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Dr. Ludwig Anton Salomon Fulda

Persönliche Daten

Name: Fulda
Vorname: Dr. Ludwig Anton Salomon
Religion bei Geburt: jüdisch
Geburtstag: 15.07.1862
Geburtsort: Frankfurt am Main
Todestag: 30.03.1939
Sterbeort: Berlin
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Studium der Germanistik und Philosophie in Heidelberg, Berlin, Leipzig
Promotion 1883
Germanist, Bühnenautor, Schriftsteller und Übersetzer 

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Freie Stadt Frankfurt
seit 1866 Königreich Preußen

Dr. Ludwig Fulda
Dr. Ludwig Fulda

Familie

Vater Carl Hermann Fulda Kaufmann 1836 Frankfurt am Main - 1917
Mutter Clementine Fulda, geb. Oppenheimer 1839 Frankfurt - 1916
Bruder Paul Julius Carl Fulda Kaufmann und Stadtrat 1865 Frankfurt am Main - 1920
Schwester Auguste Rosa Fulda, verh. Bruck 1872 Frankfurt
war mit dem Anwalt Richard Bruck verheiratet. Die Witwe konnte am 28.4.1939 von Bremen aus mit dem Schiff in die USA emigrieren (www.passagierlisten.de)

Familienstand

verheiratet in erster Ehe 1893 Ida Theumann Schauspielerin 1869 Wien - 1926
Ihr Künstlername lautete Ida Theumer. Sie war ebenfalls Vereinsmitglied
geschieden seit 1903
verheiratet in zweiter Ehe 1908 Helene Anna Klara Grinvalszky, genannt Hermann 1879 Frankfurt - 1944
Tochter des Schauspielers, Stimmtherapeuten und Professors Karl Gregor Hermann, der ursprünglich Grinvalszky hieß, aber den Künstlernamen Hermann führte.

Kinder

Dr. Karl Hermann Fulda Jurist, seit 1946 Universitätsprofessor, zuletzt an der Ohio State University als international renommierter Spezialist für Wettbewerbsrecht 1909 Berlin - 1975 Austin/Texas, USA
Er wanderte 1933 zunächst nach Paris aus und heiratete 1935 die aus Mulhouse im Elsass stammende Gabrielle Gros, mit der er zwei Söhne hatte. 1936 emigrierte die Familie in die USA. Dort nannte er sich Carl H. Fulda.

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

1896 Herr Dr. Ludwig Fulda Leopoldstr. 42 / 3  
Ludwig Fulda taucht nur auf der Mitgliederliste des Jahres 1896 auf. Ältere Listen gibt es leider nicht mehr, deshalb kennen wir sein genaues Eintrittsdatum nicht.

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1889 Mitgründer und Direktoriumsmitglied der Freien Bühne in Berlin, davon von 1898 bis 1901 als Präsident.  
1896 Mitglied der neugegründeten Dramatischen Gesellschaft in Berlin
1900 Mitbegründer und Leiter des Goethe-Bundes in Berlin
1908 Mitbegründer des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten, davon von 1918 bis 1930 als Präsident und 1930 bis 1933 als Ehrenpräsident.    
1908 Vorstandsmitglied der Kölner Fastenrath-Stiftung zur sozialen Unterstützung von Schriftstellern
1920 - 1933 Zweiter Vorsitzender der Berliner Zweigstiftung der Deutschen Schillerstiftung
1924 - 1927 Mitgründer und Leiter des Deutschen PEN-Zentrums
1926 - 1933 Mitglied und stellvertr. Vorsitzender der neugegründeten Sektion für Dichtkunst in der Preußischen Akademie der Künste, Leiter der Urheberrechtskommission.
1926 Mitbegründer der Conféderation internationale des Sociétés d'Auteurs et Compositeurs, von 1929 bis 1931 Präsident, danach Ehrenpräsident.    
1930 1. Vorsitzender der Notgemeinschaft des deutschen Schrifttums


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

„Ludwig Fulda verläßt heute nach anderthalbjährigem Aufenthalt München, um nach Berlin-Charlottenburg umzusiedeln. Persönlich hat er sich im freundschaftlichen Verkehr mit Heyse, Hertz, Lenbach, Hildebrand, Levi und Genossen äußerst wohl befunden; was ihn nach Berlin zurückzieht, ist allein das technische Interesse seines Berufs als dramatischer Dichter, dem es um die unmittelbare Berührung mit einer lebendiger erregten, mannigfacheren Bühnenwelt zu thun ist.“
(Allgemeine Zeitung, Nr. 96 vom 16.03.1896)

