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Barbara Wolf

Persönliche Daten

Name: Wolf
Vorname: Barbara
Religion bei Geburt: katholisch
Geburtstag: 07.12.1852
Geburtsort: Lintach
Todestag: 05.04.1932
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Musterzeichnerin, Zeichnerin, Zeichenlehrerin, Kunststickerin
1878-1881 Stipendiatin der K. Kunstgewerbeschule in München, Ausbildung als Zeichenlehrerin
1896 Mitgründerin einer Kunstgewerblichen Fachschule für Stickerei und Textilindustrie
1905 Mitgründerin des Landerziehungsheimes für Mädchen in Breitbrunn am Ammersee

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Bayern

© Adressbuch des Kunstgewerbevereins in München, 1883
Anzeige für Entwürfe von Barbara Wolf
© Münchner Neueste Nachrichten
Erwähnung Barbara Wolf:
"Auch die Entwürfe für kirchliche Stickereien nebst den ausgeführten Arbeiten von Barbara Wolf verdienen hier gerechterweise erwähnt zu werden."

Familie

Vater Jakob Wolf Lehrer 1824 Tännesberg - 1907 Regensburg
Barbara wurde unehelich geboren. Sie wurde erst 15 Jahre später mit der Heirat zwischen Jakob Wolf und ihrer Mutter Anna Barbara, geb. Frank, legitimiert. Wir wissen nicht, ob Jakob Wolf ihr leiblicher Vater war.
Mutter Anna Barbara Wolf, geb. Frank 1829 Lintach - 1896 Regensburg
Schwester Maria Amalie Wolf, seit 1905 verh. mit Franz Utz Musiklehrerin 1869 Regensburg
Bruder Johann Joseph Wolf Lehrer 1874 Regensburg

Familienstand

ledig

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1916    
1894 bis 1896   Wir schließen aus der Mitgliedschaft in der Ortsgruppe München des Vereins "Frauenbildungs-Reform" 1893 wie auch der Mitgliedschaft in der "Gesellschaft zur Förderung der geistigen Interessen der Frau" im Jahr 1896, dass Barbara Wolf 1894 Gründungsmitglied war.
1896 bis 1897 Fräulein Wolf Theresienstr. 39 gemeinsam mit Vereinsmitglied Clementine von Braunmühl
1897 bis 1899 Frl. Wolf Jagdstr. 5 / Neuhausen gemeinsam mit Vereinsmitglied Clementine von Braunmühl
1900 Frl. Wolff Berlin, laut PMB hat sie sich 1899 zunächst nach Breitbrunn am Ammersee abgemeldet.
1901 Frl. Barbara Wolf Berlin, Breitbrunn am Ammersee
1903 bis 1916 Frl. Barbara Wolf Breitbrunn am Ammersee
Laut einem im Jahr 1910 angelegten Meldebogen, war Barbara Wolf zwischen 1910 und 1917 auch in der Preysingstr. 10 in München bei ihrem Bruder, dem Lehrer J. Wolf gemeldet.

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

bis 1893 war sie Ordentliches Mitglied des Künstlerinnen-Vereins München (Über den Beginn ihrer Mitgliedschaft können wir keine gesicherten Angaben machen.)
1893 Mitglied im Bayerischen Kunstgewerbe-Verein zu München
1893 Mitglied im Verein Frauenbildungs-Reform, Ortsgruppe München
Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Der Musterzeichnerin Barbara W o l f von Regensburg wurde für das Schuljahr 1878/79 ein Stipendium im Betrage von 180 M aus der Stipendienstiftung für Schülerinen der k. Kunstgewerbeschule in München verliehen."
(Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, Nr. 92 vom 22.10.1878, S. 1341)

„C.v.B. (Clementine von Braunmühl) München. Zwei in der kunstgewerblichen Praxis langjährig bewährte, mit vielen Anerkennungen ausgezeichnete Persönlichkeiten, Frl. Barbara W o l f, seit beinahe 20 Jahren Zeichnerin in dem Geschäfte von Frl. Jörres und für verschiedene andere bedeutende Firmen thätig, und Herr Maler August H o c h s t ä t t e r, Inhaber eines Ateliers für Tapeten- und Stoffdruck in München, haben sich vereint, um eine k u n s t g e w e r b l i c h e  F a c h s c h u l e  f ü r  S t i c k e r e i  u n d  T e x t i l i n d u s t r i e in München zu gründen. Frl. Wolf übernimmt die Leitung der Kurse für Stickerei und Weberei, Herr Hochstätter die für Tapeten- und Stoffdruck, welches Fach sich in künstlerischer Beziehung eng an die beiden anderen anschließt und sich nur in der technischen Ausführung davon unterscheidet. Ebenso übernimmt er das für beide Fächer notwendige Naturstudium. Durch die geschäftlichen Verbindungen der beiden Unternehmer ist es ihnen möglich, den an ihrer Schule ausgebildeten, brauchbaren Zöglingen Stellungen zu vermitteln und dadurch das Bedürfnis der Mädchen nach erweiterten und lohnenderen Erwerb zu unterstützen. Wir wünschen dem jungen Unternehmen, das eine Wohlthat für viele werden kann, das beste Gedeihen."
(Augsburger Abendzeitung, 1895, Nr. 312 vom 11.11.1895, S.7)


