Ansprachen an junge Mädchen, Bd. 1, 2. Aufl., Leipzig 1912
Freudenberg, Ika: Über den Stil des öffentlichen Lebens, in: Jahrbuch der Frauenbewegung 1912, S. 186-201
Digitales Deutsches Frauenarchiv (2021): Briefe von Ika Freudenberg. Online verfügbar unter https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/meta-objekt/briefe-von-ika-freudenberg/BRep2350152MFNr26032604BriefevonIkaFreuhla, zuletzt aktualisiert am 04.11.2021, zuletzt eingesehen am 04.11.2021


Quellen und Literatur

Freudenberg, Ika, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd118953400.html [22.08.2024]

Stadtarchiv München: PMB Ika Freudenberg
Adressbuch Wiesbaden 1890 u. 1892-93
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.04.1894
Adressbuch München 1895
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, No.1, Juni 1895, S.4
Jahresberichte der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau bzw. des Vereins für Fraueninteressen 1896 bis 1912/13
Bäumer, Gertrud: Ika Freudenberg †. Ansprache bei der Trauerfeier auf dem Schwabinger Friedhof am 11. Januar 1912, Separatabdruck aus der Monatsschrift Die Frau, Heft 5, 19.Jg., Berlin 1912
Freund, Anna: „Gedächtnisrede, gehalten bei der Trauerfeier für Ika Freudenberg im Großen Saale des Künstlerhauses zu München am 31. Januar 1912“, in: Frauenstreben, 9. Jg. (1912), Nr. 4 (17.02.1912)
Bäumer, Gertrud: Lebensweg durch eine Zeitenwende, Tübingen 1933
Bäumer, Gertrud: Gestalt und Wandel. Frauenbildnisse, Berlin 1939, S.401 - 425
Prüser, Friedrich: Artikel Freudenberg, in: Neue deutsche Biographie, Bd. 5, Berlin 1961, S. 409 f.
Archiv Verein für Fraueninteressen: Materialsammlung Ika Freudenberg von Lindemann, Renate, München 1990 ff., (Signatur AO004)
Herz, Rudolf; Bruns, Brigitte (Hg.): Hof-Atelier Elvira 1887-1928, Ästheten, Emanzen, Aristokraten. Ausstellungskatalog München 1985, S.170 ff.
Lindemann, Renate: 100 Jahre Verein für Fraueninteressen, München 1994
Archiv Verein für Fraueninteressen: Freudenberg, Michael: Stammbaum Familie Freudenberg, Persönliche Mitteilung an den Verein für Fraueninteressen, 1998
Schmittner, Monika: Aschaffenburg – ein Schauplatz der Bayerischen Frauenbewegung. Frauenemanzipation in der "Provinz" vor dem Ersten Weltkrieg, Aschaffenburg 1995, S. 137-194
Kinnebrock, Susanne: Anita Augspurg (1857-1943). Feministin und Pazifistin zwischen Journalismus und Politik. Eine kommunikationshistorische Biographie, Herbolzheim 2005
Klein, Beatrixe: Ika Freudenberg. 24.3.1858 - 9.1.1909, in: Sieben Frauen, sieben Leben, sieben Geschichten. Ein Buch für Wiesbaden. edition frauen-museum Wiesbaden 2005, S. 141 - 166
Freudenberg, Ika, in: Rheinland-Pfälzische Personen-Datenbank, http://www.rppd-rlp.de/pk06119, (Stand 05.03.2015), zuletzt eingesehen am 07.03.2022
Richardsen, Ingvild: Artikel Ika Freudenberg in: Literaturportal Bayern, https://www.literaturportal-bayern.de/autorinnen-autoren?task=lpbauthor.default&pnd=118953400, ohne Datum, zuletzt eingesehen am 05.05.2022
Bianca Walther: ‚Es ist so was Lebendiges drum‘ – Ika Freudenberg (1858-1912) und die Münchner Frauenbewegung,   https://biancawalther.de/ika-freudenberg, (Stand 13.11.2020), zuletzt eingesehen am 05.05.2022
Freudenberg, Ika, in: Hessische Biografie, https://www.lagis-hessen.de/pnd/118953400 (Stand: 09.01.2022), zuletzt eingesehen am 07.03.2022


Anmerkungen

Ika Freudenberg war seit 1890 Mitglied des Deutschen Frauenvereins Reform bzw. des Vereins Frauenbildungs-Reform. Spätestens 1893 lernte sie Anita Augspurg und Sophia Goudstikker kennen, als alle drei an der Generalversammlung des Vereins in Wiesbaden teilnahmen. 1894 zog sie gemeinsam mit ihrer Freundin Emmy Preußer nach München, um sich hier an der Gründung der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau zu beteiligen, mit der Anita Augspurg das Verbot des Vereins Frauenbildungs-Reform in Bayern umgehen wollte. Schon wenige Wochen später übernahm sie den 1. Vorsitz der "Gesellschaft", die sie bis zum Februar 1896 gemeinsam mit Anita Augspurg führte, die wohl auf Vorschlag von Hedwig Kettler  als "Präsidentin" fungierte. Über die komplizierte Frühgeschichte bis zum Austritt Anita Augspurgs aus dem von ihr gegründeten Verein gibt es leider nur wenige Primärquellen, die Aufschluss über die Anfänge geben können (vgl. Briefchronik).
Nach dem Tod von Emmy Preußer 1899 zog Ika Freudenberg zu Sophia Goudstikker in die neu erbaute Villa in der Königinstr. 3a.  Mit dem 1. Bayerischen Frauentag in München (1899) legte sie den Grundstein für die bayerische Frauenbewegung. Als Gründerin und Vorsitzende des Hauptverbands bayerischer Frauenvereine trieb sie die Entwicklung in Bayern weiter voran. Selbst nach der Brustkrebsdiagnose und anschließender Brustamputation im Jahr 1906 setzte sie ihre Arbeit fort und leitete bis kurz vor ihrem Tod noch Vereinsversammlungen. Sie starb am 9. Januar 1912. Die Trauerfeier fand unter großer Anteilnahme am 11. Januar  auf dem  Münchner Nordfriedhof statt. Ihre Berliner Freundin Gertrud Bäumer, die Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine, hielt eine Trauerrede. Marie Haushofer widmete ihr anlässlich einer Gedenkfeier im Münchner Künstlerhaus am 31. Januar 1912 das Gedicht Die Führerin. Beigesetzt wurde Ika Freudenberg auf eigenen Wunsch in der Familiengruft in Wiesbaden. Dem Grab wurde 2021 vom Magistrat der Stadt Wiesbaden die Eigenschaft eines Ehrengrabs zuerkannt.

Familie Freudenberg im Verein für Fraueninteressen

Ikas Schwägerin, Frau Konsul Freudenberg, die Frau ihres Bruders Johann Philipp war seit 1890 ebenfalls Mitglied im Deutschen Frauenbildungsverein Reform/Verein Frauenbildungsreform.
Weitere Mitglieder im Verein für Fraueninteressen waren:
Ika Freudenbergs jüngere Schwester Helene Wisotzky, die in Berlin lebte.
Der Landtagsabgeordnete Otto Freudenberg, ihr Cousin.
Frau Marie Freudenberg, Ehefrau von Otto Freudenberg.
Clara Lang, geborene Freudenberg. Ihr Vater war ebenfalls ein Cousin Ikas. Sie war Vorsitzende des Verbands Pfälzischer Vereine für Fraueninteressen und Herausgeberin der Zeitschrift Frauenstreben.
Ihre Nichte Herta Freudenberg verwaltete von 1927 bis 1937 das vereinseigene Gabrielenheim in Tutzing. Nach 1945 wurde sie Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied des Vereins.
Auch ihr jüngster Bruder Walter Freudenberg war dem Verein wohlgesonnen. Er überließ dem Verein das Verlagsrecht an den Schriften Ika Freudenbergs (vgl. 20. Jb., S. 15).

Gertrud Bäumer und Ika Freudenberg

Unser Bild von Ika Freudenberg war und ist maßgeblich geprägt von der Darstellung Gertrud Bäumers, die schon seit der Jahrhundertwende versuchte, Ika Freudenberg als "gemäßigte" Gegenfigur zu der damals viel bekannteren Anita Augspurg aufzubauen und die bedeutende Rolle Augspurgs in der Münchner Frauenbewegung vergessen zu machen. Ihren Höhepunkt fand diese Form der Erinnerungskultur in einem Portrait aus dem Jahr 1939 (!), als sie das Gründungsjahr des Vereins kurzerhand auf des Jahr 1896 verschob, wohl um von vornherein jede Erinnerung an die kurze, aber intensive Zusammenarbeit zwischen Augspurg und Freudenberg auszuschließen. Die Lektüre der Reden Ika Freudenbergs bei den Generalversammlungen des Vereins, ihrer (leider schwer entzifferbaren und oft undatierten) Briefe und ihrer in Broschüren und Aufsätzen erhaltenen Texte ist geeignet, das Bäumer-Bild der gemäßigten, harmoniebedürftigen, sich aufopfernden und eher unpolitischen Frauenrechtlerin zumindestens zu relativieren und infrage zu stellen.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Ika Freudenberg“/ID 38, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Elise Fuchs

Persönliche Daten

Name: Fuchs
Vorname: Elise
Geburtsname: Wallach
Religion bei Geburt: jüdisch
Geburtstag: 25.08.1848
Geburtsort: Berlin
Todestag: 12.03.1903
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen
Seit 1887 bayerische Staatsbürgerschaft

Familienstand

verheiratet mit 1873 Josef Fuchs Warenagent, Agenturgeschäft Firma Josef Eduard Fuchs und Inhaber der Kleiderfabrik Schlüßelblum und Fuchs 1841 Preßburg (Österreich-Ungarn) - 1900 München
verwitwet seit 1900

Kinder

Eduard Fuchs 1874 München - 1875 München
Therese Fuchs, verh. Treusch, in zweiter Ehe verh. Jank Inhaberin der Moden-Werkstätte Therese Jank 1876 München - unbekannt
Emilie Fuchs Privatsekretärin 1877 München - 1942 Piaski

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1903   Elise Fuchs war bis zu ihrem Tod im Jahr 1903 Vereinsmitglied.
1894 bis 1895 Fr. Fuchs Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Feb. 1896, dass Elise Fuchs 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Frau Elise Fuchs Am Kostthor 1 / III  
bis 1903 Frau Elise Fuchs Seitzstr. 1  
1897 bis 1901 Frau Elise Fuchs Am Kostthor 1 / III  
1902 bis 1903 Frau Elise Fuchs Seitzstr. 1  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein "Frauenbildungs-Reform", Ortsgruppe München


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Josef Fuchs
Stadtarchiv München: PMB Emilie Fuchs
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Hof- und Personalnachrichten, in: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 62, Nr. 101 vom 02.03.1909, S. 4
Anzeige „Moden-Werkstätte Therese Jank", in: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 79, Nr.  343 vom 12.12.1926, S. 48
Emilie Fuchs, in: Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933 - 1945,
https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=3519, zuletzt eingesehen am 20.03.2023
Schriftliche Auskunft vom 29.04.2023 zu Therese Jank von Dr. Eva Tyrell, Kulturreferat der Landeshauptstadt München, Public History Jüdische Geschichte


Anmerkungen

Elise Wallach heiratete am 19.10.1873 in Berlin den aus Preßburg (Österreich-Ungarn) stammenden Kaufmann Josef Fuchs. Der Inhaber des Agenturgeschäfts Jos. Ed. Fuchs hatte sich bereits ein Jahr vorher in München niedergelassen. 1887 beantragte und erhielt er die bayerische Staatsbürgerschaft „für sich, Frau & 2 Kinder“ und kurz danach auch das Münchener Bürger- und Heimatrecht. Leider haben wir keinerlei Informationen über den Weg Elises in die Frauenbewegung. Wir wissen nur, dass sie schon vor 1894 der Münchner Sektion des Vereins „Frauenbildungsreform“ angehörte. Vielleicht aus Sorge um den Bildungsweg der beiden heranwachsender Töchter. Diesen Weg von Elise und anderen Frauen nachvollziehen zu können, wäre ein großer Gewinn für das Verständnis der frühen Frauenbewegung in München und Bayern.

Lebensweg der Töchter Therese und Emilie

Therese Fuchs heiratete 1901 in erster Ehe den Kaufmann Ernst Treusch und 1909 in zweiter Ehe den Konzertsänger und Gesangslehrer Erwin Jank. In den 20er Jahren führte sie in der Residenzstr. 20 das Moden-Atelier Therese Jank.
Tochter Emilie Fuchs blieb ledig, lebte zunächst als Privatiere und war später als Sekretärin „dienstlich beim Magistrat beschäftigt“. Nach ihrer Entlassung gab sie „Privatsekretärin“ als Berufsbezeichnung an.
Wegen ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit waren die Töchter von Emilie Fuchs nach 1933 der Willkür und dem Terror der NS-Herrschaft ausgeliefert. 1937 fand Therese mit Ehemann und Sohn Franz in Sao Paulo Zuflucht. Dort wartete bereits der ältere Sohn Erwin auf sie. Er war 1935 über Italien nach Brasilien emigriert. Emilie Fuchs gelang die Flucht aus Deutschland nicht. Sie wurde 1942 nach Piaski deportiert und dort ermordet.


Letzte Änderung

geändert: 22.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Elise Fuchs“/ID 80, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Dr. Ludwig Anton Salomon Fulda

Persönliche Daten

Name: Fulda
Vorname: Dr. Ludwig Anton Salomon
Religion bei Geburt: jüdisch
Geburtstag: 15.07.1862
Geburtsort: Frankfurt am Main
Todestag: 30.03.1939
Sterbeort: Berlin
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Studium der Germanistik und Philosophie in Heidelberg, Berlin, Leipzig
Promotion 1883
Germanist, Bühnenautor, Schriftsteller und Übersetzer 

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Freie Stadt Frankfurt
seit 1866 Königreich Preußen

Dr. Ludwig Fulda
Dr. Ludwig Fulda

Familie

Vater Carl Hermann Fulda Kaufmann 1836 Frankfurt am Main - 1917
Mutter Clementine Fulda, geb. Oppenheimer 1839 Frankfurt - 1916
Bruder Paul Julius Carl Fulda Kaufmann und Stadtrat 1865 Frankfurt am Main - 1920
Schwester Auguste Rosa Fulda, verh. Bruck 1872 Frankfurt
 war mit dem Anwalt Richard Bruck verheiratet. Die Witwe konnte am 28.4.1939 von Bremen aus mit dem Schiff in die USA emigrieren (www.passagierlisten.de)

Familienstand

verheiratet in erster Ehe 1893 Ida Theumann Schauspielerin 1869 Wien - 1926
Ihr Künstlername lautete Ida Theumer. Sie war ebenfalls Vereinsmitglied
geschieden seit 1903
verheiratet in zweiter Ehe 1908 Helene Anna Klara Grinvalszky, genannt Hermann 1879 Frankfurt - 1944
Tochter des Schauspielers, Stimmtherapeuten und Professors Karl Gregor Hermann, der ursprünglich Grinvalszky hieß, aber den Künstlernamen Hermann führte.

Kinder

Dr. Karl Hermann Fulda Jurist, seit 1946 Universitätsprofessor, zuletzt an der Ohio State University als international renommierter Spezialist für Wettbewerbsrecht 1909 Berlin - 1975 Austin/Texas, USA
Er wanderte 1933 zunächst nach Paris aus und heiratete 1935 die aus Mulhouse im Elsass stammende Gabrielle Gros, mit der er zwei Söhne hatte. 1936 emigrierte die Familie in die USA. Dort nannte er sich Carl H. Fulda.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

1896 Herr Dr. Ludwig Fulda Leopoldstr. 42 / 3  
Ludwig Fulda taucht nur auf der Mitgliederliste des Jahres 1896 auf. Ältere Listen gibt es leider nicht mehr, deshalb kennen wir sein genaues Eintrittsdatum nicht.

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1889 Mitgründer und Direktoriumsmitglied der Freien Bühne in Berlin, davon von 1898 bis 1901 als Präsident.  
1896 Mitglied der neugegründeten Dramatischen Gesellschaft in Berlin
1900 Mitbegründer und Leiter des Goethe-Bundes in Berlin
1908 Mitbegründer des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten, davon von 1918 bis 1930 als Präsident und 1930 bis 1933 als Ehrenpräsident.    
1908 Vorstandsmitglied der Kölner Fastenrath-Stiftung zur sozialen Unterstützung von Schriftstellern
1920 - 1933 Zweiter Vorsitzender der Berliner Zweigstiftung der Deutschen Schillerstiftung
1924 - 1927 Mitgründer und Leiter des Deutschen PEN-Zentrums
1926 - 1933 Mitglied und stellvertr. Vorsitzender der neugegründeten Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste, Leiter der Urheberrechtskommission.
1926 Mitbegründer der Conféderation internationale des Sociétés d'Auteurs et Compositeurs, von 1929 bis 1931 Präsident, danach Ehrenpräsident.    
1930 1. Vorsitzender der Notgemeinschaft des deutschen Schrifttums


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Ludwig Fulda verläßt heute nach anderthalbjährigem Aufenthalt München, um nach Berlin-Charlottenburg umzusiedeln. Persönlich hat er sich im freundschaftlichen Verkehr mit Heyse, Hertz, Lenbach, Hildebrand, Levi und Genossen äußerst wohl befunden; was ihn nach Berlin zurückzieht, ist allein das technische Interesse seines Berufs als dramatischer Dichter, dem es um die unmittelbare Berührung mit einer lebendiger erregten, mannigfacheren Bühnenwelt zu thun ist.“
(Allgemeine Zeitung, Nr. 96 vom 16.03.1896)

„Der Mann, dessen Bild wir heute bringen, gehört zu den Frühberühmten und Frühreifen unserer Zeit. Als er zwanzig Jahre alt war, war er bereits ein preisgekrönter Dichter; sein erstes Bändchen satirischer Verse ließ die Kritik aufhorchen; seine erste große Bühnenarbeit, Die wilde Jagd, die er in seinem sechsundzwanzigsten Jahre veröffentlichte, hatte einen der größten Bühnenerfolge unserer Tage; und nachdem er mit seinem nächsten Drama Das verlorene Paradies in die Wege der modernen Realistik eingelenkt war, schwang er sich binnen kürzester Zeit in die Reihe des halben Dutzend junger Dramatiker empor, das heute unsere von litterarischem Streben geleiteten Bühnen beherrscht.“
(Universum. Illustrierte Familien-Zeitschrift, 13 Jg. Heft 3 (1896/1897), S. 18ff.)


Eigene Publikationen

Fulda, Ludwig: Die Aufrichtigen, Lustspiel, 1883
Fulda, Ludwig: Satura. Grillen und Schwänke. Reißner, Leipzig 1884. (Digitalisat)
Fulda, Ludwig: Im Theaterbureau, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 37. Jg. Nr. 129 v. 08.05.1884. S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133944_00055_u001?page=%2C1, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Zur Leihbibliothekenfrage, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 37. Jg. Nr. 209/10 v. 27.07.1884. S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133944_00601_u001?page=%2C1, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Das Recht der Frau, Lustspiel, 1886
Fulda, Ludwig: Henrik bsen und das deutsche Drama, in: Die Nation. Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft und Litteratur, 3. Jg., Nr. 52 v. 25.09.1886, S. 775 ff,  online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11483161?page=790%2C791, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Der Ewige Jude, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 39. Jg. Nr. 331 v. 27.11.1886. S. 9, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134065_00655_u001?page=8%2C9, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Die Ibsen-Gemeinde, in: Die Nation. Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft und Litteratur, 4. Jg., Nr. 40 v. 02.07.1887, S. 595 ff., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11483162?page=606%2C607, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Die wilde Jagd, 1888
Fulda, Ludwig: Gedichte, 1890
Fulda, Ludwig: Die Aufrichtigen, Lustspiel, 1890
Fulda, Ludwig: Unter vier Augen, Lustspiel, 1890
Fulda, Ludwig: Das verlorene Paradies, Schauspiel, 1892
Fulda, Ludwig: Der Talisman, Dramatisches Märchen, 1893
Fulda, Ludwig: Robinsons Eiland, Komödie, 1896
Fulda, Ludwig: Fräulein Wittwe, Lustspiel, 1896
Fulda, Ludwig: Lästige Schönheit, Dramatisches Gedicht, 1897
Fulda, Ludwig: Der Sohn des Kalifen, 1897
Fulda, Ludwig: Jugendfreunde, 1898
Fulda, Ludwig: Herostrat, Tragödie, 1898
Fulda, Ludwig: Die Zeche, Schauspiel, 1899
Fulda, Ludwig: Neue Gedichte, 1900
Fulda, Ludwig: Schlaraffenland, Märchenschwank, 1900
Fulda, Ludwig: Die Zwillingsschwester, Lustspiel, 1901
Fulda, Ludwig: Kaltwasser, Lustspiel, 1902
Fulda, Ludwig: Prolog zur Einweihung des neuen Frankfurter Schauspielhauses am 1. November 1902
Fulda, Ludwig: Aus der Werkstatt. Studien und Anregungen, 1904
Fulda, Ludwig: Schiller und die neue Generation, Vortrag, 1904
Fulda, Ludwig: Maskerade, Schauspiel, 1904
Fulda, Ludwig: Der heimliche König, romantische Komödie, 1906
Fulda, Ludwig: Amerikanische Eindrücke, 1906
Fulda, Ludwig: Der Dummkopf, Lustspiel, 1907
Fulda, Ludwig: Das Exempel, 1909
Fulda, Ludwig: Sieben Einakter, 1909
Fulda, Ludwig: Herr und Diener, 1910
Fulda, Ludwig: Aladdin und die Wunderlampe, 1912
Fulda, Ludwig: Der Seeräuber, 1912
Fulda, Ludwig: Deutsche Kultur und Ausländerei, 1916
Fulda, Ludwig: Der Lebensschüler, Schauspiel, 1916
Fulda, Ludwig: Die Richtige, 1918
Fulda, Ludwig: Das Wundermittel, 1920
Fulda, Ludwig: Der Vulkan, Lustspiel, 1922
Fulda, Ludwig: Die Geliebte, Komödie, 1923
Fulda, Ludwig: Die Gegenkandidaten, Komödie, 1924
Fulda, Ludwig: Die Durchgängerin, Lustspiel, 1925
Fulda, Ludwig: Bunte Gesellschaft, 1927
Fulda, Ludwig: Die Reform des Urheberrechtes, 1928
Fulda, Ludwig: Die verzauberte Prinzessin, 1930
Fulda, Ludwig: Die Karriere. Ein Stück in fünf Stationen, Dresden 1932

Diese Auswahl seiner Theaterstücke, Gedichtbände, Schriften und Zeitungsartikel beruht teilweise auf der Werkliste im Wikipedia-Artikel über Ludwig Fulda, online: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Fulda, zuletzt eingesehen am 07.03.2024


Ludwig Fulda zum Frauenstudium

„(...); denn eine Frau, die heute in einem wissenschaftlichen Beruf eben so viel leistet wie ein Mann, muß zehnmal tüchtiger sein als dieser, weil sie zehnmal mehr Schwierigkeiten zu überwinden hat.“

(aus einem Beitrag von Ludwig Fulda für den Sammelband: Die akademische Frau. Gutachten hervorragender Universitätsprofessoren, Frauenlehrer und Schriftsteller über die Befähigung der Frau zum Studium und Berufe S. 322) Vollständigen Text lesen


Quellen und Literatur

Fulda, Ludwig, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd118840452.html [22.08.2024]

Stadtarchiv München: PMB Ludwig Fulda
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: Best. STA 10/ 25, Geburtsregister der freien Stadt Frankfurt, Eintrag Nr. 819 vom 23.07.1862, Ludwig Anton Salomon Fulda
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: Best. STA 11 / 200 Standesamt I (mit Bornheim): Heiratsregister vom 18.09.1893-15.11.1893, Heiratsurkunde Nr. 1519 vom 11.10.1893
Meldung zur Verlobung mit Ida Theumer, in: Münchner Neueste Nachrichten, 46. Jg, Nr. 352 vom 03.08.1893, S. 2
Meldung zum Wegzug nach Berlin, in: Allgemeine Zeitung, 98. Jg., Nr. 75 vom 16.3.1896, S.3
Neumann-Hofer, Otto: Ludwig Fulda, in: Universum. Illustrierte Familien-Zeitschrift, 13 Jg. Heft 3, (1896/1897), S. 18ff, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11795774?page=182%2C183, zuletzt eingesehen am 02.03.2024
Adressbuch für Berlin und seine Vororte, Ausgabe 1897 ff.
Tätigkeitsbericht des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896
Fulda, Ludwig, München, in: Die akademische Frau. Gutachten hervorragender Universitätsprofessoren, Frauenlehrer und Schriftsteller über die Befähigung der Frau zum Studium und Berufe, hrsg. von A. Kirchhoff, Berlin 1897, S. 320 - S. 322
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: Best. STA 11 / 394 Standesamt I (mit Bornheim): Heiratsregister vom 03.10.1908 - 31.12.1908, Heiratsurkunde Nr. 1101 vom 08.12.1908
Martini, Fritz: Fulda, Ludwig Anton Salomon, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 5, Berlin 1961, S. 727 f.
Hock, Sabine: Fulda, Ludwig. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe) https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2324, Stand des Artikels: 15.9.2023
Fulda, Ludwig, in: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, hrsg. v. Archiv Bibliographia Judaica, Bd. 8 Frie - Gers, München 2000, S. 279 ff.
Herbst, Cristina (Hrsg.): Hedwig Pringsheim. Tagebücher 1885-1891, Bd. 1, Göttingen 2013, S. 598 f. und Tagebücher 1892 - 1897, Bd. 2, Göttingen 2013, S.


Anmerkungen

Ludwig Fulda gehörte zwischen 1888 und 1933 zu den populärsten deutschen Bühnenschriftstellern, der 50 eigene Bühnenstücke geschaffen und zahlreiche Werke der Weltliteratur aus sieben Sprachen in Deutsche übersetzt hatte. Darüber hinaus schrieb er Gedichte und publizierte sie in verschiedenen Zeitschriften und Gedichtbänden. Sein ganzes Berufsleben lang setzte er sich für andere Schriftsteller ein, engagierte sich für ihre Berufsinteressen und verteidigte die Freiheit der Kunst. So war er Mitgründer und langjähriger Vorsitzender des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten, Mitgründer und zeitweiliger Leiter des Deutschen PEN-Zentrums. Außerdem war er an der Gründung der Conféderation internationale des Sociétés d'Auteurs et Compositeurs beteiligt.  Mit diesen Organisationen, als Leiter der Urheberrechtskommission in der Preussischen Akademie der Künste und als Vertreter der Reichsregierung auf internationalen Kongressen zum Urheberrecht, leistete er in den 1920er Jahren entscheidende Vorarbeiten für die Ausweitung des Urheberrechts von 30 auf 50 Jahre, die 1934 gesetzlich in Kraft trat.

Er stammte aus einer jüdischen Familie, die bereits seit 1639 in Frankfurt am Main ansässig war. Sein Großvater mütterlicherseits Julius Philipp Oppenheimer war der erste jüdische Stadtrat im Frankfurter Magistrat. Der Enkel studierte nach abgebrochener kaufmännischer Lehre Germanistik und Philosophie in Berlin, Leipzig und Heidelberg und wurde dort 1883 summa cum laude promoviert. Da war er gerade einmal 21 Jahre alt. Im gleichen Jahr wurde erstmals ein Stück von ihm in seiner Heimatstadt Frankfurt uraufgeführt. Zehn Jahre später sollte ihm für sein Stück Der Talismann der renommierte Schillerpreis verliehen werden. Mit Hinweis auf das jugendliche Alter des Autors legte Kaiser Wilhelm gegen diese Verleihung sein Veto ein. Es war jedoch ein offenes Geheimnis, dass sich der Monarch durch das Stück, welches Motive aus Hans Christian Andersens Märchen Des Kaisers neue Kleider aufgriff, karikiert sah. Andere Ehrungen folgten: 1907 erhielt er für seine Übersetzungen das Kreuz der französischen Ehrenlegion, 1932 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft sowie die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt. 1933 wurde ihm als meistgespielter lebender Bühnenautor der Burgtheaterring verliehen.
1914 überließen sich weite Teile des deutschen Bürgertums, einschließlich der Frauenbewegung, kritiklos einer allgemeinen Kriegseuphorie. Das galt auch für Ludwig Fulda, dem Verfasser des Aufrufs an die Kulturwelt, der im Oktober 1914 in allen großen deutschen Zeitungen erschien und jede Mitverantwortung des Deutschen Reiches am Ausbruch des Krieges und an der brutalen Kriegsführung mit zahllosen zivilen Opfern leugnete. Nach dem Krieg bekannte er sich jedoch von Anfang an klar zur Weimarer Demokratie und trat für eine Aussöhnung der ehemaligen Weltkriegsgegner ein. Ludwig Fulda war zweimal verheiratet und hatte mit seiner zweiten Frau Helene einen Sohn.

Ludwig Fuldas Münchener Jahre

Wie sein Münchener Meldebogen verrät, hielt sich Ludwig Fulda zwischen 1884 und 1887 erstmals dauerhaft in München auf. Als Zweck seines Aufenthaltes hatte er zwar ein „Studium an der Universität“ angegeben, müsste diesen Vorsatz aber schon bald aufgegeben haben, denn immatrikuliert war er in München nie. Stattdessen lebte er als freier Schriftsteller und feierte einen ersten größeren Erfolg als Theaterautor mit der Uraufführung des Einakters Unter vier Augen in Augsburg. Er gehörte dem Kreis um Paul Heyse an und pflegte die Bekanntschaft und Freundschaft u.a. mit Max Bernstein, Hermann von Lingg, Michael Georg Conrad und Henrik Ibsen. Neben der Arbeit an eigenen Stücken und an Übersetzungen schrieb er Artikel für verschiedene Zeitungen, so z. B. im Jahr 1886 eine Kritik über Max Haushofers dramatisches Gedicht Der Ewige Jude in den Münchner Neuesten Nachrichten. Zudem hielt er Vorträge im Kaufmännischen Verein. Bereits damals begann er sich für andere Schriftsteller und für die Freiheit der Kunst einzusetzen. Zusammen mit Max Bernstein sorgte er 1886 in Augsburg für die Uraufführung des Dramas Gespenster von Henrik Ibsen und wurde ein entschiedener Anhänger und Förderer des naturalistischen Theaters.

Nach seiner Eheschließung mit der Schauspielerin Ida Theumann (ebenfalls Vereinsmitglied ID 131) kehrte er 1894 noch einmal für eineinhalb Jahre nach München zurück. Genau in diese Zeit fällt die Gründung der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau. Wann genau Ludwig und Ida Fulda eingetreten sind, 1894, 1895 oder erst kurz vor ihrer Abreise nach Berlin bei der zweiten Mitgliederversammlung im Februar 1896, wissen wir leider nicht. Bemerkenswert ist allerdings, dass Fulda anders als seine Freunde Heyse, Bernstein oder Michael Georg Conrad, die ebenfalls als Anhänger der „Frauensache“ galten, überhaupt in den Verein eintrat.

Er war damit einer von nur sieben Männern, die sich Anfang 1896 zusammen mit 137 Frauen in München aktiv für die Ziele der Frauenbewegung engagierten. In dieser Zeit ist jener Beitrag entstanden, den „Ludwig Fulda aus München“ für das 1887 erschienene Buch „Die akademische Frau“ verfasst hatte. Hier beurteilt er die Frage nach dem Frauenstudium rein naturrechtlich mit dem Hinweis auf das Recht jeden Individuums, sich und seine Anlagen voll zu entfalten und ergänzte, dass die Nichtzulassung von Frauen zum Studium, nur weil sie Frauen sind, gegen das Rechtstaatsprinzip verstosse und deshalb grundsätzlich abzulehnen sei. Damit nahm er in der Frage der Frauenbildung einen radikalen Standpunkt ein, der innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung von Anita Augspurg und den meisten ihrer damaligen Vereinskolleginnen vertreten wurde. Vielleicht finden sich im Nachlass von Ludwig Fulda, in seinen Tagebüchern oder in seiner umfangreichen Korrespondenz, noch weitere Hinweise auf frauenrechtlerische Positionen bzw. Aktivitäten in dieser Zeit. Der Nachlass befindet sich in Frankfurt im Freien Deutschen Hochstift.

Ausgrenzung, Entrechtung und Vernichtung

Am 05.05.1933 wurde Ludwig Fulda aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, im Jahr 1935 folgte der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer. 1937/1938 besuchte er seinen Sohn Carl H. Fulda in den USA, musste aber wegen fehlender Papiere wieder nach Deutschland zurückkehren. Im Frühsommer 1938 wurde sein Vermögen teilweise gesperrt, der Pass ihm abgenommen. Nach dem Novemberprogrom kamen weitere Zwangszahlungen, Vermögensabgaben und andere Schikanen, wie ein Ausgehverbot, die Einführung des Zwangs-Vornamens Israel. Obwohl er ein Affidavit seines Sohnes und sogar eine zweite Bürgschaft durch einen New Yorker Freund erhalten hatte, scheiterte sein Ausreise schließlich an den Quoten, die bereits erschöpft waren. Die Aufforderung an alle Juden, sämtliche Wertgegenstände abzugeben umfasste auch den ihm 1933 verliehenen Burgtheaterring. Sein Gesuch an das Wirschaftsministerium, ihn behalten zu dürfen, wurde abgelehnt. Wenige Tage später nahm sich Ludwig Fulda das Leben. Er starb am 30.03.1939 und wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem beigesetzt. Sein Grab ist heute ein Ehrengrab des Landes Berlin.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Ludwig Fulda“/ID 130, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Ida Fulda

Persönliche Daten

Name: Fulda
Vorname: Ida
Geburtsname: Theumann
Künstlername bis zur Eheschließung: Ida Theumer
Religion bei Geburt: jüdisch
Geburtstag: 05.12.1869
Die Heiratsurkunde der Fuldas nennt den 5.12, der Münchener Meldebogen ihres Ehemannes Ludwig Fulda den 4.12. als Geburtsdatum.
Geburtsort: Wien
Todestag: 11.08.1926
Sterbeort: Berlin
nach dem Namensverzeichnis zum Sterberegister des Standesamtes Charlottenburg I ist Ida D'Albert 1926 in Berlin gestorben.
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Ausbildung am Konservatorium der GdM (Gesellschaft der Musikfreunde in Wien)
Schauspielerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Kaiserreich Österreich-Ungarn

Ida Fulda Porträt von 1896
nach einer Zeichnung von Franz Lenbach 1896. Aus dem Buch: Raupp, Wilhelm: Eugen d´Albert. Ein Künstlerschicksal, Leipzig 1930, S. 225

Familie

Vater Salomon Theumann Privatier 1826 - 1917
Mutter Sophie Theumann, geb. Hohenberg 1835 - 1883
Schwester Laura Lea Theumann, verh. Löbel Pianistin und Musikpädagogin 1878 Wien - 1942 Riga
 Laura Lea Löbel wurde nach Riga deportiert und dort ermordet.
Anmerkung zur Familie: Die Angaben zu Namen und Lebensdaten weiterer Geschwister bei geni.com müssen noch verifiziert werden, da sich die Angaben zu Vater und Sterbeort als falsch herausgestellt haben ( vgl. Heiratsurkunde und Sterbeurkunde von Ida Fulda bzw. Ida d'Albert).

Familienstand

verheiratet in erster Ehe 1893 Dr. Ludwig Fulda Schriftsteller 1862 Frankfurt am Main - 1939 Berlin
geschieden seit 1903
verheiratet in zweiter Ehe 1911 Eugene Francis Charles d'Albert Komponist und Pianist 1864 Glasgow - 1932 Riga
auch Eugen Franz Karl d'Albert
geschieden seit 1912

Kinder

Desiderata Eugenia (Daisy, Desi) d'Albert, in 1. Ehe verh. Sprinz, in 2. Ehe verh. Ehrlich 1910 - 1997 London

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

1896 Frau Dr. Fulda Leopoldstr. 42  
Ida Fulda taucht nur im Jahr 1896 auf der Mitgliederliste auf; ihr genaues Eintrittsdatum kennen wir nicht, da ein früheres Mitgliedsverzeichnis nicht überliefert ist.

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1895 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

"Seit 1893 ist er mit einer liebreizenden jungen Wiener Dame, Ida Theumer, die vor ihrer Verheiratung eine begabte Schauspielerin am Deutschen Theater zu Berlin war, in glücklicher Ehe vereint".
(Universum: illustrierte Familienzeitschrift 13,1, 1896/1897)

"When the beautiful Ida Theumann in the years following 1900 was regularly singled out as dancing partner by Chancellor Bernhard von Buelow at the annual press club balls nobody ventured to predict that the celebrated beauty would die poor and forgotten in 1926.
The news of her recent death brought to light the fact that the former star of the Royal theater had for the past five years lived in dire circumstances. Ida Theumann came to Berlin from Vienna in her teens and joined the Royal theater. Under the direction of its famous regisseur, Brahm, her talent unfolded and she became a favorite of the theater going public. It was not long before Ludwig Fulda, the dramatist and Novelist, wooed and married her. As Frau Fulda she played a leading role in Berlins smart set Chancellor von Buelow marked her - for distinctions. Franz von Lenbach, the court painter, made several canvases of her.
Next Eugen d'Albert, composer and pianist, became infatuated with her and induced her in 1910 to sever her alliance with Fulda. From the d'Albert-Theumann union sprang a daughter. Desiderata, who after her mother's divorce from the oft-wedded pianist shared her post-war poverty."
(NEW BRITAIN DAILY HERALD v. 01.10.1926. S. 19)


Quellen und Literatur

Fulda, Ida, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd116875755.html [22.08.2024]
Stadtarchiv München: PMB Ludwig Fulda
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main Best: STA 11 / 200 Standesamt I (mit Bornheim): Heiratsregister vom 18.09.1893-15.11.1893, Heiratsurkunde Nr. 1519 vom 11.10.1893
Adressbuch für Berlin und seine Vororte, Ausgabe 1900, I. Theil, S.392, online: https://digital.zlb.de/viewer/image/34115316_1900/415/
Schnitzler, Arthur: Tagebuch 1879 – 1931, online: https://schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at
Th. Entsch (Hrsg.): Deutscher Bühnenalmanach, Berlin 1890
Flüggen, O.G.: Biographisches Bühnen-Lexikon der deutschen Theater, 1. Jg, München 1892
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896
Rundschau Ludwig Fulda, in: Universum: illustrierte Familienzeitschrift XIII, 1897, S.18ff
Landesarchiv Berlin: P Rep. 551, lfd. Nr. 351, Standesamt Charlottenburg I, Sterbeurkunde Ida d'Albert
Nachruf auf Ida Theumann, in: New Britain Daily Herald vom 01.10.1926, S.19, online: https://tile.loc.gov/storage-services/service/ndnp/ct/batch_ct_genesis_ver01/data/sn82014519/0041421972A/1926100101/0557.pdf, zuletzt eingesehen am 04.03.2024
Gedenkplatte von 1997 für Desiderata Ehrlich, geb. d'Albert, am Grab ihres Vaters Eugen d'Albert in Morcote, Tession, online: https://de.findagrave.com/memorial/238805474/desiderata-eugenia-ehrlich#source, zuletzt eingesehen am 14.03.2024
Raupp, Wilhelm: Eugen d´Albert. Ein Künstlerschicksal, Leipzig 1930, S. 224f.
Ray-Atkinson, John (Pseudonym für Hans Arnold): 6 Frauen um Eugen d´Albert. Lebensroman eines großen Künstlers, Berlin 1959, S. 96 - S. 120
Eintrag Fulda, Ida in: Deutsche Nationalbibliothek, online https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&cqlMode=true&query=nid%3D116875755, zuletzt eingesehen am 04.03.2024
Eintrag Fulda, Ida in: BSZ, Bibliothekszentrum Baden-Württemberg, online: https://swb.bsz-bw.de/DB=2.104/SET=1/TTL=1//CMD?,  zuletzt eingesehen am 14.03.2024
Szabo, Evelyn: Art. „Löbel (Löbl, geb. Theumann), Laura Lea‟, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, begr. von Rudolf Flotzinger, hg. von Barbara Boisits (letzte inhaltliche Änderung: 12.1.2023, abgerufen am 14.3.2024), https://dx.doi.org/10.1553/0x003dbedf, zuletzt eingesehen am 26.10.2023


Anmerkungen

Ida Fulda wurde als Tochter des Ehepaars Salomon und Sophie Theumann in Wien geboren. In ihrer Jugend absolvierte sie, wie ihre Schwester Laura Lea, eine Ausbildung am Konservatorium der GdM (Gesellschaft der Musikfreunde in Wien). Während ihre Schwester die Pianisteninnen-Laufbahn einschlug, entschied sich Ida für eine Bühnenkarriere. Sie startete zunächst an kleineren österreichischen Theatern und ging dann nach Berlin. Im Bühnenalmanach von 1889 ist sie erstmals als Frl. Theumann, Lessingtheater, Berlin verzeichnet. Nachdem sie 1893 den Schriftsteller und Bühnenautor Ludwig Fulda geheiratet hatte, gab sie ihren Beruf auf und kam 1894 für eineinhalb Jahre nach München. Genau in diese Zeit fällt die Gründung der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau und des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums, wo Ida schon 1895 in der Mitgliederliste erwähnt wird. Wann genau Ludwig (ID 130) und Ida Fulda in den späteren Verein für Fraueninteressen eingetreten sind, 1894, 1895 oder erst kurz vor ihrer Abreise nach Berlin bei der zweiten Mitgliederversammlung im Februar 1896, wissen wir leider nicht.
Nach der gemeinsamen Rückkehr nach Berlin spielte Ida Fulda in der Berliner Gesellschaft der Jahrhundertwende eine führende Rolle, gehörte zum Bekanntenkreis von Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal. Schnitzler erwähnte sie wiederholt in seinen Tagebucheinträgen. 
1903 wurde die Ehe mit Ludwig Fulda kinderlos geschieden. Nach ihrer Scheidung lebte sie zeitweise in der Bretagne, wo sie mit dem verheirateten Komponisten Eugen d'Albert eine Affäre begann (vgl. Ray-Atkinson, 6 Frauen). 1910 wurde die gemeinsame Tochter Desiderata (Daisy) unehelich geboren. 1911 wurde Ida Fulda die vierte Ehefrau von d'Albert und das Paar ließ sich in Wien nieder. Nach kurzer Ehe erfolgte die Scheidung und Ida zog wieder nach Berlin. Ihre letzten Lebensjahre ließen sich bislang noch nicht rekonstruieren, sie scheint jedoch in schwierigen Verhältnissen gelebt zu haben. Während im New Britain Herald anlässlich ihres Todes 1926 ein Nachruf erschien, finden sich in deutschsprachigen Zeitungen keine Meldungen oder gar Nachrufe anläßlich ihres Todes.