„Der Mann, dessen Bild wir heute bringen, gehört zu den Frühberühmten und Frühreifen unserer Zeit. Als er zwanzig Jahre alt war, war er bereits ein preisgekrönter Dichter; sein erstes Bändchen satirischer Verse ließ die Kritik aufhorchen; seine erste große Bühnenarbeit, Die wilde Jagd, die er in seinem sechsundzwanzigsten Jahre veröffentlichte, hatte einen der größten Bühnenerfolge unserer Tage; und nachdem er mit seinem nächsten Drama Das verlorene Paradies in die Wege der modernen Realistik eingelenkt war, schwang er sich binnen kürzester Zeit in die Reihe des halben Dutzend junger Dramatiker empor, das heute unsere von litterarischem Streben geleiteten Bühnen beherrscht.“
(Universum. Illustrierte Familien-Zeitschrift, 13 Jg. Heft 3 (1896/1897), S. 18ff.)


Eigene Publikationen

Fulda, Ludwig: Die Aufrichtigen, Lustspiel, 1883
Fulda, Ludwig: Satura. Grillen und Schwänke. Reißner, Leipzig 1884. (Digitalisat)
Fulda, Ludwig: Im Theaterbureau, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 37. Jg. Nr. 129 v. 08.05.1884. S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133944_00055_u001?page=%2C1, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Zur Leihbibliothekenfrage, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 37. Jg. Nr. 209/10 v. 27.07.1884. S. 1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133944_00601_u001?page=%2C1, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Das Recht der Frau, Lustspiel, 1886
Fulda, Ludwig: Henrik bsen und das deutsche Drama, in: Die Nation. Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft und Litteratur, 3. Jg., Nr. 52 v. 25.09.1886, S. 775 ff,  online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11483161?page=790%2C791, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Der Ewige Jude, in: Neueste Nachrichten und Münchener Anzeiger, 39. Jg. Nr. 331 v. 27.11.1886. S. 9, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00134065_00655_u001?page=8%2C9, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Die Ibsen-Gemeinde, in: Die Nation. Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft und Litteratur, 4. Jg., Nr. 40 v. 02.07.1887, S. 595 ff., online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb11483162?page=606%2C607, zuletzt eingesehen am 08.03.2024
Fulda, Ludwig: Die wilde Jagd, 1888
Fulda, Ludwig: Gedichte, 1890
Fulda, Ludwig: Die Aufrichtigen, Lustspiel, 1890
Fulda, Ludwig: Unter vier Augen, Lustspiel, 1890
Fulda, Ludwig: Das verlorene Paradies, Schauspiel, 1892
Fulda, Ludwig: Der Talisman, Dramatisches Märchen, 1893
Fulda, Ludwig: Robinsons Eiland, Komödie, 1896
Fulda, Ludwig: Fräulein Wittwe, Lustspiel, 1896
Fulda, Ludwig: Lästige Schönheit, Dramatisches Gedicht, 1897
Fulda, Ludwig: Der Sohn des Kalifen, 1897
Fulda, Ludwig: Jugendfreunde, 1898
Fulda, Ludwig: Herostrat, Tragödie, 1898
Fulda, Ludwig: Die Zeche, Schauspiel, 1899
Fulda, Ludwig: Neue Gedichte, 1900
Fulda, Ludwig: Schlaraffenland, Märchenschwank, 1900
Fulda, Ludwig: Die Zwillingsschwester, Lustspiel, 1901
Fulda, Ludwig: Kaltwasser, Lustspiel, 1902
Fulda, Ludwig: Prolog zur Einweihung des neuen Frankfurter Schauspielhauses am 1. November 1902
Fulda, Ludwig: Aus der Werkstatt. Studien und Anregungen, 1904
Fulda, Ludwig: Schiller und die neue Generation, Vortrag, 1904
Fulda, Ludwig: Maskerade, Schauspiel, 1904
Fulda, Ludwig: Der heimliche König, romantische Komödie, 1906
Fulda, Ludwig: Amerikanische Eindrücke, 1906
Fulda, Ludwig: Der Dummkopf, Lustspiel, 1907
Fulda, Ludwig: Das Exempel, 1909
Fulda, Ludwig: Sieben Einakter, 1909
Fulda, Ludwig: Herr und Diener, 1910
Fulda, Ludwig: Aladdin und die Wunderlampe, 1912
Fulda, Ludwig: Der Seeräuber, 1912
Fulda, Ludwig: Deutsche Kultur und Ausländerei, 1916
Fulda, Ludwig: Der Lebensschüler, Schauspiel, 1916
Fulda, Ludwig: Die Richtige, 1918
Fulda, Ludwig: Das Wundermittel, 1920
Fulda, Ludwig: Der Vulkan, Lustspiel, 1922
Fulda, Ludwig: Die Geliebte, Komödie, 1923
Fulda, Ludwig: Die Gegenkandidaten, Komödie, 1924
Fulda, Ludwig: Die Durchgängerin, Lustspiel, 1925
Fulda, Ludwig: Bunte Gesellschaft, 1927
Fulda, Ludwig: Die Reform des Urheberrechtes, 1928
Fulda, Ludwig: Die verzauberte Prinzessin, 1930
Fulda, Ludwig: Die Karriere. Ein Stück in fünf Stationen, Dresden 1932

