Rosa(lie) Franziska Anna von Hofstetten
Persönliche Daten | ||||
Name: | Hofstetten | |||
Vorname: | Rosa(lie) Franziska Anna von | |||
Religion bei Geburt: | katholisch | |||
Geburtstag: | 17.11.1836 | |||
Geburtsort: | München | |||
Todestag: | 09.08.1908 | |||
Sterbeort: | München | |||
Ausbildung Beruf/Erwerb: | Sprachlehrerin, Privatlehrerin | |||
Staatsangehörigkeit bei Geburt: | Königreich Bayern |
Familie | |||
Vater | Franz Xaver Anton von Hofstetten | Landschaftsmaler und Photograph | 1811 München - 1883 Waidhaus in der Oberpfalz |
"Abermals ist ein neues großartiges photographisches Atelier eröffnet worden, und zwar des Landschaftsmalers Hrn. von Hofstetten. Dasselbe befindet sich in der Maximilianstraße und ist prachtvoll eingerichtet" (Der Bayerische Landbote vom 17.11.1862, S. 1) | |||
Mutter | Anna Walburga von Hofstetten, geb. Kolb | 1810 München - 1890 München | |
Lottokollekteurstochter | |||
Bruder | Johann Baptist Georg von Hofstetten | Offizier, Verleger, Redakteur und Schriftsteller | 1835 München - 1887 Berlin |
war seit 1862 in erster Ehe mit Gabriele Gräfin von Strachwitz verheiratet. Später heiratete er die Näherin und Sozialdemokratin Mathilde Schultz. | |||
Bruder | Franz Xaver Theodor von Hofstetten | k. Grenz-Oberkontrolleur; k. Hauptzollamts-Kontrolleur | 1838 München |
verheiratet mit Wilhelmine Rehm, k. Zolloberinspektorstochter |
Familienstand | ||||||
ledig |
Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen | |||||
1896 | bis 1899 |
Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen | |
ab 1894 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur, Abtheilung München, 2. Vorsitzende im Jahr 1901 |
Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate |
"Die Deutsche Gesellschaft für Ethische Kultur hatte am Donnerstag den letzten Vortragsabend vor Beginn der Ferien. Frl. v. H o f s t e t t e n hielt einen Vortrag über ‚Ethik und äußere Lebensverhältnisse‛, der sich eines sehr guten Besuches erfreute. Die intellektuelle Begabung schafft dem Menschen die Machtstellung über die Naturkräfte und die Lebewesen, die ethische Begabung verleiht ihm die ihm eigenthümliche Würde. Als Naturwesen hätten alle Menschen den gleichen Anspruch auf die Erdengüter, als Kulturwesen dagegen nur den auf ein ihren Lebensverhältnissen entsprechendes Glücksgut. Die Glücksgüter kann der Mensch erlangen, wenn er außer seiner eigenen Bethätigung auch noch durch äußere Umstände gefördert werde. Aber mit der Erreichung dieses Glücks ist noch nicht gesagt, daß der Mensch glücklich ist - dazu ist nöthig, daß er unabhängig von den Verhältnissen sich seiner Würde bewußt bleibt, sich weder Höher- noch Niedrigerstehenden gegenüber als ungerecht, mißtrauisch oder verständnislos zeigt. Andererseits müsse die Ethik fordern, daß die äußeren Verhältnisse von der Gesammtheit derart geregelt würden, daß nicht die innere Kraft des Menschen durch sie erdrückt wird. In seinem Kreise könne Jeder hiezu beitragen nicht allein durch Hebung der pekuniären Lage, sondern auch durch ein gerechtes und verständiges Verhalten gegenüber seinen Mitmenschen. Zwar zeigten die vielen Mängel im Verhältnis von Herrschaft zu Dienerschaft, von Nation und Militär, von Klassenhaß etc., daß wir es nicht ‚herrlich weit gebracht‛ haben. Dennoch sei die Gegenwart besser schon durch das alles beleuchtende Licht der Öffentlichkeit. Eine der Hauptaufgaben der ethischen Gesellschaften sei es, durch die Klarlegung der verschiedensten Lebensverhältnisse zu ihrer Gesundung das Material zu liefern, und so indirekt, daneben allerdings nach Kräften auch direkt, zu helfen." „Rosa von Hofstetten ✝. Die sterblichen Reste einer Idealistin hat man der Erde übergeben, aber die Erinnerung an diese seltene Frau wird fortleben in allen, die ihr nahe standen. Wer die aufrechte, zarte Gestalt mit dem feinen durchgeistigten, von schneeweißen Haaren umrahmten Kopfe, der die Linien einstiger großer Schönheit trug, in den Vereinsversammlungen gesehen, der ahnte nicht, welch mühevolles Dasein der Siebzigerin beschieden. Ein Leben, arm an Glücksgütern, aber unendlich reich an innerem Erleben, an Verehrung und Bewunderung aller, die sie kannten. Ein geistiges Band vereinte