Ida d'Albert im Urteil der Männerwelt

Die Persönlichkeit Ida d'Alberts erscheint in den Tagebüchern von  Arthur Schnitzler und den beiden Biografien über Eugen d'Albert von Wilhelm Raupp und Hans Arnold in einem sehr ungünstigen Licht. Die Aufzeichnungen spiegeln die Männersicht auf eine einstmals gefeierte Schönheit und erfolgreiche Schauspielerin, die sich mit der Scheidung von Ludwig Fulda, der nachfolgenden Beziehung zum verheirateten d'Albert und der Geburt einer unehelichen Tochter ins gesellschaftliche Abseits manövriert hatte.
„Aus dem Dämmerschein ihres spärlichen Theaterruhms tauchte sie empor in das strahlende Leuchten, das von der damals hochgradigen Berühmtheit des Dichters Ludwig Fulda ausging. Das war der Bannkreis, in den sich das außengefällige Wesen einer von ihrer unwiderstehlichen Weiblichkeit überzeugten Frau bis zur krankhaften Selbstüberschätzung verstieg“. (Raupp S. 226)
Eine ungefärbte Aufarbeitung ihres Lebenswegs steht dagegen noch aus.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Ida Fulda“/ID 131, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Auguste Helene Gerdes

Persönliche Daten

Name: Gerdes
Vorname: Auguste Helene
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 26.08.1837
Geburtsort: Bremen
Todestag: 12.12.1917
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Privatiere

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Freye Hansestadt Bremen

Familie

Vater Hermann Gerhard Gerdes Kaufmann
Mutter Wilhelmine Gerdes, geb. Trendtel
 Die Lebensdaten der Eltern sind uns noch nicht bekannt.
Schwester Gerhardine Wilhelmine Gerdes, verh. Bulling 1830 - 1869
Bruder Gottlob Wilhelm August Gerdes 1834
Schwester Catherine Bernhardine Unbrinette Gerdes 1839
Schwester Wilhelmine Caroline Adolphine Gerdes 1841

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Frl. Aug. Gerdes Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass Auguste Gerdes 1894 Gründungsmitglied war.
1896 bis 1900 Fräulein Gerdes Schellingstr. 58 / IV  
1901 bis 1904 Frl. Gerdes Georgenstr. 30  
1905 bis 1916 Frl. Gerdes Habsburgerplatz 5 / IV  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein "Frauenbildungs-Reform", Ortsgruppe München


Quellen und Literatur

Adressbuch Bremen 1878
Stadtarchiv München: PMB Auguste Gerdes
Stadtarchiv München: Adressbuch 1900, 1913, 1915, 1917, 1918
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Auguste Gerdes (Nr. 2790)
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14


Anmerkungen

Auguste Gerdes war die Tochter des Kaufmanns Hermann Gerhard Gerdes, Teilhaber der Firma Gerdes, Bulling und Wehrhane, Schiffs- und Kommissionshandel. Anfang der 80er Jahre lebte ihr Vater noch als Privatier in Bremen, während ihre Mutter bereits verstorben war.
Auguste Gerdes erster Aufenthalt in München ab dem 6. Juli 1882 diente wohl Besuchszwecken, bevor sie sich endgültig hier niederließ, unterbrochen von Reisen nach Tirol (Abmeldungen nach Kitzbühel u. Dreikirchen), sowie Florenz. 1888 lebte sie in der Luisenstr. 42 bei Burger, eine Adresse unter der in späteren Jahren verschiedene Vereinsmitglieder zeitweise gemeldet waren. Ihre letzte Adresse war laut Sterbeurkunde und Adressbuch von 1918 in der Widenmayerstr. 36. Dort lebte sie zusammen mit dem Diplomingenieur Otto Kehrer, der ihren Tod angezeigt hat und mit dem sie wahrscheinlich bereits die Wohnung am Habsburgerplatz Nr. 5 ab 1914 geteilt hatte.


Letzte Änderung

geändert: 11.12.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Auguste Gerdes“/ID 93, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Laura Gerstle

Persönliche Daten

Name: Gerstle
Vorname: Laura
Geburtsname: Frankenheimer
Religion bei Geburt: jüdisch
Geburtstag: 31.12.1861
Geburtsort: New York
Todestag: 02.08.1911
Sterbeort: Partenkirchen
Laut Traueranzeige verstarb sie in Partenkirchen, im Polizeilichen Meldebogen wird München als Sterbeort angegeben.
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Vereinigte Staaten von Amerika

Todesanzeige Laura Gerstle
in: Münchner Neueste Nachrichten, 64. Jg, Vorabendblatt vom 04.08.1911, S.8

Familie

Vater Philipp Frankenheimer Kaufmann 1824 Erlangen - 1894 München
Mutter Bessie Frankenheimer, geb. Sutro 1830 Leutershausen - 1880 New York
Schwester Jertha oder Yereth Frankenheimer, verh. Rosenbaum 1854 New York - 1901 New York
 Seit 1897 ebenfalls Vereinsmitglied
Bruder Sigmund P. Frankenheimer 1856 New York - 1941
Schwester Estelle (auch Stella) Frankenheimer, verh. Bamberger 1859 New York - 1952

Familienstand

verheiratet mit 1887 Emil (Elias) Gerstle Kaufmann und Prokurist, Teilhaber d. Firma Elias Cohn Königsberger 1849 Ichenhausen - 1930 München

Kinder

Bessie Gerstle, in 1. Ehe mit Ludwig Weil, in 2. Ehe mit Max Hirschberg verheiratet. 1888 München - 1970 USA
Bessie Gerstle war ebenfalls Vereinsmitglied
Nanette (Nettie) Gerstle, seit 1914 mit Erich Katzenstein verheiratet. Publizistin, Übersetzerin, Historikerin 1889 München - 1967 Zürich
Nettie Gerstle war als junge Frau ein überaus aktives Vereinsmitglied: 1912/13 Vorsitzende des "Jugendausschusses" und Schriftführerin der "Kommission für die Arbeiterinnenfrage" und der "Kommission für wirtschaftliche Fragen"
Julius Gerstle 1892 München - 1915 bei Lemberg/Ukraine
gefallen im 1. Weltkrieg

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1911   Sie blieb bis zu ihrem Tod Vereinsmitglied.
1896 bis 1897 Frau Gerstle Sendlingerstr. 89  
1898 bis 1903 Frau Gerstle Sendlingerthorplatz 8 / III  
1904 bis 1909 Frau Laura Gerstle Sendlingerthorplatz 8 / III  
1910 bis 1911 Frau Laura Gerstle Kobellstr. 10  

Vereinsämter

1902/03bis 1906/07 Mitarbeiterin in der der Leitungskommission der "Auskunftsstelle über Wohlfahrtseinrichtungen"
Die Auskunftsstelle für Wohlfahrtseinrichtungen gründete der Verein im Jahr 1900 nach dem Vorbild der von der Frauenrechtlerin Jeannette Schwerin eingerichteten Auskunftsstelle in der Berliner Zentrale der "Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur".

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1894 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchengymnasiums in München


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Emil Gerstle
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 18
Stadtarchiv München: DE-1992-SCHULA-01410 Verein zur Gründung eines Mädchengymnasiums 1895 - 1919
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Philipp Frankenheimer vom 19.12.1894, Nr. 7183
Todesanzeige Philippp Frankenheimer, in Münchner Neueste Nachrichten 47. Jg, Vorabendblatt vom 21.12.1894, S.8:    https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00129986_00255_u001?page=6,7&q=%28%22Philipp+Frankenheimer%22%29, zuletzt eingesehen am 19.09.2023
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums, München 1895, S. 6
Todesanzeige Laura Gerstle, in: Münchner Neueste Nachrichten, 64. Jg, Vorabendblatt vom 04.08.1911, S.8:   https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00130955?q=%28%22Laura+Gerstle%22%29&page=62,63, zuletzt eingesehen am 19.09.2023
Todeanzeige Julius Gerstle, In Münchner Neueste Nachrichten 68.Jg., Nr. 335, Vorabend-Blatt v. 04.07.1915, S. 10, Online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131313_00057_u001?page=66, zuletzt eingesehen am 26.10. 2023
Katzenstein, G. Nanette: Lebenslauf, in: dies.: Das Vorparlament. Liberalismus und Demokratismus 1848, Inauguraldissertation der philosophischen Fakultät der Universität Bern, München 1922, S. 96, online: https://books.google.com/books?id=IWBCAQAAMAAJ&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false, zuletzt eingesehen am 01.11.2023.
Todesanzeige Emil Gerstle, in: Münchner Neueste Nachrichten, 83. Jg., Nr. 256 vom 20.09.1930, S. 14, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00138027?page=554,555, zuletzt eingesehen am 31.10. 2023
Hirschberg, Max: Jude und Demokrat. Erinnerungen eines jüdischen Rechtsanwaltes 1883 - 1939, bearb. v. Weber, Reinhard, München 1998, online: https://www.google.com/books/edition/_/tBT0CQAAQBAJ?hl=en&gbpv=1&pg=PA7&dq=Max+Hirschberg, zuletzt eingesehen am 31.10.2023
Nachruf: Mrs. Lionel Sutro, Peace Leader, dies, in: The New York Times v. 21.12.1939
Ildikó Kovács: Nettie Sutro. Bürgersfrau, Historikerin und Fluchthelferin. In: Helena Kanyar Becker (Hrsg.): Vergessene Frauen. Humanitäre Kinderhilfe und offizielle Flüchtlingspolitik 1917–1948, Basel 2010
Schmidlin, Antonia: "Sutro, Nettie", in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 12.10.2011. Online: hls-dhs-dss.ch/de/articles/032122/2011-10-12/, zuletzt eingesehen am 31.10.2023
Pilwousek, Ingelore (Hg.): Verfolgung und Widerstand. Das Schicksal Münchner Sozialdemokraten in der NS-Zeit, München 2012, S.193 ff.
Brenner, Michael: Der lange Schatten der Revolution, Berlin 2019, S. 60 u. 109
Appell, Wolfgang: Juden in Erlangen, Bd. I E-J. Familienbuch der jüdischen Familien aus Erlangen, Bruck und Büchenbach, Erlangen 2021, online: http://www.lorlebergplatz.de/juden_in_erlangen_I_E-J.pdf, zuletzt eingesehen am 26.10.2023


Anmerkungen

Laura Gerstle wurde 1861 als jüngstes Kind von jüdischen Auswanderern aus Franken, dem Kaufmann Philipp Frankenheimer und seiner Frau Bessie Sutro, in New York geboren. 1887 heiratete sie in Günzburg den aus Ichenhausen stammenden Kaufmann Elias, genannt Emil Gerstle. Dieser lebte seit 1864 in München und besaß hier seit 1886 das Bürgerrecht. Er war Teilhaber der Textilgroßhandlung Elias Cohn Königsberger.  Wie seine Frau Laura pflegte er seine kulturellen und sozialen Interessen in verschiedenen Vereinen und Gesellschaften: Alpenverein und Kunstverein München sowie Verein "Knabenhort", Asylverein für Obdachlose und im Kaufmännischen Verein in München. Laura Gerstle selbst war Mitgründerin des Verein zur Gründung  eines Mädchengymnasiums und engagierte sich im Verein für Fraueninteressen ab 1902/03 bis 1906 als Mitarbeiterin in der Leitungskommission der Auskunftsstelle über Wohlfahrtseinrichtungen. Diese Abteilung hatte der Verein nach dem Vorbild einer 1893 in Berlin gegründeten gleichnamigen Auskunftsstelle eingerichtet. Sie sammelte Material über Wohlfahrtseinrichtungen, um Notleidende besser und schneller beraten und an passende Stellen vermitteln zu können. Träger war die kurz zuvor gegründete Deutsche Gesellschaft für ethische Kultur, die ab 1894 auch in München vertreten war. Die Ethische Bewegung verbreitete sich zuerst in den USA und in England.
Lionel Sutro, ein Cousin Laura Gerstles, seine Frau, die Frauenrechtlerin und Pazifistin Florentine Scholle Sutro und andere Familienmitglieder hatten über Jahrzehnte eine zentrale Rolle in der New York Society for Ethical Culture gespielt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Laura Gerstle - in diesem Milieu aufgewachsen - sich gerade deshalb für die Tätigkeit in der Leitungskommission  der Auskunftsstelle über Wohlfahrtseinrichtungen entschieden hatte.
Laura und Emil Gerstle hatten drei Kinder, ihr Sohn Julius fiel 1915 im ersten Weltkrieg. Bereits vier Jahre zuvor war Laura Gerstle nach langem Leiden im Alter von 50 Jahren verstorben.

Familiäre Verbindungen

Laura Gerstle war die erste von zahlreichen Frauen aus ihrer Familie, die sich in Bayern in der Frauenbewegung, insbesondere im Verein für Fraueninteressen, engagierten. 1896/97 wurde Lauras ältere Schwester, die Witwe Yert(h)a Rosenbaum, geb. Frankenheimer, Vereinsmitglied, bis sie 1899 wieder in die USA zurückkehrte, um - wie es hieß - ihre amerikanische Staatsbürgerschaft nicht zu verlieren. Ihre Tochter Carrie Drey, geb. Rosenbaum, also die Nichte Laura Gerstles, trat 1902/03 in den Verein ein. Sie hatte zuvor in eine Familie eingeheiratet, die sie mit weiteren Mitgliedern des Vereins familiär verband. Yerthas Enkelin Bessie Drey (und damit Großnichte von Laura Gerstle) war eine der Nachfolgerinnen Nettie Gerstles in der Leitung der Jugendkommission. Auch die beiden Töchter Laura Gerstles waren aktive Mitglieder des Vereins.

Lebenswege der Töchter Bessie und Nanette (Nettie)

Laura Gerstles ältere Tochter Bessie  gehörte der Jugendgruppe des Vereins an und war in erster Ehe mit dem Kaufmann Ludwig Weil verheiratet. Anfang 1920 heiratete sie den sozialdemokratischen Rechtsanwalt Dr. Max Hirschberg. Bekannt wurde er vor allem durch zwei Prozesse, in denen er als Verteidiger Felix Fechenbachs, dem Sekretär des ermordeten Ministerpräsidenten Kurt Eisner, (1924) sowie des Redakteurs der „Münchener Post“ Martin Gruber im sogenannten „Dolchstoßprozess“ (1925) Rechtsgeschichte schrieb. Als entschiedener Gegner der Nationalsozialisten wurde er im März 1933 festgenommen und für 6 Monate in „Schutzhaft" genommen. Dank seiner Frau Bessie, die neben vielen anderen Unterstützern auch ehemalige Kriegskameraden des im 1. Weltkrieg hochdekorierten Offiziers mobilisiert hatte, wurde er überraschend freigelassen und konnte 1934 mit Frau und Kindern nach Italien fliehen. Von dort aus emigrierte die Familie 1939 in die USA, wo sie den Holocaust überlebte.

Die zweite Tochter Nanette (Nettie) wurde 1913 Leiterin der Jugendkommission und damit kooptiertes Vorstandsmitglied im Gesamtverein. Zuvor hatte sie bereits ehrenamtlich in der Geschäftsstelle mitgearbeitet, wo sie u.a. die umfangreiche Vereinsbibliothek betreute. Daneben war sie Schriftführerin der Kommissionen für die Arbeiterinnenfrage bzw. für wirtschaftliche Fragen. 1914 heiratete sie den Medizinstudenten Erich Katzenstein, mit dem sie vorübergehend München verließ. Nachdem sie 1915 am Realgymnasium in Goslar nach privater Vorbereitung das Abitur abgelegt hatte, kehrte sie nach München zurück und studierte von 1915 – 1919 an der LMU München Soziologie und Philosophie. Als überzeugte Sozialistin und Pazifistin beteiligte sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann aktiv am revolutionären Geschehen während der Räterepublik 1918/19. Das Ehepaar Katzenstein war mit Ernst Toller befreundet und versteckte ihn auf seiner Flucht vor den Truppen der Weißen Garden in ihrer Privatwohnung. Nachdem Toller dort aufgespürt worden war, mussten sie selbst fliehen und ließen sich in der Schweiz nieder. In Bern beendete Nettie Katzenstein ihr Studium mit einer Promotion zur gescheiterten Revolution von 1848. Danach übernahm sie den Namen ihrer Großmutter mütterlicherseits und nannte sich Nettie Sutro-Katzenstein. Ab 1933 engagierte sie sich in einem von ihr mitgegründeten Kinderhilfswerk für jüdische und nichtjüdische Flüchtlingskinder (Comité d´ aide aux enfants des émigrés allemands Schweizer Sektion, ab 1935 Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder), dessen Leiterin sie von 1934 bis 1948 war, und ab 1951 in dem ebenfalls von ihr mitgegründeten Schweizer Kinderdorf Kiriat Yearim bei Jerusalem.


Letzte Änderung

geändert: 03.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Laura Gerstle“/ID 114, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Sophia N.J. Goudstikker

Persönliche Daten

Name: Goudstikker
Vorname:Sophia N.J.
Religion bei Geburt: jüdisch
1898 trat sie zum protestantischen Glauben über.
Geburtstag: 15.01.1865
Geburtsort: Rotterdam
Todestag: 21.03.1924
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Besuch der privaten Malschule von Amalie Augspurg in Dresden.
Private Ausbildung zur Fotografin in München.
Fotografin und Inhaberin des "Ateliers Elvira" von 1887 - 1908. Ab 1898 mit dem Titel Kgl. Bayer. Hofphotographin.
1908 wurde Sophia Goudstikker als erste Frau am Jugend- und Schöffengericht als Verteidigerin (im Ehrenamt) zugelassen.  

Das bedeutete keineswegs die Ernennung zur "ersten weiblichen Rechtsanwältin", wie es in der Münchener Chronik von 1908, hieß. Die erste zugelassene Rechtsanwältin Deutschlands war die Nachfolgerin S. Goudstikkers als Leiterin der Rechtsschutzstelle München Dr.jur. Maria Otto (vgl. Häntzschel/Bußmann S.207 und Hähnchen S. 280).

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Niederlande
1898 erwarb sie die Bayerische Staatsbürgerschaft und das Münchner Bürgerrecht.

© LAB B Rep. 235-FS Nr. 187
Sophia Goudstikker
© Atelier Elvira / Landesarchiv Berlin, B Rep. 235-FS Nr. 186
Ika Freudenberg und Sophia Goudstikker
© Stadtarchiv München
Sophia Goudstikker

Familie

Vater Salomon Elias Goudstikker Kunst- und Antiquitätenhändler 1825 Amsterdam - 1892 Amsterdam
Mutter Grietje Goudstikker, geb.Klisser 1830 Rotterdam - 1900 München
Schwester Betje Goudstikker, verh. Hirschfeld 1850 - 1928 Hamburg
 verheiratet mit Wolf Hirschfeld
Bruder Willem Goudstikker 1852 - 1853
Bruder Elias Salomon Goudstikker 1854
Schwester Tellie Goudstikker, verheiratete Bütow 1856
Bruder William oder Willem Goudstikker Kaufmann 1857 - 1914
 Verheiratet mit Rosa Trew
Schwester Henriette (Harriet) Goudstikker, verh. Hirsch 1860 - 1931
 verheiratet mit Bernhard Hirsch
Schwester Mietje (Mimi) Goudstikker, verh. von Halle 1862 - 1931
 Verheiratet mit Benjamin von Halle. Beider Tochter war die Lyrikerin und Journalistin Silvia von Harden. http://www.otto-dix.de/werk/e_neue_sachlichkeit/a_gemaelde/NGo1gr_jpg/images_view
Schwester Anna Goudstikker 1863
Schwester Mathilde Nora Goudstikker, verh. Goeschel führte bis 1896 das Photo-Atelier in Augsburg 1874 - 1934
 Sie war ebenfalls Vereinsmitglied. Seit 1903 verheiratet mit Sigismund Goeschel.
Anmerkung zur Familie: Zwei weitere nach Sophia und vor Mathilde Goudstikker geborene Brüder starben bereits im frühen Kindesalter. Grietje (Margarethe) Goudstikker hatte also 12 Kinder geboren.

Familienstand

ledig
Bis ca. 1898 waren sie und Anita Augspurg Lebenspartnerinnen; nach 1899 lebte sie mit Ika Freudenberg zusammen. Ihre vermutlich letzte Lebensgefährtin, Hannah von Westernhagen, geb. Böhlau, wurde nach 1914 ebenfalls Mitglied des Vereins für Fraueninteressen.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1924   Sophia Goudstikker gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau.
1894 bis 1895 Sophia N. Goudstikker Kaulbachstr. 51a / III  
1897 bis 1899 Frl. Sophia Goudstikker Kaulbachstr. 51a / III links  
1900 bis 1904 Frl. Sophia Goudstikker Königinstr. 3a  
1905 bis 1915 Frl. Sophia Goudstikker Königinstr. 3a / Villa  

Vereinsämter

1896bis 1898 Mitglied der Lehrlingskommission
1896 Mitglied der Kommisson zur Anstellung weiblicher Turnlehrer an den höheren Mädchenschulen.
1897bis 1898 Mitbegründerin der Rechtsschutzstelle des Vereins für geistige Interessen der Frau Bei der Mitgliederversammlung 1897 schloß sich Sophia Goudstikker einer vierköpfigen Kommission zur Gründung einer Rechtsbelehrungs- und Rechtsschutzstelle für Frauen in München an. Auf Antrag von Ika Freudenberg wird die Kommission auf 12 Personen vergrößert und erhält einen selbständigen Status.
1898bis 1899 Mitglied der Rechtsschutzgruppe Am 1. Mai 1898 wird die Rechtsschutzstelle zunächst in einem vom Stadtrat bewilligten Zimmer in der Domschule eröffnet und wechselt noch im gleichen Jahr in die Frauenarbeitsschule, Von-Der-Tann-Str. 1. Die Leitung übernahm zunächst die aus Halle gebürtige Johanna Baum.
1899 Mitglied der Kommission zur Gründung von Ortsgruppen
1900bis 1902 Leiterin der Rechtschutzgruppe
1903 2. Vorsitzende der Rechtsschutzgruppe
1904bis 1906 Einfaches Mitglied der Rechtsschutzstelle
1907bis 1923 1. Vorsitzende der Rechtsschutzstelle
1909 Mitarbeiterin für Auskunfterteilung und Propaganda auf dem Gebiete des Rechtsschutzes
1914bis 1923 Als Beirätin Mitglied im Vorstand des Vereins für Fraueninteressen

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1889 bis 1895 Mitglied im Deutschen Frauenverein Reform, ab 1891 Verein Frauenbildungsreform
1890 Gründungsmitglied in der Gesellschaft für modernes Leben
Mitglied in der Münchener Photographische Gesellschaft
Gründungsmitglied des Vereins für Frauenstudium
Mitglied im Akademisch-Dramatischen Verein


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Erwähnungen Sophia Goudstikker in Jahresberichten

Weitere Zitate:
"Draußen Anita Augspurg und die Schwestern Goutstikker  getroffen, mit ihnen gebadet. Über dem Gebirge weinroter Sonnenuntergang und die nackten Gestalten."
(Tagebucheintrag von Franziska Gräfin zu Reventlow vom 22. September 1901)

„Am 21.März schied mit Sophia Goudstikker, der Freundin und Lebensgefährtin Ika Freudenbergs, eine der bedeutendsten Frauen unserer Zeit aus dem Leben."
(München-Augsburger Abendzeitung, Beilage Süddeutsche Frauenzeitung, Nachruf vom 6. April 1924)


Eigene Publikationen

Goudstikker, Sophia: Ika Freudenberg und die Frauenbewegung in München, in: "Die Frau", 9. Jg., Heft 5 v. 5.2.1902


Quellen und Literatur

Goudstikker, Sophia, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd11679836X.html [22.08.2024]

Stadtarchiv München: PMB Sophia Goudstikker
Stadtarchiv München: Einbürgerungsakten Nr. 1898/2270
Stadtarchiv München: DE-FS -Alb-139 -1-13: Fotoalbum: "Marie Haushofer's Festspiel zum I. allgemeinen Bayerischen Frauentag in München 18.-21- Oktober 1899"
Adressbücher der Stadt München 1888ff
Portraits berühmter Photographen der Gegenwart, in: Photographische Chronik 1894, Nr. 49, S. 874
Jahresberichte der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau bzw. des Verein für Fraueninteressen 1896 bis 1924
Dr. F. (Dr. Anna Freund): Fünfundzwanzig Jahre Münchener Rechtsschutzstelle für Frauen, in: München-Augsburger Abendzeitung, Beilage Süddeutsche Frauenzeitung vom 15. April 1923
Bäumer, Gertrud: 25 Jahre Rechtsschutzarbeit, in: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit, 30.Jg., Heft 7 vom April 1923
Nachruf Sophia Goudstikker, in: München-Augsburger Abendzeitung, Beilage Süddeutsche Frauenzeitung vom 6. April 1924
Bäumer, Gertrud: Lebensweg durch eine Zeitenwende, Tübingen 1933
Lida Gustava Heymann in Zusammenarbeit mit Anita Augspurg: Erlebtes, Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden. Hrsg. von Margrit Twellmann. Maisenheim am Glan 1972 (2. Auflage Frankfurt am Main 1992)
Herz, Rudolf: Das Fotoatelier Elvira (1887-1928). Seine Fotografinnen, seine Kundschaft, seine Bilder, in: Hofatelier Elvira 1887-1928 Ästheten, Emanzen, Aristokraten, hrsg. v. Herz, Rudolf und Bruns, Brigitte, München 1985, S. 63 ff.
Bruns, Brigitte: Das dritte Geschlecht von Ernst von Wolzogen, in: Hofatelier Elvira 1887-1928 Ästheten, Emanzen, Aristokraten, hrsg. v. Herz, Rudolf und Bruns, Brigitte, München 1985, S. 171 ff.
Bruns, Brigitte: Weibliche Avantgarde um 1900, in: Hofatelier Elvira 1887-1928 Ästheten, Emanzen, Aristokraten, hrsg. von Herz, Rudolf und Bruns, Brigitte, München 1985, S. 191 ff.
Lindemann, Renate: 100 Jahre Verein für Fraueninteressen, München 1994, S. 37 ff.
Lindemann, Renate: Materialsammlung Sophia Goudstikker, München 1990ff  (Archiv Verein für Fraueninteressen Signatur: AO004)
Häntzschel, Hiltrud u. Bußmann, Hadomut (Hrsg.): Bedrohlich gescheit. Ein Jahrhundert Frauen und Wissenschaft in Bayern. München 1997, S. 207
Specht, Agneta von (Hrsg.): Geschichte der Frauen in Bayern. Von der Völkerwanderung bis heute. Regensburg 1998, S. 306 ff. und 310 f.
Kinnebrock, Susanne: Anita Augspurg (1857-1943). Feministin und Pazifistin zwischen Journalismus und Politik. Eine kommunikationshistorische Biographie. Herbolzheim 2005, besonders S. 187 und S. 471
Hähnchen, Susanne: Der Weg von Frauen in die juristischen Berufe - Rechtshistorisches zu einer gar nicht so lange zurückliegenden Entwicklung, in: Querelles. Jahrbuch für Frauen- und Geschlechterforschung (2009) Nr. 14, 273-296, besonders S. 280
Karrasch, Daniel u. Sauter, Christoph: Mathilde Goudstikker - Etappen einer Spurensuche, in: Die modernen Frauen des Atelier Elvira in München und Augburg 1887-1908, hrsg. v. Richardsen, Ingvild, München 2022, S. 58 ff.
Joel J. Cahen: Die niederländisch-jüdischen Wurzeln von Sophia Goudstikker, in: Die modernen Frauen des Atelier Elvira in München und Augburg 1887-1908, hrsg. v. Richardsen, Ingvild, München 2022, S. 204 ff.


Anmerkungen

Sophia Goudstikker verbrachte ihre Kindheit und frühe Jugend in Hamburg und lebte ab 1879 in Dresden. Dort besuchte sie die Malschule von Amalie Augspurg, über die sie deren Schwester Anita kennenlernte. Zusammen mit Anita Augspurg zog sie 1886 nach München, um sich zur Fotografin ausbilden zu lassen. Sie spezialisierten sich auf Porträtfotografie, insbesondere von Kindern. Im Juli 1887 eröffneten die beiden in der Von-der-Tann-Straße 15, schräg gegenüber dem Prinz Carl Palais, ihr Photostudio, das Atelier Elvira, später Hofatelier Elvira.
1898 ließ sie sich evangelisch taufen und beantragte mit Erfolg die Bayerische Staatsbürgerschaft sowie das Münchner Bürgerrecht. Im gleichen Jahr wurde der spektakuläre Jugendstilbau realisiert, der von August Endell im Auftrag von Augspurg/Goudstikker entworfen worden war und beiden gemeinsam gehörte.
Neben ihrem Beruf als Fotografin und ihrem Engagement für Verein und Rechtsschutzstelle pflegte sie ein intensives kulturelles Leben. Sie übernahm in den 90er Jahren zahlreiche weibliche Hauptrollen in den Aufführungen des Akademisch-Dramatischen Vereins, der 1891 von Studenten, Literaten und kulturell interessierten Münchner Bürgern gegründet worden war.
1899 kam es zur endgültigen beruflichen und privaten Trennung und Anita Augspurg wurde stille Teilhaberin des Atelier Elvira bis sie im Jahr 1907 ihren Anteil an Sophia G. verkaufte. Auch das gemeinsame frauenpolitische Engagement endete, nachdem Anita Augpurg 1899 den Verein für Fraueninteressen verlassen hatte.
1908 verpachtete Sophia Goudstikker das Atelier Elvira an Emma Uibeleisen. So war es ihr möglich, sich ganz auf die Tätigkeit als Leiterin der Rechtsschutzstelle zu konzentrieren, die sie bis 1923 ausübte.
Spannend und einer gründlichen Untersuchung wert ist das weitere Verhältnis zwischen S. Goudstikker und A. Augspurg nach 1899. Es scheint immer wieder Kontakte gegeben zu haben. Davon zeugt nicht nur der Tagebucheintrag der Reventlow vom 22. September 1901, sondern auch die Tatsache, dass Sophia Goudstikker Anita Augspurg testamentarisch als Testamentvollstreckerin eingesetzt hatte. 
(Kinnebrock, S. 471, Anm. 105)


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Sophia Goudstikker“/ID 69, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Agnes Mathilde Gyßling

Persönliche Daten

Name: Gyßling
auch Gyssling. In den Mitgliederlisten des Vereins wird der Nachname durchgehend mit einfachem s (Gysling) geschrieben .
Vorname: Agnes Mathilde
Nach Auskunft eines Nachfahren wurde Mathilde "Lolo" gerufen.
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 23.02.1859
Geburtsort: Aschaffenburg
Todestag: 18.01.1948
Sterbeort: Bayrischzell
Zwischen 1944 und 1948 befand sich in Bayrischzell das Ausweich-Krankenhaus der Diakonissenanstalt München Chronik von Bayrischzell (https://gemeinde.bayrischzell.de/de/gemeinde/geschichte/-chronik?type=98)
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Familie

Vater Franz Gyßling Oberregierungsrath, Direktor und Vorstand der Bauabtheilung bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen 1823 Kaiserslautern - 1894 München
Mutter Hedwig Helene Maria Gyßling, geb. Cramer 1836 Schweinfurt - 1906 Partenkirchen
 Hedwig Cramer war die zweite Ehefrau des früh verwitweten Franz Gyßling.
Schwester Elisabeth Johanna Henriette Gyßling, verh. Bergh Sängerin 1855 Aschaffenburg - 1897 Kopenhagen
Schwester Pauline Wilhelmine Johanna Gyßling 1858 Aschaffenburg - 1858 Aschaffenburg
Bruder Dr. Otto Ritter von Gyßling Kgl. Bayer. General der Artillerie 1863 Würzburg - 1934 München

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1916    
1896 Fräulein Gysling Luisenstr. 42a  
1897 bis 1898 Frl. Gysling Luisenstr. 42d / II  
1899 bis 1911 Frl. L. Gysling Luisenstr. 54 / II  
1912 bis 1916 Frl. M. L. Gysling Luisenstr. 54 / III r.  

Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Mathilde Gyßling
Stadtarchiv München: Steuerliste Franz Gyßling
Gestorbene, in: Neustadt-Zeitung (1853), Nr. 15 v. 03.02.1853, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10487206?page=64,65, zuletzt eingesehen am 13.01.2024
Bevölkerungsanzeige der Stadt Aschaffenburg, in: Aschaffenburger Zeitung (1859), Nr. 85 v. 09.04.1859, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10505086?page=428,429, zuletzt eingesehen am 13.01.2024
Direktor Gyßling, in: Münchner Neueste Nachrichten, 42. Jg., Nr. 597, Vorabend-Blatt v. 28.12.1889, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133986?page=1382,1383 , zuletzt eingesehen am 13.01.2024
Stadtarchiv München: Heiratsurkunde Nr. 2782 v. 21.12.1893 für Elisabeth Gyßling
Todes-Anzeige Herr Franz Gyssling, in:Münchner Neueste Nachrichten, 47. Jg. Nr.142, Vorabend-Blatt v. 28.03.1894, S.6 , online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130196?page=962,963, zuletzt eingesehen am 13.01.2024
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Nr. 1855 v. 28.03.1894 für Franz Gyßling
Nachruf Franz Gyssling, in: Bayerische Verkehrsblätter, 10. Jg., Nr. 8 v. 10.04.1894, S. 62, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11475115?page=70,71, zuletzt eingesehen am 13.01.2024
BayHStA Abt. IV, Kriegsarchiv: Akt 202326 Otto Gyßling
Adressbuch für München 1894 ff.
Standesamt Bayrischzell: Sterbeeintrag Mathilde Gyßling v. 19.01.1948
Gyssling, Walter: Mein Leben in Deutschland vor und nach 1933 und: Der Anti-Nazi. Handbuch im Kampf gegen die NSDAP, hrsg. und eingeleitet von Hill, Leonidas E., Bremen 2003, S. 64 und 77.
Online-Chronik von Bayrischzell: (https://gemeinde.bayrischzell.de/de/gemeinde/geschichte/-chronik?type=98), zuletzt eingesehen am 25.01.2024


Anmerkungen

Mathilde Gyßling gehört zu jenen Vereinsfrauen, über die wir nur wenige Kenntnisse besitzen und deren Leben wir nur ansatzweise über ihr familiäres und soziales Umfeld erschließen können.
Ihre Familie stammte ursprünglich aus der Schweiz, hatte sich aber - wie ihr 45 Jahre jüngerer Vetter Walter Gyßling (1903 – 1980) in seinen Erinnerungen festhielt - im 19. Jahrhundert von einer protestantischen Pfarrfamilie aus Zürich in eine „süddeutsche Offiziersfamilie verwandelt“. Nur Mathildes Vater Franz Gyßling (1823 – 1894) und dessen Bruder Walther (1863 – 1903) fielen etwas aus dem Rahmen; sie waren in ihren Zivilberufen als Ingenieure erfolgreich.
Vater Franz Gyßling absolvierte zunächst die Kreisgewerbeschule in Kaiserslautern und arbeitete sich vom technischen Gehilfen bei der Kgl. Eisenbahn in Nürnberg zum Oberregierungsrath und Königl. Bayer. Eisenbahndirektor empor. Seit 1869 lebte er mit seiner Familie in München. Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 fungierte er als General-Eisenbahn-Direktor der Bayerischen Feldeisenbahn. Auf Grund seiner Verdienste wurde er mit zahlreichen bayerischen und preußischen Titeln und Orden ausgezeichnet.
Die Gyßlingstrasse in München ist jedoch nicht nach ihm, sondern nach seinem jüngeren Bruder, dem Onkel Mathildes, Walther Gyßling benannt. Dieser war Chef-Ingenieur und späterer Direktor des Bayerischen Dampfkesselrevisionsvereins, Vorläufer des TÜV Süd. Besondere Verdienste erwarb er sich als Gründungsmitglied des Deutschen Museums.

Auch die Söhne der beiden Brüder machten sich einen Namen. Otto Gyssling (1862–1934), der Bruder Mathildes, beendete seine militärische Karriere in der bayerischen Armee als General.

Der schon oben genannte Vetter Walter, Sohn von Walther Gyßling aus zweiter Ehe mit der 30 Jahre jüngeren Opernsängerin Friederike Clossmann (1866 – 1945), kämpfte als Journalist schon früh gegen Antisemitismus und Nationalsozialismus und wird heute als ein Vorkämpfer für Demokratie geehrt, z. B.: https://www.demokratie-geschichte.de/koepfe/4774.
Dagegen hat Mathilde Gyßling außerhalb ihrer Familie fast keine Spuren hinterlassen (können). Eine Ausnahme bilden lediglich die Einträge in den Mitgliederlisten der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau bzw. des Vereins für Fraueninteressen zwischen 1896 und 1916. Sie machen neugierig und werfen die Frage auf, wie eine aus „nationalliberaler“ bzw. „stockkonservativer“ Familie (so Vetter Walter in seinen Erinnerungen) stammende Frau ihren Weg in die Frauenbewegung fand. Ohne Berufsausbildung oder gar Erwerbstätigkeit, ohne eigene Familie und ohne im Verein für Fraueninteressen, dem sie immerhin mindestens 20 Jahre angehörte, Ämter zu übernehmen, lebte sie im Haushalt ihrer Eltern, seit 1894 mit ihrer Mutter in der Luisenstr. 42 III rechts. bzw. 54 III rechts. (Eine Etage tiefer wohnten übrigens über lange Jahre ihre Vereinskolleginnen Johanna Stuttgarter und Anna Henriques). Unterlagen aus der Personalakte ihres Bruders Otto im Kriegsarchiv legen nahe, dass sie kränklich war und seit 1901 an einer „nervösen Lähmung ihrer Beine“ litt.

Nach dem Tod Hedwig Gyßlings im Jahr 1906 blieb Mathilde in der mütterlichen Wohnung. 1921 war sie vorübergehend bei ihrem Bruder Otto, dem General a.D., gemeldet, zog aber bald wieder zurück in die Luisenstrasse. 1928 übersiedelte sie in die Diakonissenanstalt in der Hess- bzw. Arcisstrasse, dem ein Pensionat für alte und alleinstehende Menschen angeschlossen war. Gestorben ist sie 1948 im hohen Alter von fast 89 Jahren in Bayrischzell, wo seit 1944 das Krankenhaus der Diakonissenanstalt München ausgelagert war.


