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Luise Antoinette (von) Ranke

Persönliche Daten

Name: Ranke
Vorname: Luise Antoinette (von)
Geburtsname: Tiarks
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 24.06.1831
Geburtsort: Jever
Todestag: 01.06.1904
Sterbeort: München
Staatsangehörigkeit bei Geburt: Großherzogtum Oldenburg

Gut Laufzorn auf alter Postkarte
Seit 1860 im Besitz des Ehepaars Ranke

Familie

Vater Johann Ludwig Tiarks Lehrer, Bibliothekar, Astronom und Landvermesser 1789 Waddewarden - 1837 Jever
Mutter Auguste Antoinette Sophie Tiarks, geb. Toel 1792 Jever - 1836 Jever
Anmerkung zur Familie: Keines der Geschwister erreichte das Erwachsenenalter

Familienstand

verheiratet mit seit 1856 Heinrich Israel von Ranke Professor und Pädiater, Direktor des Haunerschen Kinderspitals in München 1830 Rückersdorf - 1909 München
1891 mit Verleihung des Verdienstordens der bayrischen Krone in den Ritterstand und 1893 in den erblichen Adelsstand erhoben.

Kinder

Amalie Elisabeth (Amy) (von) Ranke, verh. Graves 1857 - 1951
Amalie Elisabeth und Alfred Perceval Graves waren die Eltern des Schriftstellers Robert von Ranke-Graves
Selma Adeline (Lily) (von) Ranke, verh. von Ranke 1859 - 1946
verheiratet mit Fried(u)helm von Ranke (Cousin), einem Sohn von Leopold von Ranke
Klara (von) Ranke, verh. von Faber du Faur 1860 - 1944
verheiratet mit Alexander Otto von Faber du Faur
Friedrich Israel Ranke 1861 - 1861
Friedrich (Fred) Israel (von) Ranke 1862 - 1929
verheiratet mit Emma Ehrmann
Sophie (von) Ranke, verh. von Faber du Faur 1864 - 1917
verheiratet mit Hans von Faber du Faur
Luise (von) Ranke 1865 - 1873
Heinrich (Harry) (von) Ranke 1867 - 1958
Agnes (Sissy) (von) Ranke, verh. von und zu Aufseß 1869 - 1955
verheiratet mit Ferdinand Hans Karl Siegfried Freiherr von und zu Aufseß und ebenfalls Vereinsmitglied
Robert Ludwig (von) Ranke 1873 - 1926
verheiratet mit Isabella Maria Lud. Fischler Gräfin von Treuberg

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1901    
1896 bis 1901 Frau Professor von Ranke Sophienstr. 3  

Quellen und Literatur

Mutzenbecher, August: Tiarks, Johann Ludwig, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 39, Leipzig 1895, S. 92–94, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11574332?page=104,105
Tätigkeitsberichte des Vereins für Fraueninteressen 1896 bis 1901
Friedl, Hans: Tiarks, Johann Ludwig, in: Friedl, Hans u. a. (Hrsg.): Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg. Hrsg. im Auftrag der Oldenburgischen Landschaft. Isensee, Oldenburg 1992, S. 752–753, online: www.lb-oldenburg.de/pdf/biohandb/t.pdf
Voigt, Christopher: Ranke, Gelehrtenfamilie (z. T. preuß. Adel (1865) und bayr. Adel (1893)
( ev. und kath.), in: Neue Deutsche Biografie (NDB), Berlin 2003, S. 138 - 140, online: http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00016339/image_153
Graves, Robert: Good-bye to all that. An Autobiography, Oxford 1929, S. 8 ff. und 28 f.
Hirner, Andrea: Frischer und lustiger Ort. Schafe, Ziegel und Pferde. Das ehemalige Wittelsbacher Gut Laufzorn hat eine wechselvolle Geschichte, In: Bayerische Staatszeitung, Nr. 47, v. 21.11.2015, gekürzt online: https://www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/unser-bayern/detailansicht-unser-bayern/artikel/frischer-und-lustiger-ort.html#topPosition


