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Anna Bernau

Persönliche Daten

Name: Bernau
Pseudonym: A. Beruna
Vorname: Anna
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 15.02.1865
Geburtsort: Duisburg
Todestag:Im Jahr 1926 findet sich ein letzter Eintrag im Berliner Adressbuch. Danach verliert sich ihre Spur.
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Lehrerin, Publizistin, Klavierlehrerin, Musikpädagogin

Die Berufsbezeichnung „Lehrerin" haben wir ihrem Mindener Meldebogen entnommen. Die Berufe "Musikpädagogin", "Musikschriftstellerin" und "Klavierpädagogin" werden in den Berliner Adreßbüchern ab 1914 genannt. Ungeklärt ist, welche Berufsausbildungen sie absolviert hat bzw. auf welchen Gebieten sie als Autodidaktin tätig war.

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

Anna Bernau, Darstellung von 1899 in:
"Städtische Angelegenheiten, München, den 23.Oktober 1899: Allgemeiner Bayer. Frauentag München, dritte beratende Sitzung", aus: Münchener Zeitung, Nr. 234 vom 24.10.1899, S.3
Werbeanzeige für die Broschüre von Anna Bernau "Darf die Frau denken?"
aus: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 59. Jg. Band 4 Nr. 247 v. 22.10.1892, S. 6358

Familie

Vater Arnold Bernau Rechtsanwalt 1830 Paderborn - 1904 Minden
Mutter Hedwig Bernau, geb. Haarmann 1843 Hagen
Hedwig Bernau wird im Adressbuch von Berlin im Jahr 1924 letztmalig genannt, danach verliert sich ihre Spur.

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1899    
1896 bis 1897 Fräulein Anna Bernau Schellingstr. 38  
1898 Frl. Anna Bernau Schellingstr. 38 Originaleintrag: (Minden i/W.) Schellingstr. 38
1899 Frl. Anna Bernau Schellingstr. 38 / I  

Vereinsämter

1896 Vorsitzende der Kommission für die Agitation zu Gunsten des Sitzendürfens der Ladnerinnen
1899 Vorstandsmitglied als Beirätin

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1893 Verein Frauenbildungs-Reform, Sektion Minden i. W.


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Zitate über Anna Bernau in den Jahresberichten


Eigene Publikationen

Bernau, Anna: Darf die Frau denken?, Minden 1892
Bernau, Anna: Ungereimtes aus dem Frauenleben, in: Die Frauenbewegung 3. Jg. (1897) Nr. 29, S. 201 ff.
Bernau, Anna: Ungereimtes aus dem Frauenleben, Berlin 1898
Bernau, Anna: Wie sollen wir in der Provinz arbeiten I., in: Die Frauenbewegung 4. Jg. (1898), Nr. 20, S. 240 - 241
Bernau, Anna: Wie sollen wir in der Provinz arbeiten II., in: Die Frauenbewegung 4. Jg. (1898), Nr. 22, S. 264 - 266, beide Teile in Auszügen neu abgedruckt in: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Heft 51 (2007), S. 15 - 17
Bernau, Anna: Kann es Grenzen der Pietät geben? Vortrag gehalten auf dem ersten allgemeinen bayerischen Frauentag zu München am 20. October 1899, Berlin 1900
Bernau, Anna: Hunger und Liebe in der Frauenfrage, Minden 1901, in Auszügen neu abgedruckt in: Janssen-Jureit, Marielouise (Hg.): Frauen und Sexualmoral. Mit Beiträgen von Anita Augspurg u.a., Frankfurt a. M. 1986, S. 78 - 82
Bernau, Anna: Wie wird die Frau durch das Vereinsleben für das öffentliche Leben erzogen? Vortrag auf einem kleinen Mitglieder-Abend des Vereins für Fraueninteressen, München 1901
Bernau, Anna (Hrsg.): Arnold Bernau. Denkwürdiges aus dem Anwaltsstande. Studien im ehrengerichtlichen Verfahren der Anwaltskammer, Minden 1906
Bernau, Anna: Der Begriff des "Natürlichen" in der musikalischen Technik, in: Neue Musik-Zeitung 1916, 37. Jg. Heft 9, S. 132 f.
Bernau, Anna: Die Frauenarbeit im Staatshaushalt, in: Jünger, Karl (Hg.): Deutschlands Frauen und Deutschlands Krieg. Ein Rat-, Tat- und Trostbuch. Gesammelte Blätter aus Frauenhand, Stuttgart 3. Aufl. 1916, S. 157 ff. Online: https://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/FoXIIa2457#p=161