Letzte Änderung

geändert: 12.02.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Mathilde oder Lolo Gyßling“/ID 121, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Marie Amalie Dorothee Haushofer

Persönliche Daten

Name: Haushofer
Vorname:Marie Amalie Dorothee
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 14.05.1871
Geburtsort: München
Todestag: 02.11.1940
Sterbeort: Neufinsing
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Malerin und Dichterin

WS 1889/90 bis SS 1890 Schülerin der Kgl. Kunstgewerbeschule in München. Berufsziel: "unbestimmt"

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

© Familienarchiv Haushofer
Marie Haushofer
© Stadtarchiv München, Signatur: DE-1992-FS-ALB-139-08
Marie Haushofer im Festspiel
Szene aus dem Festspiel Zwölf Culturbilder aus dem Leben einer Frau, (Autorin Marie Haushofer Autorin) und hier als Darstellerin (in der Mitte als Hofdame aus der Renaissance).
© Verein für Fraueninteressen
Grabstätte der Vereinsmitglieder Emma Haushofer-Merk, Marie Haushofer und Max Haushofer
© Verein für Fraueninteressen
Grabstätte der Vereinsmitglieder Emma Haushofer-Merk, Marie Haushofer und Max Haushofer.

Familie

Vater Max Haushofer Professor für Nationalökonomie u. Statistik an der Technischen Hochschule München und Schriftsteller 1840 - 1907
Mutter Adele Haushofer, geb. Fraas 1844 - 1872
 Tochter des Prof. für Agrarwissenschaft u. Gründers der staatl. Lehranstalt für Brauereiwesen in Weihenstephan Karl Fraas
Bruder Karl Haushofer General. Ab 1921 Professor für Geographie an der Universität München 1869 - 1946
Bruder Alfred Haushofer Maler 1872 - 1943

Familienstand

ledig
Langjähriger Partner war der Pianist Wolfgang Ruoff (1882 - 1964).

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Frl. Marie Haushofer Gründungsmitglied nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894.
1896 bis 1916 Fräulein M. Haushofer Königinstr. 10 / II Unter dieser Adresse lebte auch ihr Vater bis zu seinem Tod 1907. Seit 1903 lebte auch seine zweite Frau Emma Haushofer-Merk hier.

Vereinsämter

1910 Vorstand der Abteilung Jugendgruppe
1911 Mitglied des Komitees der Jugendgruppe
1912bis 1913 Leiterin des Komitees der Jugendgruppe Im Frühjahr 1913 darf die Jugendgruppe zum ersten Mal eine Vorsitzende aus ihren eigenen Reihen wählen.
Im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894 wird Marie Haushofer als Vorstandsmitglied aufgeführt. Es ist aber wahrscheinlich, dass es sich bei der Auflistung um die Kandidatinnenliste handelte, von denen die beiden Letztgenannten, also Marie Haushofer und Johanna Szelinska, die wenigsten Stimmen bekamen und nicht in den Vorstand gewählt wurden.

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Erwähnungen Marie Haushofers in den Jahresberichten


Eigene Publikationen

Bayerische Staatsbibliothek München: Haushofer, Marie: Zwölf Culturbilder aus dem Leben einer Frau, 1899
Haushofer, Marie: Festspiel „Frau Holle“, 1910
Haushofer, Marie: Verse „Die Führerin“, in: Separatabdruck aus der Monatsschrift „Die Frau“, Heft 5, 19. Jahrgang, Berlin 1912
Haushofer, Marie: Festspiel zum 20.jährigen Jubiläum des Vereins für Fraueninteressen, 1914 (verschollen)


Quellen und Literatur

Haushofer, Marie, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd140378049.html [22.08.2024

Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.4.1894
Stadtarchiv München: PMB Marie Haushofer
Haushofer, Heinz: Haushofer: Tradition. Als Mauskript vervielfältigt. München 1979
Specht, Agnete von (Hg.): Geschichte der Frauen in Bayern. Von der Völkerwanderung bis heute. Katalog zur Landesaustellung ab 1998, Augsburg 1998, S. 307 f.
Schmalhofer, Claudia: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868-1918). Ihr Einfluß auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen. München 2005, S. 430
Bellinger, Gerhard J.; Regler-Bellinger, Brigitte: Schwabings Ainmillerstraße und ihre bedeutendsten Anwohner, München 2012
Elferich, Christa: Marie Haushofers Festspiel "Culturbilder aus dem Frauenleben" und der erste Allgemeine Bayerische Frauentag im Oktober 1899, in: Richardsen, Ingvild (Hg.): Evas Töchter, Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung 1894-1933, München 2018, S. 188-192
Richardsen, Ingvild: Marie Haushofer, in diess. (Hrsg.): Evas Töchter, Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung 1894-1933", München 2018, S. 98-109
Richardsen, Ingvild, Artikel: Marie Haushofer, online: https://www.literaturportal-bayern.de/autorinnen-autoren?task=lpbauthor.default&pnd=140378049, zuletzt eingesehen am 09.08.2022.


Anmerkungen

Marie Haushofer wurde 1871 in München in eine Künstler- und Gelehrtenfamilie geboren. Sie war die Tochter des Professors für Nationalökonomie und Schriftstellers Max Haushofer und Enkelin des Landschaftsmalers und Gründers der Künstlerkolonie auf Frauenchiemsee Maximilian Haushofer.
Ihre Mutter verstarb bereits 1872 bei der Geburt ihres jüngeren Bruders, sodass Marie und ihre beiden Brüder vom Vater und den Großeltern erzogen wurden. Für den Ersten Bayerischen Frauentag 1899 schrieb sie das Stück "Zwölf Culturbilder aus dem Leben der Frau", welches 1900 auch in Nürnberg und 1902 im Opernhaus  in Bayreuth aufgeführt wurde. Auch in späteren Jahren fungierte sie als "Vereinsdichterin", z. B. mit dem Festspiel "Frau Holle", aufgeführt auf dem Münchner Jugendtag 1910. Beruflich aktiv war Marie schon in sehr jungen Jahren als Malerin mit eigenem Atelier, spezialisiert auf Landschaftsbilder und Porträts, später vor allem als Kopistin Alter Meister.
Sie gehört zu den 15 Frauen, von denen wir mit absoluter Sicherheit wissen, dass sie die Gründerinnen des späteren Vereins für Fraueninteressen waren. Dazu zählt auch ihre spätere Stiefmutter Emma Merk. Ihr Vater Max Haushofer und ihre Schwägerin "Frau Premier-Lieutenant Haushofer" werden hingegen 1897 erstmals in den Mitgliederlisten erwähnt.
Marie Haushofer gehörte dem Verein von seiner Gründung bis mindestens 1916 an. Über ihre weitere Zugehörigkeit zum Verein wissen wir leider (noch) nichts.
Sie beging Ende Oktober/Anfang November 1940 Suizid, da sie sich für unheilbar krank hielt und dem Freund und ihrer Familie nicht zur Last fallen wollte. Ihre Leiche wurde am 2. November 1940 in der Isar am Kraftwerk bei Neufinsing aufgefunden. Das Grab von Marie Haushofer befindet sich auf dem Friedhof der Fraueninsel/Chiemsee. 


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Marie Haushofer“/ID 39, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Louise Emilie von Hecker

Persönliche Daten

Name: von Hecker
Vorname:Louise Emilie
auch: Emilia Luisa
Geburtsname: Bluntschli
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 09.07.1832
Geburtsort: Zürich
Todestag: 19.02.1907
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Schweiz

© Bayerische Staatsbibliothek München/Bildarchiv
Louise von Hecker

Familie

Vater Johann Caspar Bluntschli Staats- und Völkerrechtler, Politiker 1808 Zürich - 1881 Karlsruhe
Mutter Emilie Bluntschli, geb. Vogel 1808 - 1876
Bruder Friedrich Carl Bluntschli Offizier und Redakteur 1834 - 1907
 Friedrich Carl Bluntschli wechselte 1863 vom bayerischen Heerdienst in den Artilleriestab der Schweizerischen Armee. 1877 wurde er Oberst. Er war Gründer und Chefredakteur der "Zeitschrift für Artillerie und Genie".
Bruder Alfred Friedrich Bluntschli Architekt 1842 Zürich - 1930 Zürich
Schwester Elina Bluntschli 1848 - 1891 Heidelberg
Anmerkung zur Familie: Die Geschwister Ferdinand Armin, Emilie und Anna verstarben bereits im frühen Kindesalter

Familienstand

verheiratet mit 1860 Dr. Wilhelm Friedrich Karl, Ritter von Hecker Arzt, Professor der Geburtshilfe u. Direktor der Frauenklinik 1827 Berlin - 1882 München
1862 geehrt mit dem Ritterkreuz I. Klasse des Verdienstordens vom heiligen Michael und 1872 mit dem Ritterkreuz des Verdienstordens der Bayerischen Krone, verbunden mit der Nobilitierung. 1864 erhielt er den Titel eines königlich bayerischen Hofrats, sowie 1875 Titel und Rang eines königlichen Obermedizinalrats.
verwitwet seit 1882

Kinder

Lydia Emilia Elisabeth Hecker Fotografin und Eigentümerin eines Fotoateliers 1862 München - 1914 München
Tochter Elisabeth war ebenfalls Mitglied des Vereins für Fraueninteressen
Karl Johann Hermann Hecker Jurist 1864 München
Hermann studierte Jura, promovierte und wurde 1891 in München habilitiert. 1897 heiratete er die Schottin Adelheide Clauß; ihre Tochter Irmingard wurde am 13.2.1898 geboren. Um 1900 wanderte die Familie in die USA aus.
Ernst Justus Richard Hecker 1865 München - 1865 München
Carl Wilhelm Rudolf Hecker Arzt, Professor für Kinderheilkunde an LMU 1868 München - 1963
Sohn Rudolf Hecker war mit Else Knote, Schwester des Opernsängers Heinrich Knote verheiratet. Er studierte wie sein Vater Medizin, spezialisierte sich auf Kinderheilkunde, wurde 1898 an der LMU habilitiert und hielt dort bis zum SS 1937 Vorlesungen. Er war Mitbegründer des Kinderspitals München Nord.
Mathilde Frieda Anna Hecker, verh. Weismann Sängerin 1871 München - 1953
Anna ehelichte 1902 den bekannten Musiker und Komponisten Julius Weismann (1879-1950).
Karl Wilhelm Friedrich Hecker 1873 München - 1973 München

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1901    
1894 bis 1895 Frau Hofrat von Hecker Gründungsmitglied nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894.
1896 bis 1900 Frau Hofrat von Hecker Georgenstr. 42 / I  
1901 Frau Hofrat von Hecker Ohmstr. 8 / G.-H. (Gartenhaus) Jahresbericht und Mitgliederverzeichnis für 1902 nicht erhalten. Ab 1903 kein Eintrag mehr.

Vereinsämter

1894bis 1896 Vorstandsmitglied als Beisitzerin Sie gehörte nicht der Sektion München des Vereins Frauenbildungs-Reform an. In der Mitgliederliste des Frauenbildungsvereins von 1893 wird ein "Hr. Dr. Hecker" als Mitglied genannt. Hierbei könnte es sich um einen ihrer Söhne, den promovierten Juristen Karl Hecker oder den Mediziner Rudolf Hecker, handeln.
1896bis 1898 Vorstandsmitglied als Beisitzerin

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Erwähnungen Luise Heckers in den Jahresberichten


Quellen und Literatur

Adressbücher München 1862 - 1900
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.4.1894
Stadtarchiv München: DE-1992- BUR-1883, DE- 1992-BES-0455, PMB Karl von Hecker, Sterbeurkunde Karl u. Luise von Hecker
Bluntschli, Johann Caspar: Denkwürdiges aus meinem Leben. Band 1. Zürich 1808-1848, Band 2. München 1848-1861, Band 3. Heidelberg (HD) 1861-1881, Nördlingen 1884
Hecker, Karl von: „Einige Betrachtungen über das Studium und die Ausübung der Medizin.“ Rede beim Antritte des Rectorates der Ludwig-Maximilians-Universität, gehalten am 28. November 1874, München 1874
Winckel, Franz von: "Hecker, Karl von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 50 (1905), S. 95-96 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116561378.html#adbcontent, zuletzt eingesehen am 16.03.2023
Zils, Wilhelm (Hrsg.), Geistiges und Künstlerisches München in Selbstbiographien, München 1913
Altmann, Bernd: "‘Mein Motto fürs Leben bleibt Renaissance‘. Der Architekt Alfred Friedrich Bluntschli (1842-1930)“, Diss. Trier 2000
Vannahme, Benedikt: Karl von Hecker (1827-1882). Biobibliographie eines Münchner Geburtshelfers und Gynäkologen, (Dissertation, LMU), München 2010
Herbst, Christina (Hrsg.): Hedwig Pringsheim. Tagebücher Bd. 2 (1892-1897), Göttingen 2013, S. 682
Bodmer, Jean-Pierre: Katalog der Handschriften. Zentralbibliothek Zürich III Familienarchive, S. 37ff, https://www.zb.uzh.ch/storage/app/media/sammlungen/spezialsammlungen/handschriften/Bodmer-Familienarchive.pdf, zuletzt eingesehen am 16.03.2023
Eintrag Bluntschli, Friedrich Carl, in: Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, online: https://d-nb.info/gnd/1247678822 zuletzt eingesehen am 16.03.2023


Anmerkungen

Louise von Hecker stammt aus einer alten Züricher Familie, deren Bürgerrecht bis Anfang des 15. Jahrhunderts zurückreicht. Ihre Eltern waren Emilie Bluntschli, geb. Vogel, die Tochter des Zuckerfabrikanten und Distriktrichters Jakob Vogel und jüngere Schwester des Historienmalers Georg Ludwig Vogel, und der Schweizer Staats- und Völkerrechtler und Politiker Johann Caspar Bluntschli. Dieser unterrichtete als Universitätsprofessor zunächst in Zürich, von 1848 bis 1861 in München und anschließend in Heidelberg. In München erwarben Louises Eltern in der Garten-, späteren Kaulbachstraße, ein Grundstück und bebauten es mit einem Einfamilienhaus, das die Familie 1859 bezog. Der Freimaurer Bluntschli, der in seiner badischen Zeit Präsident des Deutschen Protestantenvereins wurde, unterhielt in München einen protestantischen Salon, in welchem Karl von Hecker verkehrte und dort seine spätere Frau kennenlernte. Der Gynäkologe Karl von Hecker war der Sohn des Medizinhistorikers und Hochschullehrers Justus Hecker, sowie der Enkel des Arztes und Professors für Medizin August Hecker. 1859 erhielt er einen Ruf an die Universität München und wurde Direktor der städtischen Gebäranstalt und der Kreishebammenlehranstalt. Als Trauzeugen der 1860 geschlossenen Ehe fungierten der Publizist Carl Brater sowie der Journalist und Historiker Wilhelm Heinrich Riehl.
Mit ihrer ältesten Tochter Elisabeth, ebenfalls Mitglied des Vereins für Fraueninteressen, lebte Louise von Hecker zuletzt in der Ohmstr. 8.


Letzte Änderung

geändert: 08.10.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Louise Hecker“/ID 9, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Clotilde Herzfelder

Persönliche Daten

Name: Herzfelder
Vorname: Clotilde
Weitere Schreibweisen: Klothilde, Clothilde
Geburtsname: Kohnstamm
Weitere Schreibweisen: Cohnstamm
Religion bei Geburt: jüdisch
Geburtstag: 13.05.1862
Geburtsort: München
Todestag: 1944 Der genaue Todestag ist unbekannt
Sterbeort:
Sterbeort unbekannt
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Todesanzeige Max Herzfelder
In: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 20, vom 13.01.1900, S.19
Todesanzeige Robert Herzfelder
"Am 26. August ist unser heißgeliebter Sohn, Bruder und Neffe Robert Herzfelder Gefreiter im 23. bayer. Feld-Art.-Regt. seiner schweren Verwundung in einem Feldlazarett erlegen."
In: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 450, vom 04.09.1916, S.6

Familie

Vater Abraham Kohnstamm 1813 - 1886
Mutter Sally Kohnstamm, geb. Kohn 1835 - 1906
Schwester Ida Kohnstamm, verh. Helbing 1860 - 1921
Bruder Dr. Ludwig Adolf Kohnstamm Arzt 1868 - 1925

Familienstand

verheiratet mit seit 10.6.1890 August Hermann Herzfelder Bankier und Numismatiker, bis 1902 Mitinhaber Emil Neustätter & Cie Bankgeschäft und Münzen-Handlung Promenadenplatz 17, ab 1903 Mitinhaber von Dr. Eugen Merzbacher Nachfolger Münzenhandlung, Bank- und Wechselgeschäft, Karlstr. 10 1862 Speyer - 1950 München

Kinder

Robert Wolf Herzfelder 1893 München - 1916
Dorothea Helena Herzfelder, verh. Pauson 1895 München - 1989 USA
Max Eugen Herzfelder 1897 München - 1900 München
Jakob Johann Herzfelder genannt Hans Herz bzw. John Hartley 1901 München - 1961 USA

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Frau Clothilde Herzfelder Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass K.Herzfelder 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Frau Herzfelder Triftstr. 6 / III links  
1897 Frau August Herzfelder Triftstr. 6 / III links laut Mitgliederliste Februar 1897
1898 Frau Herzfelder Triftstr. 6 / III links  
1899 Clothilde Herzfelder Triftstr. 6 / III links  
1900 Klothilde Herzfelder Triftstr. 6 / II links evtl. irrtümliche Angabe der Etage.
1901 bis 1906 Frau Klotilde Herzfelder Friedrichstr. 19 / I rechts  
1907 bis 1916 Frau Klothilde Herzfelder Franz Josephstr. 38 / III links  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München
1894 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München (Ausschussmitglied)
1895 Mitglied im Zweigverein München I und II des Bayerischen Frauenvereins vom rothen Kreuz


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB August Hermann Herzfelder
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, No.1, Juni 1895, S.4
Rechenschafts-Bericht und Mitglieder-Verzeichniß des Zweigvereins München I u. II des Bayerischen Frauenvereins vom rothen Kreuze, S. 30
Adressbuch München 1900, 1901 und 1903
Todesanzeige Max Herzfelder, in: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 53, Nr.20 vom 13.01.1900
Todesanzeige Robert Herzfelder, in: Münchner Neueste Nachrichten, Jg. 69, Nr. 450 vom 04.09.1916, S.6
Todesanzeige Dr. Ludwig Kohnstam, in: Münchner Neueste Nachrichten. Jg. 78, Nr. 81 v. 23.3.1925, S.12
Gedenkbuch der Stadt München, Eintrag Julie Johanna Neustätter, https://gedenkbuch.muenchen.de/index.php?id=gedenkbuch_link&gid=13942
Werner, Helmut: Peter Ludwig Pauson, Angew. Chem. Int. Ed. 2014, Wiley online library 3309, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/anie.201400432


Anmerkungen

Clotildes Schwester Ida Helbing war ebenfalls Vereinsmitglied und bis zu ihrem Tod im Jahr 1920 aktiv, zuletzt zusammen mit dem Vereinsmitglied Franziska Bloch in der Kinderherberge Stielerstraße. Ihre Schwägerinnen Julie Johanna Neustätter, geb. Herzfelder, und Emma Herzfelder waren ebenfalls Vereinsmitglieder. Clotildes Tochter Helena war ab 1915 Mitglied der Jugendgruppe des Vereins.
Die Schwester von Clotildes Mutter, ihre Tante Bertha Neustätter, war mit Emil Neustätter verheiratet, der eine Münzhandlung am Promenadeplatz besaß. In dieser war auch Clotildes Ehemann August Herzfelder tätig. August Herzfelder emigrierte 1940 über St.Gallen nach Schottland (vgl. Gedenkbuch der Stadt München, Eintrag Julie Johanna Neustätter, geb. Herzfelder). Wir vermuten, dass Clotilde ihn begleitete. Leider konnten wir die genauen Umstände und ihr Todesdatum noch nicht herausfinden.
Tochter Helena emigrierte mit ihrem Mann Stefan Pauson und den drei Kindern 1939 nach England und verstarb 1989 in den USA. Der Sohn Jakob Johann entkam ebenfalls, lebte in den USA und trug dort den englischen Namen John Hartley.
Ihre Enkel Peter Ludwig Pauson und Eva Gabriele Pauson, verheiratete Emmerich, wurden noch in Deutschland geboren. Peter studierte in England Chemie, arbeitete in den USA und Großbritannien; nach ihm ist die Pauson-Khand-Reaktion benannt.


Letzte Änderung

geändert: 22.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Clotilde Herzfelder“/ID 1, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Sophie Luise Hitz

Persönliche Daten

Name: Hitz
Vorname: Sophie Luise
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
reformiert
Geburtstag: 13.01.1835
Geburtsort: München
Todestag: 01.05.1906
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Schriftstellerin, Lehrerin für Sprachen und Musik

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Schweiz

Luise Hitz, Darstellung von 1899 in
"Städtische Angelegenheiten, München, den 23.Oktober 1899: Allgemeiner Bayer. Frauentag München, dritte beratende Sitzung", aus: Münchener Zeitung, Nr. 234 vom 24.10.1899, S.3

Familie

Vater Hans Conrad (Konrad) Hitz Maler 1799 Langnau (Kanton Zürich) - 1866 München
Mutter Luise Hitz-Hanhart, geb. Hanhart 1810 Winterthur - 1876

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1896    
1894 bis 1895 Luise Hitz Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass Luise Hitz 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Fräulein Luise Hitz Barerstr. 86  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

Vorstandsmitglied im Verein Arbeiterinnenheim und Mitarbeiterin der Rechtsschutzstelle dieses Vereins
1895 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

"Eine nationale Dichterin, Luise Hitz, vollendet am 13. Januar das 70. Lebensjahr. Sie ist eine geborene Münchnerin, lebt hier und war hier Lehrerin und Erzieherin. Sie besang die nationale Wiedervereinigung Deutschlands, die Gründung des neuen Deutschen Reiches in einer Reihe Sonetten und veröffentlichte sowohl ihre Gedichte wie Dichtungen auf Richard Wagner und das Bühnenweihfestspiel, über das Evangelium, buddhistische Legenden und indische Sagen".
(Münchner Neueste Nachrichten, 58. Jg., Nr. 17, vom 12.01.1905, S. 2: Lokales)

"Schriftstellerin Luise Hitz, Verfasserin verschiedene lyrischer und erzählender Dichtung, die auch auf dem Gebiete der Frauenfrage, der Musikliteratur und des Okkultismus tätig war, ist am Dienstag  früh nach schwerem Leiden entschlafen".
(Allgemeine Zeitung, Nr. 202, vom 02.05.1906, S.3: Aus Stadt und Land)

"Beerdigungen. Der im Alter von 71 Jahren verstorbenen Schriftstellerin Luise Hitz gaben heute Nachmittag im südlichen Friedhofe das Ehrengeleite zum Grabe Senatspräsident v. Höchtlen, Obermedizinalrat Dr. Egger, die Mitglieder des Frauenvereins "Arbeiterinnenheim" und eine kleine Gemeinde von Freunden und Verehrern. Wie der protestantische Stadtpfarrer Lembert in der Grabrede ausführte, zeigte die Verstorbene, in München als Tochter eines geschätzten Porträtmalers geboren, schon in früher Jugend Neigung und Begabung zur Poesie. (...) Der modernen Frauenbewegung stand sie in vieler Beziehung helfend und fördernd zur Seite."
(Münchner Neueste Nachrichten, 59. Jg, Nr. 209, Morgen-Blatt vom 04.05.1906, S. 3)


Eigene Publikationen

Hitz, Luise: Gedichte, München 1882
Hitz, Luise: Das Bühnenweihfestspiel und sein Meister: eine Festgabe; den Besuchern des Bühnenweihfestspieles gewidmet. (R. Wagner) Reinertrag für den R. Wagner-Verein bestimmt, München 1883
Hitz, Luise, Die erste deutsche hervorragende Componistin, in: Deutsche Frauenblätter. Allgemeine Zeitung für alle Frauen-Interessen, Jg. 5, Nr. 48, 1885
Hitz, Luise: Über den richtigen Sprachgebrauch im schriftlichen und mündlichen Verkehr, Vortrag beim Vereinsabend des Frauenvereins Arbeiterinnenheim am 4. April 1892
Hitz, Luise: Ganga-Wellen, Erzählende Dichtungen nach buddh. Legenden und Sagen. Mit einem Vorwort Adolf Friedrich von Schack, München, 1893
Hitz, Luise: Wort und Geist des Evangeliums, Ulm 1895
Hitz, Luise: Denkschrift zur bayerischen Landesausstellung zu Nürnberg 1896: Das Arbeiterinnenheim zu München, München, 1896
Hitz, Luise: Damajanti. Lyrisches Drama in drei Aufzügen und einem Vorspiel; Nach einer Episode des Mahabharata, München 1897
Hitz, Luise: Vor Sonnenuntergang. Dichtungen, München 1902
Hitz, Luise: Jugendborn. Märchen und Festspiele für das deutsche Haus, München 1903
Hitz, Luise: Das Christuskind. Episodendrama, München 1905


Gedicht von Luise Hitz

An die Frauen

Aus dem Drucke in die Freiheit!
Frauen hört´s und glaubet mir!
Seid nicht Sklavinnen des engen
Hergebrachten Vorurteiles
Folgt der Freiheit Siegspanier!

Fühle Dich, oh junges Mädchen,
Als ein freies Gotteskind,
Das in eign' en edlem Streben,
Das in eig'nem Tun und Lernen
Sich Befriedigung gewinnt.

Dräng' dich nicht zum Heiratsmarkte!
Halte deine Würde hoch!
Schenk' dein Herz nur einem Manne,
der sich deiner wert erwiesen!
Beug' dich nicht gemeinem Joch!

Ältre Frauen, Unvermählte!
Haltet euch nicht minder wert!
Wirkt im Leben freien Geistes,
Dient dem Guten, schafft das Schöne!
Hoch dann seid ihr stets geehrt.

Aus dem Dunkel in die Klarheit!
Bilde, edle Frau dich aus
Froh zur geistigen Gefährtin
Deines Gatten, deines Freundes -
Wohl dann steht's um Herz und Haus.

(Aus der Gedichtsammlung „Vor Sonnenuntergang", München 1902, S. 136 f.)


Quellen und Literatur

Hitz, Luise, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd11691730X.html [22.08.2024]
Stadtarchiv München: Fremdenbogen Konrad Hitz
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, No.1, Juni 1895, S.4
Pataky, Sophie: Lexikon Deutscher Frauen der Feder, Berlin 1898, S. 361
Lokales in: Münchner Neueste Nachrichten, 58.Jg., Nr. 17, vom 12.01.1905, S. 2
Todesnachricht in: Allgemeine Zeitung, Nr. 202, vom 02.05.1906, S. 3
Beerdigungen in: Münchner Neueste Nachrichten, 59. Jg, Nr. 209, Morgen-Blatt vom 04.05.1906, S. 3
Le Beau, Luise Adolpha: Lebenserinnerungen einer Komponistin, Baden-Baden 1910. (Reprint der 1. Auflage 1999, hrsg. von Keil, Ulrike B. und Bärmann, Carl)
Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn der 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Bd. 3, 6. Aufl. Leipzig 1913, S. 231
Keil, Ulrike B.: Die Komponistin Luise Adolpha Le Beau (1850-1927) - musikalische Emanzipation und die "Münchner Schule", #femaleheritage v. 15.1.2021, https://blog.muenchner-stadtbibliothek.de/luise-adolpha-le-beau-muenchner-schule-femaleheritage/ abgerufen am 29.11.2022


Anmerkungen

Luise Hitz war die einzige Tochter des Schweizer Malers Conrad Hitz und seiner Frau Luise Hanhart, die aus einer angesehenen Winterthurer Pfarrersfamilie stammte. Luise wurde in München geboren, lebte bis zum Alter von 15 Jahren in der Schweiz und anschließend wieder in München.
Seit früher Jugend schrieb sie Gedichte, Balladen und Novellen. Als Erzieherin in einem Mädchenpensionat gab sie Unterricht in Musik und Sprachen. Sie schrieb Rezensionen und ein Libretto „Hadumoth“ nach Scheffels Ekkehard für die mit ihr befreundete Komponistin Luise Adolpha Le Beau. In späterer Zeit wandte sie sich zunehmend religiösen, sowohl christlichen als auch buddhistischen Themen zu.
Luise Hitz engagierte sich vornehmlich im Verein Arbeiterinnenheim (gegr. 1889), wo sie als Vorstandsmitglied vielfältig tätig war. Warum sie ihre Mitgliedschaft in der Gesellschaft für geistige Interessen der Frau bereits nach knapp zwei Jahren beendete, wissen wir noch nicht.

Spuren

Wir wissen aus einem Inventarverzeichnis des Malers Conrad Hitz aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, dass er seine Tochter Luise Hitz porträtiert hat und sich die Bilder in Familienbesitz befunden haben. Wir sind auf der Suche nach Abbildungen der Porträts.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Luise Hitz“/ID 81, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Pauline Margarete (Paula) Hofmann

Persönliche Daten

Name: Hofmann
ab 1904 verheiratete Mennacher
Vorname:Pauline Margarete (Paula)
auch Polly
Religion bei Geburt: anglikanisch
Geburtstag: 03.07.1871
Geburtsort: Glasgow
Todestag:nach 1932
Sterbeort:
wahrscheinlich München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Konzertpianistin, Klavierlehrerin

1883 bis 1886 Königlich Bayerische Musikschule in München (Klasse von Hans Bußmeyer)
WS 1887/88 - SS 1889  Königlichen Akademischen Hochschule für Musik in Berlin (Klasse von Heinrich Barth)
Sie verließ die Hochschule ohne Abschluss, nahm aber in Paris noch weiteren Unterricht bei Élie-Miriam Delaborde 

Im Jahr 1900 erschienen mehrere Anzeigen in den Münchner Neuesten Nachrichten, in denen Pauline Hofmann Klavierstunden anbot. Bis 1908 ist sie auch im Adressbuch für München als private Klavierlehrerin verzeichnet.

Staatsangehörigkeit bei Geburt:
Wir wissen nicht, ob Paulines Vater, der aus Bayern stammende Peter Hofmann, die britische Staatsangehörigkeit angenommen hat und können deshalb keine Aussage über die Staatsangehörigkeit Paulines bei ihrer Geburt machen.

© Neue Berliner Musikzeitung, 50 Jg., No. 4 vom 23.01.1896
Pauline Hofmann
Anzeige zu Klavierabend
in: Münchner Neueste Nachrichten, 63. Jg., Nr. 24, vom 17.01.1910, S.4

Familie

Vater Peter Hofmann Teilhaber eines lithographischen Unternehmens in Glasgow, Schottland
Mutter Margareta Jane Hofmann, geb. Strang
Anmerkung zur Familie: Pauline hatte drei weitere Schwestern, die in Schottland bei der Mutter aufwuchsen und uns namentlich nicht bekannt sind.

Familienstand

ledig
verheiratet mit 1904 Theodor Mennacher praktischer Arzt 1876 Ingolstadt
geschieden seit 1918
Während ihrer Mitgliedschaft im Verein von 1896 bis 1899 war Pauline Hofmann ledig. Sie heiratete erst 1904 den fünf Jahre jüngeren Medizinstudenten Theodor Mennacher, von dem sie 1918 geschieden wurde.

Kinder

Robert Mennacher 1908 München
R. Mennacher war von SS 1927 bis SS 1930 als Jurastudent an der LMU München eingeschrieben

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1899    
1896 Fräulein Paula Hoffmann (!) Schwanthalerstr. 18½/  
1897 bis 1898 Frl. Paula Hofmann Schwanthalerstr. 18½  
1899 Frl. Pauline Hoffmann (!) Schwanthalerstr. 18½  

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

"Die letzte Nummer - Concert in C-Dur für Clavier mit Begleitung des Orchesters op.15 (I.Satz mit Cadenz von Reinecke) von Beethoven - welche wohl durch eine der jüngsten Schülerinnen, Frl. Pauline Hofmann aus Glasgow, vorgetragen wurde, hat den besten Eindruck von allen hinterlassen. Das junge Fräulein, dessen Füße kaum das Pedal erreichen, spielte mit fast männlicher Kraft, mit einer Sicherheit, der Befangenheit nicht im Mindesten anzumerken war, und mit so viel Verständniß, daß wir ihrem Meister Hrn. Professor Bußmeyer, zu dieser viel versprechenden talentvollen Schülerin nur gratulieren können. Das Publicum, das auch die übrigen Mitwirkenden durch verdienten Beifall ausgezeichnet hatte, wurde zum Schlusse nicht müde, die kleine Pianistin herauszurufen."
(aus: Zweite Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg.1884, Nr. 161, vom 11.06.1884, S.1)

„Fräulein Pauline Hofmann, die jugendliche Münchner Pianistin, hatte als ein bemerkenswertes ernst strebendes Talent vom ersten Auftreten ab die Aufmerksamkeit des musikalischen Publikums erregt. Am Dienstag trat sie wiederum einen schönen Schritt vorwärts auf dem mit so vieler Energie und Zielbewußtsein von ihr eingeschlagenen Wege, in dem sie zum ersten Mal mit Begleitung eines Orchesters spielte. Das Konzert, das sie unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters im k. Odeon veranstaltete, nahm einen für die junge Künstlerin sehr ehrenvollen Verlauf. Wenn man bedenkt, daß Fräulein Hofmann ersichtlicherweise sehr erregt war und während des ersten Satzes des am Anfang ihres Programmes stehenden Chopinschen e-moll-Konzertes durch ein plötzliches U n w o h l s e i n  sogar gezwungen wurde, ihr Spiel auf einige Zeit zu unterbrechen, so wird man das, was sie trotzdem leistete, umso höher anschlagen. Gewiß ist, daß die Konzertgeberin nach dem kleinen Unfall eine begreifliche Depression erst zu überwinden hatte, bis sie sich wieder ganz frei und sicher fühlte. Diese Erholung trat schon im Laufe des Chopinschen Konzertes ein. Bei dem Vortrag der zweiten Nummer, des Schumannschen Karnelvals, war kaum mehr etwas von den Nachwehen des Malheurs zu verspüren, und vollends die Interpretation des Beethovenschen Es-Dur-Konzertes war eine ganz ausgezeichnete Leistung, die den gerade in dieser Wahl gerade dieses so oft gehörten Werkes zutage tretenden Wagemutes der vortrefflichen Pianistin in jeder Beziehung rechtfertigte. Das Publikum spendete ihr reichen, verdienten Beifall. Eine kleine, aber nicht unwichtige allgemeine Lehre könnte man aus dem oben erwähnten, immerhin peinlichen, wenn auch den weiteren Verlauf des Konzertes nicht wesentlich störenden Zwischenfalles ziehen. Es ist wahrscheinlich, daß Frl. Hof-mann trotz ihres Unwohlbefindens sich nicht hätte unterbrechen müssen, wenn sie, wie sie es späterhin tat, gleich von Anfang an die Noten aufgelegt hätte. Das Auswendig- bzw Ohne-Noten-Spielen ist in den letzten Jahrzenten so unbedingte Mode geworden, daß ein Virtuos von heute mit einigem Rechte glauben kann, sich etwas zu vergeben, wenn er eingestehen wollte, dass diese Gepflogenheit die Sicherheit seines Spieles beeinträchtigt. und doch ist es bekannt, daß manche darunter leiden und einzelne sonst tüchtige Spieler dadurch von Konzertsaal ferngehalten werden, dass sie sich nicht so durchaus zuverlässig auf ihr Gedächtnis und ihre - Nerven verlassen können, um das Auswendig-Spielen zu wagen. Früher war es bekanntlich anders, das Von-Noten-Spielen war die Regel; und noch Klara Schumann soll gewöhnlich n i c h t auswendig gespielt haben."
(aus: MNN, 56. Jg. Nr. 135 Morgen-Blatt v. 21.03.1903, S. 2)

Konzertanzeige: "Pauline Hofmann-Mennacher spielt bei ihrem, 22.Januar, im Museum stattfindenen Klavierabend: Beethoven:  die Waldstein-Sonate in C-Dur, op. 53; Schumann: Phantasie op. 17; Chopin: Nocturne op. 27, Nr. 1, Mazurka op. 63, Nr.1, in promtu op. 51, Scherzo op. 39 und Liszt: Venetia e Napoli - Karten bei Bauer."
(aus: MNN, 63. Jg, Nr. 28, Morgen-Blatt vom 19.01.1910, S.2)


Konzerte in München

Übersicht über Konzerte von und mit Pauline Hofmann in München von 1884 bis 1921


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Hofmann, Pauline
Stadtarchiv München: PMB Mennacher
10. Jb. Kgl. Musikschule München, München 1884, S. 6
Bericht über eine Matinee der k.Musikschule am 8.Juni 1884, in: Zweite Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 1884, Nr. 161, vom 11.06.1884, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085470_00721_u001?page=736,737
11. Jb. Kgl. Musikschule München, München 1885, S. 7 f.
12. Jb. Kgl. Musikschule München, München 1886, S. 7 u. 9
Pauline Hofmann, in: Neue Berliner Musikzeitung, 50 Jg., No. 4 vom 23.01.1896, S. 1
Münchner Konzerte, Fräulein Pauline Hofmann, In: Münchner Neueste Nachrichten, 56. Jg., Nr. 135, Morgenblatt v. 21.03.1903, S. 2, online: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00130268?page=306,307
Stadtarchiv München: Heiratsurkunde Nr. 993 v. 15.09.1904 mit Scheidungsvermerk
Konzertanzeigen: Pauline Hofmann-Mennacher, in: Münchner Neueste Nachrichten, 63. Jg, Nr. 28, Morgen-Blatt vom 19.01.1910, S.2, https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130896_00361_u001?page=362,363, zuletzt eingesehen am 18.11.2023
Meldung zu Konzert in Prien am Chiemsee, in: Münchner Neueste Nachrichten, 74. Jg., Nr. 416 Abendausgabe vom 19.08.1918, S.3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131372_00059_u001?page=60,61, zuletzt eingesehen am 11.11.2023
Konzertanzeige Klavierkonzert Pauline Hofmann-Mennacher am 14.01.1922, in: Münchner Neueste Nachrichten 74. Jg. Nr. 553 v. 31.12.1921, S. 5, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133481?page=490,491, zuletzt eingesehen am 11.11.2023
Hoffmann, Freia: Eintrag zu "Hofmann, Pauline, Polly, verh. Hofmann-Mennacher", in: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts, hrsg. vom Sophie-Drinker-Institut für musikalische Frauen- und Geschlechterforschung, online: https://www.sophie-drinker-institut.de/hofmann-pauline,  zuletzt eingesehen am 11.11.2023


Anmerkungen

Pauline Hofmann wurde als älteste von vier Töchtern des aus München stammenden Peter Hofmann und seiner schottischen Ehefrau Margareta Jane, geb. Strang, in Glasgow geboren. Der Vater war dort Teilhaber eines lithographischen Unternehmens und im Chorwesen von Glasgow sehr aktiv. Nach dem frühen Tod des Vaters kam Pauline 1877 nach München zur ihrer kinderlosen Tante Rosalie Lier, der Schwester ihres Vaters und Frau des bekannten Landschaftsmalers Adolf Lier, die sie als Pflegetochter aufnahm und später adoptierte. Die jüngeren Schwestern von Pauline blieben bei der Mutter in Glasgow.
Sie studierte von 1884 bis 86 erfolgreich an der Kgl. Musikschule in München in der Klavierklasse von Hans Bußmeyer und setzte Ihre Ausbildung in Berlin und Paris fort. Zwischen 1884 und 1922 fanden allein in München fast 50 öffentliche Konzerte von oder mit ihr statt. Ihr Klavierspiel erfuhr positive, zum Teil auch überschwängliche Kritiken (vgl. Konzertübersicht). Konzertreisen führten Pauline Hofmann durch ganz Deutschland, nach Österreich und häufig nach Schottland. 1904 heiratete sie den in Ingolstadt geborenen Arzt Theodor Mennacher und führte als Pianistin von da an den Doppelnamen Hofmann-Mennacher. 1918, zehn Jahre nach der Geburt des Sohnes Robert, wurde die Ehe geschieden. Das Sorgerecht für den Sohn fiel der Mutter zu. 
Pauline Hofmann lebte mit ihrem Sohn weiterhin im Haus der „Tante Lier“, Schwanthalerstr. 39, welches ihr 1915 durch Erbschaft zugefallen war. Ihre Karriere als Konzertpianistin hatte nach ihrer Heirat und erst recht nach der Geburt ihres einzigen Kindes einen deutlichen Einbruch erlitten. 1905 wurde sie zum letzten Mal von der Münchner Konzertkritik wahrgenommen. Sie gab zwar noch in größeren Abständen weitere Konzerte, konnte aber nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Anfang 1922 trat sie im Alter von 50 Jahren zum letzten Mal öffentlich auf.
Pauline Hofmann war eine Cousine des Vereinsmitglieds Luise Trenkl, deren Mutter eine weitere Schwester von Peter Hofmann war. Pauline und Luise hatten gemeinsam die Kgl. Musikschule in München besucht.