Anmerkungen

Die Familien Tiarks und von Ranke

Luise Antoinette Tiarks stammte aus einer deutsch-dänischen Familie. Ihr Vater war der bedeutende Lehrer, Bibliothekar und Astronom Johann Ludwig Tiarks (1789 – 1837) aus Waddewarden. Er hatte in Göttingen zunächst Theologie studiert, wandte sich dann aber den Naturwissenschaften (Mathematik, Physik und Mineralogie) zu. 1810 ging er nach London. Dort machte er als Bibliothekar am British Museum, später als britischer Grenzkommissar und Landvermesser (in Britisch-Kanada, im östlichen Atlantik und im Ärmelkanal) Karriere. 1825 wurde er als „Fellow“ in die Royal Society aufgenommen. 1831 kehrte er nach Jever zurück. Im gleichen Jahr wurde Luise Tiarks geboren. Sie wurde aber schon 1837 Vollweise. Wo sie danach aufwuchs, wissen wir leider nicht.
1856 heiratete Luise Tiarks in London den Mediziner Heinrich Israel Ranke. Heinrich Ranke stammte aus einer bayerisch-preußischen Gelehrtenfamilie, der Historiker Leopold von Ranke war ein Bruder seines Vaters. Seit 1851 arbeitete er in London am Deutschen Hospital und war während des Krimkrieges zeitweise als Zivilarzt in Smyrna und auf der Krim tätig. Danach spezialisierte er sich auf Kinderheilkunde. Seit 1857 in München, habilitierte er sich zwei Jahre später an der Ludwig-Maximilians-Universität für Pädiatrie. 1866 wurde ihm die Leitung der Pädiatrischen Poliklinik übertragen. Seit 1874 auch als Hochschullehrer tätig, stieg er 1886 zum ersten Direktor der neu geschaffenen Universitätskinderklinik, dem Dr. von Haunerschen Kinderspital in der Lindwurmstraße auf.
Zwischen 1857 und 1873 bekam das Ehepaar Ranke 10 Kinder, von denen acht das Erwachsenenalter erreichten. Die jüngste Tochter Agnes war bis zu ihrer Verheiratung ebenfalls Mitglied im Verein für Fraueninteressen (ID 105). 1860 hatten Luise und Heinrich Ranke das Gut Laufzorn bei Unterhaching erworben. In seinen Lebenserinnerungen schildet der englische Schriftsteller Robert von Ranke-Graves, dass er als Kind mehrere Sommer dort verbrachte.  Zu dem Gut gehörte auch eine Ziegelei, in der ungefähr 100 Arbeiter beschäftigt waren. 1877 veranlassten die Rankes den Bau einer privaten Pferdebahn für den Transport der Ziegel zum Bahnhof Deisenhofen.

Das Ehepaar Ranke und die Revolution von 1848

Im Winter-Semester 1847/48 wurde Luise Tiarks späterer Ehemann in Erlangen Mitglied der Burschenschaft der Bubenreuther, deren Mitglieder mit den Zielen der Revolution von 1848 sympathisierten. Robert von Ranke-Graves schrieb über seinen Großvater in seinen Erinnerungen: „He was rebellious and even atheistic in the youth. Als a medical Student at a prussian University he was involved in the disturbances of 1848. He and a number of student friends demonstrated in favour of Karl Marx at the time of his trial for high treason. Like Marx, they had to leave the country. He came to London and finished his medical course there.“
Unabhängig vom Wahrheitsgehalt dieser Darstellung im Detail wirft diese Episode doch ein neues Licht auf den Geheimen Hofrat Ritter von Ranke, der, 1893 in den erblichen Adelstand erhoben, in die höchsten Gesellschaftskreise Münchens aufgestiegen war. Vielleicht teilte er seine liberale und fortschrittliche Gesinnung mit seiner Frau Luise, die sich als Mitglied des Vereins für Fraueninteressen zur bürgerlichen Frauenbewegung bekannte. Eine Frauenbewegung, die sich - wie Ika Freudenberg in ihren Reden und Schriften immer wieder hervorhob - als Teil der bürgerlichen Emanzipationsbewegung begriff und dabei immer wieder auf die Ideen von 1789 und 1848 zurückgriff.


Letzte Änderung

geändert: 13.03.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Luise Antoinette (von) Ranke“/ID 104, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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