Quellen und Literatur

Kommunalarchiv Minden: Familienbogen Arnold Bernau
Kommunalarchiv Minden: Meldebogen Anna Bernau, Lehrerin
Adressbücher für die Stadt Minden 1893 ff.
Berliner Adreßbuch Ausgabe 1912 ff.
Anzeige für Darf die Frau denken? von A. Beruna, 2. Auflage, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 59. Jg. Band 4 Nr. 247 v. 22.10.1892, S. 6358, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11516676?page=576,577
Anzeige für Darf die Frau denken? von A. Beruna, 4. Auflage, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 60. Jg. Band 3 Nr. 201 v. 30.08.1893, S. 4972, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11516679?page=1028,1029
NN: Über die Frauenfrage (aus der Kölner Volkszeitung), in: Augsburger Postzeitung (Beilage), Nr. 34 v. 24.08.1893, S. 7, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11484142?page=278,279
Anzeige für Darf die Frau denken? von A. Beruna, 4. Auflage, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 60. Jg. Band 3 Nr. 205 v. 04.09.1893, S. 5071, online:
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11516679?page=1126,1127
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder, Bd. 1, Berlin 1898, S. 59
Schlesinger, Therese: Zur Literatur der bürgerlichen Frauenbewegung, Ungereimtes aus dem Frauenleben von Anna Bernau, Berlin 1898, in: Arbeiter-Zeitung. Zentral-Organ der österreichischen Sozialdemokratie, X. Jg., Nr. 92 Morgenblatt v. 03.04.1898, S. 11 f.
Allgemeiner bayerischer Frauentag, in: Allgemeine Zeitung, Jg. 102, Nr. 292 Abendblatt v. 21.10.1899, S. 3
Allgemeiner Bayerischer Frauentag, in: Münchner Neueste Nachrichten, 52. Jg., Nr. 489 v. 23.10.1899, S. 4
Hering, Sabine: Der Streit um ‚die Liebe‘ in den Diskursen der Frauenbewegung um 1900, in: Journal Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW (2015), Nr. 36, S. 45, online: DOI: https://doi.org/10.25595/1291.
Wobbe, Theresa: „Die Frauenbewegung ist keine Parteiensache“. Politische Positionen der Gemäßigten und Fortschrittlichen der bürgerlichen Frauenbewegung im Kaiserreich, in: Feministische Studien (1986) Band 5, Heft 2, S. 51, online: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/fs-1986-0206/html


Anmerkungen

1893 war Anna Bernau Mitglied einer kleinen Ortgruppe des Vereins Frauenbildungs-Reform in der preussischen Provinzstadt Minden in Westfalen. Bereits ein Jahr zuvor hatte sie die Broschüre Darf die Frau denken? unter dem Pseudonym A. Beruna veröffentlicht und sich damit -  gerade einmal 27 Jahre alt - auf Anhieb als eine anerkannte Autorin der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland etabliert. Die Schrift erfuhr innerhalb eines Jahres vier Auflagen und große Anerkennung in zahlreichen Zeitungen, wie z. B. der Berliner Börsenzeitung („Die Schrift dürfte noch von sich reden machen").
Spätestestens 1896 wurde sie Mitglied in der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau, ließ sich aber nicht dauerhaft in München nieder, sondern wohnte in Pensionen bzw. zur Untermiete in der Schellingstr. 38. So gibt es weder einen Münchner Polizeilichen Meldebogen noch wird sie in den Adressbüchern für München genannt. Warum sie für ihre Ausbrüche aus der Provinz als Ziel die Stadt München statt des für sie viel besser erreichbaren Berlins wählte, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Ihr Pendeln zwischen Minden und München prädestinierte sie aber geradezu für die schwierige Aufgabe, die Ideen der Frauenbewegung in die (bayerische) Provinz zu tragen. Im Jahr 1898 veröffentliche sie in der Zeitung Frauenbewegung einen zweiteiligen Artikel zum Thema Wie sollen wir in der Provinz arbeiten? In den Jahren 1899 und 1900 unternahm sie im Auftrag des Münchner Vereins für Fraueninteressen Vortragsreisen in die Pfalz und legte dabei den Grundstein für die Gründung zahlreicher neuer Frauenvereine. Der erste Allgemeine Bayerische Frauentag in München von 1899 endete mit einer Abschlussrede Anna Bernaus zum Thema Kann es Grenzen der Pietät geben? Danach lockerte sich ihre Bindung an den Verein. In der Mitgliederliste von 1900 ist sie schon nicht mehr erwähnt. 1901 gewinnt sie gemeinsam mit Alice Salomon ein vom Verein ausgelobtes Preisausschreiben zum Thema Wie wird die Frau durch das Vereinsleben für das öffentliche Leben erzogen?
1911 ließ sie sich gemeinsam mit ihrer Mutter in Berlin nieder und war dort als Klavierlehrerin und Musikpädagogin tätig. Die genauen Todesdaten von Mutter und Tochter Bernau konnten bisher nicht ermittelt werden.


Letzte Änderung

geändert: 29.10.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Anna Bernau“/ID 110, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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