Letzte Änderung

geändert: 19.12.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Pauline Hofmann“/ID 119, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Rosa(lie) Franziska Anna von Hofstetten

Persönliche Daten

Name: Hofstetten
Vorname: Rosa(lie) Franziska Anna von
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 17.11.1836
Geburtsort: München
Todestag: 09.08.1908
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Sprachlehrerin, Privatlehrerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

aus: Münchner Neueste Nachrichten, 50. Jg., Nr. 216, Generalanzeiger vom 11.05.1897, S.5
aus: Münchner Neueste Nachrichten, Generalanzeiger, Nr. 485 vom 20.10.1897, S.1
aus: Münchner Neueste Nachrichten, Generalanzeiger, Nr. 237, vom 06.06.1899, S.1

Familie

Vater Franz Xaver Anton von Hofstetten Landschaftsmaler und Photograph 1811 München - 1883 Waidhaus in der Oberpfalz
 "Abermals ist ein neues großartiges photographisches Atelier eröffnet worden, und zwar des Landschaftsmalers Hrn. von Hofstetten. Dasselbe befindet sich in der Maximilianstraße und ist prachtvoll eingerichtet" (Der Bayerische Landbote vom 17.11.1862, S. 1)
Mutter Anna Walburga von Hofstetten, geb. Kolb 1810 München - 1890 München
 Lottokollekteurstochter
Bruder Johann Baptist Georg von Hofstetten Offizier, Verleger, Redakteur und Schriftsteller 1835 München - 1887 Berlin
 war seit 1862 in erster Ehe mit Gabriele Gräfin von Strachwitz verheiratet. Später heiratete er die Näherin und Sozialdemokratin Mathilde Schultz.
Bruder Franz Xaver Theodor von Hofstetten k. Grenz-Oberkontrolleur; k. Hauptzollamts-Kontrolleur 1838 München
 verheiratet mit Wilhelmine Rehm, k. Zolloberinspektorstochter

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1899    
1896 Fräulein von Hofstetten Schönfeldstr. 1b / IV I.  
1897 Frl. Rosa von Hofstetten Schönfeldstr. 1b / IV  
1898 Frl. Rosa von Hofstetten Schönfeldstr. 1b / 4 links  
1899 Frl. Rosa von Hofstetten Schönfeldstr. 3 / IV links  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

ab 1894 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur, Abtheilung München, 2. Vorsitzende im Jahr 1901
Mitglied in der Friedensgesellschaft München (e.V.), ab 1902 als 2. Vorsitzende
Weltbund gegen Vivisektion, Abtheilung München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

"Die Deutsche Gesellschaft für Ethische Kultur hatte am Donnerstag den letzten Vortragsabend vor Beginn der Ferien. Frl. v. H o f s t e t t e n hielt einen Vortrag über ‚Ethik und äußere Lebensverhältnisse‛, der sich eines sehr guten Besuches erfreute. Die intellektuelle Begabung schafft dem Menschen die Machtstellung über die Naturkräfte und die Lebewesen, die ethische Begabung verleiht ihm die ihm eigenthümliche Würde. Als Naturwesen hätten alle Menschen den gleichen Anspruch auf die Erdengüter, als Kulturwesen dagegen nur den auf ein ihren Lebensverhältnissen entsprechendes Glücksgut. Die Glücksgüter kann der Mensch erlangen, wenn er außer seiner eigenen Bethätigung auch noch durch äußere Umstände gefördert werde. Aber mit der Erreichung dieses Glücks ist noch nicht gesagt, daß der Mensch glücklich ist - dazu ist nöthig, daß er unabhängig von den Verhältnissen sich seiner Würde bewußt bleibt, sich weder Höher- noch Niedrigerstehenden gegenüber als ungerecht, mißtrauisch oder verständnislos zeigt. Andererseits müsse die Ethik fordern, daß die äußeren Verhältnisse von der Gesammtheit derart geregelt würden, daß nicht die innere Kraft des Menschen durch sie erdrückt wird. In seinem Kreise könne Jeder hiezu beitragen nicht allein durch Hebung der pekuniären Lage, sondern auch durch ein gerechtes und verständiges Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. Zwar zeigten die vielen Mängel im Verhältnis von Herrschaft zu Dienerschaft, von Nation und Militär, von Klassenhaß etc., daß wir es nicht ‚herrlich weit gebracht‛ haben. Dennoch sei die Gegenwart besser schon durch das alles beleuchtende Licht der Öffentlichkeit. Eine der Hauptaufgaben der ethischen Gesellschaften sei es, durch die Klarlegung der verschiedensten Lebensverhältnisse zu ihrer Gesundung das Material zu liefern, und so indirekt, daneben allerdings nach Kräften auch direkt, zu helfen."
(Allgemeine Zeitung, 103. Jg. Nr. 174, Abendblatt vom 27.06.1900, S. 6)

„Rosa von Hofstetten . Die sterblichen Reste einer Idealistin hat man der Erde übergeben, aber die Erinnerung an diese seltene Frau wird fortleben in allen, die ihr nahe standen. Wer die aufrechte, zarte Gestalt mit dem feinen durchgeistigten, von schneeweißen Haaren umrahmten Kopfe, der die Linien einstiger großer Schönheit trug, in den Vereinsversammlungen gesehen, der ahnte nicht, welch mühevolles Dasein der Siebzigerin beschieden. Ein Leben, arm an Glücksgütern, aber unendlich reich an innerem Erleben, an Verehrung und Bewunderung aller, die sie kannten. Ein geistiges Band vereinte die in selbstgewählter Einsamkeit Lebende mit den bedeutendsten Führern der idealen Bestrebungen unserer Zeit, in denen, für die sie lebte. Seit vielen Jahren war Rosa v. Hofstetten mit ganzer Seele bemüht, in Wort, Schrift und Tat für die Ideen zu wirken, denen sie ihr Leben geweiht hatte, als Vorsitzende des Vereins für ethische Kultur, der Theosophischen Loge, als Mitglied des Vereins gegen Vivisektion, der Friedensgesellschaft und der Freidenker. Als Tochter des Landschaftsmalers Franz v. Hofstetten am 17. November 1836 in München geboren, war ihr väterliches Erbe der Idealismus. Bestärkt wurde sie in ihren Anschauungen und Empfindungen durch den ihr gleichgearteten verstorbenen Bruder, in dessen Hause in Berlin das junge Mädchen in persönlichen Verkehr mit Ferdinand v. L a s s a l l e trat, dessen Einfluß wohl für ihr ganzes Leben von Bedeutung blieb. Später, im Hause des Commerzienrathes Weinmann in München als Erzieherin tätig, nahm sie leidenschaftlichen Anteil an dem schweren Kampfe Richard Wagners und seinem endlichen Sieg. – Als Sprachlehrerin und Vorleserin erwarb sich die schwerleidende, halb erblindete Siebzigerin mühselig ihres bescheidenen Lebens Unterhalt. An ihrem offenen Grabe würdigte Professor Dr. Q u i d d e mit ergreifenden Worten die Verdienste dieser seltenen Frau, ihr rastloses Bemühen, die Bestrebungen der Vereine, denen sie angehörte, mit allen Kräften zu fördern. Aber mit welch unglaublichen Opfern an Zeit, unter Verzichtleistung aller für ihr hohes Alter und ein schweres körperliches Leiden so notwendigen Bequemlichkeit und Pflege, diese aufopfernde Tätigkeit erkauft wurde, das haben nur wenige gewußt.“
(Nachruf auf Rosa v. Hofstetten, in: Münchner Neueste Nachrichten v. 18.08.1908, S. 9)


Gedicht von Rosa von Hofstetten

Früher oder Später

Hoch im dunklen Aether
schwebt der Sternlein Heer, -
früher oder später
Schaust du keines mehr.

Früher oder später
Sternlein auch vergeht.
Sprich, wer ist der Thäter,
Der, der den Staub verweht?

Sprich, wer ist der Thäter -
Du erkennst ihn nicht? -
Früher oder später
schaust du in sein Licht.

(in: Sphinx, Monatsschrift für Seelen- und Geistesleben, Juni 1896, S.369)


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Hofstetten, Anna von
Stadtarchiv München: PMB Hofstetten, Johann Baptist von
"Verzeichniß derjenigen Schüler und Schülerinnen, welche im Schuljahre 1849/1850 in den deutschen Werktags-Schulen der Königlichen Haupt- und Residenzstadt München sich öffentlicher Preise oder rühmlicher Bekanntmachung würdig gemacht haben: nebst einem Vorbericht über den Zustand dieser Schulen", München 1850, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb10341734?page=68,69, zuletzt eingesehen 01.12.2023
Kutschbach, Albin: Lasalle's Tod. Im Anschluß an die Memoiren der Helene von Racowitza: Meine Beziehungen zu Ferdinand Lasalle - zur Ergänzung derselben. Chemnitz 1880, S.9, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11571601?page=16,17, zuletzt eingesehen 10.02.2024
Passamt Markt Waidhaus: Sterbeeintrag Franz Xaver von Hofstetten, Nr. 317 vom 16.11.1883
Adressbuch für München 1891 ff
Vereinsnachrichten. Deutsche Gesellschaft für Ethische Kultur, in: Münchner Neueste Nachrichten, 47. Jg., Nr. 513, Generalanzeiger v. 06.11.1894, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129942_00059_u001?page=59, zuletzt eingesehen am 11.02.2024
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896 bis 1899
Ankündigung eines Vortrages von Rosa von Hofstetten über das Thema: „Wahrheit und Wahrhaftigkeit", in: Münchner Neueste Nachrichten 49. Jg., Nr. 9 Generalanzeiger v. 07.01.1896, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129942_00059_u001?page=59, zuletzt eingesehen am 11.02.2024
Vereinsnachrichten. Deutsche Gesellschaft für ethische Kultur. Abtheilung München. Ankündigung eines Vortrag des Fräulein v. Hofstetten zum Thema: „Die Frauenfrage vom Standpunkt der Gerechtigkeit", in: Münchner Neueste Nachrichten, 49. Jg., Nr. 154 Generalanzeiger v. 01.04.1896, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129398_00017_u001?page=17, zuletzt eingesehen am 11.02.2024
Hofstetten, Rosa von: Früher oder Später, in: Sphinx, Monatsschrift für Seelen- und Geistesleben, Juni 1896, S.369
Tageblatt des Dritten Internationalen Kongresses für Psychologie, Nr. 1 vom 4. August 1896, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11795846?page=4,5, zuletzt eingesehen 10.02.2024
Anzeige der Deutschen Ges. für Ethische Kultur, Abth. München: Vortrag R. von Hofstetten, Das Verhältnis des Menschen zu den Thieren, in: Münchner Neueste Nachrichten, 50. Jg., Nr. 216, Generalanzeiger vom 11.05.1897, S. 5
Aus München, in: Ethische Kultur. Wochenschrift sozial-ethischer Reformen, 5. Jg. Nr. 33 v. 14.08.1897, S. 264, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11795836?page=274,275, zuletzt eingesehen am 11.02.2024
Anzeige der Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur: Vortrag von Fräulein von Hofstetten "Die Mode in der Auffassung des Ethikos" in: Münchner Neueste Nachrichten, 50. Jg., Nr.485, Generalanzeiger vom 20.10.1897, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130649_00251_u001?page=251, zuletzt eingesehen 10.02.2024
Anzeige der Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur: Vortrag von Rosa von Hofstetten: "Gegenseitige Achtung" in: Münchner Neueste Nachrichten, Generalanzeiger, Nr. 237, vom 06.06.1899, S.1,
Die Deutsche Gesellschaft für Ethische Kultur, in: Allgemeine Zeitung, 103. Jg., Nr. 174 Abendblatt v. 27.06.1900. S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085637_01247_u001?page=1260,1261, zuletzt eingesehen am 11.02.2024
Vereinsnachrichten Deutsche Gesellschaft für ethische Kultur, Abtheilung München, in: Münchner Neueste Nachrichten, 54. Jg., Nr. 169 Generalanzeiger v. 11.04.1901, S. 8, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130003_00133_u001?page=134,135, zuletzt eingesehen am 11.02.2024
Hochherzige Gabe, in: Allgemeine Zeitung, 104. jg. Nr. 309 Mittagsblatt v. 07.11.1901, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085653_00091_u001?page=100,101, zuletzt eingesehen am 11.02.2024
Die Friedensvereinigung München (e.V.), in: Münchner Neueste Nachrichten, 55. Jg. Nr. 145, Vorabend-Blatt v. 28.03.1902, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134145_00571_u001?page=574,575, zuletzt eingesehen am 11.02.2024
Rosa v. Hofstetten +, in: Münchner Neueste Nachrichten, 61. Jg., Nr. 382, Vorabendblatt v. 18.08.1908, S. 9, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131151?page=242,243, zuletzt eingesehen am 11.02.2024


Anmerkungen

Rosa von Hofstetten war die Tochter des Münchner Landschaftsmalers und Photographen Franz Xaver von Hofstetten und seiner Frau Anna Walburga, geb. Kolb. 1862 gründete der Vater in bester Lage in der Münchener Maximilianstraße ein großzügiges Photo-Atelier, das sich aber wohl nicht gegen die große Konkurrenz anderer Photographen in München durchsetzen konnte. Spätestens seit 1870 konzentrierte sich Franz Xaver v. H. wieder auf sein Metier als Landschaftsmaler. Mitte der 70er Jahre zogen Rosas Eltern nach Waidhaus in der Oberpfalz, wo der jüngere Bruder Franz Xaver als Grenz-Oberkontrolleur tätig war. Rosa v. H. arbeitete als Privatlehrerin und unterrichtete Sprachen. Schon als junges Mädchen war sie sehr sprachinteressiert (Sie erhielt z. B. als Schülerin der Höheren Töchterschule im Rosental einen „ersten Preis aus der Französichen Sprache“). Im Nachruf auf Rosa v. Hofstetten aus dem Jahr 1908 heißt es, dass sie längere Zeit als Erzieherin im Hause des Direktors der München-Dachauer Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation Louis Weinmann tätig war und sich später als Sprachlehrerin und Vorleserin mühsam über Wasser halten musste.
Ihr älterer Bruder, der frühere bayerische Leutnant Johann Baptist von Hofstetten war in der Geschichte der Arbeiterbewegung als Freund von Ferdinand Lassalle und als Mitgründer und Mitherausgeber der Zeitschrift „Der Sozial-Demokrat“ von Bedeutung. Auch Rosa von Hofstetten kannte Lassalle persönlich und wurde von ihm nachhaltig beeinflusst. Sie nahm 1864 an einer mehrtägigen „Vergnügungstour“ mit ihm, ihrer Mutter Anna, ihrem Bruder und weiteren Personen durch die Pfalz teil (vgl. Nachruf auf Rosa v. Hofstetten und Kutschbach, Lassalle`s Tod, S. 9).

R. v. Hofstetten und der Verein für Fraueninteressen

Ihre Mitgliedschaften in der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau und im Münchner Zweig der Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur vor 1900 zeigen eine fortschrittliche Gesinnung, mit der sie für „Gerechtigkeit“ und die Gleichberechtigung aller benachteiligten Gruppen in der Gesellschaft eintrat. Die Themen ihrer Vorträge weisen sie als eine vielseitig interessierte Frau aus. Sie gehörte zu den wenigen Frauen, die an dem im August 1896 in München stattfindenden Dritten Internationalen Kongress für Psychologie teilnahmen. Bereits 1899 trat die nach wie vor hoch engagierte Rosa von Hofstetten aus dem Verein für Fraueninteressen aus und verließ ihn damit zeitgleich mit Anita Augspurg. Das kann Zufall oder aber eine bewußte Entscheidung für eine andere Richtung der Frauenbewegung gewesen sein.


Letzte Änderung

geändert: 22.04.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Rosa Hofstetten“/ID 125, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Anna Maria Margaretha Jordan

Persönliche Daten

Name: Jordan
Im Mitgliedsverzeichnis von 1896 erscheint sie noch unter ihrem ersten Ehenamen Frau A. Neuhauser.
Vorname: Anna Maria Margaretha
Geburtsname: Biel
Anna Maria Jordan publizierte unter ihrem Geburtsnamen Anna Maria Biel
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 16.06.1865
Geburtsort: Bergen auf Rügen
Todestag: 11.11.1907
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Schriftstellerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Anna Maria Jordan und Tochter Hertha
Foto aus dem Buch: "Was meine Hausgeisterchen mir erzählten"
Veröffentlichung von Anna Maria Biel
Widmung im Buch von Anna Maria Biel

Familie

Vater Carl Heinrich Biel Rechtsanwalt, Notar 1823 Stralsund - 1883 Bergen
Mutter Christiane Maria Biel, geb. Rechlin 1828 Bergen - 1904 München
Schwester Catharina Elisabeth Biel 1859 Bergen
 ebenfalls Vereinsmitglied
Bruder Carl Ernst Biel 1860 - 1920

Familienstand

verheiratet in erster Ehe ? Neuhauser
Vorname, Beruf und Lebensdaten des 1. Ehemanns und das Datum der Eheschließung sind uns leider nicht bekannt.
verheiratet in zweiter Ehe 1896 Adolf Richard Jordan Buchhändler, Antiquar 1862 Stuttgart
geschieden seit 1899

Kinder

Hertha Elisabeth Julie Jordan 1897 München - 1907 München

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1907 Anna Maria Jordan, geborene Biel, in 1. Ehe verheiratete Neuhauser von Januar 1899 bis Anfang 1901 hielt sich Anna Jordan nicht in München auf und war in dieser Zeit auch kein Mitglied.
1896 Frau A. Neuhauser Königinstr. 45 gemeinsam mit Mutter und Schwester
1897 bis 1898 Frau Anna Jordan Blüthenstr. 19 Lebte dort mit ihrem 2. Ehemann, von dem sie 1899 geschieden wird.
1901 bis 1902 Anna Jordan-Biel Kaulbachstr. 63 Wiedereintritt
1903 bis 1907 Frau Biel Kaulbachstr. 63a / I  

Eigene Publikationen

Biel, Anna Maria: Das zuckrige Herrgottl, in: Münchner Neueste Nachrichten 54. Jg., Nr. 379, Generalanzeiger vom 17.08.1901, S. 6, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00130077?page=616
Biel, Anna Maria: Maternitas, in: Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 8. Jg. (1903), Nr. 10, S. 153 f.
Biel, Anna Maria: Lilly`s Puten, in: Jugend. Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 8. Jg. (1903), Nr. 41, S. 740
Biel, Anna Maria: Roman einer Mutter, München 1904
Biel, Anna Maria: Was meine Hausgeisterchen erzählten – Märchen, Bremen 1905
Weihnachtsbücherschau Kinderbücher, in: Münchner Neueste Nachrichten, 58. Jg., Nr. 582, Vorabend-Blatt vom 14.12.1905, S. 11, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00130399?page=234,235
Besprechung: „Was meine Hausgeisterchen mir erzählen. Märchen von Anna Maria Biel", in: Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 1906, Nr. 15 v. 19.01.1906, S. 119, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00085825?page=130,131,
Biel, Anna Maria: Ein bißchen Leben, in: Allgemeine Zeitung, Jg. 109, Nr. 477 vom 14.10.1906, S. 14 f., online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00085801?page=846,847
Biel, Anna Maria: Alte plattdeutsche Kinderlieder gesammelt, und neue hinzugedichtet, Kiel 1907
Biel, Anna Maria: Mittsommernacht. Gedichte. Ein Spiel und neue Lieder. München-Schwabing 1907


Quellen und Literatur

Biel, Anna Maria, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd116164484.html [22.08.2024]

Stadtarchiv München: PMB Anna Maria Jordan
Stadtarchiv München: PMB Richard Jordan
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, DA: Br: BKB I: Bl. 10–13 Dehmel, Richard an Biel, Anna Maria v. 8.11.1902 https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/HANSb16020
Münchner Stadtbibliothek/Monacensia Sign.: MGC B 60: Biel, Anna Maria an Conrad, Michael Georg v. 30.01.1903
International Institute of Social History Amsterdam, Georg von Vollmar papers, Inv. Nr. 237: Anna Maria Biel an Georg von Vollmar, München o. Datum (1903) https://hdl.handle.net/10622/ARCH01586.237
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Christiane Maria Biel, Standesamt München I, Registernummer 2120 vom 17.11.1904
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Hertha Jordan, Registernummer 1428 vom 19.08.1907
Stadtarchiv München: Sterbeurkunde Anna Maria Jordan, Registernummer 1917 vom 12.11.1907
Familiennachrichten, Verstorbene in München, in: Allgemeine Zeitung, 110. Jg. Nr. 529 Morgenblatt, S. 7, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00085844?page=234,235,
Archiv VfFI: Schriftliche Auskunft Dr. Regina Nehmzow zur Schenkung eines (Teil-) Nachlasses der Schriftstellerin Anna Maria Jordan an das Museum Stralsund
Klenz, Heinrich (Hg):  Kürschners Deutscher Literatur-Kalender auf das Jahr 1908, Leipzig 1908, S. 56


Anmerkungen

Anna Maria Jordan hatte eine gescheiterte Ehe hinter sich als sie im Mai 1892 von Stuttgart nach München zog. Spätestens 1896 trat sie dem Verein bei und heiratete im gleichen Jahr den Buchhändler Richard Jordan. 1897 wurde die gemeinsame Tochter geboren. 1899 ließ sich das Ehepaar Jordan scheiden. Von 1899 bis 1901 lebte sie gemeinsam mit Tochter, Mutter und Schwester Elisabeth in Weimar, danach kehrte die Familie nach München zurück. 1901 taucht sie nun auch als "Frau Jordan-Biel" wieder in den Mitgliederlisten des Vereins auf. Auch ihre Schwester Elisabeth Biel trat spätestens 1903 wieder ein. Wenige Monate nach dem Tod ihrer zehnjährigen Tochter Hertha ist die Schriftstellerin mit 42 Jahren gestorben.
Zum Gründungszeitpunkt des Vereins 1894 lebte Anna Jordan bereits in München. Es ist somit grundsätzlich möglich, dass sie ein Vereinsmitglied der ersten Stunde war. Weitere Anhaltspunkte haben wir dafür allerdings nicht.
Ihre schriftstellerischen Werke sind vor allem Märchen und Kinderlieder. Ihr einziger 1904 entstandener Roman (Roman einer Mutter), der stark autobiographische Züge trägt, erzählt vom vergeblichen Kampf  einer Frau nach der Scheidung um das Sorgerecht für ihr Kind und endet mit dem Tod von beiden.
Ein (Teil-) Nachlass der Schriftstellerin befindet sich im heutigen "Stralsund Museum", wie sie es in ihrem Testament verfügt hatte. In diesem überging sie ihre Geschwister und setzte den Rechtspraktikanten und späteren Münchner Rechtsanwalt Dr. Albert Halbe aus Miesbach als Alleinerben ein. Er hatte wenige Monate zuvor den Behörden den Tod der 10jährigen Tochter Hertha gemeldet. Wir wissen nicht, in welchem Verhältnis er zu der Schriftstellerin stand.

Anna Maria Biel als Einzelkämpferin

Im Unterschied zu den bildenden Künstlerinnen, die sich schon seit den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zu Netzwerken (z. B. Künstlerinnenverein München und Berlin) zusammengeschlossen hatten, waren zumindest die bayerischen Schriftstellerinnen noch lange Einzelkämpferinnen, von denen jede für sich Strategien entwickeln musste, um gedruckt und gelesen zu werden. Viele wählten z. B. männliche Pseudonyme, um ihre Chancen zu erhöhen. In den Nachlässen von Georg Michael Conrad, Georg von Vollmar und Richard Dehmel verstreut, finden sich ein oder mehrere Briefe, in denen Anna Maria Biel an persönliche Begegnungen anknüpfend um ein persönliches Gespräch bzw. Treffen bittet, um dann mehr oder weniger direkt der Hoffnung Ausdruck zu geben, dass die adressierten Männer ihren Einfluss geltend machen und ihr neue Publikationsmöglichkeiten eröffnen. Es wäre sicherlich interessant, diese Strategie mit der ihrer männlichen Kollegen oder der ihrer weit erfolgreicheren Vereinskolleginnen Gabriele Reuter, Helene Böhlau und Ricarda Huch u. a. zu vergleichen. Als Anna Maria Jordan alias Biel 1907 starb, dauerte es noch weitere sechs Jahre bis die beiden Schriftstellerinnen und Vereinsmitglieder Emma Merk und Carry Brachvogel den Verein der Münchner Schriftstellerinnen gründen, als „Zusammenschluß der in München lebenden Schriftstellerinnen und Journalistinnen zur Besprechung beruflicher Fragen und zur Vertretung künstlerischer und wissenschaftlicher Interessen“, wie es in der Vereinssatzung heißt. Der sehr kurze Weg Anna Maria Biels als Schriftstellerin zeigt konkret, wie wichtig und überfällig ein solcher Schritt für die damaligen Schriftstellerinnen gewesen ist.

Familie Biel

Anna Maria Jordan war die Nichte der Malerin Antonie Biel (31.01.1830 - 02.04.1880), die ihre künstlerische Laufbahn nur gegen große Widerstände ihrer väterlichen Familie und die gesellschaftlichen Vorstellungen ihrer Zeit durchsetzen konnte. Antonie Biel war die Schwester von Carl Heinrich Biel, dem Vater von Anna Maria Jordan.

Verwechslungsgefahr

Die Autorin des in Königsberg erschienenen Pamphlets, "Zur Bewegung der Frauen. (Die modernen Ekklesiazusen)", Königsberg 1898, war nicht unser Vereinsmitglied Anna Maria Jordan, sondern ihre Namensvetterin Anna Jordan, geborene Droysen. Die Tochter des Historikers Johann Gustav Droysen lebte in Königsberg, dem Erscheinungsort des Buches.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Anna Maria Jordan“/ID 102, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Mathilde Kappeller

Persönliche Daten

Name: Kappeller
Vorname: Mathilde
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 24.01.1852
Geburtsort: Ingolstadt
Todestag: 27.07.1923
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Buchhalterin; Inhaberin des Bankgeschäfts M.Kappeller

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

Mathilde Kappeller Geschäftsübernahme
in: Münchner Neueste Nachrichten vom 04.07.1888, S.4
Bankgeschäft Mathilde Kappeller
letzte Seite aus ihrem Buch: M. Kappeller (Hrsg): Die Kursentwicklung an der Münchener und Berliner Börse im Jahre 1898, München 1899
Eintrag der Firma M.Kappeller, Bank- und Wechselgeschäft
in: Bayerische Handelszeitung, Wochenschrift für die Interessen des Handels, des Verkehrs und der Industrie; amtliches Blatt der bayerischen Handeskammertage von 1888

Familie

Vater Alois Kappeller Gastwirt und Expeditor 1801 Obernzell bei Passau - 1883 München
Mutter Franziska Kappeller, geb. Paulus 1812 - 1885 München
Schwester Adele Kappeller 1850 Ingolstadt
Anmerkung zur Familie: Mathilde hatte insgesamt 6 Geschwister; die fünf älteren Geschwister wurden nicht in Ingoldstadt geboren und sind uns namentlich nicht bekannt.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1916    
1896 bis 1907 Frl. Kappeller Hartmannstr. 6  
1908 Frl. Mathilde Kappeller Briennerstr. 50  
1909 Frl. Mathilde Kappeller Wittelsbacherplatz 2 / III  
1910 bis 1915 Frl. Mathilde Kappeller Nymphenburgerstr. 93 / III Vordergebäude  

Vereinsämter

1897bis 1901 Verwaltung von Zeitungsabonnements, z. B. Versendung der Zeitung "Die Frauenbewegung" an Vereinsmitglieder.
1898 Mitglied der Rechnungsprüfungs-Kommission
1899bis 1904 Mitglied des Vorstands als Schatzmeisterin
1904 Mitglied der Kommission zur Vorbereitung des 10jährigen Vereinsjubiläums

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

ab 1890 Kunstverein München als Außerordentliches Mitglied
ab 1902 Verein zur Errichtung wirtschaftlicher Frauenschulen auf dem Lande (Bayer. Verein), Gründungsmitglied und Schatzmeisterin


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Mathilde Kappeller in den Jahresberichten

"Wirtschaftliche Frauenschule in Bayern für Töchter gebildeter Stände. Gesamtvorstand und Kuratorium der Anstalt Geiselgasteig im Isartal erlassen wieder einen Aufruf, in dem sie auf die Ziele und Zwecke des Unternehmens und seine volkswirtschaftliche Bedeutung hinweisen. Eine Vergrößerung der Schule steht bevor, mit der eine Übungsanstalt zur Herausbildung tüchtiger ländlicher Dienstboten verbunden werden soll. Zur Förderung werden Anteilsscheine auf 100 und 50 Mark mit 3,5% Verzinsung ausgegeben (Bankgeschäft M. Kappeller, Briennerstr. 55). Man kann dies Unternehmen nicht warm genug empfehlen."
(Münchner Neueste Nachrichten vom 17.04.1907, S.4)


Eigene Publikationen

M. Kappeller (Hrsg): Die Kursentwicklung an der Münchener und Berliner Börse im Jahre 1898, München 1899


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Mathilde Kappeller
Diözesanarchiv Eichstätt, Pfarrmatrikel Ingolstadt ULF13,214, Taufeintrag Mathilde Kappeller
Adressbuch München 1889 ff.
Todesanzeige Alois Kappeller, in: Augsburger Abendzeitung, Nr. 19 vom 19.01.1883, S. 8, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11484167?page=164,165, zuletzt eingesehen am 04.01.2024
Traueranzeige Franziska Kappeller, in: Augsburger Abendzeitung, Nr. 76 vom 17.03.1885, S.8, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11484171?page=746,747, zuletzt eingesehen am 04.01.2024
Bayerische Handelszeitung, Wochenschrift für die Interessen des Handels, des Verkehrs und der Industrie; amtliches Blatt der bayerischen Handeskammertage, 18. Jg von 1888, S. 35, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00134193?page=36,37, zuletzt eingesehen am 16.11.2023
Geschäfts-Übernahme, in: Münchner Neueste Nachrichten, 41. Jg, Nr. 301 vom 04.07.1888, S.4, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00134193?page=36,37, zuletzt eingesehen am 16.11.2023
Bericht über den Bestand und das Wirken des unter dem Allerhöchsten Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern stehenden K u n s t v e r e i n M ü n c h e n (Anerkannter Verein) während des Jahres 1890, München 1891, S.64
Verein für Fraueninteressen München. Achter Jahresbericht. (Zugleich Bericht über die Generalversammlung vom
21. Februar 1902), S. 5
Der Verein zur Errichtung einer wirtschaftlichen Frauenschulde auf dem Lande, in: Münchner Neueste Nachrichten, 55. Jg., Nr. 148, Morgenblatt vom 29.03.1902, S.3 , Online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085660?page=238,239
Wirtschaftliche Frauenschulen, in: Allgemeine Zeitung, 105. Jg., Nr. 132, Abendblatt vom 14.05.1902, S.4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085660?page=238,239, zuletzt eingesehen am 04.01.2024
Vom neuen Frauenheim im Geiselgasteig, in: Münchner Neueste Nachrichten, 56. Jg., Nr. 205, Morgenblatt vom 02.05.1903, S.5f, online https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130185?page=28,29, zuletzt eingesehen am 04.01.2024
Bankraub-Versuch, in: Allgemeine Zeitung, 109. Jg., Nr. 231, Vorabendblatt vom 19.05.1906, S.6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085799?page=374,375, zuletzt eingesehen am 04.01.2024
Aufruf, in: Allgemeine Zeitung, 110. Jg., Nr. 173 vom 15.04.1907, S. 14, zuletzt eingesehen am 04.01.2024
Wirtschaftliche Frauenschule in Bayern für Töchter gebildeter Stände, in: Münchner Neueste Nachrichten, 60. Jg., Nr.181, Morgenblatt vom 17.04.1907, S.4,  online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00130685_00249_u001?page=252,253, zuletzt eingesehen am 16.11.2023
Falsche Fünfhundert-Lire-Banknoten, in: Münchner Neueste Nachrichten, 61. Jg., Nr. 156, Vorabendblatt vom 02.04.1908, S.7, online : https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130712?page=28,29, zuletzt eingesehen am 04.01.2024
Die wirtschaftliche Frauenschule Geiselgasteig, In: Münchner Neueste Nachrichten, 62. Jg., Nr. 461 Morgenblatt vom 02.10.1909, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130939_00033_u001?page=34,35, zuletzt eingesehen am 07.01.2024
Filiale der Dresdener Bank in: Münchner Neueste Nachrichten, 61. Jg., Nr. 294, vom 26.06.1908, S.5, online: https://api.digitale-sammlungen.de/iiif/image/v2/bsb00130710_00413/full/full/0/default.jpg, zuletzt eingesehen am 16.11.2023
Todesanzeige Mathilde Kappeller in: Münchner Neueste Nachrichten, 76. Jg., Nr. 203, vom 29.07.1923, S.12, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133470_00413_u001?page=424,425, zuletzt eingesehen 16.11.1923


Anmerkungen

Mathilde Kappeller wurde 1852 als jüngstes von insgesamt sieben Kindern in Ingolstadt geboren. 1872 siedelte sie nach München über und arbeitete dort viele Jahre als Buchhalterin im Bankhaus D. J. Lichtenstein, welches sie 1888 käuflich erwerben und unter ihrem eigenen Namen weiterführen konnte. Als frühes und engagiertes Mitglied der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau stellte sie ihre Fachkenntnisse als Bankerin auch in den Dienst der Frauenbewegung. Sie war von 1899 bis 1904 Schatzmeisterin des Vereins, verwaltete das Vereinsvermögen in ihrer Bank und stellte ihr zentral gelegenes Geschäftslokal in der Hartmannstr. 6 immer wieder für Vereinszwecke zur Verfügung.

1902 übernahm sie zusätzlich das anspruchsvolle Schatzmeisteramt im Verein zur Errichtung wirtschaftlicher Frauenschulen auf dem Lande, welcher in Preußen schon länger existierte und auf Anregung des Vereins nun auch in Bayern gegründet werden sollte. Diese Neugründung, die dem Verein für Fraueninteressen als kooperatives Mitglied beitrat, um seine Verbundenheit mit der Frauenbewegung unter Beweis zu stellen, verfolgte das Ziel, eine landwirtschaftliche Frauenschule in der Nähe Münchens zu errichten. „Möge es gelingen, die erforderlichen Mittel zusammenzubringen, um eine Erziehungsanstalt ins Leben zu rufen, die, wie kaum eine andere, bestimmt wäre, den Anforderungen unserer Zeit zu genügen, insofern sie ihren Schülerinnen den Grad häuslicher und wirtschaftlicher Kenntnisse vermitteln will, der zur Erlangung s e l b s t ä n d i g e r S t e l l u n g e n , als Wirtschafterinnen, Verwalterinnen auf Gütern oder in Anstalten, Pensionaten u. dergl. erforderlich ist.“ (Ika Freudenberg in der Generalversammlung vom 21.02.1902, 5. Jahresbericht, S. 5). Das Bankhaus Kappeller legte Anteilscheine in Höhe von 100 oder 500 Mark auf und verzinste sie mit 3 ½%. Bereits ein Jahr später hatte der Verein das erforderliche Kapital in Höhe von 38.000 Mark beisammen, um auf gepachtetem Grund die erste Frauenschule in Geiselgasteig zu eröffnen. Da diese Schule sich bald als zu klein für die große Nachfrage herausstellte, war der Verein weiterhin auf die Zufuhr privaten Kapitals angewiesen bis er am 18. 10. 1909 ein Nachfolgeinstitut in Miesbach eröffnen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Mathilde Kappeller ihr Bankgeschäft bereits an die Münchner Zweigstelle der Dresdener Bank verkauft und damit einen sehr ungewöhnlichen Berufsweg beendet, der noch darauf wartet, näher erforscht zu werden.


Letzte Änderung

geändert: 12.02.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Mathilde Kappeller“/ID 120, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Antonie (von) Kempe

Persönliche Daten

Name: Kempe
Ihr vollständiger Name lautete "von Kempe". Sie selbst scheint später das "von" weggelassen zu haben.
Vorname: Antonie (von)
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 06.03.1849
Geburtsort: Halbinsel Krim
laut Sterbeurkunde, genauere Angaben zum Geburtsort fehlen
Todestag: 29.04.1933
Sterbeort: Breitbrunn a. Ammersee
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Kunstmalerin, Kunstpädagogin, Zeichenlehrerin
1875 - 1877 Schülerin an der königlichen Kunstgewerbe-Schule München
1879 Hilfslehrerin ebd.
1882 - 1902 Stillebenlehrerin ebd.
1887-1902 Inhaberin eines priv. Mal- und Zeichenateliers in München sowie eines Ateliers für Dekorationsmalerei in der Blüthenstr. 17 in München
1902-1905 Weiterführung von Schule und Atelier in Starnberg, Ludwigshöhe in der Villa Friedrichsruh.
ab 1905 Zeichenlehrerin in Breitbrunn a. Ammersee, u.a. im Landerziehungsheim für Mädchen.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Unbekannt
Wir wissen (noch) nicht, ob Antonie Kempe bei ihrer Geburt die russische oder deutsche Staatsbürgerschaft besaß. Die Tatsache, dass ihr Reisepass 1884 in St. Petersburg ausgestellt wurde, lässt keine Rückschlüsse auf die Nationalität zu, da dort ein deutsches Konsulat residierte.

Olga Weiss und Antonie Kempe
Zur Verfügung gestellt von der Schleswig-Holsteinischen Landesbibliothek: das Foto befindet sich im Nachlass Anna Magnussen-Petersen, Sign. Cb 151.11:01,,54.
Anzeige für Mal- und Zeichenatelier Kempe
aus: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 440 vom 5.10.1891
© Münchner Neueste Nachrichten Vorabendblatt vom 1.12.1905, S.6
Anzeige:
"Eine Malerin sucht eine Dame zum Mitbewohnen einer Villa und event.Teilung des Haushaltes. Offerten erbeten an Frl.A.Kempe, Breitbrunn am Ammersee, Oberbayern"

Familie

Vater von Kempe Gutsbesitzer
 Über die Familie ist uns weiter nichts bekannt.

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1916    
1896 bis 1902 Fräulein Antonie Kempe Blüthenstr. 17 / I. Rgb.  
1903 bis 1904 Frl. Antonie Kempe Starnberg
1905 bis 1906 Frl. Antonie Kempe Starnberg, Ludwigshöhe
1907 bis 1916 Frl. Antonie Kempe Breitbunn am Ammersee

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1875-77 Mitglied im Kunstgewerbe-Verein München
1888 Mitglied im Bayerischen Kunstgewerbe-Verein München
1894 außerordentliches Mitglied im Kunstverein München
1896 - 1904 Mitglied des Künstlerinnen-Vereins München
1898 Mitglied im Allgemeinen Gewerbe-Verein München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Unterricht. Die Damen- Mal-, und Zeichenschule von A. Kempe ist nach Starnberg, Ludwigshöhe, Villa Friedrichsruh überführt worden. Diese Malschule, verbunden mit einem Atelier für Dekorationsmalerei, hauptsächlich für Gobelin, hat schon 15 Jahre lang in der Blüthenstr. 17 bestanden."
(MNN, 55. Jg., Nr. 241, Vorabendblatt v. 27.05.1902, S. 3)

“Breitbrunn. Am Sonntag feiert hier die Kunstmalerin Frl. Antonie Kempe in voller Gesundheit ihren 80. Geburtstag. Frl. Kempe hat sich in früheren Jahren um die Jugend Breitbrunns große Verdienst erworben, indem sie unentgeltlich Zeichenunterricht erteilte. Ihr liebenswürdiges Wesen schaffte ihr überall Freunde. Mögen ihr noch viele gesunde Jahre beschieden sein.“
(aus: Andechser Rundschau vom 05.03.1927)


Ausstellungen

1888 Ausstellung im Kunstverein München
1888 Die Deutsch-Nationale Kunstgewerbe-Ausstellung in München
1893 Weltausstellung in Chicago
1895 Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung Nürnberg.
1896 Ausstellung des bayerischen Kunstgewerbe-Vereins


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Kempe, Antonie
Gemeindearchiv Herrsching: Sterbebuch Breitbrunn 1933, Eintrag Nr. 2: Sterbeurkunde Kempe, Antonie v. 29.04.1933
Verzeichniß sämmtlicher Mitglieder des Kunstgewerbevereins für das Jahr 1875, in: Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins, 25. Jg. (1876), Nr. 1 und 2. online: www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11305507
Verzeichniß sämmtlicher Mitglieder des Kunstgewerbe-Vereins für das Jahr 1876/77, in: Zeitschrift des Kunstgewerbevereins, 26. Jg. (1877), Nr. 1 und 2. online: www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11349869
Münchener Kunst- und TheaterAnzeiger, Nr. 58 vom 27.02.1888, S. 3
Illustrierter Führer und Plan der Deutsch-Nationalen Kunstgewerbe-Ausstellung in München 1888, S. 44, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11785349?page=50,51
Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 446, Morgenblatt vom 01.10.1891, S. 6: Anzeige für Mal- und Zeichen-Atelier, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134029?page=8,9
Weltausstellung in Chicago 1893, Verzeichnis der Münchener Aussteller, in: Bayerische Handelszeitung, Organ für die Interessen des Handels, des Verkehrs und der Industrie, 23. Jg. Nr. 4 v. 28.01.1893, S. 40
N.N.: Bayern auf der Ausstellung Chicago, in: Das Bayerland: älteste bayerische Zeitschrift für Kultur und Tradition, Zeitgeschehen, Wirtschaft und Technik, Kunst, Umweltfragen, Landesentwicklung und Fremdenverkehr, 4.Jg. (1893), Nr. 12, S. II,  online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11472618?page=656,657
Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunstausstellung Nürnberg. Verzeichnis der Aussteller, Bayerische Handelszeitung, Organ für die Interessen des Handels, des Verkehrs und der Industrie, 25. Jg. Nr. 33 v. 17.8.1895, S. 385
Chronik des Kunstgewerbe-Vereins in: Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Chronik des bayerischen Kunstgewerbe-Vereins, 45. Jg., Nr. 12 vom Dezember 1896, S.125
Anzeige „Eine Malerin", in: Münchner Neueste Nachrichten, 58. Jg., Nr. 560 Vorabendblatt v. 01.12.1905, S. 6, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00130399?page=10,11
Andechser Rundschau vom 05.03.1927: zum 80. Geburtstag
Schmalhofer, Claudia: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868-1918). Ihr Einfluß auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen, München 2005
Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e. V. und seine Damen-Akademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, München 2005, S. 121
Buchner, Volker: Malerei am Starnberger See. Bd. 1, Starnberg 2011, S. 297
Volkmann, Robert: Breitbrunn. Ein Lesebuch. Breitbrunn 2016, S. 405 / 406
Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel: Nachlass Anna Magnussen-Petersen: Signatur: Cb 151.11:01,,54  Foto zus. mit Olga Weiß“


Anmerkungen

Antonie Kempe, geboren auf der Krim im russischen Kaiserreich, kam laut Polizeilichem Meldebogen im September 1888 nach München mit der Angabe "Heimatgemeinde Moskau". In den Verzeichnissen der Mitglieder des Kunstgewerbe-Vereins München ist Antonie Kempe aber schon in den Jahren 1875 bis 1877 als Mitglied und Schülerin der Kgl. Kunstgewerbe-Schule verzeichnet.  Daraus schließen wir, dass sie bereits Mitte der 70er Jahre (evtl. nur vorübergehend) in München gelebt und gearbeitet hatte. Spätestens seit 1891 führte sie in München ein privates Mal- und Zeichenatelier. Nach einem vorübergehenden Aufenthalt in Starnberg lebte sie von 1905 bis zu ihrem Tode in Breitbrunn am Ammersee. Hier gab sie Zeichenunterricht, sowohl privat als auch an dem dortigen Landerziehungsheim für Mädchen, das Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Reformpädagogen Utz und unserem Vereinsmitglied Barbara Wolf (ID 75) gegründet worden war.