Ausstellungen

1893 Dresdener Musterzeichner-Ausstellung
(Beiblatt Nr. 10 zur Zeitschrift des Bayerischen Kunst-Gewerbe Vereins, 42. Jg. vom 15.10.1893)
1898 Ausstellung kirchlicher Kunst im Kaimsaal, "auch die Entwürfe für kirchliche Stickereien nebst den ausgeführten Arbeiten von Barbara Wolf verdienen hier gerechterweise erwähnt zu werden." (Münchner Neueste Nachrichten Nr. 405, Vorabendblatt vom 03.09.1898, S. 3)
1898 Münchener Jahresausstellung im Glaspalast, Applikationsstickerei von Barbara Wolf, München (Ankauf durch Königliches Landesgewerbemuseum Stuttgart); (Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 438, Vorabendblatt vom 23.09.1898, S. 2)


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Barbara Wolf
Stadtarchiv Regensburg: Familienbogen Jakob Wolf
Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Oberbayern, Nr. 92 vom 22.10.1878, S. 1341
Beiblatt Nr. 10 zur Zeitschrift des Bayerischen Kunst-Gewerbe Vereins, 42. Jg. vom 15.10.1893
Bericht über die vierte General-Versammlung des Vereins Frauenbildungs-Reform, abgehalten in Wiesbaden, 5. - 7. Juni 1893, B. Mitgliederliste, S. 14
Augsburger Abendzeitung, 1895, Nr. 312 vom 11.11.1895, S. 7
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, No. 1, Juni 1895, S. 4
König Ludwig's Preisstiftung 1895 für das Bayerische Gewerbemuseum in Nürnberg, in: Bayerische Gewerbe-Zeitung 1895, Nr. 17, S. 396
Die Ausstellung kirchlicher Kunst im Kaimsaal, in: Münchner Neueste Nachrichten Nr. 405, Vorabendblatt vom 03.09.1898, S. 3 oder Allgemeine Zeitung, 101. Jg., Nr. 232 vom 23.08.1898, S. 1
Schmuck des Rathauses, in: Münchner Neueste Nachrichten, 54. Jg. Nr. 411 vom 05.09.1901, S. 2f.
Plothow, A.: Ein Landerziehungsheim für Mädchen am Ammer-See, in: Centralblatt des Bundes Deutscher Frauen, 10 1904
Die Sammlung Spengel im alten Rathaussaal, in: Münchner Neueste Nachrichten, 57. Jg. Nr. 251, Generalanzeiger vom 31.05.1904
Göppert, F., Langstein, L.: Prophylaxe und Therapie der Kinderkrankheiten. Mit besonderer Berücksichtigung der Ernährung, Pflege und Erziehung des gesunden und kranken Kindes nebst therapeutischer Technik, Arzneimittellehre und Heilstätten-Verzeichnis, Berlin 1920, S. 550
Yvette Deseyve: Der Künstlerinnen-Verein München e.V. und seine Damenakademie. Eine Studie zur Ausbildungssituation von Künstlerinnen im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (= Kunstwissenschaften. Bd. 12)., München 2005, S. 128
Schmalhofer, Claudia: Die Kgl. Kunstgewerbeschule München (1868-1918). Ihr Einfluß auf die Ausbildung der Zeichenlehrerinnen. München 2005, S. 370
"Utz holte Schwestern nach Breitbrunn", in: Münchner Merkur vom 19.04.2009
"Vom Landeserziehungsheim zur kirchlichen Stiftung", in: Süddeutsche Zeitung, Lokalteil Starnberg, vom 05.04.2013
Gemeinde Baierbrunn: Entstehungsgeschichte des Klosters Breitbrunn der St. Josephskongregation Ursberg, online 2020


Anmerkungen

Barbara Wolf wurde 1852 unehelich geboren und erst 15 Jahre später mit der Heirat ihrer Mutter Anna Barbara Frank mit dem Lehrer Jakob Wolf legitimiert. Von Jakob Wolf gefördert, konnte sie als Stipendiatin eine Ausbildung zur Zeichenlehrerin an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München absolvieren. Sie arbeitete danach sehr erfolgreich als Musterzeichnerin, Kunststickerin und Kunstgewerbelehrerin und erhielt viele Auszeichnungen. 1896 gründete sie gemeinsam mit dem Maler August Hochstätter eine "Kunstgewerbliche Fachschule für Stickerei und Textilindustrie".
Über ihre Bekanntschaft mit dem Reform-Pädagogen Franz Utz kam sie um die Jahrhundertwende nach Breitbrunn bei Starnberg, um ein Landerziehungsheim für Mädchen zu gründen. Da sie eine pädagogisch-musische Ausbildung hatte, erhielt sie die Lizenz zur Führung dieses Heims und wirkte dort wohl zumindest zeitweise auch als Zeichenlehrerin. Utz heiratete die Schwester von Barbara Wolf, die Musiklehrerin Amalie Wolf, die in einem Verzeichnis „Landerziehungsheime für gesunde Kinder" aus dem Jahr 1920 neben Barbara als Miteigentümerin des Landerziehungsheims aufgeführt ist. Es wird kolportiert, dass sich Barbara Wolf und Franz Utz überwarfen und es zur geschäftlichen Trennung kam. Genaueres darüber wissen wir nicht. In verschiedenen Berichten zur Geschichte des Landerziehungsheims für Mädchen in Breitbrunn wird immer wieder erzählt, dass Barbara Wolf aus einer sehr wohlhabenden Familie kam, was sich durch unsere Recherchen nicht bestätigte. Gesichert ist, dass das Heim am 08.04.1929 über einen Schenkungsvertrag von Franz Utz an die St. Josefskongregation kam mit der Auflage, die 1912 mit einer Behinderung geborene Tochter von Amalie und Franz Utz zu pflegen und zu versorgen. 
Barbara Wolf blieb bis mindestens 1916 Mitglied im Verein für Fraueninteressen, über ihren weiteren Lebensweg  ist uns bisher noch nichts bekannt.


Letzte Änderung

geändert: 22.11.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Barbara Wolf“/ID 75, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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