die in selbstgewählter Einsamkeit Lebende mit den bedeutendsten Führern der idealen Bestrebungen unserer Zeit, in denen, für die sie lebte. Seit vielen Jahren war Rosa v. Hofstetten mit ganzer Seele bemüht, in Wort, Schrift und Tat für die Ideen zu wirken, denen sie ihr Leben geweiht hatte, als Vorsitzende des Vereins für ethische Kultur, der Theosophischen Loge, als Mitglied des Vereins gegen Vivisektion, der Friedensgesellschaft und der Freidenker. Als Tochter des Landschaftsmalers Franz v. Hofstetten am 17. November 1836 in München geboren, war ihr väterliches Erbe der Idealismus. Bestärkt wurde sie in ihren Anschauungen und Empfindungen durch den ihr gleichgearteten verstorbenen Bruder, in dessen Hause in Berlin das junge Mädchen in persönlichen Verkehr mit Ferdinand v. L a s s a l l e trat, dessen Einfluß wohl für ihr ganzes Leben von Bedeutung blieb. Später, im Hause des Commerzienrathes Weinmann in München als Erzieherin tätig, nahm sie leidenschaftlichen Anteil an dem schweren Kampfe Richard Wagners und seinem endlichen Sieg. – Als Sprachlehrerin und Vorleserin erwarb sich die schwerleidende, halb erblindete Siebzigerin mühselig ihres bescheidenen Lebens Unterhalt. An ihrem offenen Grabe würdigte Professor Dr. Q u i d d e mit ergreifenden Worten die Verdienste dieser seltenen Frau, ihr rastloses Bemühen, die Bestrebungen der Vereine, denen sie angehörte, mit allen Kräften zu fördern. Aber mit welch unglaublichen Opfern an Zeit, unter Verzichtleistung aller für ihr hohes Alter und ein schweres körperliches Leiden so notwendigen Bequemlichkeit und Pflege, diese aufopfernde Tätigkeit erkauft wurde, das haben nur wenige gewußt.“ |
Gedicht von Rosa von Hofstetten |
Früher oder Später Hoch im dunklen Aether Früher oder später Sprich, wer ist der Thäter - (in: Sphinx, Monatsschrift für Seelen- und Geistesleben, Juni 1896, S.369) |
Quellen und Literatur |
Stadtarchiv München: PMB Hofstetten, Anna von |
Anmerkungen | |||||
Rosa von Hofstetten war die Tochter des Münchner Landschaftsmalers und Photographen Franz Xaver von Hofstetten und seiner Frau Anna Walburga, geb. Kolb. 1862 gründete der Vater in bester Lage in der Münchener Maximilianstraße ein großzügiges Photo-Atelier, das sich aber wohl nicht gegen die große Konkurrenz anderer Photographen in München durchsetzen konnte. Spätestens seit 1870 konzentrierte sich Franz Xaver v. H. wieder auf sein Metier als Landschaftsmaler. Mitte der 70er Jahre zogen Rosas Eltern nach Waidhaus in der Oberpfalz, wo der jüngere Bruder Franz Xaver als Grenz-Oberkontrolleur tätig war. Rosa v. H. arbeitete als Privatlehrerin und unterrichtete Sprachen. Schon als junges Mädchen war sie sehr sprachinteressiert (Sie erhielt z. B. als Schülerin der Höheren Töchterschule im Rosental einen „ersten Preis aus der Französichen Sprache“). Im Nachruf auf Rosa v. Hofstetten aus dem Jahr 1908 heißt es, dass sie längere Zeit als Erzieherin im Hause des Direktors der München-Dachauer Aktiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation Louis Weinmann tätig war und sich später als Sprachlehrerin und Vorleserin mühsam über Wasser halten musste. | |||||
R. v. Hofstetten und der Verein für Fraueninteressen | |||||
Ihre Mitgliedschaften in der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau und im Münchner Zweig der Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur vor 1900 zeigen eine fortschrittliche Gesinnung, mit der sie für „Gerechtigkeit“ und die Gleichberechtigung aller benachteiligten Gruppen in der Gesellschaft eintrat. Die Themen ihrer Vorträge weisen sie als eine vielseitig interessierte Frau aus. Sie gehörte zu den wenigen Frauen, die an dem im August 1896 in München stattfindenden Dritten Internationalen Kongress für Psychologie teilnahmen. Bereits 1899 trat die nach wie vor hoch engagierte Rosa von Hofstetten aus dem Verein für Fraueninteressen aus und verließ ihn damit zeitgleich mit Anita Augspurg. Das kann Zufall oder aber eine bewußte Entscheidung für eine andere Richtung der Frauenbewegung gewesen sein. |
Letzte Änderung | |
geändert: 22.04.2024 |
Wir bitten um folgende Zitierweise: Eintrag: „Rosa Hofstetten“/ID 125, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de |