Letzte Änderung

geändert: 30.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Antonie (von) Kempe“/ID 111, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Selma Amalia Kleinmichel

Persönliche Daten

Name: Kleinmichel
Vorname:Selma Amalia
Geburtsname: Dunsky
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 23.09.1857
Geburtsort: Tilsit
Im Polizeilichen Meldebogen für Julius Kleinmichel ist als Geburtsort seiner Ehefrau Selma die Stadt Tilsit angegeben. In dem Artikel über Julius Kleinmichel in der "Allgemeinen Deutschen Biographie" von 1906 wird jedoch Tiflis als ihr Geburtsort genannt, offenbar ein Schreibfehler.
Todestag:Selma Kleinmichel ist letztmalig im Adressbuch für München von 1933 aufgeführt.
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Widmung für Selma Kleinmichel
im Buch von Hans Bötticher alias Joachim Ringelnatz: Ein jeder lebt’s. Novellen. München 1913

Familie

Vater Heinrich Robinson Dunsky Kaufmann und Buchdrucker - 1877 Löbau
Mutter Valeska Dunsky, geb. Bruhn 1836 Königsberg - 1911 München
 seit 1897 ebenfalls Vereinsmitglied
Bruder Alfred Dunsky Architekt und Fabrikant

Familienstand

verheiratet mit 1878 Ferdinand Theodor Julius Kleinmichel Kunstmaler 1846 Rodzonne bei Graudenz - 1892 München
verwitwet seit 1892

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1916    
1896 bis 1901 Frau Kleinmichel Arcisstr. 46 / I  
1903 bis 1915 Frau Selma Kleinmichel Arcisstr. 46 / I  
Mitgliederliste von 1902 fehlt.

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

ab 1886 Mitglied im Frauen-Verein zur Unterstützung Hilfsbedürftiger Künstlerwittwen und Künstlerwaisen
1891 - 1904 außerordentliches Mitglied bzw. "Kunstfreundin" im Künstlerinnenverein München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Selma Kleinmichel in den Jahresberichten

Im Nachruf auf Julius Kleinmichel im Jahresbericht des Kunstvereins München von 1892 heißt es:

„..., wo ihm (J. Kleinmichel) weitere Erfolge und auch ein eigener Herd erblühte, dessen Glück er an der Seite einer liebenswürdigen, gastlichen Landsmännin, Frau Selma, der Sprossin einer aus Tilsit stammenden Familie Dunsky, 13 1/2 Jahre genoß."

Selma Kleinmichel in den Lebenserinnerungen von Joachim Ringelnatz:

„Nach mehrfachem Wohnungswechsel war ich endlich in die Arcisstraße zu einer Nenntante gezogen, die die Witwe des namhaften Malers Julius Kleinmichel war. Eine sehr scharmante Dame, die mich liebevoll aufnahm und in jeder Weise für mich sorgte, obwohl sie eine alte, kranke und dabei höchst eigensinnige Mutter zu betreuen hatte. Diese Mutter litt an einem Lungen-Emphysem und spuckte unaufhörlich sehr unappetitlich in einen Napf, bekam auch immer wieder Erstickungsanfälle. Da sie dauernd jemanden um sich haben mußte, aber nicht das geringste Geräusch, nicht das Umblättern einer Buchseite duldete, war es eine Tortur, bei ihr zu sitzen. Aber hier konnte ich nun tagüber Frau Kleinmichel ablösen und mich so für freie Wohnung und Verpflegung, für tausend Freundlichkeiten dankbar zeigen.
Es bestanden große Unterschiede zwischen Mutter und Tochter. Die Mutter war eine ernste, erfahrene Frau, deren klugen Worten ich unter anderen Umständen gern zugehört hätte. Aber sie stellte herbe Ansprüche an ihre Umgebung und war von unerbittlicher Strenge. »Seelchen« – so wurde ihre Tochter genannt – war dagegen eine frohe Natur mit weichem Gemüt und immer bemüht, andere zu erfreuen. Wenn ich über sie lachte, weil sie so gern und meist falsch Fremdwörter anbrachte, – »Honnymalypangs« – »o contrario« – oder wenn ich mich über ihren Medizinfimmel lustig machte, dann lachte sie herzlich mit.
Seelchens Kleidungsstücke und Schuhe und Handschuhe paßten mir genau. So lieh ich mir manchmal eine Weiberperücke und verkleidete mich als Dame. In dieser Maske besuchte ich ein Café nach dem andern am hellen Tag, und es war mir höchst interessant, die Welt aus der Frauenperspektive anzusehen. Ich wurde oft poussiert und brachte einmal vierzehn Veilchensträußchen mit heim. Daß sich Homosexuelle gern in Damenkleidern zeigen, wußte ich damals noch nicht. Es gab einen bekannten Maler in München, der sich auch oft als Frau verkleidete, und ich war, als ich ihn das erstemal so in einem schönen, weit dekolletierten Faschingsgewand sah, auf ihn hereingefallen, hatte ihn sogar zu Wein eingeladen.
Als Dame verkleidet ging ich dann auch abends manchmal in den »Simplizissimus« und hinterher noch auf Bälle oder zu Atelierfesten. Seelchen war mir beim Anziehen ihrer Kleider und Wäschestücke mit Eifer und Vergnügen behilflich gewesen, hatte mir wohl auch beim Abschied noch ein Geldchen zugesteckt. Wenn ich dann aber im Morgenlicht mit zerzausten Haaren und abgetretenen Kleidersäumen heimkehrte, wandte sie sich mit sehr komisch geäußertem Abscheu von mir weg.“
(Ringelnatz, Joachim; Das Gesamtwerk in sieben Bänden, hrsg. v. Pape, Walter, Band 6: Mein Leben vor dem Kriege, Zürich 1994, S. 228f.)

„An einem Februarmorgen 1911 ging ich müde und verkatert heim. Da hörte ich meine Tante – mit der ich mich gerade etwas überworfen hatte – bitterlich schluchzen. Ihre Mutter war nun endlich gestorben.“
Ebd., S. 247

„Ich war froh, als mich Seele nach ihrer Sommerfrische ins Ötztal einlud. In Lengenfeld wohnte sie. Eine schöne Gegend (…). Seele war reizend zu mir. Ich lachte sie freundlich aus, weil sie die Manie hatte, auf Ausflügen so viel Blumen und Zweige abzurupfen, daß sie vor Schlepperei nie zu einem vollen Genuß kam. Aber sie liebte und pflegte die Blumen daheim zärtlich.“
Ebd., S. 249 f.


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München:  PMB Kleinmichel, Ferdinand Theodor Julius
Stadtarchiv München: Legitimation von Dunsky, Valeska, angelegt 1882 und 1894
Schulz, O. A.: Allgemeines Adressbuch für den Deutschen Buchhandel den Antiquar-, Colportage-, Kunst-, Landkarten und Musikalien-Handel sowie verwandte Geschäftszweige, Leipzig 1879, S. XI
Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel (1879), Nr. 22 v. 28.01.1879, S. 344
Rechenschafts-Bericht über den Stand und das Wirken des Frauen-Vereins zur Unterstützung Hilfsbedürftiger Künsterwittwen und Künstlerwaisen 1886, München 1887
Nachruf auf Julius Kleinmichel, Genremaler, in: Bericht über den Bestand und das Wirken des unter dem Allerhöchsten Protektorate Seiner Königlichen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold von Bayern stehenden Kunstvereines München während des Jahres 1892, München erstattet von der Vorstandschaft in der Generalversammlung vom 31. Hanuar 1893, München 1895, S. 71 ff.
Holland, Hyacinth: Kleinmichel, Friedrich Julius in: Allgemeine Deutsche Biographie 51 (1906), S. 189-190 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116214163.html#adbcontent, zuletzt eingesehen am 20.01.2024
Geschäftshaus in Berlin, Wilhelmstr. 45, in: Blätter für Architektur und Kunsthandwerk, 21. Jg. Nr. 8 vom August 1908, Berlin 1908, S. 28 f.
Bötticher, Hans (Joachim Ringelnatz): Ein jeder lebt’s. München 1913, Seite V
Ringelnatz, Joachim: Das Gesamtwerk in sieben Bänden, hrsg. v. Pape, Walter, Band 6: Mein Leben vor dem Kriege, Zürich 1994, S. 228 f, S. 247 und S. 249 f
Ringelnatz, Joachim: Das Gesamtwerk in sieben Bänden, hrsg. v. Pape, Walter, Band 7: Als Mariner im Krieg, Zürich 1994
Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damen-Akademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, München 2005
Heß, Viola: Selma Kleinmichel, geb. Dunsky, in: Die Frauen um Ringelnatz. Ausstellung zum 130. Geburtstag des Künstlers. Hg. v. Stadt Wurzen, Wurzen 2013, S. 68-72


Anmerkungen

Selma Kleinmichel wurde am 23.8.1857 als Tochter des Kaufmanns und Buchdruckers Heinrich Robinson Dunsky und seiner Ehefrau Valeska, geb. Bruhn in Tilsit geboren. Seit 1877 verwitwet, gründete Mutter Valeska 1879 in Leipzig die Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung V. Dunsky. Das Unternehmen wurde freilich im gleichen Jahr wieder aufgelöst. Ein Jahr zuvor hatte Selma Dunsky in Leipzig den Kunstmaler und Illustrator Ferdinand Julius Theodor Kleinmichel geheiratet. 1882 zog das Ehepaar Kleinmichel nach München, wo sich der Künstler wieder verstärkt der Malerei zuwandte und auch im Glaspalast ausstellte. Schon in Leipzig muss die Familie einen großen Künstlerbekanntenkreis gehabt haben, was sich auch in München fortsetzte. Seit 1886 finden wir Selma in den Mitgliederverzeichnissen des Frauen-Vereins zur Unterstützung Hilfsbedürftiger Künstlerwittwen und Künstlerwaisen. Zudem gehörte sie als außerordentliches Mitglied und „Kunstfreundin“ dem Künstlerinnenverein München an. Daraus lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit schließen, dass sie auch im Verein für Fraueninteressen in erster Linie den gesellschaftlichen Kontakt mit künstlerischen Menschen gesucht hat.

Sie war ein fröhlicher und warmherziger Mensch. Das jedenfalls ergibt sich aus den Briefen und Erinnerungen des Dichters Joachim Ringelnatz (Hans Bötticher), mit dessen Familie die Kleinmichels seit Leipziger Zeiten gut befreundet waren. Julius Kleinmichel hatte dort u.a. auch für Ringelnatz‘ Vater, den Grafiker, Musterzeichner und Literaten Georg Bötticher, gearbeitet. Seit 1908 wohnte Sohn Hans Bötticher (der sich erst 1919 das Pseudonym Joachim Ringelnatz zulegte) in der Wohnung der bereits seit 1892 verwitweten Selma Kleinmichel bei freier Kost und Logis und betreute im Gegenzug stundenweise Selmas Mutter Valeska, die 1894 endgültig nach München übergesiedelt und mittlerweile schwer erkrankt war. Selma Kleinmichel unterstützte Ringelnatz darüber hinaus auch finanziell und konnte ihm Verbindungen in die Münchner Künstlergesellschaft ermöglichen. Er widmete ihr seine erste Novellensammlung „Ein jeder lebt’s“. In seinen autobiografischen Texten „Mein Leben vor dem Kriege“ und „Als Mariner im Krieg“ erwähnte er Selma Kleinmichel immer wieder und setzte ihr so ein literarisches Denkmal. Im Zusammenhang mit seiner Einberufung zu Beginn des 1. Weltkrieges verfasste er ein Testament, in dem er Selma Kleinmichel als Alleinerbin einsetzte, wohl eher kein Zeichen seiner Dankbarkeit, sondern eher der Großzügigkeit, die sie ihm in der Vergangenheit erwiesen hatte: „Es wurde ein ausführliches und in der Form korrektes Schreiben, darin ich Tante Michel, bei der ich wohnte, zur Universalerbin meiner sichtbaren wie auch unsichtbaren Hinterlassenschaft sowie meiner Schulden einsetzte. (…). Tante Selma ersuchte ich, nach einer beigefügten Liste gewisse Andenken an gewisse, mir teure Menschen zu verteilen. »Das Buch ›Aus der alten Fabrik‹ an Eichhörnchen ... einen Ring an Wanjka ... auch eine Kleinigkeit an Meta Seidler in Hamburg« usw. Ferner fertigte ich eine zweite Liste an: Welchen Personen ich noch wieviel Geld schuldete (es waren insgesamt 318 Mark) und bat Tante Selma, wenn sie es vermöchte, auch das zu regeln.

1917/18 zog Selma vorübergehend nach Berlin zu ihrem Bruder Alfred Dunsky, einem bekannten (Innen-) Architekten und Fabrikanten, der sich auch in Zusammenarbeit mit dem Vater von J. Ringelnatz, dem Musterzeichner Georg Bötticher, einen Weltruf als innovativer Hersteller von Jugendstiltapeten erarbeitet hatte. Auch hier sorgte sie für den Kriegsheimkehrer Ringelnatz und brachte ihn bei Angestellten ihres Bruders unter. 1920/21 kehrte Selma nach München zurück und lebte dort nach den Angaben des Adressbuchs für München bis 1933 in der Neureuther Straße. Danach verliert sich ihre Spur. Ob sie das Ende von Joachim Ringelnatz, der bereits 1934 verstarb, noch erlebte, wissen wir nicht.


Letzte Änderung

geändert: 03.03.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Selma Kleinmichel“/ID 123, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Ella (eigentlich Elise Mathilde Caroline) Klöpfer

Persönliche Daten

Name: Klöpfer
auch Kloepfer
Vorname:Ella (eigentlich Elise Mathilde Caroline)
genannt Ella
Geburtsname: Strauss
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 1854
Das genaue Geburtsdatum ist uns unbekannt.
Geburtsort: Zemmern (bei Trier)
Todestag: 1919
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Großherzogtum Baden

Familie

Vater Julius Strauss Kaufmann unbekannt Wertheim - unbekannt
Mutter Mathilde Jakobine Strauss, geb. Bauer 1834 - 1917 München

Familienstand

verheiratet mit seit 1873 Johann Christian Klöpfer Kaufmann 1840 Hohenstein/Neckar - 1916 München
verwitwet seit 1916

Kinder

Hermann Kloepfer Kaufmann 1874 in München - 1925 München
Über weitere Kinder haben wir keine sicheren Informationen, Ella Klöpfer hatte jedoch mindestens noch einen weiteren Sohn.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Fr. Ella Klöpfer Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Feb. 1896, dass Ella Klöpfer 1894 Gründungsmitglied war.
1896 bis 1898 Frau Ella Klöpfer Luisenstr. 2 / I Namens-Schreibfehler in Mitgliederliste
1899 Frau Ella Klöpfer Luisenstr. 2  
1900 bis 1904 Frau Ella Klöpfer Luisenstr. 5  
1905 bis 1906 Frau Ella Klöpfer Luisenstr. 5 / I  

Vereinsämter

1896bis 1898 Mitglied der "Ladnerinnenkommission"
1901 Arrangiert Festabend im Künstlerhaus
1904 Mitglied des Vorbereitungs-Komitees zur Vorbereitung eines Festabends im Künstlerhaus

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied in der Münchener Sektion des Vereins Frauenbildungs-Reform
1901/02 bis 1909/10  Mitglied als "Kunstfreundin" der Damenakademie im Künstlerinnen-Verein München e. V.


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Ella Klöpfer in den Jahresberichten


Quellen und Literatur

Landesarchiv Baden-Württemberg Archivverbund Main-Tauber: Eheeintrag Klöpfer-Strauss (StA Wertheim 1873 -1875, Nr. 28)
Stadtarchiv München: Johann Christian Klöpfer-Stiftung, Sign. 7311
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Todesanzeige Johann Christian Klöpfer in: Münchner Neueste Nachrichten vom 31.01.1916
Stadtarchiv München: PMB Hermann Kloepfer, angelegt am 22. Mai 1919
Stadtarchiv München: PMB Gertrud Prinz, angelegt am 10. Juni 1919
Todesanzeige Ella Klöpfer in: Münchner Neueste Nachrichten vom 05.12.1919
Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damen-Akademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, München 2005
Kunstmann, Joanna Waltraud: Seidl, Emmanuel von (1856-1919), Die Villen und Landhäuser, Nr. 19, München 2012


Anmerkungen

Ella Strauss heiratete mit 19 Jahren in Wertheim, dem Wohnort ihres Vaters, des Kaufmanns Julius Strauss, den im Holzhandel tätigen Kaufmann Johann Christian Klöpfer. Dieser lebte seit 1860 in München und hatte hier 1865 erfolgreich ein Holzgeschäft gegründet. Bereits zur Weltausstellung in Wien 1873 versorgte er die Aussteller in großem Umfang mit Rundholz aus dem Bayerischen Wald. 1874 trat Otto Königer in die Firma ein. Gemeinsam erweiterten sie den Betrieb in kurzer Zeit zum führenden Holzunternehmen Süddeutschlands. Seit Februar 1917 existierte die „Klöpfersche Stiftung“ zur Gewährung von Erziehungsbeihilfen, die für Handelsschüler bestimmt waren. Stiftungskapital 27.200 Mark, letzter Eintrag 1943.
Ella Klöpfer war ein langjähriges Mitglied des Vereins. Besonders verdient machte sie sich um die Finanzierung des Vereins, zum Beispiel durch die Organisation von Festlichkeiten, deren Erlöse dem Verein zugute kamen.


Letzte Änderung

geändert: 22.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Ella Klöpfer“/ID 84, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Friederike Koch Edle von Langentreu

Persönliche Daten

Name: Koch Edle von Langentreu
Vorname: Friederike
Geburtsname: von Fabris
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 08.03.1840
Geburtsort: Klagenfurt
Todestag: 06.05.1918
Sterbeort: Graz
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Kaiserreich Österreich

© Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum Foto: N. Lackner / UMJ
Friederike Koch von Langentreu
gemalt von ihrer Tochter Friederike Koch von Langentreu

Familie

Vater Anton von Fabris
Mutter Luise von Fabris, geb. Illitsch von Hitzstein

Familienstand

verheiratet mit Franz Josef Heinrich Koch Edler von Langentreu General 1828 - 1893
verwitwet seit 1893

Kinder

Franz Koch Edler von Langentreu 1863
Friederike Koch Edle von Langentreu 1866 - 1941
ebenfalls Vereinsmitglied
Marie Koch Edle von Langentreu, verh. Mazal 1868

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

1896 Frau General von Koch Adalbertstr. 41 / l.  
war nur 1896 als Mitglied geführt

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1892/93 - 1896/97 „Kunstfreundin“ im Künstlerinnen-Verein


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Koch von Langentreu, Friederike
Grazer Tagblatt, 28. Jg. vom 07.05.1918: Todesanzeigen S.4
Wiener genealog. Taschenbuch 1927/28, S. 177f.
Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damen-Akademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, München 2005


Anmerkungen

Friederike Koch Edle von Langentreu kam 1892 nach München zum "Zweck der Ausbildung der Tochter" (vgl. PMB). Ihre gleichnamige Tochter Friederike  (ebenfalls Vereinsmitglied  ID 108) war bereits seit 1891 in München, um ihre Ausbildung an der Damenakademie des Künstlerinnen-Vereins fortzusetzen. Die Mutter taucht 1896 in der Mitgliederliste auf, blieb aber nur ein Jahr Mitglied des Vereins. Die Tochter wiederum wurde wohl ein Jahr später Vereinsmitglied. Ab 1909 lebte Friederike Koch Edle von Langentreu (die Ältere) dauerhaft in Graz, wo sie auch verstarb.


Letzte Änderung

geändert: 08.10.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Friederike Koch Edle von Langentreu“/ID 107, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Friederike Koch Edle von Langentreu

Persönliche Daten

Name: Koch Edle von Langentreu
Vorname: Friederike
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 01.01.1866
Geburtsort: Conegliano
Italien
Todestag: 28.09.1941
Sterbeort: Kloster Säben
Südtirol
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Malerin, Graphikerin, Keramikerin
1884 - 1888 Studium an der Kunstgewerbeschule Graz
1891/92 - 1893/94 Studium an der Münchner Damenakademie
1899 - 1900 Studium in Paris an der Akadèmie Colarossi
1914 betrieb sie eine private Malschule in Graz

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Kaiserreich Österreich

© Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum Foto: N. Lackner / UMJ
Friederike von Koch von Langentreu
Aus Kloster Säben in den 1920er Jahren
© Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum Foto: N. Lackner / UMJ
Friederike von Koch von Langentreu
Aus Kloster Säben in den 1920er Jahren

Familie

Vater Franz Josef Heinrich Koch Edler von Langentreu General 1828 - 1893
Mutter Friederike Koch Edle von Langentreu, geb. von Fabris 1848 - 1918
 ebenfalls Vereinsmitglied
Bruder Franz Koch Edler von Langentreu 1862
Schwester Marie Koch Edle von Langentreu, verh. Mazal 1868

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1897 Frl. von Koch Mittererstr. 7  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1894/95 - 1903/04  Ordentliches Mitglied im Künstlerinnen-Verein München e. V.
Mitglied im Münchner Kunstverein
Mitglied im Steiermärkischen Kunstverein
Mitglied der Wiener Secession
Mitglied in der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs
Mitglied im Österreichischen Künstlerbund


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

"Aus dem Kunstverein. Die Neuaustellungen sind überwiegend interessante Arbeiten. Friederike Koch von Langentreu lernen wir als eigenartige Persönlichkeit kennen. Ihre Malereien athmen Geschmack, intensives Sehen verbindet sich mit einer sicheren Hand, ein großer Zug geht durch die Darstellung. Die 'Paeonie' z.B.zeigt nichts von der sonst so leicht erkennbaren Frauenarbeit, ein durchaus gute Studie ist der 'Kuhstall', nur das große Bildniß der Dame verräth eine Schwäche. Der Hund auf diesem Bilde entbehrt der Sachlichkeit, jene Lebensfülle, welche die Frauenfigur und das ganze fein abgestimmte Interieur aufweist. Man sieht das große Wollen, doch das Thier ist der Malerin offenbar nicht so vertraut, wie der Mensch."
(aus: Münchner Neueste Nachrichten 52.Jg. Nr. 501 vom 30.10.1899, S. 3)

"Kunstverein 9. Oktober: Die Sammelaustellung der St.Lucasvereinigung Amsterdam bleibt noch eine weitere Woche. Neu hinzugekommen sind folgende Werke (...)  Friederike von Koch: 10 Bilder und Studien: Das Selbstbildnis der Künstlerin: 2 Blumenbilder, Lilien und Mohn; 2 kleine Marinen; Motiv aus Chioggia und endlich ein Interieur mit alter lebender Frau."
(aus: Münchner Neueste Nachrichten 61. Jg, Nr. 475  vom 10.10.1908, S.1)

"In Holland hat Friederike Koch Genre- und Landschaftsstudien gemacht. Man erkennt die gute Beobachtung. Ihr großes Bild, das eine Szene am Theetisch darstellt, ist weich im Ton und fleißig durchgearbeitet. Aber die beiden Figuren tragen zu sehr die steife Gebundenheit des zweckvoll gesetzten Modells an sich."
(aus: Münchner Neueste Nachrichten 65. Jg., Nr. 555, Morgenblatt vom 30.10.1912, S.3)


Ausstellungen

1890 Künstlerhaus Wien
1901, 1912, 1914: Münchner Sezession
1901, 1903–1907, 1909–1912, 1914, 1917, 1918: Steiermärkischer Kunstverein
1903, 1908, 1913, 1921 Münchner Kunstverein
1906: Vereinigung Bildender Künstler Steiermark
1907: Wiener Sezession
1911: Münchener Glaspalast
2020: Ladies First! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850–1950, Neue Galerie Graz (mit Katalog)


Werke von Friederike Koch von Langentreu aus dem Universalmuseum Joanneum Neue Galerie Graz

© Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum Foto: N. Lackner / UMJ
Gemälde von Koch von Langentreu
Weiblicher Rückenakt vor Kamin, Paris 1900
© Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum Foto: N. Lackner / UMJ
Gemälde von Koch von Langentreu
Lesende Dame in Weiss, um 1900
© Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum Foto: N. Lackner / UMJ
Gemälde von Koch von Langentreu
Am Strande, um 1910
© Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum Foto: N. Lackner / UMJ
Gemälde von Koch von Langentreu
Krankenschwester im Kriege, um 1916

Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Koch von Langentreu, Friederike (Mutter)
Münchner Neueste Nachrichten 52. Jg., Nr. 501 vom 30.10.1899, S. 3
Münchner Neueste Nachrichten 61. Jg., Nr. 475 vom 10.10.1908, S. 1
Münchner Neueste Nachrichten 65. Jg., Nr. 555, Morgenblatt vom 30.10.1912, S. 3
Artikel: Koch von Langentreu Fr. Cäcilia (Friederike) O.S.B., Malerin, Graphikerin, und Keramikerin, in: Österr. Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 20, online: https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Koch-Langentreu_Fr-Caecilia_1866_1941.xml;internal&action=hilite.action&Parameter=Koch*, zuletzt eingesehen am 28.06.2023
Vollmer, Hans (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 97
Artikel: Koch von Langentreu Fr. Cäcilia (Friederike) O.S.B., Malerin, Graphikerin, und Keramikerin, in: BiografiA Biografische Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen, Wien 1998 ff. , online: http://biografia.sabiado.at/koch-von-langentreu-fr-caecilia-friederike/  zuletzt eingesehen am 14.10.2022
Deseyve, Yvette: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damen-Akademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, München 2005
Danzer, Gudrun (Hg.): LADIES FIRST! Künstlerinnen in und aus der Steiermark 1850 - 1950, S. 148 ff., Graz 2021


Anmerkungen

Friederike Koch Edle von Langentreu kam 1891 nach München, um ihre Ausbildung zur Malerin an der Münchner Damenakademie fortzusetzen. Sie ist nur 1897 im Mitgliedsverzeichnis zu finden, während ihre gleichnamige Mutter 1896 ( ID 107) Mitglied war. Zahlreiche Auslandsaufenthalte wie 1899/1900 ein Studienaufenthalt in Paris sowie Studienreisen nach Italien, Frankreich und Holland sind bekannt.
Sie war eine erfolgreiche Malerin ihrer Zeit und erhielt für ihre Kunst zahlreiche Preise. Beispielsweise 1921 die goldene Staatsmedaille für ein Bildnis ihrer Mutter (s. dort ID 107) und 1922 den österreichischen Staatspreis für ihre Gesamtleistung.
In den Jahren um 1914 unterhielt sie eine private Malschule in Graz. 1926 trat sie in die Benediktinerinnenabtei Säben (Brixen) ein und erhielt 1929 Profeß als „Frau Caecilia Koch von Langentreu“. Dort ist sie 1941 verstorben. Das Kloster existiert heute nicht mehr. 


Letzte Änderung

geändert: 22.04.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Friederike Koch Edle von Langentreu“/ID 108, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Martha von Kranz

Persönliche Daten

Name: von Kranz
Vorname: Martha
Religion bei Geburt: katholisch
In den Meldeunterlagen von 1928 ist als Bekenntnis eingetragen: "Ohne".
Geburtstag: 02.07.1867
Geburtsort: Wülfringhausen
bei Wiehl
Todestag: 24.07.1939
Sterbeort: Unterwössen
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Malerin, Buchbindermeisterin, Kunstgewerblerin

1902 - 1903 Besuch des Lehr- und Versuchs-Ateliers für angewandte und freie Kunst von H. Obrist und W. von Debschitz (gemeinsam mit Laura Lange).
1914 Meisterprüfung als Buchbinderin
1894 - 1906 Gründung und Betrieb des Ateliers für Kunst und Kunstgewerbe der Firma Martha von Kranz und Laura Lange; Luisenstr. 72/II
1906 - 1925  Erweiterung des Ateliers zum Kunstgewerblichen Atelier für Buchbinderarbeiten der Firma Martha von Kranz und Laura Lange, Luisenstr. 72/II

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Familie

Vater Jakob Anton Johann Wilhelm von Kranz Oberstabsarzt 1834 Eschweiler - 1892 Obersteinberg
Mutter Emilie von Kranz, geb. Flügel 1843 Stommeln bei Köln - 1923 München
Schwester Cornelie von Kranz 1865 Werl - 1933 München
Schwester Gabriele von Kranz Konzertsängerin 1869 Wülfringhausen - 1948 München
Bruder Walter von Kranz 1873 Wesel - 1953
Schwester Else von Kranz, verh. Rosa 1874 Wesel - unbekannt
Schwester Rudolfine Karoline von Kranz, verh. Althaus Dekorationsmalerin 1876 Wesel - unbekannt
 Ein „Rudolfe v. Kranz“ aus Konstanz, geb. 1876, studierte von WS 1892 - SS 1894 u.a. "Dekor.-Malen" an der Königl. Kunstgewerbeschule München (vgl. Schmalhofer S.455).
Schwester Gudrun von Kranz, verh. Schmeidler 1882 Frankfurt - unbekannt

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1909    
1894 bis 1895   Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Feb. 1896, dass Martha von Kranz 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Fräulein Martha von Kranz Luisenstr. 40b  
1897 Frl. Martha von Kranz Luisenstr. 40b / III  
1898 Frl. Martha von Kranz Luisenstr. 40b / III m.  
1899 bis 1904 Frl. Martha von Kranz Luisenstr. 72 / II  
1905 bis 1909 Frl. Martha von Kranz Luisenstr. 72 / III  

Vereinsämter

1896bis 1897 2. Schriftführerin
1898 Vorstandsmitglied als Beisitzerin

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München
1914 Vereinigung Münchener Kunstgewerblerinnen


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Martha von Kranz in den Jahresberichten

„Zwei Künstlerinnen, Martha v o n K r a n z und Laura L a n g e, haben in mehrjähriger, gemeinsamer Arbeit ihre Werkstätte zu achtungsgebietender Höhe gebracht, indem sie rechtzeitig erkannt haben, daß das Heil nur aus dem gesunden Boden soliden Handwerks kommen kann. So sind alle Dinge, die die leider nur sehr kurzlebige Ausstellung an Buchbinderarbeiten umfaßte, vom Entwurf bis zur Vollendung persönliche Handarbeit der beiden Künstlerinnen, nicht nur die Ausschmückung der Deckel, Rücken, Buchschnitte, sondern auch die Einbände selbst, unter denen die auf durchgedrückte ‚Bünde' gearbeiteten ganz besondere Beachtung verdienten; die die Bünde deutlich aussprechenden Querwulste am Rücken sind so recht der Ausdruck festen Zusammenhalts, und sie lassen - was der ästhetischen Wertschätzung stimmungsmachend vorarbeitet - sofort erkennen, daß hier keine Scheinkunst, sondern echte und rechte Sachkunst vorliegt, eine Kunst, die nicht nur den Schein von der Sache entlehnt, sondern die Sache selbst mitsprechen läßt. Und die handgreifliche Prüfung bestätigt dies; man wird selten neue Bücher finden, die sich so schön aufschlagen lassen. Aber auch die anderen Dinge - Mappen, Standrahmen für Photographien, Uhrkästchen, Kassetten usw. - zeigen den gleichen Grad sorgfältiger Durchbildung in allen Teilen."
(Gmelin, Leopold, in: Kunst und Handwerk, Jg. 62, Heft 2, S. 52)

„Ein feiner künstlerischer Geschmack paart sich bei allen Arbeiten des Ateliers v. Kranz-Lange mit ausgereiftem handwerklichem Geschick. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß den beiden Künstlerinnen die wohlverdiente allseitige Anerkennung zuteil werde."
(Leopold Gmelin, in: Kunst und Handwerk, Jg. 62, Heft 2, S. 54 f.)

„Frl. M a r t h a v. K r a n z, die mit Laura Lange wie bekannt in München eine kunstgewerbliche Lehrwerkstätte leitet, hatte für Oktober einen Ruf nach Berlin zur Übernahme der Leitung der Buchbinderabteilung des Lette-Vereins erhalten. Sie hat diese Aufforderung aber abgelehnt. Es ist zu begrüßen, daß der Kunststadt München diese Lehrwerkstätte erhalten bleibt, der nun auch künstlerisch buchgewerblicher Unterricht angegliedert ist."
(MNN 66.Jg., Nr. 371 vom 08.11.1913, S. 3)

Der erste weibliche Buchbindermeister in Bayern. Am 11. Mai hat die seit Jahren in München tätige Kunstgewerblerin Fräulein M a r t h a  v.  K r a n z vor der Handelskammer von Oberbayern die Meisterprüfung im Buchbindergewerbe mit gutem Erfolg abgelegt. Fräulein von Kranz hatte sich in acht Jahre langer Arbeit alle Kenntnisse und Fähigkeiten dazu erworben und inzwischen auch bei Münchner Meistern gelernt. Erst auf Intervention der Regierung wurde sie zur Meisterprüfung zugelassen, die sie jetzt zur Zufriedenheit der Handwerkerkreise bestand. Die Meisterin hat damit erfreulicherweise auch als Lehrerin für ihre künstlerische und buchgewerbliche  Werkstätte, die sie mit Laura Lange unterhält, das Handwerkliche, ohne das kein richtiges Kunstgewerbe auskommt und ohne das man auch nicht mit Erfolg lehren kann, frisch und frei betont. Daß sie es voll und ganz beherrscht, beweist nicht nur das Prüfungsergebnis, das beweisen vor allem die Meisterstücke, die sie selbständig fertigte, zwei sehr hübsche Halbleder-Bucheinbände, eine Lederkassette mit Einsatz für Schmuck, eine helle, vornehme Saffianmappe mit farbigen Leder-Intarsienschmuck und Handvergoldung und andere Arbeiten ihres Ateliers. Kunst und Handwerk vereinigen sich hier zum echten Kunstgewerbe."
(Münchner Neueste Nachrichten, 67. Jg. Nr. 257 v. 20.05.1914, S. 3)


Ausstellungen

„Dennoch lockt ein anderes, die buchgewerbliche Abteilung dieser Ausstellung, (...), namentlich die der Werkstatt der Damen M. v.  K r a n z und L. L a n g e durch technische Vollendung, sicheren Geschmack in der Materialbehandlung, auch bei den luxuriösesten Erzeugnissen der Buchbinderei auffallen. Mag es nun ein einfacher einfarbiger Lederband sein, der nur durch seine Farbenwahl des Leders und ein sparsam angebrachtes Ornament wirkt, oder eine kostbare, phantasiereiche Hülle für Hafis oder Stefan Georges ,Teppich des Lebens', in eingelegter, buntfarbiger Lederarbeit mit aufgelegtem Goldornamentenschmuck sein, stets wird man den sicheren Takt in der Behandlung des edlen Materials bewundern müssen."
(Ausstellung der Vereinigung Münchner Kunstgewerblerinnen, in: MNN, 69. Jg. Nr.539, v. 21.11.1916, S. 2)

„Schließlich sind es die Münchener Künstlerinnen M. v. K r a n z,  L. L a n g e  und A. R i t z e r o w, deren entzückende kleine poetische Aquarelle eine Besichtigung verlohnen und zum Erwerb anreizen."
(Münchner Edel-Messe, in: MNN, 77. Jg. Nr. 174 v. 29.06.1924, S. 3)


Arbeiten von Martha von Kranz

© https://doi.org/10.11588/diglit.6844#0065
3-teiliger-Photographie-Rahmen
vom Studio Martha von Kranz und Laura Lange. Die Fotos zeigen Anita Augsburg. Abb. entnommen aus: Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 62. 1911-1912.
© Familienarchiv Döllinger
Bucheinband von Martha von Kranz nach einem Entwurf von Laura Lange
© Familienarchiv Döllinger
Bucheinband von Martha von Kranz nach einem Entwurf von Laura Lange
© Familienarchiv Döllinger
Bucheinband von Martha von Kranz nach einem Entwurf von Laura Lange

Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Emilie v. Kranz
Stadtarchiv München: PMB Martha v. Kranz
Standesamt Unterwössen: Auskunft über Sterbedatum und -ort der Martha von Kranz v. 23.08.2023
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Kleine Kunstnachrichten, in: Münchner Neueste Nachrichten 66. Jg., Nr. 371 vom 08.11.1913, S. 3
Der erste weibliche Buchbindermeister in Bayern, in: Münchner Neueste Nachrichten, 67. Jg., Nr. 257 vom 20.05.1914, S. 3
Ausstellung der Vereinigung Münchner Kunstgewerblerinnen, in: Münchner neueste Nachrichten, 69. Jg., Nr. 539, vom 21.11.1916, S. 2
Münchner Edel-Messe, in: Münchner Neueste Nachrichten, 77. Jg. Nr. 174 vom 29.06.1924, S. 3
Gmelin, Leopold: Buchbindekunst., in: Bayerischer Kunstgewerbe-Verein (Hrsg.): Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851. Nr. 62, Heft 2, 1912, S. 50-59, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kuh1911_1912/
Schmalhofer, Claudia: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868-1918). Ihr Einfluß auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen. München 2005, S. 455
Dry, Graham: Produktive Künstlergemeinschaft, in: Ab nach München! Künstlerinnen um 1900, Begleitbuch zur Ausstellung des Münchner Stadtmuseums 2014, S. 138-141
Döllinger, Elisabeth: Laura Lange, https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/laura-lange/#biografie, zuletzt eingesehen am 22.04.2022
Schriftliche und mündliche Auskunft von Elisabeth Döllinger, der Urenkelin bzw. Urgroßnichte von Helene Döllinger und Laura Lange, über die Künstlerinnenwohngemeinschaft von Helene Döllinger, Laura Lange, Martha v. Kranz und Antonie Ritzerow in Unterwössen im Chiemgau, November 2022 und Februar 2023


Anmerkungen

Die Familie von Kranz lebte - wahrscheinlich bedingt durch den Beruf des Vaters (Oberstabsarzt) - an wechselnden Orten in Preußen. Seit 1891 wohnte und arbeitete Martha von Kranz in München. Die verwitwete Mutter Emilie von Kranz zog etwas später mit den anderen Kindern nach. 
1894 gründete Martha von Kranz gemeinsam mit ihrer Vereinskollegin Laura Lange (ID 78) die Fa. Martha von Kranz & Laura Lange und eröffnete mit ihr das Atelier für Kunst- und Kunstgewerbe. 1903 besuchten beide in München das von Wilhelm von Debschitz und Hermann Obrist gegründete Lehr- und Versuchsatelier für angewandte und freie Kunst. Seit 1906 betrieben sie das angesehene Atelier für Kunst und Kunstgewerbe M. v. Kranz und L. Lange, spez. künstlerische Bucheinbände, Luisenstr. 72 III. Nachdem Martha von Kranz 1914 erfolgreich die Meisterprüfung als Buchbinderin abgelegt hatte, wurde das Atelier zum Kunstgewerblichen Atelier für Buchbindearbeiten erweitert, in dem auch Lehrlinge ausgebildet werden konnten. Die Werkstatt beschickte Ausstellungen und fand große Anerkennung.
Gemeinsam mit Laura Lange, deren verwitweter Schwester Helene Döllinger (ID 36) und der Malerin Antonie Ritzerow lebte Martha von Kranz spätestens seit 1932 in einem Haus im Chiemgau.