Diese Auswahl seiner Theaterstücke, Gedichtbände, Schriften und Zeitungsartikel beruht teilweise auf der Werkliste im Wikipedia-Artikel über Ludwig Fulda, online: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Fulda, zuletzt eingesehen am 07.03.2024


Ludwig Fulda zum Frauenstudium

„(...); denn eine Frau, die heute in einem wissenschaftlichen Beruf eben so viel leistet wie ein Mann, muß zehnmal tüchtiger sein als dieser, weil sie zehnmal mehr Schwierigkeiten zu überwinden hat.“

(aus einem Beitrag von Ludwig Fulda für den Sammelband: Die akademische Frau. Gutachten hervorragender Universitätsprofessoren, Frauenlehrer und Schriftsteller über die Befähigung der Frau zum Studium und Berufe S. 322) Vollständigen Text lesen


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Ludwig Fulda
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: Best. STA 10/ 25, Geburtsregister der freien Stadt Frankfurt, Eintrag Nr. 819 vom 23.07.1862, Ludwig Anton Salomon Fulda
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: Best. STA 11 / 200 Standesamt I (mit Bornheim): Heiratsregister vom 18.09.1893-15.11.1893, Heiratsurkunde Nr. 1519 vom 11.10.1893
Meldung zur Verlobung mit Ida Theumer, in: Münchner Neueste Nachrichten, 46. Jg, Nr. 352 vom 03.08.1893, S. 2
Meldung zum Wegzug nach Berlin, in: Allgemeine Zeitung, 98. Jg., Nr. 75 vom 16.3.1896, S.3
Neumann-Hofer, Otto: Ludwig Fulda, in: Universum. Illustrierte Familien-Zeitschrift, 13 Jg. Heft 3, (1896/1897), S. 18ff, online: https://digitale-sammlungen.de/view/bsb11795774?page=182%2C183, zuletzt eingesehen am 02.03.2024
Adressbuch für Berlin und seine Vororte, Ausgabe 1897 ff.
Tätigkeitsbericht des Vereins für Fraueninteressen, Mitglieder-Verzeichnis 1896
Fulda, Ludwig, München, in: Die akademische Frau. Gutachten hervorragender Universitätsprofessoren, Frauenlehrer und Schriftsteller über die Befähigung der Frau zum Studium und Berufe, hrsg. von A. Kirchhoff, Berlin 1897, S. 320 - S. 322
Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main: Best. STA 11 / 394 Standesamt I (mit Bornheim): Heiratsregister vom 03.10.1908 - 31.12.1908, Heiratsurkunde Nr. 1101 vom 08.12.1908
Martini, Fritz: Fulda, Ludwig Anton Salomon, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 5, Berlin 1961, S. 727 f.
Hock, Sabine: Fulda, Ludwig. In: Frankfurter Personenlexikon (Onlineausgabe) https://frankfurter-personenlexikon.de/node/2324, Stand des Artikels: 15.9.2023
Fulda, Ludwig, in: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, hrsg. v. Archiv Bibliographia Judaica, Bd. 8 Frie - Gers, München 2000, S. 279 ff.
Herbst, Cristina (Hrsg.): Hedwig Pringsheim. Tagebücher 1885-1891, Bd. 1, Göttingen 2013, S. 598 f. und Tagebücher 1892 - 1897, Bd. 2, Göttingen 2013, S.