Letzte Änderung

geändert: 14.03.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Martha Kranz“/ID 76, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Cornelia Antonie Agathe von Kranz

Persönliche Daten

Name: Kranz
Vorname: Cornelia Antonie Agathe von
Auch Cornelie oder Kornelie
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 05.04.1865
Geburtsort: Werl
in Westfalen
Todestag: 12.02.1933
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Sprachlehrerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Familie

Vater Jakob Anton Johann von Kranz Oberstabsarzt 1834 Eschweiler - 1892 Obersteinberg
Mutter Emilie Anna Huberta von Kranz, geb. Flügel 1843 Stommeln bei Köln - 1923 München
Schwester Martha von Kranz Kunstmalerin, Buchbindermeisterin 1867 Wülfringhausen - 1939 Unterwössen
 Vereinsmitglied seit 1894
Schwester Gabriele von Kranz Konzertsängerin, Lehrerin für Gesang und Violine 1869 Wülfringhausen - 1948 München
Bruder Walter von Kranz Major i.R.; Militärgeologe, Universitätsprofessor 1873 Wesel - 1953
Schwester Else von Kranz, verh. Rosa Gesellschafterin, Pflegerin 1874 Wesel
Schwester Rudolfine Karoline von Kranz, verh. Althaus Dekorationsmalerin 1876 Wesel
 Eine „Rudolfe v. Kranz“ aus Konstanz, geb. 1876, studierte von WS 1892 - SS 1894 u.a. "Dekor.-Malen" an der Königl. Kunstgewerbeschule München (vgl. Schmalhofer S.455). Seit 1898 war sie mit dem Allgemeinmediziner Wilhelm Althaus verheiratet.
Schwester Gudrun von Kranz, verh. Schmeidler 1882 Frankfurt
 Seit 1904 mit dem Allgemeinmediziner und Badearzt Viktor Schmeidler verheiratet.

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896    
1896 Fräulein Nelly von Kranz Zieblandstr. 16 / III  

Todesanzeige Emilie von Kranz

Alle sieben Kinder verabschieden sich.
in: Münchner Neueste Nachrichten, 76. Jg., Nr. 179 vom 05.07.1923, S.10

Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Kranz, Emilie von
Münchner Familiennachrichten, in: Münchner Neueste Nachrichten, 51. Jg., Nr. 321 Vorabend-Blatt v. 16.07.1898, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130387_00185_u001?page=188,189, zuletzt eingesehen am 26.01.2024
Familiennachrichten, in: Münchner Neueste Nachrichten, 56.Jg., Nr. 516, Morgenblatt v. 04.11.1903, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130735_00051_u001?page=52,53, zuletzt eingesehen am 26.01.2024
Kleine Nachrichten, in: Münchner Neueste Nachrichten 56. Jg., Nr. 571 vom 06.12.1903, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130677?page=90,91, zuletzt eingesehen am 24.01.2024
Eintrag „Kranz, Kornelie v. Sprachlehrerin", in: Adressbuch für München 1918, S. 382
Todesanzeige Emilie von Kranz in: Münchner Neueste Nachrichten, 76. Jg., Nr.179 vom 05.07.1923, S.10, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133470_00039_u001?page=48,49, zuletzt eingesehen am 20.01.2024
Stellengesuch „Vertrauensposten", in: Münchner Neueste Nachrichten, 78. Jg. Nr. 124 v. 06.05.1925, S. 20, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133569_00153_u001?page=172, zuletzt eingesehen am 25.01.2024
Stadtarchiv München: Einwohnermeldekarte Cornelia von Kranz, angelegt am 05.12.1928
Schmalhofer, Claudia: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868-1918). Ihr Einfluß auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen. München 2005, S. 455


Anmerkungen

Cornelia von Kranz war die älteste Tochter des aus Westfalen stammenden Oberstabsarztes Jakob von Kranz und der gebürtigen Rheinländerin und „Rittergutbesitzerstochter“ Emilie Flügel. Sie wuchs mit fünf Schwestern und einem Bruder auf. Die Familie musste berufsbedingt oft ihren Wohnsitz wechseln.
Nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1892 zog sie mit der Mutter und den Geschwistern von Konstanz nach München, wo Schwester Martha von Kranz,  Vereinsmitglied ab 1894 (ID 76), bereits seit einem Jahr lebte. Den beiden ältesten Mädchen der Familie war sicherlich schon früh bewusst, dass es für eine nicht ausgesprochen wohlhabende Familie sehr schwer bis unmöglich war, die Kosten für eine angemessene Mitgift so vieler Töchter aufzubringen. Dass beide auch deshalb mit einem Verein sympathisierten, der für bessere Bildungs- und Berufschancen von Mädchen und Frauen eintrat, liegt nahe. Während Martha wohl schon zu den Gründungsmitgliedern zählte, können wir dies von Cornelia nicht mit Sicherheit behaupten. Ebenso wenig ist uns bekannt, warum sie den Verein bereits im Februar 1897 wieder verlassen hatte. Vielleicht war sie als Sprachlehrerin bei einer Familie außerhalb Münchens in Stellung gegangen. Ihr Bruder Walter hatte zunächst die Offizierslaufbahn eingeschlagen, um später als Geologe eine wissenschaftliche Karriere zu verfolgen. Drei Schwestern absolvierten eine künstlerische Ausbildung, Martha war als Kunstmalerin und Buchbindermeisterin erfolgreich, Schwester Gabriele als Konzertsängerin, Gesangs- und Violinlehrerin. Rudolfine besuchte die Kunstgewerbeschule München und heiratete ebenso wie die Schwester Gudrun einen Allgemeinmediziner.


Letzte Änderung

geändert: 14.03.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Cornelia Antonie Agathe von Kranz“/ID 124, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Clara Krieg

Persönliche Daten

Name: Krieg
Vorname: Clara
auch Klara
Religion bei Geburt: katholisch
Friedrich Krieg war protestantisch, seine Frau katholisch, die gemeinsame Tochter wurde katholisch getauft.
Geburtstag: 16.10.1864
Geburtsort: Kastl (Oberpfalz)
Todestag: 01.02.1938
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Buchhalterin und Städtische Beamtin:
seit 1895 Leiterin städt. Arbeitsamt, weibl. Abt.
seit 1911 Berufspflegerin beim Berufsvormund der Stadt München
seit 1923 Kanzleisekretärin im Magistrat der Stadt München

Auf der Einwohnermeldekarte von 1928 lautete ihr Titel Kanzleisekretärin a. D.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

© creative commons
Städt. Arbeitsamt in der Zweibrückenstr. in München
Quelle: Stadtarchiv München. Signatur: DE-1992-FS-NL-KV-1082

Familie

Vater Friedrich Krieg Apotheker 1835 Regensburg - 1886 New York
Mutter Augustine Krieg, geb. Zick 1839 Immenstadt - 1865 Kastl
 Die Lebensdaten der Goldarbeitertochter Augustine Zick sind dem Kirchenbuch Trauungen 1850 - 1937 der Pfarre St. Bonifaz in München (CB 266) entnommen, Eintrag v. 14.12.1863 (Fortl. Nr. 276).
Anmerkung zur Familie: Nach dem frühen Tod der Mutter heiratete Claras Vater im Jahr 1867 ein zweites Mal, ob aus dieser Ehe Kinder und damit Halbgeschwister von Clara hervorgegangen sind, wissen wir nicht.

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1916    
1896 Fräulein Clara Krieg Neureutherstr. 4 / III  
1897 bis 1898 Frl. Klara Krieg Zweibrückenstr. 20 / Städt. Arbeitsamt  
1899 bis 1904 Frl. Clara Krieg Zweibrückenstr. 20  
1905 bis 1910 Frl. Clara Krieg St. Annaplatz 4 / III  
1911 bis 1916 Frl. Klara Krieg Kochstr. 6 / IV  

Vereinsämter

1897bis 1898 Mitglied der Lehrlingskommission
1897bis 1898 Mitglied der Komm. für Anstellung von Fabrikinspektorinnen
1898 Eintritt in die Komm. zur Vorbereitung einer Rechtsschutzstelle für Frauen
1901bis 1905 Mitarbeit in der Rechtsschutzstelle

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Gründungsmitglied des Kaufmännischen Vereins für weibliche Angestellte, 1894 zuerst 2. Vorsitzende, dann 1. Vorsitzende;
spätestens seit 1895 Mitglied im Frauenverein Arbeiterinnenheim 
1916 Vorsitzende des Gemeindebeamtinnenvereins München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Clara Krieg in den Jahrenberichten

"Der Kaufmännische Verein für weibliche Angestellte in München sandte zum Verbandstage des deutschen Verbandes Kaufmännischer Vereine seine derzeitige Vorsitzende, Fräulein C. Krieg, als Delegierte nach Mainz. (...), so war Fräulein Krieg unter den 90 männlichen Vertretern die einzige Dame. (...)
Der Reigen der Diskussion wurde damit eröffnet, daß der Frankfurter Verein für kaufmännische Angestellte sich beschwerte, daß sein Antrag Erhebungen zu veranlassen, inwieweit die Frauenarbeit im Handelsgewerbe um sich gegriffen und wie dieser Konkurrenz zu begegnen sei, nicht auf der Tagesordnung stand. Der Vorstand entgegnete, der Antrag sei zurückgestellt. (...). Fräulein Krieg stimmte für den Antrag, denn eine derartige Erhebung hätte sicher guten Erfolg gehabt. Bei einer später folgenden Besprechung der Frage des Fortbildungszwanges stellte Fräulein Krieg den Antrag, es solle ausdrücklich der Zwang auch auf weibliche Gehilfen ausgedehnt werden, was aber abgelehnt wurde.
Beim Bankett gab sich ihr Gelegenheit, ihren Standpunkt klar zu legen, nachdem unter anderem Trinksprüchen Herr Will - Bremenauf dieFrauen‛ toastet hatte. Er hatte jener Frauen gedacht, die am häuslichen Herde schalten; Fräulein Krieg meinte, sie wolle doch auch jener gedenken, die den Kampf ums Dasein weit weg vom häuslichen Herde führen, die mit den Männern arbeiten müßten und die gerade im kaufmännischen Berufe eine große Rolle spielen. (...)  Sie schloß, indem sie dem Wunsche Ausdruck gab, es möge sich stets in beidenseitigem Interesse ein gemeinsames Zusammenwirken zwischen den männlichen und weiblichen kaufmännischen Vereinen entwickeln, und auf dieses gedeihliche Zusammenwirken erhebe sie ihr Glas. - Waren schon am Morgen Manche erstaunt gewesen, eine Vertreterin des schwachen Geschlechtes auf dem Verbandstage zu sehen und diese sprechen zu hören, so wuchs dieses Erstaunen, als diese sogar wagte, unaufgefordert ihren Standpunkt klar zu legen. Der große Beifall und der allgemeine Anklang, den ihre Worte fanden, bewies, daß die Abneigung gegen die Frauen im Handelsstande von den Wenigsten geteilt wird, und daß es hauptsächlich die Furcht vor dem Drücken auf die Gehälter ist, die die männlichen Gehilfen scheel auf die Frauenarbeit blicken läßt.“
(Die Frauenbewegung vom 15.08.1895, S.125)

„Die Kostkindervermittlung, die bekanntlich bis Anfang Januar das städtische Arbeitsamt mitbesorgte und dann dem städtischen Berufsvormund Dr. W e i t p e r t, neues Rathaus, Zimmer 265/2 übertragen wurde, erfährt ein völlige Neugestaltung und wird mit der Waisen- und Armenpflege im engsten Zusammenhang stehen. Dem Berufsvormund ist eine besoldete Pflegerin, Fräulein K r i e g, beigegeben, die das Kostkinderwesen beim Arbeitsamte unter sich hatte. Außerdem wird in der nächsten Woche noch ein Stab von zehn bis zwölf Pflegerinnen, die sich freiwillig in den Dienst der guten Sache gestellt haben und ebenfalls ihre Weisungen von Dr. Weitpert erhalten, verpflichtet werden.
Es wird danach gestrebt, sofort mit der Geburt eines unehelichen Kindes mit Mutter und Kind in Verbindung zu treten, sowohl ärztlichen als rechtlichen Beistand zu leisten und nötigenfalls auch einen geeigneten Kostplatz bereitzustellen. Die besoldete Pflegerin wird auch in der Frauenklinik eine besondere Sprechstunde abhalten. (...). Bis jetzt wurde es so gehandhabt, daß die Liste der unehelichen Kinder vom Standesamt dem Vormundschaftsgericht übergeben wurde, das sie nach der Bestellung eines Vormundes dem Gemeindewaisenrat übersandte. Die Liste traf bei diesem nicht selten erst einige Monate nach der Geburt des unehelichen Mündels ein, so daß das Kind gerade in dem Zeitabschnitte schutz- und meist auch rechtlos war, in dem sein Leben am meisten gefährdet war. Jetzt dagegen hat der Standesbeamte die Anzeige erst durch die Geschäftsstelle des Berufsvormundes dem Vormundschaftsgericht zu übersenden. Auf Grund dieser Anzeige beginnt dann sofort durch den Beufsvormund und der ihm zugeteilten Pflegerinnen die Ueberwachung des Kindes, die fortdauert, bis dem Gemeindewaisenrate die Waisenliste vom Vormundschaftsgericht zugeht. Nach den statistischen Erhebungen geht von den unehelichen Kindern im ersten Jahre der dritte Teil zu Grunde. Daran ist unter anderem der häufige Wechsel der Pflegestellen in der ersten Zeit des Lebens schuld. Schon aus diesem Grunde ist es notwendig, den Müttern auch bei der Ermittlung geeigneter Kostplätze behilflich zu sein. Es ist bereits eine Liste von geeigneten Kostplätzen, die von früher her als zuverlässig bekannt sind, vorhanden. Für die Aufsuchung und Prüfung neuer Kostplätze soll eine Art Merkblatt herausgeben werden, das bestimmte Merkmale aufführt, an denen geeignete Kostplätze zu erkennen sind. Die Hauptsache wird aber stets die ständige, planmäßig durchgeführte Kontrolle bleiben. Bereits einige Tage nach der Unterbringung wird das Kind von einer Pflegerin besucht, die es dann auch ständig zu überwachen und im Notfalle die Wegnahme aus dem Kostplatz in die Wege zu leiten hat. (...)."
(Kostkindervermittlung, in: Münchener Neueste Nachrichten, 64, Jg., Nr. 46, Morgen-Blatt vom 28.01.1911, S.3)

Im Bayer. Verein für Frauenstimmrecht, Ortsgruppe München behandelte Fräulein Krieg in sehr sachlicher, äußerst gewissenhafter Weise den Entwurf für das G e m e i n d e b e a m t e n g e s e t z, was an dieser Stelle schon wiederholt und eingehend besprochen wurde. Hervorzuheben ist noch aus den Ausführungen der Rednerin, daß die Forderung erhoben werden müsse, daß das E h e v e r b o t  f ü r 
B e a m t i n n e n aus dem Entwurf verschwinden soll. Ebenso soll den unehelichen Müttern und ihren Kindern dasselbe Recht auf Ruhegehalt, Waisen- und Krankengeld eingeräumt werden, wie den verheirateten Frauen und den ehelichen Kindern. Auch soll die uneheliche Mutter nicht von der Anstellung ausgeschlossen sein; d a s  i s t  n u r  e i n e  F r a g e  d e r  G e r e c h t i g k e i t; denn es werden doch auch uneheliche Väter angestellt. Und was die leidige Gehaltsfrage anbetrifft, so hoffe man sehr viel von dem neuen Gesetz, hoffentlich nicht vergebens. Es ist dies ein sehr trauriges Kapitel für sich. Man bedenke, eine Beamtin bringt es nach einer Dienstzeit von 31 Jahren auf 2800 M! Und das nicht immer. Fräulein Krieg schloß ihre sehr interessanten Ausführungen, begleitet von dem anerkennenden Beifall der Anwesenden. An der dann folgenden Diskussion beteiligten sich zahlreiche Beamtinnen, die die Ausführungen der Referentin durch ihre Erfahrungen ergänzten und vertieften.
(MNN 67. Jg., Nr. 111 General-Anzeiger v. 1. März 1914, S.3) 


Eigene Publikationen

Krieg, Clara: Mitgefühl und Mitarbeit, Vortrag im Frauenverein Arbeiterinnenheim München 1896


Quellen und Literatur

Digitales Archiv des Erzbistums München-Freising: CB 266, 
Kirchenbuch St. Bonifaz, München: Trauungen 1850 bis 1937, Eintrag vom 14.12.1863; Fortl. Nr. 276/1863
Todesanzeige: Augustine Krieg, geb. Zick, in: Neueste Nachrichten auf dem Gebiet der Politik, 18. Jg. Nr. 207 vom 26.7.1865, S. 3639, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10541652?page=394%2C395
Bevölkerungs-Anzeige, in: Münchener Amtsblatt, Nr. 69 vom 04.09.1867, S. 710, online:https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10346028?page=828%2C829,zuletzt aufgerufen am 21.05.2024
Bekanntmachung. Die Verleihung einer persönlichen Apotheker-Concession in Markt Kastl betreffend, in: Beilage zum Kreisamtsblatt der Oberpfalz und von Regensburg,Nr. 6 vom 20.01.1872, S. 17
Stadtarchiv München: PMB Krieg, Clara
Der Kaufmännische Verein für weibliche Angestellte Münchens, in: Münchner Neueste Nachrichten, 47. Jg., Nr. 118, Generalanzeiger vom 12.03.1894, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130196?page=798%2C799, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Kaufmännischer Verein für weibliche Angestellte München, in: Münchner Neueste Nachrichten, 48. Jg., Nr.  143, Generalanzeiger vom 27.03.1895, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129978?page=324%2C325, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Frauenverein Arbeiterinnenverein, in: Münchner Neueste Nachrichten, 48. Jg., Nr. 161, Generalanzeiger vom 06.04.1895, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129978?page=456%2C457, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Aus der Frauenbewegung, in: Die Frauenbewegung. Revue für die Interessen der Frauen, Hrsg. Minna Cauer und Lilly von Gizycki, 1. Jg. Nr. 16 vom 15.008.1895, S.125, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11522891?page=124%2C125, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Regierungsbezirk Oberbayern, Hauptarbeitsamt: 1. Geschäftsbericht des Städtischen Arbeitsamtes München 1895/96, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11789182?page=10%2C11, zuletzt eingesehen am 25.04.2024
Adressbuch für München 1896, III. Teil, S. 88, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11785787?page=1224%2C1225, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Regierungsbezirk Oberbayern, Hauptarbeitsamt: Zweiter Geschäftsbericht des Städtischen Arbeitsamtes München 1897, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11789183?page=8%2C9, zuletzt eingesehen am 25.04.2024
Pringsheim, Hedwig: Die Tagebücher Bd. 2 1892-1897, hrsg. von Herbst, Christina, Göttingen 2013, Eintrag v. 09.01.1897, S. 455 f.
Allgemeiner Bayerischer Frauentag, in: Münchner Neueste Nachrichten, 52. Jg. Nr. 489 vom 23.10.1899, S. 3f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130959?page=452%2C453, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnisse 1896 bis 1916
Aus dem Finanzausschuß, 56. Sitzung am 02.03.1906, in: Münchner Neueste Nachrichten, 59. Jg. Nr. 105, Morgen-Blatt vom 03.03.1906, S.2, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130655?page=50%2C51, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Kostkindervermittlung, in: Münchener Neueste Nachrichten, 64, Jg., Nr. 46, Morgen-Blatt vom 28.01.1911, S.3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130942_00507_u001?page=2%2C3, zuletzt eingesehen am 07.05.2024
Im Bayer. Verein für Frauenstimmrecht, Ortsgruppe München, in:
Münchner Neueste Nachrichten, 67. Jg., Nr. 111, General-Anzeiger v. 1. März 1914, S.3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131167?page=42%2C43, zuletzt aufgerufen am 25.05.2024
Adressbuch für München 1916, III. Teil, S.141, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00092438?page=1770%2C1771, zuletzt aufgerufen am 07.05.2024
StadtA München: DE-1992-EWK-65-G-594 Krieg-Klara (Einwohnermeldekarte, angelegt 1928)


Anmerkungen

Clara Krieg wurde 1864 als Tochter des Apothekers Friedrich Krieg und seiner Frau Augustine, geb. Zick in Kastl in der Oberpfalz geboren. Wenige Monate nach Claras Geburt verstarb die Mutter. Wir wissen nicht, ob die Halbwaise im Haus des Vaters, der 1867 eine zweite Ehe einging, bei Verwandten oder als „Kostkind“ aufwuchs. 1872 verkaufte der Vater seine Apotheke in Kastl und wanderte in die USA aus, wo er 1886 in New York verstarb. Tochter Clara hatte er in München zurückgelassen. Dort hielt sie sich nach Angaben in den Polizeilichen Meldeunterlagen seit 1874 auf. Von spätestens 1884 bis 1919 wohnte Clara in einem gemeinsamen Haushalt mit der Fürstl. T.&T.Oberrevisorstochter Caroline Fick (1831-1919). Auch hier wissen wir nicht, ob Letztere eine Verwandte, eine vom Vater beauftragte „Pflegemutter“ oder eher eine selbstgewählte mütterliche Freundin war. 1889 erscheint Clara Krieg erstmals im Adressbuch für München mit der Berufsbezeichnung Buchhalterin. In den darauffolgenden Jahren führte sie ein beruflich aktives, erfolgreiches Leben und war gleichzeitig (frauen-)politisch stark engagiert, wobei beide Bereiche eng miteinander verknüpft waren. 1893 gründete sie den Kaufmännischen Verein für weibliche Angestellte mit und wurde 1894 zunächst Zweite, dann Erste Vorsitzende. Hier gab sie Englischkurse und war in der vereinseigenen Stellenvermittlung tätig. Seit 1895 amtierte sie als Leiterin der „weibl. Abteilung“ des Städtischen Arbeitsamtes (vgl. Geschäftsbericht Städt. Arbeitsamt München). Gerade in der Gründungsphase bis 1899 war Clara Krieg auch ein besonders engagiertes Mitglied des späteren Vereins für Fraueninteressen, von 1900 bis 1905/06 arbeitete sie ehrenamtlich in der Rechtsschutzstelle des Vereins mit. Die Verbesserung der rechtlichen und sozialen Lage unehelicher Mütter und ihrer Kinder war ein zentrales Thema der Frauenbewegung, welches auch in München immer wieder diskutiert wurde. Dies wird sicherlich auch eines der Motive für die große berufliche Veränderung Clara Kriegs im Jahr 1911 gewesen sein. Sie wechselte von der weiblichen Abteilung des Städtischen Arbeitsamt in das Büro des Städtischen Berufsvormundes, wo sie als besoldete Pflegerin tätig wurde. Hier hatte sie keine Leitungsfunktion mehr, sondern war weisungsgebunden und dem Berufsvormund unterstellt. Ihre Aufgabe bestand darin, nach strengen Kriterien neue Kostplätze zu gewinnen, uneheliche Mütter bei der Unterbringung ihrer Kinder zu beraten, diese Kinder gemeinsam mit 10 bis 12 freiwilligen Pflegerinnen regelmässig zu besuchen und somit eine ständige, planmäßig durchgeführte Kontrolle der Kostplätze zu gewährleisten. Das Institut für Soziale Arbeit, bis 1913 eine Einrichtung des Vereins für Fraueninteressen, sorgte für die Vermittlung und erste Schulung der ehrenamtlichen Pflegerinnen.
Mit ihren Erfahrungen in der weiblichen Abteilung  des Arbeitsamts und in der Rechtsschutzstelle des Vereins für Fraueninteressen, brachte Clara Krieg sicherlich gute Voraussetzungen für ihre neue Aufgabe mit und wir können annehmen, dass sie an dieser Stelle sehr viel für die Verbesserung des Kostkinderwesens tun konnte. Das war etwas, was allen Kindern zu Gute kam, die aus welchen Gründen auch immer, dauerhaft oder vorübergehend in Pflege gegeben werden mussten. Vielleicht haben also bei ihrer Entscheidung für diese Aufgabe auch persönliche Kindheitserfahrungen – ob positive oder negative, das sei dahingestellt – eine Rolle gespielt.
 


Letzte Änderung

geändert: 25.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Clara Krieg“/ID 135, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Ada Lamprecht

Persönliche Daten

Name: Lamprecht
auch Lambrecht
Vorname: Ada
eigentlich Adeline
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 18.09.1843
Geburtsort: Bergedorf bei Hamburg
Todestag: 07.07.1942
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Malerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Hamburg/Lübeck

© Zur Verfügung gestellt vom Staatsarchiv Hamburg
Ada Lamprecht

Familie

Vater Diedrich (auch Diederich) Philipp August Lamprecht Bürgermeister von Bergedorf bei Hamburg 1796 Hamburg - 1882
Mutter Henriette Christine Lamprecht, geb. Valett
Bruder Karl Hermann Lamprecht 1836 - 1907
Schwester Helene Lamprecht, verh. Uellner 1840 Bergedorf - 1926
Bruder Leopold Lamprecht Architekt 1842 Bergedorf - 1889

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Frl. Ada Lamprecht Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass Ada Lamprecht 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Fräulein Ada Lamprecht Blüthenstr. 17  
1897 Frl. Ada Lamprecht Blüthenstr. 17 / III Rg.  
1898 Frl. Ada Lamprecht Fürstenstr. 5  
1899 bis 1905 Frl. Ada Lamprecht Blüthenstr. 17 / III Rg.  
1907 Frl. Ada Lamprecht Blüthenstr. 17 / III G. G.  
1908 bis 1911 Frl. Ada Lamprecht Blüthenstr. 17 / III Gh.  
1912 bis 1914 Frl. Ada Lamprecht, Kunstmalerin Blüthenstr. 17 / III Gh.  
1915 bis 1916 Frl. Ada Lamprecht Hohenzollerstr. 31a / III  
Danach liegen keine Mitgliederlisten mehr vor, es ist aber mehr als wahrscheinlich, dass Ada Lamprecht weiterhin Mitglied war. Sie war bis mindestens 1940 in der Hohenzollernstr. 31 gemeldet.

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein  Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München
1892/1893 bis 1919/1920 Mitglied im KünstlerinnenvereinMünchen
Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München


Ausstellungen

Internationale Kunstausstellung zu München 1879
I. Malerei:
590 Lamprecht, Ada in Düsseldorf Landschaft Motiv aus dem Ilsethal im Harz

Münchner Jahresausstellung von Kunstwerken aller Nationen im Kgl. Glaspalast 1893
I Ölgemälde:
Ada Lamprecht, Barerstr. 56
847 Nach dem Sturm
848 Abendstimmung
849 Bach


Quellen und Literatur

Lamprecht, Adeline, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd1025702247.html [22.08.2024]

Stadtarchiv München: PMB Ada Lamprecht
Stadtarchiv München: Meldekarte Ada Lamprecht
Staatsarchiv Hamburg: Sign. 622-1/50 Familie Lamprecht, C1-C7 Nachlass Ada Lamprecht, davon in
C1 und C2 Briefwechsel zwischen Ada Lamprecht und Sophie Gräfin Waldburg zu Syrgenstein
Führer durch die Kunstausstellung in München, München 1879, S.23
Münchner Jahresausstellung von Kunstwerken aus aller Welt im Kgl. Glaspalast 1893, S. 43
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, No.1, Juni 1895, S.4
Boethe, Adolf (Hg.): Adressbuch bildender Künstler der Gegenwart, 1896, 1901, 1904
Matthes, Olaf und Metzger, Bardo (Hg.): Bergedorfer Personenlexikon, Museum für Bergedorf und die Vierlande, 2003
Deseyve, Ivette: Der Künstlerinnenverein München e.V. und seine Damen-Akademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, München 2005
Schmidt-Liebich, Jochen: Lexikon der Künstlerinnen 1700 - 1900: Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005
Schriftliche Auskunft  von Volker Reißmann, Staatsarchiv Hamburg, vom 10.04.2021 zum Nachlass von Ada Lamprecht


Anmerkungen

Ada Lamprecht stammte aus einer angesehenen Bürgerfamilie in Bergedorf bei Hamburg, die in der Gemeinde mehrere Ratsherren und Bürgermeister gestellt hatte. Von spätestens 1892 bis zu ihrem Tode im Jahr 1942 lebte Ada Lamprecht als Malerin in München. Vorher hielt sie sich wohl in Düsseldorf auf, denn von dort aus schickte sie 1879 ein Bild zur großen Kunstausstellung im Glaspalast in München.
Eine enge Freundschaft verband Ada Lamprecht mit Gräfin Sophie von Waldburg-Syrgenstein, die 1897 ebenfalls Mitglied des damals sogenannten Vereins für geistige Interessen der Frau wurde. Ein umfangreicher Briefwechsel zwischen den beiden Freundinnen liegt im Staatsarchiv Hamburg. (vgl. Quellen und Literatur).
Der früheste Brief datiert aus dem Jahr 1891 und zeigt bereits eine alte, herzliche Bekanntschaft. Demnach war die Künstlerin in Schloss Syrgenstein ein gern gesehener Gast, wie übrigens auch Anita Augspurg (ID 06), die dort 1897 ihre Promotion feierte.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Ada Lamprecht“/ID 87, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Laura Ernestine Louise Bertha Lange

Persönliche Daten

Name: Lange
Vorname:Laura Ernestine Louise Bertha
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Laura Lange war zunächst evangelisch getauft (vgl. d. Angaben im Meldebogen der Mutter), in dem 1891 angelegten eigenen Meldebogen wird hingegen "kath." als Konfession angegeben.
Geburtstag: 13.06.1868
Geburtsort: München
Todestag: 04.10.1953
Sterbeort: Unterwössen
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Lithografin, Malerin, Grafikerin, Kunsthandwerkerin, Atelierbesitzerin

1891 für wenige Monate Teilhaberin der Fa. S. Strobel's Nachfolger Geschw. Lange, chromolitische Kunstanstalt, Äußere Nymphenburger Str. 34
1884 - 1889 Besuch der Kgl. Kunstgewerbeschule München
1902/03 Besuch des von Wilhelm v. Debschitz gemeinsam mit Herrmann Obrist neugegründeten Lehr- und Versuchs-Ateliers für angewandte und freie Kunst, (Debschitz-Schule)
1894 - 1906 Gründung und Betrieb des Ateliers für Kunst und Kunstgewerbe der Firma M. von Kranz & L. Lange; ab 1899 in der Luisenstr. 72/II
1906 - 1925  Erweiterung des Ateliers durch ein Kunstgewerbliches Atelier für Buchbinderarbeiten

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Herzogtum Mecklenburg
Obwohl Laura Lange in München geboren wurde, besaß sie über ihren Vater, den in Plau am See geborenen Historienmaler Friedrich Lange, die Staatsbürgerschaft des Herzogtums Mecklenburg. Erst mit dem Erwerb der bayrischen Staatsangehörigkeit durch die Mutter Bertha Lange, geb. Sckell, im Jahr 1886 wurden Laura und ihre Schwester Helene bayerische Staatsangehörige.

© Familienarchiv Döllinger
Porträt Laura Lange

Familie

Vater Friedrich Lange Historienmaler 1834 Plau in Mecklenburg - 1875 Straßburg
Mutter Bertha Katharina Lange, geb. Sckell 1835 Obergünzburg - 1909 München
 Bertha stammte aus der weitverzweigten Künstler- und Gartenbaufamilie Sckell.
Schwester Helene Lange, verh. Döllinger 1867 München - 1938 Unterwössen

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1909    
1894 bis 1895 Frl. L. Lange Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" im Oktober 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Februar 1896, dass Laura Lange mit hoher Wahrscheinlichkeit 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Fräulein Laura Lange Luisenstr. 40b  
1897 Frl. Laura Lange Luisenstr. 40b / III  
1998 Frl. Laura Lange Luisenstr. 40b / III m.  
1899 bis 1909 Frl. Laura Lange Luisenstr. 72 / II  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München

Noch ungeklärt sind ihre Mitgliedschaften in den verschiedenen Künstlervereinigungen.


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Eine Ausstellung künstlerischer Bucheinbände haben die Damen Martha v. K r a n z  und Laura L a n g e  Luisenstr. 72/3 veranstaltet, wo sie ihre Werkstatt aufgeschlagen haben. Ein höchst erfreuliches Stück künstlerischer Frauenarbeit und ein Lehrreiches dazu. Es handelt sich durchaus nicht um spielerische Kunstgewerbelei, sondern um solides Handwerk, so solides, wie es heute nur in wenigen Buchbinderwerkstätten geboten wird, und dazu kommt ein abgeklärter, von Extravaganzen freier Geschmack und jene liebevolle Sorgfalt und Geduld in der Ausführung, die gerade Frauen für diese Arbeiten geeignet macht. Die beiden Künstlerinnen arbeiten alles selbst. Alle Entwürfe zu den Einbänden und zahlreichen prächtigen Vorsatzpapieren sind von Fräulein Lange gefertigt. Alles Technische leistet Fräulein von Kranz, also auch die Ausführung der getunkten, wie der in Holzschnitten und Lithographie hergestellten Vorsatzpapiere, die sich durchweg durch außerordentliche Grazie der Muster und Schönheit der Farbkombinationen auszeichnen, der Einbandpapiere, das Präparieren und Färben der Leder, die Handvergoldung und natürlich auch die eigentliche Bindearbeit, das Verzieren der Schnitte u.s.w. Die vornehm diskrete Art der Verzierung aller ausgestellten Musterbände – sei es nun durch Golddruck, Blindpressungen, Schablonenmalerei, Intarsia u.s.w. – geht hier immer mit größter Delikatesse der Arbeit Hand in Hand, so daß jedes Buch für sich ein kleines Kunstwerk ist – und ein Individuum! – auch das einfachste. Jedem Verständigen muß neben dem hier waltenden künstlerischen Verständnis und Geschmack die zähe Energie, mit welcher sich die beiden Damen die Technik eines schwierigen Handwerks bis zur Vollkommenheit angeeignet haben, Respekt abnötigen. Was da vor uns liegt, als das Ergebnis arbeitsreicher Jahre könnte mancher begabten Frau, die sich vielleicht in unfruchtbarem Wettbewerb mit den malenden Männern abmüht, einen Weg weisen zu einer befriedigenden und fruchtbaren Existenz. Es gibt noch künstlerische Gewerbe genug, die feinfühlige und geschulte Hände brauchen!“
(Münchner Neueste Nachrichten, 61, Jg., Nr. 172 v. 11.04.1908, S.3)

„Zwei Künstlerinnen, Martha v o n  K r a n z und Laura L a n g e, haben in mehrjähriger, gemeinsamer Arbeit ihre Werkstätte zu achtungsgebietender Höhe gebracht, indem sie rechtzeitig erkannt haben, daß das Heil nur aus dem gesunden Boden soliden Handwerks kommen kann. So sind alle Dinge, die die leider nur sehr kurzlebige Ausstellung an Buchbinderarbeiten umfaßte, vom Entwurf bis zur Vollendung persönliche Handarbeit der beiden Künstlerinnen, nicht nur die Ausschmückung der Deckel, Rücken, Buchschnitte, sondern auch die Einbände selbst, unter denen die auf durchgedrückte ‚Bünde' gearbeiteten ganz besondere Beachtung verdienten; die die Bünde deutlich aussprechenden Querwulste am Rücken sind so recht der Ausdruck festen Zusammenhalts, und sie lassen - was der ästhetischen Wertschätzung stimmungsmachend vorarbeitet - sofort erkennen, daß hier keine Scheinkunst, sondern echte und rechte Sachkunst vorliegt, eine Kunst, die nicht nur den Schein von der Sache entlehnt, sondern die Sache selbst mitsprechen läßt. Und die handgreifliche Prüfung bestätigt dies; man wird selten neue Bücher finden, die sich so schön aufschlagen lassen. Aber auch die anderen Dinge - Mappen, Standrahmen für Photographien, Uhrkästchen, Kassetten usw. - zeigen den gleichen Grad sorgfältiger Durchbildung in allen Teilen."
(Leopold Gmelin, in: Kunst und Handwerk, Jg. 62, Heft 2, S. 52)

„Ein feiner künstlerischer Geschmack paart sich bei allen Arbeiten des Ateliers v. Kranz-Lange mit ausgereiftem handwerklichem Geschick. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß den beiden Künstlerinnen die wohlverdiente allseitige Anerkennung zuteil werde."
(Leopold Gmelin, in: Kunst und Handwerk, Jg. 62, Heft 2, S. 54 f.)

„Schließlich sind es die Münchener Künstlerinnen M. v. K r a n z,  L. L a n g e  und A. R i t z e r o w, deren entzückende kleine poetische Aquarelle eine Besichtigung verlohnen und zum Erwerb anreizen."
(Münchner Edel-Messe, in: Münchner Neueste Nachrichten, 77. Jg. Nr. 174 v. 29.06.1924, S. 3)


Ausstellungen

1904 1. Öffentliche Ausstellung des Lehr- und Versuchs-Ateliers für Angewandte und Freie Kunst( Debschitz-Schule).
(vgl. Dekorative Kunst, Bd. XII, München 1904, S. 212, 218 f., 235 f.)
1906 Internationale Buchbindekunst-Ausstellung in Frankfurt
(vgl. Dekorative Kunst, Bd. XIV. München 1906, S.IV)
1907 Die 1. Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Leipzig
(vgl. Allgemeine Zeitung, 110. Jg., Nr. 77 vom 15.02.1907, S. 5)
1907 Ausstellung von Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen im Rahmen des 5. Bayerischen Frauentages in Neustadt
(vgl. Allgemeine Zeitung 110. Jg., Nr. 164 vom 10. 04.1907, S. 6)
1908 Ausstellung künstlerischer Bucheinbände
(vgl. Münchner Neueste Nachrichten, 61. Jg., Nr. 172 vom 11.04.1908, S.3)
1910 Münchener Jahresausstellung im Kgl. Glaspalast, mit der Originallithographie der "Welkenden Blüten"
(Münchener Neueste Nachrichten, 63. Jg., Nr. 354 vom 31.07.1910, S. 2)
1911 Atelierausstellung „Das Buch als Kunstwerk" vom 4. bis 14. November
(vgl. Münchner Neueste Nachrichten 64. Jg., Nr. 532 vom 14.11.1911, S. 3 und Gmelin, Buchbindekunst, in: Kunst und Handwerk, Nr. 62, Heft 2 (1912) S. 50 ff.)
1914 Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik in Leipzig. Im Rahmen der Sonderausstellung: "Die Frau in Buchgewerbe und in der Graphik" erhielten Laura Lange und Martha v. Kranz in der "Abteilung Ausbildung" eine besondere Anerkennung.
(vgl. Münchener Neueste Nachrichten, 67. Jg., Nr. 660 vom 25.12.1914, S. 5)
1916 Neue Ausstellung der Münchner Kunstgewerblerinnen
Münchner Neueste Nachrichten, 69. Jg., Nr. 539, vom 21.11.1916, S. 2


Werke von Laura Lange

© Familienarchiv Döllinger
© Familienarchiv Döllinger
© Familienarchiv Döllinger
© Familienarchiv Döllinger
Skizze
© Familienarchiv Döllinger
© Familienarchiv Döllinger
Helene Döllinger, gemalt von ihrer Schwester Laura Lange
© Familienarchiv Döllinger
Lithografie gestaltet von Laura Lange
Dank der Signatur LL wissen wir, dass dieses Kunstblatt von Laura Lange stammt. Eine Erläuterung zur Entstehung dieser Lithografie finden Sie im folgenden.

Zitat:
"Im Jahre 1905, ehe noch ein Zögling den Lehrgang durchgemacht und das Abitur abgelegt hatte, musste die Reformschule geschlossen werden.  Sie teilte das gleiche Schicksal wie die Frauenhochschule einer Malvida von Meysenbug, sie fiel Hamburger Vorurteilen, verknöcherter Bürokratie zum Opfer, weil sie ihrer Zeit zu weit vorausgeeilt war. In Landerziehungsheimen, Versuchsschulen in Bremen, München Mannheim usw. wurde verwirklicht, was in der Reformschule angestrebt worden war. Wahrlich die Arbeit war nicht umsonst gewesen, das haben die gespürt, die sich an ihr beteiligten; Begründer, Lehrkräfte, Eltern und Kinder - sie alle hatten reichen Gewinn und waren dabei gewachsen. Durchdrungen von dieser Tatsache, fand die Abschiedsfeier im Oktober 1905 statt; Menschen trennten sich schweren Herzens voneinander, die in wenigen Jahren zusammengewachsen waren. Die Kinder erhielten zum Andenken an erlebte glückliche Schuljahre ein Kunstblatt, welches einen mächtigen Baum zeigt, der seine Zweige blütenbeladen weit in den Himmel ausbreitet, seine Wurzel tief in den Boden senkt und die Worte trägt: "Der Mensch ist verehrungswürdig, der den Posten, wo er steht, ganz ausfüllt. Sei der Wirkungskreis noch so klein, er ist in seiner Art groß." (Schiller)."
(Heymann, Lida Gustava in Zusammenarbeit mit Augspurg, Anita: Erlebtes - Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden, hrsg. von Margit Twellmann, Neuausgabe Frankfurt/M. 1992, S. 71).


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Bertha Lange, angelegt in den Jahren 1875 und 1886
Stadtarchiv München: PMB Laura Lange, angelegt im Jahr 1891
Bildende Kunst und Kunstgewerbe, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeigen, 39. Jg., Nr. 292 vom 19.10.1886, S. 4
„S. Strobel", in: Münchner Neueste Nachrichten, 44. Jg., Nr. 6, S. 4
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Bothe, Adolf (Hg.): Adressbuch bildender Künstler der Gegenwart  1896, 1901, 1904
Adresse an Fräulein Ternina, in: Allgemeine Zeitung, 101. Jg., Nr. 2 vom 03.01.1898, S. 1
Unser Preisausschreiben, in: Dekorative Kunst. Eine illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst, hrsg. v. H. Bruckmann, Bd. XI,  München 1903, S. 477
Debschitz, Wilhelm von: Eine Methode des Kunstunterrichts, in: Dekorative Kunst. Eine illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst, hrsg. v. H. Bruckmann, Bd. XII, München 1904, S. 212, 218 f., 235 f
Internationale Buchbindekunst-Ausstellung in Frankfurt, in: Dekorative Kunst. Eine illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst, hrsg. v. H. Bruckmann, Bd. XIV, München 1906, S.IV u. S. VI
Die 1. Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes, in: Allgemeine Zeitung 110. Jg. Nr. 77 vom 15.02.1907, S. 5
Die Kunst auf dem Neustädter Frauentag, in: Allgemeine Zeitung 110. Jg., Nr. 164 vom 10. 04.1907, S. 6
Eine Ausstellung künstlerischer Bucheinbände, in: Münchner Neueste Nachrichten, 61. Jg., Nr. 172 vom 11.04.1908, S.3
Münchener Jahres-Ausstellung 1910 im Kgl. Glaspalast, in: Münchner Neueste Nachrichten, 63. Jg., Nr. 354 vom 31.07.1910, S. 2
Das Buch als Kunstwerk, in: Münchner Neueste Nachrichten, 64. Jg., Nr. 532 vom 14.11.1911, S. 3
Gmelin, Leopold: Buchbindekunst. In: Bayerischer Kunstgewerbe-Verein (Hg.): Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851. Nr. 62, Heft 2, 1912, S. 50-59, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/kuh1911_1912/
Münchener Neueste Nachrichten, 69. Jg., Nr. 660 vom 25.12.1914, S. 5
Ausstellung der Vereinigung Münchner Kunstgewerblerinnen, in: Münchner Neueste Nachrichten, 69. Jg., Nr. 539, vom 21.11.1916, S. 2
Münchner Edel-Messe, in: Münchener Neueste Nachrichten, 77. Jg., Nr. 174 vom 29.06.1924, S. 3
Schmalhofer, Claudia: Die kgl. Kunstgewerbeschule München (1868-1918). Ihr Einfluss auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen, München 2005
Dry, Graham: Produktive Künstlergemeinschaft in: Ab nach München! Künstlerinnen um 1900, Begleitbuch zur Ausstellung des Münchner Stadtmuseums 2014, S. 138-141
Döllinger, Elisabeth: Laura Lange, https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/laura-lange/#biografie, zuletzt eingesehen am 22.4.2022
Persönliche Korrespondenz mit Elisabeth Döllinger im November 2022 und März 2023


Anmerkungen

Laura Lange und ihre Schwester Helene Lange, verh. Döllinger (Vereinsmitglied ID 36), waren die Töchter des Historienmalers Friedrich Lange und der Bertha von Sckell. Nach dem frühen Tod des Vaters kam ihre Mutter Bertha Lange im Oktober 1875 „zur Gründung einer Existenz“ mit den beiden 6- und 7- jährigen Töchtern zurück nach München, der Geburtsstadt von Laura und Helene. Laura Lange studierte von 1884-1889 an der Kunstgewerbeschule München u.a. das Fach "Musterzeichnen". „Das aus der Stiftung für Schülerinnen der Kunstgewerbeschule in München für das Schuljahr 1886/87 zu vergebende Stipendium im Betrage von 180 Mk. wurde der Schülerin Laura Lange in München verliehen.", meldeten im Oktober 1886 mehrere Zeitungen. (darunter: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 39. Jg. Nr. 292 v. 19.10.1886, S. 4). Für das Schuljahr 1887/88 erhielt Laura Lange von der Maximiliansstiftung für kunstgewerbliche Ausbildung ein Stipendium in Höhe von 360 Mark. (vgl. Bayerischer Kurier 31. Jg. Nr. 281 v. 13.10.1887, S. 3)

1891 wurden beide Schwestern Teilhaberinnen der Fa. „S. Strobel‘s Nachfolger Geschw. Lange, chromolithographische Kunstanstalt, Äußere Nymphenburger Str. 34“, die allerdings nach nur wenigen Monaten abgemeldet wurde. 1894 gründeten Laura Lange und Martha von Kranz (Vereinsmitglied ID 76) die Firma M. von Kranz & L. Lange und eröffneten das Atelier für Kunst und Kunstgewerbe. 1902/03 besuchten beide das von Wilhelm v. Debschitz und Hermann Obrist (ab 1896 Vereinsmitglied) neugegründete Lehr- und Versuchs-Atelier für angewandte und freie Kunst. 1906 erweiterteten die beiden Künstlerinnen ihr Portfolio um „spez. künstlerische Bucheinbände" und nachdem Martha von Kranz 1914 die Meisterprüfung im Buchbindergewerbe absolviert hatte, nannten sie ihre Werkstatt Kunstgewerbliches Atelier für Buchbinderarbeiten und bildeten dort auch Lehrlinge aus. Die beiden Künstlerinnen beschickten seit 1904 Ausstellungen und fanden große Anerkennung. Ein Beispiel ihrer Kunst und ihres Bekenntnisses zur Frauenbewegung zeigt ein dreiteiliger Photographie-Rahmen, bestückt mit Portraitfotografien von Anita Augspurg (siehe Gmelin, Kunst und Handwerk, S. 52), den sie in einer Werkstattausstellung zeigten. 
Laura Lange lebte 1920/21 vorübergehend als Malerin in Bahrenfeld bei Hamburg. Nach ihrer Rückkehr nach München wohnte und arbeitete sie - mit ihrer mittlerweile verwitweten Schwester Helene Döllinger, Martha von Kranz und der Malerin Antonie von Ritzerow - wieder in der Luisenstr. 72/II. Im Januar 1925 wurde die Firma Martha von Kranz & Laura Lange aufgelöst. 1932 verließen alle vier Frauen die Stadt München und zogen nach einer Zwischenstation schließlich nach Unterwössen, Chiemgau.


Letzte Änderung

geändert: 30.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Laura Lange“/ID 78, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Antonie Laun

Persönliche Daten

Name: Laun
Vorname: Antonie
Religion bei Geburt: unbekannt
Geburtstag: 1855
Geburtsort: Oldenburg
Todestag: 07.08.1899
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Kunstmalerin

Welche Ausbildung Antonie Laun genossen hat, wissen wir leider nicht.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Großherzogtum Oldenburg

Familie

Vater Konrad Wilhelm Adolf Laun Gymnasialprofessor und Schriftsteller 1808 Bremen - 1881 Oldenburg
Mutter ? Laun, geb. Schünemann
Schwester Eugenie Laun - 1920 Urach
Anmerkung zur Familie: Antonie hatte noch eine zweite Schwester, die namentlich nicht bekannt ist. Offensichtlich war diese 1899 bereits verstorben, da sie im Testament der Künstlerin nicht erwähnt wurde.

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1899    
1894 bis 1895 Fräulein Antonie Laun Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" im Jahr 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Feb. 1896, dass Antonie Laun 1894 Gründungsmitglied war.
1896 Fräulein Laun Schellingstr. 58  
1897 bis 1899 Frl. Laun Schellingstr. 58  

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893  Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform
1891/92 bis 1898/1899 Mitglied im Künstlerinnenverein (davon als Vorstandsmitglied von 1891 - 1894)
ab 1892 Außerordentliches Mitglied der Münchner Künstlergenossenschaft


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Münchener Neueste Nachrichten vom 8.11.1899 (Morgenblatt), S. 3


Ausstellungen

„Landschaftliche Serien sind vorhanden aus dem Nachlasse L e  F e u b u r e s , dann von Fr. Raupp, Gogarten, F. Halber-Krauß, Antonie Laun(...)."
(Kunstchronik. Kunstverein, in: Münchner Neueste Nachrichten, 52. Jg. Nr. 29 v.om 19.01.1899, Vorabend-Blatt S. 3)


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: DE-1991-STI-01856 Legat der Professorentochter Antonie Laun
Stadtarchiv Oldenburg: A-neu 5035 Erbschaft von Frau Antonie Laun
Mosen, Reinhard, „Laun, Adolf“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1883), [Onlinefassung]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd116755024.html
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Anzeiger der Münchener Künstler-Genossenschaft. Organ für die Interessen bildender Künstler, hrsg. v. der Münchener Künstler-Genossenschaft, 1. Jg., Nr. 2 vom 11. Mai 1892
Künstlerinnen-Verein München A. V. (Hrsg.): Jahresbericht und Mitglieder-Verzeichnis 1891/92, München 1893
Künstlerinnen-Verein München A. V. (Hrsg.): Jahresbericht und Mitglieder-Verzeichnis 1892/93, München 1894
Künstlerinnen-Verein München A. V. (Hrsg.): Jahresbericht für das Vereinsjahr 1893/94 und Mitglieder-Verzeichnis 1894/95, München 1895
Boethe, Adolf (Hg.): Adressbuch bildender Künstler der Gegenwart, 1896
Günther-Arndt, Hilke; Schenker, Reinhard: Laun, Konrad Wilhelm Adolf, in: Friedl, Hans u.a. (Hg.): Biografisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, hrsg. im Auftrage der Oldenburgischen Landschaft, Isensee Oldenburg 1992, S. 413f.
Deseyve, Ivette: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damen-Akademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, München 2005
Schmidt-Liebich, Jochen: Lexikon der Künstlerinnen 1700 - 1900: Deutschland, Österreich, Schweiz, München 2005


Anmerkungen

Antonie Laun war eine von drei Töchtern des Philologen Adolf Laun. Dieser war nach mehr als 10-jährigem Aufenthalt in Frankreich, wo er als Professor für deutsche Sprache, als Privatlehrer und Journalist tätig gewesen war, nach Deutschland zurückgekehrt und hatte sich schließlich in Oldenburg als Gymnasiallehrer niedergelassen. Er verfaßte zahlreiche Übersetzungen sowie Studien zu deutscher, englischer und französischer Literatur und spielte im gesellschaftlichen Leben Oldenburgs eine wichtige Rolle. Für sein Werk wurde ihm schließlich vom Großherzog die Goldmedaille für Kunst und Wissenschaft verliehen.
Weit weniger wissen wir über seine Tochter Antonie Laun. Sie verstarb mit nur 44 Jahren in München und stiftete die Hälte Ihres Vermögens testamentarisch den von ihr bestimmten sozialen Einrichtungen in München und ihrer  Heimatstadt Oldenburg. Ein weiteres Viertel ihres Vermögens sollte nach dem Ableben ihrer Schwester Eugenie Laun (der ein lebenslängliches Nießbrauchrecht über das gesame Vermögen eingeräumt worden war) der Künstlerinnenverein in München bekommen: „(...) mit der Auflage, das Ererbte vollständig und ohne Abzug für bedürtige Künstlerinnen in München zu verwenden." Zusätzlich bekam der Verein eine Summe direkt nach dem Tod Antonie Launs ausbezahlt: „der Künstlerinnenverein soll diese M 2.000 für das Vereinshaus verwenden."
Eng befreundet war die Künstlerin mit ihrer Kollegin Mathilde Pajeken (ebenfalls Vereinsmitglied ID 92) und hinterließ ihr ein kleines Legat: „Für meine treue Freundin Mathilde Pajeken in München sind ebenfalls gleich nach meinem Tode M 500,- (Fünfhundert Mark) auszuzahlen als kleiner Zuschuß für die nächste italienische Reise".


Letzte Änderung

geändert: 08.10.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Antonie Laun“/ID 88, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Elisabeth Lindemann

Persönliche Daten

Name: Lindemann
Seit 1918 von Lindemann: Ferdinand Lindemann wurde durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens der Bayerischen Krone geadelt.
Vorname: Elisabeth
genannt Lisbeth
Geburtsname: Küssner
Religion bei Geburt: unbekannt
Geburtstag: 22.07.1861
Geburtsort: Königsberg
Todestag: 28.02.1936
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Lehrerin, Schauspielerin, Schriftstellerin

1879 legte sie das Lehrerinnenexamen ab.
 

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Elisabeth Lindemann, geb. Küssner
Die Aufnahme wurde dem Verein von der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Signatur BISAA9,95
Elisabeth Lindemann, geb. Küssner
Die Aufnahme wurde dem Verein von der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Signatur BISAA11,13
Elisabeth Lindemann, geb. Küssner
Die Aufnahme wurde dem Verein von der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Signatur BISAA11,85

Familie

Vater Otto Albert Küssner Schulrektor
Mutter Marie Küssner, geb. Bünau, in 2. Ehe verh. Glomsda 1838 - 1922 München

Familienstand

verheiratet mit seit 1887 Ferdinand von Lindemann Mathematiker, Professor an der LMU 1852 Hannover - 1939 München

Kinder

Reinhard Lindemann 1889 Königsberg - 1911
bei einem Bergunfall tödlich verunglückt
Irmgard Lindemann, verh. Balser 1891 Königsberg - 1971

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1896 Frau Prof. Lindemann Gründungsmitglied nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894
1896 bis 1898 Lisbeth Lindemann Georgenstr. 42  
1899 Frau Professor Lindemann Maria Josephastr. 12  
1900 bis 1908 Frau Professor Lindemann Franz Josephstr. 12  
1909 bis 1911 Frau Professor Lindemann Franz Josephstr. 9 / I  
1912 bis 1913 Frau Geheimrat Lindemann Franz Josephstr. 9 / I  
1914 bis 1916 Frau Geheimrat Lindemann Laplacestr. 24  

Vereinsämter

1894 Zweite stellvertretende Vorsitzende

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

Mitglied im Verein Arbeiterinnenheim


Eigene Publikationen

Lindemann, Lisbeth: Frühlingswind, in: Jugend, Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 1. Jahrgang, Nr. 3, 1896, S. 43
Lindemann, Lisbeth: In der Stille, in: Jugend, Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 1. Jahrgang, Nr. 5, 1896, S. 71 ff.
L. Lindemann-Küssner: Frühlingsnacht, in: Jugend, Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 1. Jahrgang, Nr. 13, 1896, S. 206
Poincaré, Henri: Wissenschaft und Hypothese, vom Verfasser autorisierte deutsche Ausgabe in der Übersetzung von F. und L. Lindemann, Leipzig 1904
Lindemann-Küßner, L.: Mein Hund, in: Jugend, Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben, 12. Jahrgang, 1907, S. 574 f.
Picard, Emile: Das Wissen der Gegenwart in Mathematik und Naturwissenschaft. Deutsch von F. und L. Lindemann, Berlin-Leipzig, 1913
Lindemann-Küssner, Lisbeth: Zur Geschichte des Tegernseer Klosters


Quellen und Literatur

Küßner, Elisabeth, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd117722758.html [22.08.2024]
Stadtarchiv Hannover, Nachlass Kettler Nr. 347: Briefe Anita Augspurgs an Hedwig Kettler vom 26.4.1894 und vom 10.6.1894
Fritsch, Rudolf: Ferdinand Lindemann aus Hannover, der Bezwinger des pi (= Vortrag im Rahmen des Festkolloquiums des Fachbereichs Mathematik der Universität Hannover zu Ehren von Carl Louis Ferdinand von Lindemann aus Anlass der Einweihung eines Gedenksteines an der Stelle des Geburtshauses von Lindemann am 6. Mai 1997), Hannover 1997
Pringsheim, Hedwig: Die Tagebücher, 1885-1927, 7 Bde. Hrsg. von Herbst, Christina, Göttingen 2013-2018


Anmerkungen

Elisabeth Lindemann wurde nach dem auf Wunsch der Eltern abgelegten Lehrerinnenexamen Schauspielerin. Zwischen 1880 und 1887 war sie als Schauspielerin u.a. am Meininger Hoftheater mit Gastspielen in vielen deutschen Städten, so auch in München tätig, wo sie z. B. am 20.10.1882 in Shakespeares „Perikles“ die Marina gab. Während eines Gastspiels in ihrer Heimatstadt Königsberg lernte sie den dort lehrenden Mathematiker Carl Louis Ferdinand Lindemann kennen. Nach der Heirat 1887 gab sie den Schauspielberuf auf. Schon in Königsberg engagierte sie sich in der Frauenbewegung und war Mitglied im dortigen Verein für Frauenbildungs-Reform. Als Schriftstellerin veröffentlichte sie einige kleinere Prosastücke, vor allem in der 1896 gegründeten Zeitschrift „Jugend“. Gemeinsam mit ihrem Mann übersetzte sie wissenschaftliche mathematische Werke aus dem Französischen. Seit der Berufung ihres Mannes an die LMU im Jahr 1893 lebte die Familie in München. Auch Ferdinand von Lindemann war Vereinsmitglied. Das Familiengrab ist auf dem alten Teil des Waldfriedhofs (Feld 43) in München.

Elisabeth Lindemann und die Anfänge des Vereins

Elisabeth Lindemann wurde im April 1894 als 2. stellvertr. Vorsitzende in den Vorstand der „Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau“ gewählt. In Abwesenheit Anita Augspurgs soll sie wohl gegen die Verbindung zum Verein Frauenbildungs-Reform aufgetreten sein. Am 10. Juni 1894 schrieb Anita Augspurg an Hedwig Kettler: „Ich war inzwischen in München, um mich nach dem Stande der Dinge selbst umzusehen. Der faux-pas ist also vom Vorstande selbst ausgegangen, gottlob auch in dessen Schoße begraben und nicht in die Allgemeinheit hinausgedrungen. Frau Professor Lindemann ist die Übelthäterin, wird mit dem lfd. Jahre aus dem Vorstande entfernt, wenn sie nicht zuvor schon selbst geht. Frl. Freudenberg hat aus persönlicher Bescheidenheit, da im anderen Falle ihr Vortrag an Stelle des erbetenen getreten wäre, den nominellen Abfall von der Reform verschuldet, resp. geschehen lassen. Ich habe ihr gesagt, dass sie an solcher Stelle persönliche Bescheidenheit so wenig wie persönliche Eitelkeit das Wort lassen dürfte. Thatsächliche Mitgliederabfälle sind nicht eingetreten und Frl. Freudenberg hat auch versprochen, dem nicht nur entgegen, sondern auch stets eifrigst für die Reform zu wirken.“
Der Ausstieg aus dem Vorstand scheint ohne große Konflikte verlaufen zu sein, denn in der Mitgliederliste von 1896 sind sowohl Lisbeth Lindemann (bis mindestens 1916) als auch ihr Ehemann, der berühmte Mathematiker Ferdinand Lindemann (bis einschließlich 1908) als Mitglieder aufgeführt. Ein Vereinsamt hat sie jedoch nie wieder übernommen.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Elisabeth Lindemann“/ID 12, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Carl Louis Ferdinand (von) Lindemann

Persönliche Daten

Name: Lindemann
Ferdinand Lindemann wurde 1918 durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens der Bayerischen Krone geadelt.
Vorname: Carl Louis Ferdinand (von)
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 12.04.1852
Geburtsort: Hannover
Todestag: 06.03.1939
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Professor der Mathematik

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Hannover

© cc commons
Carl Louis Ferdinand von Lindemann als junger Mann
© Stadtarchiv München
Professor Ferdinand Lindemann
© Verein für Fraueninteressen
Familiengrab von Lindemann
Universitätsprofessor Ferdinand von Lindemann und Schriftstellerin Lisbeth von Lindemann, geborene Küssner

Familie

Vater Ferdinand Lindemann Theologe, Lehrer, Leiter der Gasanstalt in Schwerin 1806 Hannover - 1880
Mutter Emilie Lindemann, geb. Crusius 1821 Hannover - 1907
Anmerkung zur Familie: Über Geschwister ist uns bisher nichts bekannt

Familienstand

verheiratet mit seit 1887 Elisabeth Lindemann Lehrerin, Schauspielerin, Schriftstellerin 1861 Königsberg - 1936 München
verwitwet seit 1936
Elisabeth Lindemann war ebenfalls Vereinsmitglied

Kinder

Reinhard Lindemann 1889 Königsberg - 1911
bei einem Bergunfall tödlich verunglückt
Irmgard Lindemann, verh. Balser 1891 Königsberg - 1971

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1905    
1896 bis 1898 Herr Professor Lindemann Georgenstr. 42  
1899 Herr Professor Lindemann Maria Josephastr. 12  
1900 bis 1905 Herr Professor Lindemann Franz Josephstr. 12 Für 1906 liegt keine Mitgliederliste vor und in späteren Mitgliederlisten taucht er nicht mehr auf.

Eigene Publikationen

Lindemann, Ferdinand: Entwicklung der Functionen einer complexen Variabeln nach Lamé’schen Functionen und nach Zugeordneten der Kugelfunctionen, 1882, in: Mathematische Annalen, Band 19, 1892, S. 323 - 386 
Lindemann, Ferdinand: Ueber die Zahl π, in: Mathematische Annalen, Band 20, 1882, S. 213 - 22
Lindemann, Ferdinand: Zur Geschichte der Polyeder und Zahlzeichen, in: Sitzungsberichte der mathematisch-physikalischen Classe der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26, 1896, S. 625 - 783 
Poincaré, Henri: Wissenschaft und Hypothese, vom Verfasser autorisierte deutsche Ausgabe in der Übersetzung von F. und L. Lindemann, Leipzig 1904
Lindemann, Ferdinand: Lehren und Lernen in der Mathematik, München 1904
Picard, Emile: Das Wissen der Gegenwart in Mathematik und Naturwissenschaft. Deutsch von F. und L. Lindemann, Berlin-Leipzig, 1913 
Lindemann, Ferdinand: Untersuchungen über den fermatischen Satz, Selbstverlag 1928


Quellen und Literatur

Lindemann, Ferdinand Ritter von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd122995643.html [22.08.2024]

Kirschmer, Gottlob: Lindemann, Ferdinand Ritter von, in: Neue Deutsche Biographie 14 (1985), S. 584-585 [Online-Version]; https://www.deutsche-biographie.de/pnd122995643.html, zuletzt eingesehen am 02.05.2023
Fritsch, Rudolf: Ferdinand Lindemann aus Hannover, der Bezwinger des pi (= Vortrag im Rahmen des Festkolloquiums des Fachbereichs Mathematik der Universität Hannover zu Ehren von Carl Louis Ferdinand von Lindemann aus Anlass der Einweihung eines Gedenksteines an der Stelle des Geburtshauses von Lindemann am 6. Mai 1997), Hannover 1997
Pringsheim, Hedwig: Die Tagebücher, 1885-1927, 7 Bde. Hrsg. von Herbst, Christina, Göttingen 2013-2018


Anmerkungen

Professor Ferdinand Lindemann entstammte einer alten Theologenfamilie aus Hannover und studierte Mathematik in Göttingen. Seine wissenschaftlichen Stationen führten ihn nach Erlangen, München, Freiburg, Aachen, Danzig und Königsberg. Dort heiratete er 1887 die Schauspielerin Elisabeth Küssner (ebenfalls Vereinsmitglied, ID 12). 1893 wurde er an die Universität München berufen und war dort über seine Emeritierung 1923 hinaus bis zu seinem Tod 1936 aktiv. Spätestens 1896 wurde er Mitglied im Verein für Fraueninteressen, bei dem seine Frau Elisabeth Lindemann ein nachgewiesenes Gründungsmitglied war. Er gehört damit zu den frühen männlichen Unterstützern des Vereins. Es ist nicht auszuschließen, dass er ebenfalls Gründungsmitglied war. Einen Nachweis konnten wir bisher noch nicht finden.
Professor Lindemann, auch „der Bezwinger des pi“ genannt, war einer der bedeutendsten Mathematiker seiner Zeit. Seit 1895 war er ordentliches Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Sein hohes internationales Ansehen wurde mit zahlreichen universitären und staatlichen Ehrentiteln honoriert, darunter der Bayerische Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (1905). Ferdinand Lindemann wurde 1918 durch die Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens der Bayerischen Krone geadelt.
Das Familiengrab ist auf dem alten Teil des Waldfriedhofs (Feld 43) in München.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Ferdinand Lindemann“/ID 101, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Maria Theresia Maier

Persönliche Daten

Name: Maier
Vorname: Maria Theresia
Der Rufname war Therese
Geburtsname: Aster
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 26.11.1839
Geburtsort: Leipzig
Todestag: 17.05.1925
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Sachsen

aus: Todesanzeige in Münchner Neueste Nachrichten, 78. Jg. vom vom 24.05.1925, S.14

Familie

Vater Friedrich Emil Aster Dr. jur. Appellationsrath unbekannt Gaschwitz - nach 1906 Dresden
 Er wird letztmalig im Jahr 1907 im Adressbuch für Dresden aufgeführt.

Familienstand

verheiratet mit seit 1866 Adalbert Maier Königlicher Polizeirath, ab 1888 Königlicher Regierungsrath 1830 Landshut - 1888 München
verwitwet seit 1888

Kinder

Dr. jur. Rudolf Emil Maier Jurist, Rechtsanwalt, wurde 1914 zum Inspektor der Versicherungskammer ernannt, 1928 erfolgte die Ernennung zum Regierungsrat 1. Klasse dort 1867 München
seit 1921 verheiratet mit Johanna Antonia Schauer

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1904    
1896 bis 1903 Frau Regierungsrat Maier Mariannenplatz 1  
1904 Frau Regierungsrat Maier St. Annastr. 4b / 1.St.  

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Therese Maier in den Jahresberichten


Quellen und Literatur

Ernennung des Dr. Friedrich Emil Aster zum Appellationsrathe am Appellations-Gerichte zu Dresden, in: Leipziger Zeitung (1849), Nr. 351 v. 17.12.1849, Titelblatt, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10487150_00835_u001?page=%2C1, zuletzt eingesehn am 23.03.2024
Todes-Anzeige Franz Anton Maier, in: Allgemeine Zeitung (1857), Beilage zu Nr. 246 v. 03.09.1857, S. 3934, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10504409?page=1082%2C1083, zuletzt eingesehen am 23.03.2024
Adressbuch für Dresden, 1866 ff.
Stadtarchiv München: Familienbogen Adalbert Maier und Maria Therese Aster
Todes-Anzeige Herr Gottfried Maier, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 36. Jg., Nr. 142 v. 22.05.1883, S. 5, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133924_00397_u001?page=4%2C5, zuletzt eingesehen am 23.03.2024
Stadtarchiv München: PMB Maier, Rudolf
Adressbuch für München 1887 ff.
Todes-Anzeige Adalbert Maier, in: Münchner Neueste Nachrichten, 41. Jg. Nr. 501 Vorabendblatt v. 31.10.1888, S. 6, online. https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134195_00437_u001?page=6%2C7, zuletzt eingesehem am 23.03.2024
Beerdigung des Regierungsrathes Adalbert Maier, in: Münchner Neueste Nachrichten, 41. Jg., Nr. 504 v. 02.11.1888, S. 2, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134195_00461_u001?page=2%2C3, zuletzt eingesehen am 23.03.2024,
Todes-Anzeige Adalbert Maier, in: Augsburger Abendzeitung (1888), Nr. 307 v. 02.11.18888, S. 8, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11459004?page=400%2C401, zuletzt eingesehen am 23.03.2024
Beisetzung Adalbert Maier, in: Augsburger Abendzeitung (1888), Nr. 307 v. 02.11.18888, S. 6, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11459004?page=398%2C399, zuletzt eingesehen am 23.03.2024
Völderndorff, Otto Freiherr v., Harmlose Plaudereienen eines Alten Münchners, München 1892, S. 235 f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11568303?page=254%2C255, zuletzt eingesehen am 23.04.2024
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896 bis 1904
Todesanzeige Therese Maier in: Münchner Neueste Nachrichten, 78. Jg. vom vom 24.05.1925, S.14, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00133569_00657_u001?page=670,671, zuletzt eingesehen am 08.02.2024


Anmerkungen

Maria Theresia (Therese) Maier, Jahrgang 1839, gehörte einer Frauengeneration an, in der es für verheiratete Frauen aus dem Bürgertum nahezu unmöglich war, einem Beruf nachzugehen oder in einer anderen Form am öffentlichen Leben teilzunehmen. Das galt in noch höherem Maße für die Ehefrauen von Beamten. So ist es keineswegs selbstverständlich, dass sich die Witwe eines hohen Polizeibeamten in einem Frauenverein engagierte, der - gerade in der Zeit ihrer Mitgliedschaft - wegen des strengen bayerischen Vereinsgesetzes unter ständiger polizeilicher Beobachtung stand. Trotzdem gehörte sie zu den frühen Mitgliedern. Sie trat spätestens 1896 ein und war dem Verein für Fraueninteressen bis 1904 verbunden.
Leider haben wir bisher nur wenige Informationen über ihre Herkunft und ihren Lebensweg sammeln können:
In Leipzig geboren, siedelte sie 1849 mit ihrer Familie nach Dresden um, wohin ihr Vater versetzt worden war. Dort lebte sie bis zu ihrer Eheschließung im Jahr 1866. Sowohl ihr Vater Dr. Friedrich Emil Aster als auch der Vater ihres Bräutigams, Dr. Franz Andreas Maier waren Appellations-Räthe, der eine an einem Kgl. Sächsischen Appellationsgericht, der andere an einem Kgl. Bayerischen. Möglicherweise hatte diese Gemeinsamtkeit bei der Eheschließung zwischen Therese Aster aus Sachsen und Adalbert Maier aus Bayern eine Rolle gespielt und war bedeutender als der konfessionelle Unterschied zwischen der evangelischen Braut und dem katholischen Bräutigam. Die Meldeunterlagen geben keinerlei Hinweise darauf, dass Therese Maier - wie damals allgemein üblich - mit der Heirat die Konfession ihres Mannes angenommen hätte. Das einzige Kind der beiden, Rudolf Emil Maier, erhielt die Konfession des Vaters. Rosa Maier, eine Schwester von Adalbert Maier, heiratete den Kgl. Sächsischen Bauverwalter Woldemar Aster aus Dresden. Die Familien Maier und Aster waren auf diese Weise doppelt miteinander verbunden.
Ehemann Adalbert Maier hatte als Jurist eine Laufbahn bei der Polizei-Direktion München eingeschlagen und übernahm hier in erster Linie Verwaltungsaufgaben. Wegen seiner besonderen Verdienste um die Einführung des Registraturwesens bei der Polizei und als verantwortlicher Redakteur des Adressbuches für München wurde ihm 1885 der Kgl. Michaelsorden 1. Klasse verliehen. Er starb 1888 im Alter von 57 Jahren. In den Zeitungsberichten über seine Beisetzung auf dem Münchener Südfriedhof wird hervorgehoben, dass er sich den Ruf „eines pflichttreuen und dabei wohlwollenden Beamten“ erworben hatte. Als Witwe zog Therese Maier sehr häufig um, wohnte zeitweise bei ihrem Sohn Rudolf und pendelte zudem zwischen München und ihrer Heimatstadt Dresden.


Letzte Änderung

geändert: 26.05.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Maria Theresia Maier“/ID 128, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Giulia Charlotte Amalie Henriquetta Emma Ulrica Mannhardt, verh. Knözinger

Persönliche Daten

Name: Mannhardt, verh. Knözinger
Vorname:Giulia Charlotte Amalie Henriquetta Emma Ulrica
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 18.06.1870
Geburtsort: Bagni di Lucca
Todestag: 10.03.1939
Sterbeort: Tutzing a. Ammersee
Lebensdaten zu Giulia M. nach den Polizeilichen Meldeunterlagen von Eugen Knözinger. Todesdatum und -ort nach den Angaben im Familienstammbaum der Familie Mannhardt-van der Smissen
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Kunstmalerin

1901 Auftritte als Gedicht-Rezitatorin im Rahmen des Programms von Die Elf Scharfrichter in München
1922-1923 Inhaberin eines Ausschanks alkoholfreier Getränke im Erfrischungsraum des Münchener Universitäts-Tattersalls (Pferdereitbahn) in der Amalienstr.
1927-1929 Inhaberin einer Kunstgewerblichen Werkstätte für Textilnähereien in München
 

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Freie und Hansestadt Hamburg

© Familienarchiv Mannhardt-Becker, mit freundlicher Genehmigung: https://sprecher-becker.de
Portrait Guilia Mannhardt, verh. Knözinger
Aufnahmendatum und -ort unbekannt

Familie

Vater Julius Mannhardt Arzt für Augenheilkunde, Autor, Diplomat 1834 Hanerau - 1893 Hanerau
Mutter Mathilde Mannhardt, geb. Vollmer y Rivas Pianistin, einer ihrer Klavierlehrer war Hans von Bülow 1842 Plantage El Palmar bei Caracas/Venezuela - 1896 Lübeck
 Mathilde Mannhardts Mutter, Franzisca Rivas y Palacios, war eine Kusine des südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfers Simon Bolivar.
Bruder Wilhelm Mannhardt 1861 Hamburg - 1873 Florenz
Schwester Mathilde Mannhardt 1862 Hamburg - 1876 Florenz
Bruder Wolf Mannhardt Dr. jur., Oberlandesgerichtsrat in Hamburg und Publizist 1864 Hamburg - 1939 München
Schwester Franziska Viktoria Mannhardt 1865 Hamburg - 1904 Rom
Bruder Julius Gustav Mannhardt 1868 Hanerau - 1869 Florenz
Bruder Paolo Heinrich Octavio Mannhardt 1873 Florenz - 1897
Schwester Maria Natalia Ignatia Sylvia Mannhardt, verh. Kulenkamp 1874 Florenz - 1925 Kreuth
Schwester Emilie Valentina Mannhardt, verh. Krombach Krankenschwester 1877 Klobenstein/Tirol - 1933 Friedberg
 verh. mit Dr. med. Karl Friedrich Krombach
Schwester Maria Dolores Mannhardt 1880
 Sie verstarb kurz nach der Geburt.
Schwester Anna (Anita) Mercedes Mannhardt 1881 Hanerau
Schwester Lucretia Mannhardt, in 1. Ehe verheiratet mit dem Burgschauspieler Julius Kleinschmidt (Künstlername Julius Carsten), in 2. Ehe mit Paul Leo Pfeifer, Brauereidirektor in Mering b. Augsburg. Schauspielerin 1883 Kellinghusen - 1938 Augsburg
Anmerkung zur Familie: Alle Daten zu den Eltern und Geschwistern nach den Angaben im Familienstammbaum der Familie Mannhardt-Van der Smissen, online: https://sprecher-becker.de/die-ahnen-familie-van-der-smissen-mannhardt/

Familienstand

verheiratet mit 1899 Eugen Karl Anton Knözinger Jurist, späterer Oberpostrat bei der Oberpostdirektion München, Geigenbauer 1866 München - 1915 München
verwitwet seit 1915

Kinder

Leo Anton Knözinger 1903 München

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1908    
1896 bis 1896 Fräulein G. Mannhardt Schellingstr. 50 / /I  
1900 bis 1901 Frau Knötzinger Königinstr. 17  
1903 bis 1904 Frau Knötzinger Kaulbachstr. 34 / /II  
1905 Frau Knötzinger Kaulbachstr. 34 / a/0 Beim Nachnamen Knötzinger ist das t durchgestrichen und in den Folgejahren korrekt geschrieben.
1906 bis 1907 Frau Knözinger Kaulbachstr. 34 / a/II  
1908 Frau Knözinger Giselastr. 17  
Nach 1896 verließ G. Knözinger die Stadt und kehrte erst nach ihrer Hochzeit im Jahr 1899 nach München zurück. Eugen Knözinger wurde 1907/08 nach Speyer versetzt. Das erklärt, warum die Mitgliedschaft endete. 1911 wurde Eugen K. an die Oberpostdirektion in München zurückversetzt. Giulia trat danach aber nicht wieder in den Verein ein.