Anmerkungen

Ludwig Fulda gehörte zwischen 1888 und 1933 zu den populärsten deutschen Bühnenschriftstellern, der 50 eigene Bühnenstücke geschaffen und zahlreiche Werke der Weltliteratur aus sieben Sprachen in Deutsche übersetzt hatte. Darüber hinaus schrieb er Gedichte und publizierte sie in verschiedenen Zeitschriften und Gedichtbänden. Sein ganzes Berufsleben lang setzte er sich für andere Schriftsteller ein, engagierte sich für ihre Berufsinteressen und verteidigte die Freiheit der Kunst. So war er Mitgründer und langjähriger Vorsitzender des Verbandes deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten, Mitgründer und zeitweiliger Leiter des Deutschen PEN-Zentrums. Außerdem war er an der Gründung der Conféderation internationale des Sociétés d'Auteurs et Compositeurs beteiligt.  Mit diesen Organisationen, als Leiter der Urheberrechtskommission in der Preussischen Akademie der Künste und als Vertreter der Reichsregierung auf internationalen Kongressen zum Urheberrecht, leistete er in den 1920er Jahren entscheidende Vorarbeiten für die Ausweitung des Urheberrechts von 30 auf 50 Jahre, die 1934 gesetzlich in Kraft trat.

Er stammte aus einer jüdischen Familie, die bereits seit 1639 in Frankfurt am Main ansässig war. Sein Großvater mütterlicherseits Julius Philipp Oppenheimer war der erste jüdische Stadtrat im Frankfurter Magistrat. Der Enkel studierte nach abgebrochener kaufmännischer Lehre Germanistik und Philosophie in Berlin, Leipzig und Heidelberg und wurde dort 1883 summa cum laude promoviert. Da war er gerade einmal 21 Jahre alt. Im gleichen Jahr wurde erstmals ein Stück von ihm in seiner Heimatstadt Frankfurt uraufgeführt. Zehn Jahre später sollte ihm für sein Stück Der Talismann der renommierte Schillerpreis verliehen werden. Mit Hinweis auf das jugendliche Alter des Autors legte Kaiser Wilhelm gegen diese Verleihung sein Veto ein. Es war jedoch ein offenes Geheimnis, dass sich der Monarch durch das Stück, welches Motive aus Hans Christian Andersens Märchen Des Kaisers neue Kleider aufgriff, karikiert sah. Andere Ehrungen folgten: 1907 erhielt er für seine Übersetzungen das Kreuz der französischen Ehrenlegion, 1932 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft sowie die Ehrenplakette der Stadt Frankfurt. 1933 wurde ihm als meistgespielter lebender Bühnenautor der Burgtheaterring verliehen.
1914 überließen sich weite Teile des deutschen Bürgertums, einschließlich der Frauenbewegung, kritiklos einer allgemeinen Kriegseuphorie. Das galt auch für Ludwig Fulda, dem Verfasser des Aufrufs an die Kulturwelt, der im Oktober 1914 in allen großen deutschen Zeitungen erschien und jede Mitverantwortung des Deutschen Reiches am Ausbruch des Krieges und an der brutalen Kriegsführung mit zahllosen zivilen Opfern leugnete. Nach dem Krieg bekannte er sich jedoch von Anfang an klar zur Weimarer Demokratie und trat für eine Aussöhnung der ehemaligen Weltkriegsgegner ein. Ludwig Fulda war zweimal verheiratet und hatte mit seiner zweiten Frau Helene einen Sohn.