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

Kunstverein München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Auch Giulia Mannhardt-Knözinger ist eine Porträtmalerin, die in Zeichnung und Charakteristik starkes Talent und Temperament zeigt; namentlich gilt dies von dem pikanten Doppelbildniß zweier junger Damen“
(Münchner Neueste Nachrichten 54. Jg. Nr. 194, Vorabend-Blatt vom 26.04.1901, S. 3)

„Erwähnt sei auch noch Frl. Giulia Mannhardt eine echte Überbrettl-Erscheinung, wie aus dem Simplicissimus geschnitten, …“
(Die elf Scharfrichter, in: Allgemeine Zeitung, Jg. 104, Nr. 273, Abendblatt vom 02.10.1901, S. 1)
(weitere Zitate bei Kemp, Julia: „Ein winzig Bild vom großen Leben", Anhang, S. 26)

„Außerdem sehen wir teilweise schon bekannte Arbeiten von Anna v.
A m i r a, Linda K ö g e l, J. F ü r t h e r, Marie L ü b b e s, Giulia
M a n n h a r d t - K n ö t z i n g e r und anderen. Alle diese Bilder stehen technisch auf einer achtungsgebietender Höhe und verdienen schon deshalb, weil sie weit über den Dilettatismus hinausragen, eine ernsthafte Betrachtung"
(MNN, 56. Jg., Nr. 210 Vorabend-Blatt v. 06.05.1903, S. 2)

„(...) oder der Oberpostrat und Allerweltskünstler Knötzinger, der nicht nur Geige spielte, sondern ein solches Instrument auch meisterlich bauen konnte und vollkommen echt wirkenden Christbaumschnee aus alten Glacéhandschuhen schabte. Und seine Frau Julia, deren Name Dschulia ausgesprochen wurde und die auch wirklich sehr italienisch aussah."
(Viktor Mann, Wir waren fünf, S. 95)
 


Ausstellungen

Jan. 1900: Kunstverein München Giulia Mannhardt: 5 Gemälde
April 1901: Kunstverein München Giulia Mannhardt u.a. Doppelbildniß zweier junger Damen
April 1903: Kunstverein München Mannhardt-Knözinger, Giulia vier Gemälde
Mai 1903: Teilnahme an der Ausstellung anlässlich des Dritten Bayerischen Frauentages im Künstlerhaus München


Quellen und Literatur

StadtA München: PMB Eugen Knözinger, Hauptliste für den In- Reichs- Aus- Länder, angelegt am 29.06.1886; Familienbogen ausgestellt am 13.05.1919; Gewerbeliste für Giulia Knötzinger, ausgestellt am 24.07.1922; Ledigenliste Knötzinger, Leo Anton, angelegt am 05.08.1920

Kunstverein München, N e u a u s g e s t e l l t am 27.1., in: Allgemeine Zeitung 103. Jg. Nr. 27 vom 28.01.1900, S. 6 f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085636_00383_u001?page=6%2C7, zuletzt abgerufen am 18.05.2024

Aus dem Kunstverein, in: Münchner Neueste Nachrichten 54. Jg. Nr. 194, Vorabend-Blatt vom 26.04.1901, S. 3, online: https://www.digitale-ammlungen.de/view/bsb00130003_00327_u001?page=2%2C3, zuletzt abgerufen am 18.05.2024

Die elf Scharfrichter, in: Allgemeine Zeitung, Jg. 104, Nr. 273, Abendblatt vom 02.10.1901, S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085652_00533_u001?page=12%2C13, zuletzt abgerufen am 18.05.2024

Kunstverein München, N e u a u s g e s t e l l t e s  v. 18. April, in: Münchner Neueste Nachrichten, 56. Jg. Nr. 183 v. 20.04.1903, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130153_00281_u001?page=2%2C3

Münchener Kunstleben, in: Münchner Neueste Nachrichten 56. Jg. Nr. 210, Vorabendblatt vom 06.05.1903, S.2, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130185_00073_u001?page=2%2C3, zuletzt abgerufen am 18.05.2024

O b e r p o s t r a t  E u g e n  K n ö z i n g e r †, in: Münchner Neueste Nachrichten 68. Jg., Nr. 360. Morgenblatt vom 17.07.1915, S. 3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131313?page=260%2C261, zuletzt abgerufen am 18.05.2024

E u g e n K n ö z i n g e r †, in: Münchner Neueste Nachrichten 68. Jg., Nr. 368 Morgenblatt vom 22.07.1915, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131313_00317_u001?page=4%2C5, zuletzt abgerufen am 18.05.2024

† E u g e n K n ö z i n g e r, ein hervorragender Dilettant auf dem Gebiete des Geigenbaues und der Musik, in: Zeitschrift für Instrumentenbau 35. Jg., Nr. 31 vom 01.08.1915, S. 317 f., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00004261?page=362%2C363, zuletzt abgerufen am 22.05.2024

Giulia Knözinger und Leo Knözinger München, Grundierung für Malereien und dgl. und zur Verzierung von Gewebe,  in: Chemisches Zentralblatt, Bd. II, Nr. 5 vom 1.8.1828, S. 495

Giulia Knözinger und Leo Knözinger in München, Verfahren zum Imprägnieren, in: Auszüge aus den Patentschriften Deutschland 1931, Bd. 54, S. 1247

Mann, Viktor: Wir waren fünf. Bildnis der Familie Mann, Konstanz 1949

Mann, Thomas: Doktor Faustus: Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn erzählt von einem Freunde, GkFA Bd. 10, S. 289

Mannhardt, Heinz-Jürgen: Stammbaum der Familien Mannhardt-Van der Smissen, online: https://sprecher-becker.de/die-ahnen-familie-van-der-smissen-mannhardt/, zuletzt abgerufen am 30.05.2024

De Mendelssohn, Peter: Der Zauberer. Das Leben des deutschen Schriftstellers Thomas Mann, Teil I: 1875 bis 1905, Frankfurt a. M. 1975, S. 167

Kemp, Julia: „Ein winzig Bild vom großen Leben". Zur Kulturgeschichte von Münchens erstem Kabarett Die Elf Scharfrichter (1901 - 1904), München 2017. Anhang Ensemble und MitarbeiterInnen, S. 26, online: https://allitera-verlag.de/wp-content/uploads/2017/09/Ensemble.pdf, zuletzt abgerufen am 30.05.2024

Kemp, Julia: „Ein winzig Bild vom großen Leben". Zur Kulturgeschichte von Münchens erstem Kabarett Die Elf Scharfrichter (1901 - 1904), München 2017. Anhang Repertoire: gesprochene Solovorträge, S. 46 u. 50 , online: https://allitera-verlag.de/wp-content/uploads/2017/09/Repertoire.pdf

Familie Mannhardt Archives, online: https://sprecher-becker.de/category/familie-mannhardt/, zuletzt abgerufen am 30.05.2024


Anmerkungen

Bemerkungen

Guilia Charlotte Mannhardt wurde 1870 als Tochter des Augenarztes, Reisenden, Diplomaten und Autors Julius Mannhardt und seiner Frau Mathilde, geb. Vollmer y Rivas, in Bagni di Lucca bei Florenz geboren. Dort und in Rom führte der Vater von 1869 bis 1878 eine Augenarztpraxis, in der auch Mitglieder der königlichen Familie des italienischen Königs Viktor Emanuel II. behandelt wurden. Von Giulias zwischen 1861 und 1883 geborenen elf Geschwistern erreichten nur sieben das Erwachsenenalter. Nach dem Tod der beiden ältesten Geschwister im den Jahren 1873 und 1876 kehrt die Familie nach Norddeutschland zurück, wo sie in Hanerau, Kellinghusen und schließlich ab 1885 in Lübeck lebten. Den Aufzeichnungen einer Tante, der Künstlerin Anna Mannhardt, die die Hamburger Familie als Kindermädchen in die Toskana begleitet hatte, entnehmen wir, dass in der Familie Kunst, Kultur und Bildung eine große Rolle gespielt hat. Es war also nicht ungewöhnlich, dass Giulia den Beruf der Kunstmalerin ergriff. Sie ging wie so viele andere junge Künstlerinnen nach München und wurde mit der Berufsbezeichnung „Malerin“ erstmals im Adressbuch für München von 1894 (Stichtag 1.11.1893) erwähnt. Nach dem Tod der Mutter im Jahr 1896 verließ sie München, vielleicht um die noch minderjährigen Schwestern zu unterstützen. 1899 heiratete sie den späteren Oberpostrat Eugen Knözinger und kehrt mit ihn nach München zurück. 1903 beteiligte sie sich im Rahmen des 3. Bayerischen Frauentages gemeinsam mit anderen Münchener Künstlerinnen an einer Ausstellung im Künstlerhaus München. Den namentlich genannten Künstlerinnen wurde in den Münchner Neuesten Nachrichten ein technisch „weit über Dilettantismus“ hinausragendes Können bescheinigt. Es ist leider nicht bekannt, wo und bei wem Giulia M. dieses Können erworben hat. Da Frauen ihrer Generation der Zugang zu den Kunstakademien noch versperrt war, erfolgte die künstlerische Ausbildung damals entweder in privaten Malateliers bzw. Malschulen oder aber an einer der von Frauenvereinen betriebenen Mal-Akademien in Berlin, München oder Karlsruhe. Möglich wäre der Besuch der Damen-Akademie in Berlin, da ihre schon erwähnte Tante Anna von 1882 bis zu ihrem Tod im Jahr 1894 Mitglied des Vereins der Berliner Künstlerinnen gewesen ist (vgl. https://d-nb.info/gnd/1140121650). Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie sich in einem privaten Atelier ausbilden ließ. Ihr Wirken als Gedicht-Rezitatorin im Programm der Elf Scharfrichter im Jahr 1901 scheint nur eine Episode gewesen zu sein. Aber auch als Malerin tritt sie nach 1903, also nach der Geburt ihres Sohnes Leo, nicht mehr in Erscheinung. Soviel wir bisher wissen, knüpfte sie erst 1927 wieder an ihre künstlerische Laufbahn an und eröffnete eine Kunstgewerbliche Werkstätte für Textilnähereien. Aus dieser Werkstätte gingen mindestens zwei Patente für neuartigen Verfahren zum Grundieren, Verzieren und Imprägnieren von Stoffen hervor, die sie gemeinsam mit ihrem Sohn Leo beim Reichspatentamt in Berlin anmeldete.

Das Ehepaar Knözinger in den Romanen von Heinrich und Thomas Mann

Giulias Schwester Natalia Kulenkamp, geb. Mannhardt und die Schwester von Heinrich und Thomas Mann, Julia Löhr, geb. Mann kannten sich aus Lübeck, wo sie Schulfreundinnen waren. Ab 1899 (Giulia war nach ihrer Hochzeit mit Eugen Knözinger nach München zurückgekehrt) pflegte das Ehepaar Knözinger engen gesellschaftlichen Verkehr mit der Mutter Julia Mann und den beiden bei ihr wohnenden Töchtern Julia und Clara.
In seinem Roman Doktor Faustus beschreibt, besser gesagt karikiert Thomas Mann das Ehepaar folgendermaßen:

„Der Mann, Konrad Knöterich, autochthon münchnerisch, dem Ansehen nach einem alten Germanen, Sugambier oder Ubier gleich – es fehlte nur obenauf der gedrehte Haarschopf – von unbestimmt künstlerischer Beschäftigung – er wäre wohl eigentlich Maler gewesen, dilettierte aber im Instrumentenbau und spielte recht wild und ungenau das Cello, wobei er heftig durch seine Adlernase schnob – die Frau, Natalia, brünett mit Ohrringen und schwarzen, in die Wangen sich biegenden Ringellöckchen, von spanisch-exotischem Einschlag und ebenfalls malerisch tätig.“

Peter de Mendelssohn, der Biograf Th. Manns hat dieses Bild zumindestens im Hinblick auf den Ehemann zurechtgerückt. mit der Lebensgeschichte Giulias scheint er sich weniger beschäftigt zu haben:

„Oberpostrat Knözinger scheint in diese Gesellschaft nicht recht zu passen; in Wahrheit gehörte er in doppelter Hinsicht dazu. Seine Frau hieß ebenfalls Julia und bestand darauf, daß man sie nach italienischer Art Giulia oder Dschulia nenne, aber das war eine Albernheit; denn Julia Knözinger war eine geborene Mannhardt aus Lübeck, eine den Manns wohlbekannte Familie und sie hatte eine ebenfalls nach München ‚zugereiste‘ Schwester, die eine Lübecker Schulfreundin Lulas gewesen und mit einem Ur-Lübecker aus dem Hauses Kulenkamp verheiratet war. Oberpostrat Knözinger indessen, ein Ur-Bayer, war nicht nur ein sozusagen eingeheirateter Lübecker, sondern außerdem und vor allem in seiner Mußezeit ein leidenschaftlicher Musikus, Geigenbauer und Virtuos auf sämtlichen Streichinstrumenten, und ein sehr lustiger und humorvoll-komischer Mann dazu, (…). Er war ein enger Freund von Joseph Ruederer, und durch ihn scheint Thomas Mann schon bald nach seiner Ankunft in München Ruederer und die ‚Nebenregierung‘ kennengelernt zu haben. Dieser Kreis, zu dem auch der österreichische Schriftsteller Heinrich Steinitzer gehörte, verbrachte im Sommer regelmäßig einige gemeinsame Ferienwochen in Starnberg und Feldafing und ebendort ließ Heinrich Mann zehn Jahre später den Oberpostrat Knözinger unter dem Namen ‚Gugigl‘ in seinem Roman Zwischen den Rassen auftreten. Auch Thomas Mann fand Knözinger sehr notierenswert. Er trug seine Adresse mehrfach ins Notizbuch ein.“
(vgl. P. de Mendelssohn, Der Zauberer, Teil I: 1985 - 1905, S. 167)

Der hier erwähnte Schriftsteller Heinrich Steinitzer war von 1896 bis 1913 ebenfalls Mitglied im Verein für Fraueninteressen.


Letzte Änderung

geändert: 25.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Giulia Mannhardt, verh. Knözinger“/ID 136, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Louise Max-Ehrler

Persönliche Daten

Name: Max-Ehrler
Vorname:Louise
auch Luise
Geburtsname: Ehrler von Erlenburg
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 10.08.1850
Geburtsort: Florenz
Italien
Todestag: 23.08.1921
Sterbeort: Salzburg
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Unterricht bei Prof. Lauffer, Direktor der Akademie der Bildenden Künste in Prag
Studium bei Joseph Flüggen in München
Studium bei Hans Makart in Wien
Zeichenlehrerin und Kunstmalerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Kaiserreich Österreich

Familie

Vater Franz Ehrler von Erlenburg österreichischer Oberstleutnant 1816 Südböhmen - 1876 Prag
Mutter Theresia Ehrler von Erlenburg, geb. Aumüller 1822 Wien - 1866 Wien
Bruder Guido Ehrler von Erlenburg Oberstleutnant 1853 Italien

Familienstand

verheiratet mit 1877 Professor Heinrich Max Kunstmaler, Genremaler, Photograph 1847 Prag - 1900 München
verwitwet seit 1900

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1908    
1896 bis 1898 Frau Professor Max-Ehrler Findlingsstr. 20  
1899 bis 1900 Frau Professor Max-Ehrler Findlingsstr. 22 / II Querbau  
1901 bis 1902 Frau Professor Max-Ehrler Herzogstr. 18 / III  
1903 bis 1908 Frau Professor Max-Ehrler Herzogstr. 10 / III  

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Wegen der Dienstunfähigkeit schmälerte sich auch das pekuniäre Einkommen und flehentlich bat Louise ihre Mutter, sie zur Zeichnungslehrerin ausbilden zu lassen, damit sie sich ihre Selbständigkeit schaffe und nicht gezwungen werde, einmal einer Versorgung wegen, zu heiraten. Ihr Wunsch wurde erfüllt, und Ehrlers zogen deshalb nach Wien. (...)“
(Allgemeine Kunst-Chronik, 20.Jg., Heft 12, S.1)


Ausstellungen

1894 55. Jahres-Ausstellung des Kunstvereins für Böhmen im Rudolfinum in Prag: "Prost!", Ölgemälde
1894 Weihnachtsausstellung in Wien: "2 Panneaux", Ölgemälde
1894 Jahres-Ausstellung im königl. Glaspalast: "Vorbei"
1886 Jubiläums-Ausstellung der Königlichen Künste Berlin
1895 Kunstausstellung im Glaspalast: "An das Christkindl", Ölgemälde
1896 57. Jahres-Ausstellung des Kunstvereins für Böhmen im Rudolfinum in Prag: "Himmelskönigin", "Stilleben", "das Glückseisen"
1900 Ausstellung im Kunstverein München
1902 Ausstellung im Kunstverein München: "Madonnenbild"


Gemälde von Luise Max-Ehrler

Louise Max-Ehrler: Trachtenporträt
(Aus: Wikimedia Commons, the free media repository)
Louise Max-Ehrler: Neueste Nachrichten
(Aus: Wikimedia Commons, the free media repository)
Louise Max-Ehrler: Frauenporträt
(Aus: Wikimedia Commons, the free media repository)

Quellen und Literatur

Max-Ehler, Luise, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd105080404X.html [22.08.2024]

Stadtarchiv München: PMB Max, Heinrich
Kunst-Nachrichten, in: Allgemeine Kunst-Chronik, Illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater und Litteratur, Hrsg. P. Albert, 18. Bd, Nr.1, München Januar 1894, S.13, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11471142?page=44%2C45, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Hantschel, F.: Bildende Kunst, in: Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs, 17. Jg., 2. Heft, Juni 1894, S. 165f., online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11556485?page=172%2C173, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Bayerische Chronik, in: Allgemeine Zeitung, 96. Jg., Nr. 202 Morgenblatt vom 24.07.1894, S.6, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00085567?page=262%2C263, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Kunstausstellung im Glaspalast, in: Münchner Neueste Nachrichten, 48.Jg, Nr. 342, Vorabendblatt vom 27.07.1895, S.4, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00129742?page=310%2C311, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Pietsch, Ludwig: Die deutsche Malerei der Gegenwart auf der Jubiläumsausstellung der Kgl. Akademie der Künste zu Berlin 1896
Hantschel, F.: Kunstbrief. Prager Weihnachtsausstellung 1895 und Kunstausstellung 1896, in: Mittheilungen des Nordböhmischen Excursions-Clubs, red. von A. Paudler und F. Hantschel, 20. Jg., Leipa 1897, S.65 - 70, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11800988?page=72%2C73, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Eine moderne Angelika Kauffmann, in: Allgemeine Kunst-Chronik, Illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater und Litteratur, 20.Jg., Heft 12, 1896, S. 1ff., online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11788743?page=294%2C295, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896-1908
Kunstverein, in: Münchner Neueste Nachrichten, 53. Jg., Nr.149, Morgen-Blatt vom 29.03.1900, S.2, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00134148_00577_u001?page=2%2C3, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Kunstverein München, in: Münchener Neueste Nachrichten, 55. Jg., Nr. 463 vom 06.10.1902, S.3, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00134110?page=702%2C703, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Kunstunterricht, in: Münchner Neueste Nachrichten, 55. Jg.  Nr. 463, vom 06.10.1902, S.3, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00134110?page=702%2C703, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Max-Ehrler, Luise, Eintrag in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13, Leipzig 1908, S. 473, online: http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Max-Ehrler
Max-Ehrler, Luise, in: Wikimedia, online: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Luise_Max-Ehrler?uselang=de, zuletzt eingesehen am 26.04.2024
Vollmer, Hans (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler. Von der Antike bis Gegenwart. Leipzig 1929, S. 289
Petteys, Chris: Dictionary of Women Artists. An international dictionary of women artists born before 1900, Boston 1985


Anmerkungen

Louise Ehrler von Ehrlenburg lebte bis zu ihrem 14. Lebensjahr in Italien, danach zog die Familie wegen Versetzung des Vaters nach Ungarn, bzw. Galizien. Nach dessen Verwundung in der Schlacht von Königsgrätz (1866) verschlechterte sich die finanzielle Situation der Familie und sie begann eine Ausbildung zur Zeichenlehrerin in Wien. Die Mutter starb an Cholera, der Vater heiratete ein zweites Mal und die Familie zog nach Prag, wo Louise weiter in Malen und Zeichnen ausgebildet wurde.
Als 27jährige heiratete sie den Maler Heinrich Max und nannte sich fortan Max-Ehrler. Das junge Ehepaar lebte zunächst in Wien, dort wurde Hans Makart ihr Lehrer. 1886 übersiedelte Louise Max-Ehrler mit ihrem Ehemann endgültig nach München, wo sie ihre Studien bei ihrem Schwager, dem Maler Gabriel von Max, fortsetzte. Ein breites Oeuvre zeugt von ihrer Produktivität. Ihr hinterlassenes Gesamtwerk übersteigt sowohl qualitäts- als auch zahlenmäßig das ihres Ehemannes bei Weitem. Ihr Mann wiederum führte in München ein Photoatelier und trat weniger als Maler hervor. Spätestens nach dem Tod ihrers Mannes im Jahr 1900 begann sie, Malkurse zu geben.
Verwitwet verließ sie München und zog nach Aigen/Salzburg in die Nähe ihres Bruders, wo sie 1920 auch starb.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Louise Max-Ehrler“/ID 132, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Emma Henriette Merk

Persönliche Daten

Name: Merk
Nach ihrer Eheschließung mit Max Haushofer: Haushofer-Merk
Vorname:Emma Henriette
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 15.06.1854
Geburtsort: München
Todestag: 11.07.1925
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Schriftstellerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

© Familienarchiv Haushofer
Emma Haushofer-Merk
© Münchner Stadtmuseum
Emma Haushofer-Merk
© Verein für Fraueninteressen
Grabstätte der Vereinsmitglieder Emma Haushofer-Merk, Marie Haushofer und Max Haushofer

Familie

Vater Eduard Gottfried Merk Genre- und Historienmaler 1816 - 1888
Mutter Margarethe Merk, geb. Schreiner 1823 - 1889
Bruder Albert Aloysius Eduard Merk Kaufmann 1841 - 1884
Schwester Luise Merk (genannt Ludovika) 1842 - 1895
Schwester Wilhelmine Emma Merk (genannt Mine) 1843 - 1923
Bruder Otto Eduard Merk 1847 - 1851
Bruder Max Ernst Merk 1848 - 1874
Schwester Henrietta Laura Merk Damenschneiderin 1857 - 1936
Bruder Eduard Albert Merk Kunstmaler 1859 - 1905

Familienstand

verheiratet mit 1902 Max Haushofer Professor der Nationalökonomie und Schriftsteller 1840 München - 1907 Bozen / Italien
verwitwet seit 1907
Max Haushofer war seit 1897 ebenfalls Mitglied im Verein für Fraueninteressen. Emma hatte 3 erwachsene Stiefkinder aus der ersten Ehe ihres Mannes Max: Karl Haushofer, Alfred Haushofer und Marie Haushofer (ebenfalls Vereinsmitglied).

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1895 Frl. Emma Merck Gründungsmitglied nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894 (in dieser Schreibweise des Namens).
1896 bis 1898 Fräulein oder Frl. Emma Merk Schönfeldstr. 5 / II  
1899 bis 1899 Frl. Emma Merk Schönfeldstr. 13 / II  
1900 bis 1901 Frl. Emma Merk Von-der-Tann-Str. 29 / III  
1903 bis 1903 Frau Professor Haushofer Königinstr. 10 / II Mitglieder-Verzeichnis von 1902 fehlt. Seit 1903 wohnte sie in der Königinstr. 19/II zusammen mit Max Haushofer und dessen Tochter Marie Haushofer. Nach seinem Tod wohnte sie weiterhin mit Marie Haushofer zusammen.
1904 bis 1905 Frau Professor Haushofer-Merk Königinstr. 10 / II  
1907 bis 1911 Frau Prof. Haushofer Königinstr. 10 / II  
1913 bis 1916 Frau Emma Haushofer-Merk Königinstr. 10 / II  

Vereinsämter

1894bis 1895 Vorstandsmitglied als Beisitzerin vgl. Anita Augspurg an Hedwig Kettler in ihrem Schreiben vom 26.04.1894
1896 Mitglied des Vorstands als Schriftführerin
1897 Mitglied der Ladnerinnen-Kommission; Mitglied des Vorstands als Schriftführerin
1898bis 1900 Vorstandsmitglied als 2. Schriftführerin
1901bis 1902 Vorstandsmitglied als 2. Schriftführerin, Mitglied der Rechtsschutzstelle
1907 Mitglied der Pressekommission
1908bis 1909 Mitglied des Vorstands als Beisitzerin; Mitglied der Rechtsschutzstelle und der Pressekommission
1910 Mitglied des Vorstands als Beisitzerin; Mitglied der Rechtsschutzstelle und der Jugendgruppe
1911 Mitglied des Vorstands als Bibliothekarin; Mitglied der Rechtsschutzstelle und der Jugendgruppe
1912bis 1913 Erste Vorsitzende des Vereins Amtsdauer war von vornherein auf ein Jahr beschränkt.
1913bis 1918 Mitglied des Vorstands als II. Vorsitzende
1918bis 1924 Mitglied im Beirat des Vereins für Fraueninteressen

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1909 im Vorstand des Nationalliberalen Vereins
1913 gründete sie zusammen mit der Schriftstellerin Carry Brachvogel (ebenfalls Vereinsmitglied) den Verein Münchner Schriftstellerinen, deren Vorsitzende sie bis zu ihrem Tode war


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Emma Merk bzw. Emma Haushofer-Merk bzw. Frau Professor Haushofer in den Jahresberichten.

„Mein Bildungsgang war der im vorigen Jahrhundert gewöhnliche: bis zum 16. Jahre das Mädcheninstitut von Fräulein Ascher. Ich habe seit Jahren für die gelesensten Zeitschriften geschrieben, und wenn ich mich auch nicht zu den 'Größten' unter den weiblichen Autoren rechnen darf, ich bin's zufrieden, daß so mancher in nah und fern meine Geschichten zur Hand nehmen und sich von ihnen eine Stunde kürzen lassen mag.“
(zit. nach Zils: Geistiges und künstlerisches München, S. 149.)


Eigene Publikationen

Merk, Emma: Ein Liebestraum, Stuttgart 1888
Merk, Emma: Was ein Jahr bringt, Stuttgart 1891
Merk, Emma: Evas Töchter, München 1893
Merk, Emma: Aus Mitleid, Leipzig 1897
Merk, Emma: Chiemsee-Novellen, Leipzig 1897
Merk, Emma: In enger Gasse. Die Trennung. Zwei Novellen, Leipzig 1897
Merk, Emma: Das Klosterkind, Berlin 1899
Merk, Emma: Irrwege der Liebe, Berlin 1899
Merk, Emma: Die ersehnte Stunde, Leipzig 1900
Haushofer-Merk, Emma: Drei Frauen. Münchener Roman, Dresden/Leipzig 1902
Haushofer-Merk, Emma: Das Rätsel der Bergnacht, Berlin 1903
Haushofer-Merk, Emma: Die junge Generation, Berlin 1903
Haushofer-Merk, Emma: Wie es gehen kann, in: Mitteilungen aus der bayrischen Frauenbewegung, II. Jg. Nr. 2 vom 15.11.1903
Haushofer-Merk, Emma: Antwort auf einen „Frauenbrief“, in: Mitteilungen aus der bayrischen Frauenbewegung, II. Jg. Nr. 8 vom 15.02.1904 und Nr. 9 vom 01.03.1904
Haushofer-Merk, Emma: Freundinnen, Berlin 1905
Haushofer-Merk, Emma: Mädchen von heute, Schkeuditz 1905
Haushofer-Merk, Emma: Frauengestalten. Erzählungen, Berlin 1906
Haushofer-Merk, Emma: Neuland. Novelle, Stuttgart 1907
Haushofer-Merk, Emma: Seine Frage und andere Novellen, Leipzig 1909
Haushofer-Merk, Emma: Neue Frauen, alte Liebe, Berlin 1911
Haushofer-Merk, Emma: Urteile du! Berlin 1912
Haushofer-Merk, Emma: Der Pakt mit dem Himmel, Leipzig 1913
Haushofer-Merk, Emma: Luxuspflänzchen und andere Novellen, Leipzig 1914
Haushofer-Merk, Emma: An die Frauen Münchens! in: Vereins-Anzeiger des Stadtbundes Münchner Frauen-Vereine, 1. Jg. Nr. 8 vom 01.10.1914, S. 1
Haushofer-Merk, Emma: Die Lierbachs-Mädeln. Münchner Roman, Berlin 1917. Neuausgabe: Richardsen, Ingvild (Hg.) München 2016
Haushofer-Merk, Emma: Weiße Lilie, Heilbronn 1918
Haushofer-Merk, Emma: Die Gewissensbisse des Ignatius Stupfer und das Lieserl. Zwei Erzählungen aus dem Alten München, Leipzig 1921
Haushofer-Merk, Emma: Spieglein, Spieglein an der Wand! Stuttgart 1921
Haushofer-Merk, Emma: Es wetterleuchtete. Münchener Roman aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts, Leipzig 1922. Neuausgabe: Richardsen, Ingvild (Hg.), München 2015
Haushofer-Merk, Emma: Alt-Münchener Erzählungen. Neuausgabe: Richardsen, Ingvild (Hg.), München 2015


Quellen und Literatur

Haushofer-Merk, Emma, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd116539801.html [22.08.2024]
Stadtarchiv München: PMB Edmund Merk
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.4.1894
Jahresberichte des Vereins für Fraueninteressen 1896 bis 1926
Pataky, Sophie: Merk, Frl. Emma. In: Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd. 2, Berlin 1898, S. 36
Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Bd. 1 und Bd. 8, Leipzig 1913
Zils, Wilhelm: Geistiges und künstlerisches München in Selbstbiographien, München 1913, S. 149
Reuter, Gabriele: Vom Kinde zum Menschen, Berlin 1921, S. 426
Raff, Helene: Blätter vom Lebensbaum, München 1938, S. 213-217
Archiv Verein für Fraueninteressen München: Materialzusammenstellung über Emma Haushofer-Merk von Renate Lindemann, Sign.: AO007
Lindemann, Renate: 100 Jahre Verein für Fraueninteressen, hrsg. vom Verein für Fraueninteressen, München 1994
Häntzschel, Hiltrud: „O Deutschland, o Mutter!“. Münchner Schriftstellerinen im Spannungsfeld von Frieden und Krieg, in: Krafft, Sybille (Hg.): Zwischen den Fronten. Münchner Frauen in Krieg und Frieden 1900-1950, München 1995, S. 123-145
Wedel, Gudrun: Haushofer-Merk, Emma, in: Dies.: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon, Köln 2010, S. 323
Richardsen, Ingvild: „Modernsein“. Emma Haushofer-Merk und Carry Brachvogel. Die bürgerliche Frauenbewegung und der erste bayerische Schriftstellerinnen-Verein in der Maxvorstadt (1913-1933), in: Bäumler, Klaus (Hg.); Fromm, Waldemar (Hg.): Erkundungen der Maxvorstadt. Topographie und Erinnerung, München 2017, S. 67-104
Richardsen, Ingvild: Emma Haushofer-Merk (1854-1925) und Max Haushofer (1840-1907), in: Dies. (Hg.): Evas Töchter. Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung 1894-1933, München 2018, S. 66-79
Richardsen, Ingvild: Die moderne Frauenbewegung und der Münchner „Schriftstellerinnen-Verein“ (1913-1933), in: Fromm, Waldemar (Hg.); Knedlik, Manfred (Hg.); Schellong, Marcel (Hg.): Literaturgeschichte Münchens, Regensburg 2019, S. 330-335
Stephan, Michael: Neue Begegnungen mit den Haushofers, in: Literatur in Bayern, 35. Jahrg. (2020), Heft 141, S. 35-36


Anmerkungen

Ebenfalls Mitglieder im Verein waren: ihr Ehemann Max Haushofer, ihre Stieftochter Marie Haushofer (ID 39) sowie die Ehefrau ihres Stiefsohns Karl, Martha Haushofer, geborene Mayer-Doss. Die Haushofers spielten eine bedeutende Rolle für die Entwicklung des Vereins für Fraueninteressen vor dem erstem Weltkrieg. Zwei Mitglieder (Emma Merk und Marie Haushofer) gehörten nachweislich zu den Gründungsmitgliedern der „Gesellschaft für geistige Interessen der Frau“. Emma Haushofer-Merk wurde auf der Fraueninsel im Chiemsee im Familiengrab ihres Ehemannes beigesetzt. Ein großer Teil ihres Nachlasses befindet sich im Literaturarchiv der Monacensia. Die Unterlagen zum Münchener Schriftstellerinnen-Verein befinden sich hingegen im Stadtarchiv München unter Vereine Nr. 2168.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Emma Merk“/ID 66, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Else Amalie Messerschmitt

Persönliche Daten

Name: Messerschmitt
Vorname: Else Amalie
auch Elsa oder Elsie
Geburtsname: Fellerer
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 27.04.1872
Geburtsort: Stuttgart
Todestag: 07.12.1919
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Amerikanische Staatsangehörigkeit
Elsa wurde zwar in Stuttgart geboren, ihr Vater war jedoch zum Zeitpunkt ihrer Geburt amerikanischer Staatsbürger

"Else von Marr mit großer Pelzstola"
Else Messerschmitt porträtiert von ihrem 2. Ehemann Carl von Marr 1918.
(Aus: Wikimedia Commons, the free media repository)

Familie

Vater Dr. med. Eduard Fellerer kgl. Hofrath und prakt. Arzt 1827 Lechhausen - 1908 München
 Die Ernennung zum Hofrat erfolgte 1897.
Mutter Klara Fellerer, geb. Rein 1826 Leipzig - 1892 München
Schwester Bertha Fellerer 1852 Vermont/ USA
 seit 1875 mit dem Pianofortefabrikanten Georg Förtner verheiratet. Nach seinem Tod 1906 übernahm sie seine Firma, die allerdings mit Klavieren nur noch handelte, sie aber nicht mehr selbst herstellte.

Familienstand

verheiratet in erster Ehe 1894 Pius Ferdinand Messerschmitt Kunstmaler und Kgl. Professor 1858 Bamberg - 1915 München
verwitwet seit 1915
verheiratet in zweiter Ehe 1916 Carl von Marr Kunstmaler, Kgl. Professor und Akademiedirektor 1858 Milwaukee (USA) - 1936 München

Kinder

Klara Dora Messerschmitt, verh. Storp 1901 München
Emilie Gertrude Messerschmitt 1905
In der Todes-Anzeige für Pius Ferdinand Messerschmitt wurde die jüngere Tochter Ruth genannt.
Beide wurden von Carl von Marr an Kindes Statt angenommen (05.08.1918) und trugen fortan den Nachnamen Marr.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1901   Die Mitgliedsliste von 1902 fehlt. 1903 ist sie kein Vereinsmitglied mehr.
1896 Frau Else Messerschmitt Hildegardstr. 2  
1897 bis 1898 Frau Messerschmitt Hildegardstr. 2  
1899 bis 1900 Frl. Messerschmitt Hildegardstr. 2a / I Das Fräulein ist vermutlich ein Versehen
1901 Frau Elise Messerschmitt Hildegardstr. 2a / I.  


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Eduard Fellerer
Stadtarchiv München: PMB Ferdinand Pius Messerschmitt
Getraute, in: Der Bayerische Landbote, 51. Jg., Nr. 194 v. 20.08.1875, S. 3
Verehelichungszeugnisse, in: Münchner Neueste Nachrichten, 47. Jg., Nr. 245 General Anzeiger vom 30.05.1894, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00129515?page=320,321, zuletzt eingesehen am 23.02.2024, S. 1
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnisse 1896 bis 1901
Todes-Anzeige Herr Pius Ferdinand Messerschmitt, in:
Münchner Neueste Nachrichten, 68. Jg. Nr. 556, Vorabend-Blatt v. 31.10.1915, S. 8, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131390_00467_u001?page=474, zuletzt eingesehen am 25.02.2024
Nachruf auf Pius Ferdinand Messerschmitt, in: Münchner Neueste Nachrichten, 68. Jg. Nr. 557 Morgenblatt v. 31.10.1915, S. 2, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131390_00475_u001?page=476,477, zuletzt eingesehen am 23.02.2024
Professor Pius Ferdinand Messerschmitt, in: Münchner Neueste Nachrichten, 68. Jg., Nr. 561, Vorabendblatt v. 03.11.1915, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131391_00025_u001?page=28,29, zuletzt eingesehen am 23.02.2024
Carl v. Marr, in: Münchner Neueste Nachrichten, 77. Jg., Nr. 119 v. 04.05.1924, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133527_00087_u001?page=88,89, zuletzt eingesehen am 24.02.2024
Carl von Marr zu seinem 70. Geburtstag, in: Münchner Neueste Nachrichten, 81. Jg., Nr. 44 v. 14.02.1928, S. 4, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133695?page=330,331, zuletzt eingesehen am 25.02.2024
Herber, Anne-Kathrin: Frauen an deutschen Kunstakademien im 20. Jahrhundert. Ausbildungsmöglichkeiten für Künstlerinnen ab 1919 unter besonderer Berücksichtigung der süddeutschen Kunstakademien. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, Heidelberg 2009, S. 77 - 90
Marr, Carl von, in: Wikimedia, online: https://commons.wikimedia.org/w/index.php?search=Carl+von+Marr&title=Special:MediaSearch&go=Seite&uselang=de&type=image, zuletzt eingesehen am 11.03.2024


Anmerkungen

Else Amalie Messerschmitt, geb. Fellerer, wurde 1872 als Tochter des amerikanischen Staatsbürgers und praktischen Arztes Dr. med. Eduard Fellerer und seiner Ehefrau Clara Fellerer, geb. Rein, in Stuttgart geboren. Ihre einzige Schwester Bertha war 20 Jahre älter als sie und heiratete 1875 den „Pianofortefabrikanten“ Georg Förtner, so dass Else praktisch als Einzelkind in München aufwuchs. Auch ihr Vater, geboren in Lechhausen, war in München groß geworden und hatte dort das Kgl. Alte Gymnasium besucht. Wann genau und aus welchen Gründen er Deutschland verließ, um in die USA auszuwandern, wissen wir nicht. So wurde seine Tochter Bertha 1852 in Vermont geboren, das amerikanische Bürgerrecht erhielt er im Jahr 1858 in St. Louis/Missouri. 1866 kehrte er vorübergehend nach München zurück, ließ sich aber erst 1874 endgültig dort nieder, engagierte sich in ärztlichen Standesorganisationen und war seit 1880 langjähriges Mitglied im Kunstverein München. Erst 1903 beantragte er das Heimat- und Bürgerrecht und wurde bayerischer Staatsbürger.
Auch Elsa Fellerers erster Ehemann und Vater ihrer beiden Töchter, der Kunstmaler Pius Ferdinand Messerschmitt, war schon als junger Mann viel herumgekommen, reiste in die Schweiz, die Niederlande, nach Belgien und hatte als 20jähriger die Weltausstellung in Paris besucht. 1880 kam er an die Münchener Akademie, die spätere Akademie für Bildende Künste, wo er 1912 eine Professur erlangte. Er engagierte sich in zahlreichen Künstlervereinigungen und nahm intensiv am gesellschaftlichen Leben in München teil. Wir können davon ausgehen, dass sowohl in Elses Elternhaus als auch in ihrer jungen Ehe eine weltoffene, für neue Ideen empfängliche Atmosphäre herrschte. Ihre Mitgliedschaft in der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau, der sie als eine Vertreterin der ganz jungen Generation angehörte, endete jedoch bereits 1901. Im gleichen Jahr wurde ihre Tochter Klara Dora Messerschmitt geboren, vier Jahre später Tochter Emilie Gertrude.
1915 erlag Pius Ferdinand Messerschmitt einem langjährigen Leiden. Im Jahr darauf heiratete die Witwe seinen besten Freund und bedeutenden Kollegen, den Deutschamerikaner Carl Ritter von Marr. Drei Jahre später starb Else v. Marr im Alter von 47 Jahren. Nach der Berufung Carl von Marrs zum Rektor der Akademie der bildenden Künste in München 1919 wurden unter seiner Leitung zum Wintersemester 1920/21 erstmals Frauen zum Studium an der Akademie zugelassen, ein weiterer, hart erkämpfter Meilenstein für die Münchener Frauenbewegung.
Das Familiengrab Messerschmitt/Marr, befindet sich auf dem Waldfriedhof Solln.


Letzte Änderung

geändert: 30.04.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Else Amalie Messerschmitt“/ID 126, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de

Eda Helena Metger

Persönliche Daten

Name: Metger
Vorname:Eda Helena
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Eda Metger wurde in der Deutsch-Reformierten Kirche Emdens getauft.
Geburtstag: 01.05.1848
Geburtsort: Emden
Todestag: 14.07.1921
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Malerin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

© Upstalsboom-Gesellschaft
Grabstein auf Friedhof Aurich
aus: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 296, Jg. 74, vom 16.07.1921/17.07.1921, S.8

Familie

Vater Floreus Hermann Metger Kaufmann und Stadtverordnetenvorsteher 1805 - 1865
Mutter Gepkea Johanna Engelina Metger, geb. Kempe 1812 - 1893
Schwester Deddina Metger, verh. de Pottere 1843 Aurich - 1935 Aurich

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1915    
1894 bis 1896 Frl. Eda Metger Gründungsmitglied nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894
1896 bis 1905 Frl. Eda Metger Schellingstr. 74  
1897 bis 1900 Frl. Eda Metger Rambergstr. 1 / III rechts  
1906 bis 1908 Frl. Eda Metger Aufenthalt in Paris, lt. Mitgliedsverzeichnissen von 1906/07 und 1908
1909 bis 1913 Frl. Eda Metger Konradstr. 11  
1913 bis 1916 Frl. Kunstmalerin Eda Metger Konradstr. 11  

Vereinsämter

1894bis 1897 I. Cassiererin Laut Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894
1898bis 1902 2. Kassiererin
1898 Mitglied der Kommission zur Vorbereitung einer Rechtsschutzstelle
1900bis 1905 Mitarbeiterin der Rechtsschutzstelle
1913 Mitglied des Komités der Jugendgruppe
1914 Mitarbeit in der Obstverwertungsstelle
1914bis 1920 Beiratsmitglied
1915bis 1918 Leitung der Nähstube des Vereins für Fraueninteressen (mit Carry Brachvogel) Die Nähstube wurde am 1. Oktober 1914 als Lehrwerkstätte eröffnet

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1891 - 1894 Mitglied im Künstlerinnenverein
1894 - 1897 Außerordentliches Mitglied in der Münchner Künstlergenossenschaft


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Eda Metger in den Jahresberichten


Ausstellungen

1903 Münchner Jahresausstellung im kgl. Glaspalast


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Metger, Eda
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.04.1894
Tätigkeitsberichte der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau bzw. des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896 bis 1916
Kataloge der Kunstausstellung im Münchner Glaspalast 1883 bis 1908 sind online einsehbar unter https://www.arthistoricum.net/themen/textquellen/glaspalast
Todes
anzeige Eda Metger in: Münchner Neueste Nachrichten, 74.Jg., Nr. 296 vom 16.07.1921, S.8, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb00133267_00269_u001?page=276,277
Auskunft des Stadtarchivs Emden (Dr. Rolf Uphoff) vom 17.05.2018 mit Auszug aus dem „Kirchennebenbuch der Deutsch-Reformierten Kirche: Geburten“


Anmerkungen

Die Familie Metger gehörte zum Emder Patriziat und bekleidete Rats-und Verwaltungsämter. Wir wissen nicht, was Eda Metger nach München brachte, aber es könnten die Möglichkeiten für künstlerische Betätigungen gewesen sein. In München arbeitete sie als Malerin und nahm an Ausstellungen teil. Im Verein war sie ein aktives Mitglied, das zahlreiche Ämter inne hatte.
Eda Metger wurde in Aurich beigesetzt. In ihrer Todesanzeige in den MNN steht ein Oberstleutnant a.D. Hieronimus Metger für die Familie Metger, die genaue Verwandtschaftsbeziehung konnten wir noch nicht klären.

Spuren

Der „Offizielle Katalog der Münchner Jahresausstellung im kgl. Glaspalast von 1903“ im Verlag der Münchner Künstlergenossenschaft führt ein Bild von Eda Metger mit dem Titel „Herrenbildnis“ auf. Wir sind auf der Suche nach Werken von Eda Metger, bzw. deren Abbildungen.


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