Ludwig Fuldas Münchener Jahre

Wie sein Münchener Meldebogen verrät, hielt sich Ludwig Fulda zwischen 1884 und 1887 erstmals dauerhaft in München auf. Als Zweck seines Aufenthaltes hatte er zwar ein „Studium an der Universität“ angegeben, müsste diesen Vorsatz aber schon bald aufgegeben haben, denn immatrikuliert war er in München nie. Stattdessen lebte er als freier Schriftsteller und feierte einen ersten größeren Erfolg als Theaterautor mit der Uraufführung des Einakters Unter vier Augen in Augsburg. Er gehörte dem Kreis um Paul Heyse an und pflegte die Bekanntschaft und Freundschaft u.a. mit Max Bernstein, Hermann von Lingg, Michael Georg Conrad und Henrik Ibsen. Neben der Arbeit an eigenen Stücken und an Übersetzungen schrieb er Artikel für verschiedene Zeitungen, so z. B. im Jahr 1886 eine Kritik über Max Haushofers dramatisches Gedicht Der Ewige Jude in den Münchner Neuesten Nachrichten. Zudem hielt er Vorträge im Kaufmännischen Verein. Bereits damals begann er sich für andere Schriftsteller und für die Freiheit der Kunst einzusetzen. Zusammen mit Max Bernstein sorgte er 1886 in Augsburg für die Uraufführung des Dramas Gespenster von Henrik Ibsen und wurde ein entschiedener Anhänger und Förderer des naturalistischen Theaters.

Nach seiner Eheschließung mit der Schauspielerin Ida Theumann (ebenfalls Vereinsmitglied ID 131) kehrte er 1894 noch einmal für eineinhalb Jahre nach München zurück. Genau in diese Zeit fällt die Gründung der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau. Wann genau Ludwig und Ida Fulda eingetreten sind, 1894, 1895 oder erst kurz vor ihrer Abreise nach Berlin bei der zweiten Mitgliederversammlung im Februar 1896, wissen wir leider nicht. Bemerkenswert ist allerdings, dass Fulda anders als seine Freunde Heyse, Bernstein oder Michael Georg Conrad, die ebenfalls als Anhänger der „Frauensache“ galten, überhaupt in den Verein eintrat.

Er war damit einer von nur sieben Männern, die sich Anfang 1896 zusammen mit 137 Frauen in München aktiv für die Ziele der Frauenbewegung engagierten. In dieser Zeit ist jener Beitrag entstanden, den „Ludwig Fulda aus München“ für das 1887 erschienene Buch „Die akademische Frau“ verfasst hatte. Hier beurteilt er die Frage nach dem Frauenstudium rein naturrechtlich mit dem Hinweis auf das Recht jeden Individuums, sich und seine Anlagen voll zu entfalten und ergänzte, dass die Nichtzulassung von Frauen zum Studium, nur weil sie Frauen sind, gegen das Rechtstaatsprinzip verstosse und deshalb grundsätzlich abzulehnen sei. Damit nahm er in der Frage der Frauenbildung einen radikalen Standpunkt ein, der innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung von Anita Augspurg und den meisten ihrer damaligen Vereinskolleginnen vertreten wurde. Vielleicht finden sich im Nachlass von Ludwig Fulda, in seinen Tagebüchern oder in seiner umfangreichen Korrespondenz, noch weitere Hinweise auf frauenrechtlerische Positionen bzw. Aktivitäten in dieser Zeit. Der Nachlass befindet sich in Frankfurt im Freien Deutschen Hochstift.

Ausgrenzung, Entrechtung und Vernichtung

Am 05.05.1933 wurde Ludwig Fulda aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, im Jahr 1935 folgte der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer. 1937/1938 besuchte er seinen Sohn Carl H. Fulda in den USA, musste aber wegen fehlender Papiere wieder nach Deutschland zurückkehren. Im Frühsommer 1938 wurde sein Vermögen teilweise gesperrt, der Pass ihm abgenommen. Nach dem Novemberprogrom kamen weitere Zwangszahlungen, Vermögensabgaben und andere Schikanen, wie ein Ausgehverbot, die Einführung des Zwangs-Vornamens Israel. Obwohl er ein Affidavit seines Sohnes und sogar eine zweite Bürgschaft durch einen New Yorker Freund erhalten hatte, scheiterte sein Ausreise schließlich an den Quoten, die bereits erschöpft waren. Die Aufforderung an alle Juden, sämtliche Wertgegenstände abzugeben umfasste auch den ihm 1933 verliehenen Burgtheaterring. Sein Gesuch an das Wirschaftsministerium, ihn behalten zu dürfen, wurde abgelehnt. Wenige Tage später nahm sich Ludwig Fulda das Leben. Er starb am 30.03.1939 und wurde auf dem Waldfriedhof in Berlin-Dahlem beigesetzt. Sein Grab ist heute ein Ehrengrab des Landes Berlin.


Letzte Änderung

geändert: 21.04.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Ludwig Fulda“/ID 130, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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