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Ika Friederike Freudenberg

Persönliche Daten

Name: Freudenberg
Vorname:Ika Friederike
Religion bei Geburt: evangelisch / protestantisch
Geburtstag: 25.03.1858
Geburtsort: Raubach
bei Neuwied
Todestag: 09.01.1912
Sterbeort: München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Ausbildung zur Pianistin - vorübergehende Tätigkeit als Klavierlehrerin in Wiesbaden, Publizistin

Staatsangehörigkeit bei Geburt: Königreich Preußen

© Atelier Elvira
Ika Freudenberg


© Atelier Elvira / Landesarchiv Berlin, B Rep. 235-FS Nr. 186
Ika Freudenberg und Sophia Goudstikker

Familie

Vater Johann Philipp Freudenberg Besitzer der Raubacher Hütte und der Firma Remy u. Freudenberg 1803 Neuwied - 1890 Wiesbaden
Mutter Caroline Freudenberg, geb.Bernhardt 1817 Raubach - 1893 Wiesbaden
Bruder Wilhelm Freudenberg Komponist, Kapellmeister und Chordirektor 1838 - 1928
Bruder Adolf Freudenberg Kommerzienrat, Inhaber der Firma Främbs u. Freudenberg 1841 - 1921
Bruder Johann Philipp Freudenberg Firmeninhaber, dt. Konsul auf Ceylon 1843 - 1911
 verheiratet mit Amalie, geb. Springmann. Sie war seit 1890 ebenfalls Mitglied im Deutschen Fraubildungsverein Reform bzw. Verein Frauenbildungs-Reform.
Bruder Franz Freudenberg Ingenieur 1844 - 1912
Bruder Walter Freudenberg Kaufmann 1852 - 1932
 verh. mit Ida Mary geb. Burnside, Tochter von Sir Robert Bruce Lockhart Burnside
Schwester Helene Freudenberg, verh. Wisotzky 1862 - 1933
 verh. mit Otto Wisotzky, Kaufmann in Berlin

Familienstand

ledig
Bis 1899 lebte sie mit Emmy Preußer; nach deren Tod zog sie zu Sophia Goudstikker in die Königinstr. 3 (Villa).

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1894 bis 1912   Ika Freudenberg war von der Gründung in 1894 bis zu ihrem Tod 1912 Vereinsmitglied.
1894 bis 1896 Frl. Freudenberg ab 4.4. 1894 Ottostr. 1c ab 2.10.1894 Galleriestr. 20 Angaben nach PMB Ika Freudenberg vgl. auch Emmi Preußer
1896 Fräulein Friederike Freudenberg Kaulbachstr. 56 im Mitgliedsverzeichnis vom 1896 irrtümlich "Kaulbauchstr. 58"
1897 Friderike Freudenberg Kaulbachstr. 56 / I  
1898 Jka Freudenberg Kaulbachstr. 56 / I  
1899 Ika Freudenberg Giselastr. 18 / II rechts Ergänzende Angabe in Jahresbericht von 1899: "ab Mai: Königinstr. 3 (Villa)"
1900 bis 1904 Frl. Ika Freudenberg Königinstr. 3a / II  
1905 bis 1912   Königinstr. 3a / Villa  

Vereinsämter

1894 Zweite Vorsitzende Nach den Angaben im Brief von Anita Augspurg an Hedwig Kettler vom 26.04.1894
1894bis 1896 Erste Vorsitzende gemeinsam mit Anita Augspurg als "Präsidentin" Zur "Doppelspitze" Anita Augspurg als Präsidentin und Ika Freudenberg als Erste Vorsitzende der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" vgl. die Korrespondenz von Anita Augspurg mit Hedwig Kettler im April und Mai 1894 und den Bericht über die 2. Generalversammlung der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau" vom 07.02.1896 (siehe Zitate)

1896bis 1912 1. Vorsitzende des Vereins
1898bis 1900 Mitglied der Lehrlingskommission
1898 Mitglied der Fabrikinspektorinnen-Kommission
1910bis 1911 Mitglied der Arbeiterinnenkommisssion

Ämter und Mitgliedschaften in anderen Vereinen

1890 - 1895 Mitglied im Deutscher Frauenverein Reform bzw. Verein Frauenbildungs-Reform
1895 Mitglied im Verein zur Gründung eines Mädchen-Gymnasium in München
Vorstandsmitglied des Bundes Deutscher Frauenvereine
Gründungsmitglied und Vorsitzende des Hauptverbandes Bayerischer Frauenvereine
Vorstandsmitglied im Kreisverband Oberbayerischer Frauenvereine
Vorstandsmitglied des Vereins Münchner Kellnerinnen
Vorstandmitglied des Vereins für Landkrankenpflege in Bayern
Vorstandsmitglied des Zweigvereins München der Internationalen Abolitionistischen Förderation
Mitglied im Verein für Verbesserung der Arbeiterwohnungen
Vorstandsmitglied des Nationalsozialen Vereins Friedrich Naumanns in München


Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

Briefchronik: Gründung der "Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau"

Auszüge aus publizierten Vorträgen, Aufsätzen und Broschüren von Ika Freudenberg

Zitate von Ika Freudenberg über die strategische Ausrichtung des Vereins für Fraueninteressen in den Jahresberichten


Eigene Publikationen

Freudenberg, Ika: Wie die Frauenbewegung entstanden und gewachsen ist. Vortrag gehalten im Verein Frauenheil, Würzburg am 16. Februar 1899 von Fräulein Ika Freudenberg aus München, Würzburg 1899
Freudenberg, Ika: Ein Wort an die weibliche Jugend, 3. Aufl., Leipzig 1903
Freudenberg, Ika: Zur Verständigung, in: Centralblatt des Bundes deutscher Frauenvereine. Bundesorgan gegr. v. J. Schwerin VI (Nr. 8 v. 15.07.1904), S. 63
Freudenberg, Ika: Die Frau im öffentlichen Leben, in: Freudenberg, Ika (Hg.): Die Frau und die Politik, Bd. 3. Unter Mitarbeit von Wilhelm Ohr, München 1908, S. 10-20
Freudenberg, Ika: Ein Manifest gegen das Frauenstimmrecht, in: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit, 1908 (Heft 16), S. 18-25. Online verfügbar unter https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/freudenberg_manifest_1908?p=1, zuletzt eingesehen am 4.11.2021
Freudenberg, Ika: Moderne Sittlichkeitsprobleme, in: Frauenbewegung und Sexualethik. Beiträge zur modernen Ehekritik, 2. Aufl. 1 Band, Heilbronn 1909, S. 1-26
Freudenberg, Ika: Was die Frauenbewegung erreicht hat, München 1910
Freudenberg, Ika: Die Frau und die Kultur des öffentlichen Lebens, Leipzig 1911
Freudenberg, Ika: Grundsätze und Forderungen der Frauenbewegung auf dem Gebiet der Ehe und Familie, in: Grundsätze und Forderungen der Frauenbewegung, Leipzig 1912, S. 1-10
Freudenberg, Ika: Was die Frauenbewegung erreicht hat. 2. Aufl., München 1912
Freudenberg, Ika: Weshalb wendet sich die Frauenbewegung an die Jugend in: Gertrud Bäumer (Hg.): Neue Lebensziele. Ansprachen an junge Mädchen, Bd. 1, 2. Aufl., Leipzig 1912
Freudenberg, Ika: Über den Stil des öffentlichen Lebens, in: Jahrbuch der Frauenbewegung 1912, S. 186-201
Digitales Deutsches Frauenarchiv (2021): Briefe von Ika Freudenberg. Online verfügbar unter https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/meta-objekt/briefe-von-ika-freudenberg/BRep2350152MFNr26032604BriefevonIkaFreuhla, zuletzt aktualisiert am 04.11.2021, zuletzt eingesehen am 04.11.2021


Quellen und Literatur

Freudenberg, Ika, Indexeintrag: Deutsche Biographie, www.deutsche-biographie.de/pnd118953400.html [22.08.2024]

Stadtarchiv München: PMB Ika Freudenberg
Adressbuch Wiesbaden 1890 u. 1892-93
Stadtarchiv Hannover: Nachlass Kettler Nr. 347, Anita Augspurg an Hedwig Kettler am 26.04.1894
Adressbuch München 1895
Mitteilungen des Vereins zur Gründung eines Mädchen-Gymnasiums in München, No.1, Juni 1895, S.4
Jahresberichte der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau bzw. des Vereins für Fraueninteressen 1896 bis 1912/13
Bäumer, Gertrud: Ika Freudenberg †. Ansprache bei der Trauerfeier auf dem Schwabinger Friedhof am 11. Januar 1912, Separatabdruck aus der Monatsschrift Die Frau, Heft 5, 19.Jg., Berlin 1912
Freund, Anna: „Gedächtnisrede, gehalten bei der Trauerfeier für Ika Freudenberg im Großen Saale des Künstlerhauses zu München am 31. Januar 1912“, in: Frauenstreben, 9. Jg. (1912), Nr. 4 (17.02.1912)
Bäumer, Gertrud: Lebensweg durch eine Zeitenwende, Tübingen 1933
Bäumer, Gertrud: Gestalt und Wandel. Frauenbildnisse, Berlin 1939, S.401 - 425
Prüser, Friedrich: Artikel Freudenberg, in: Neue deutsche Biographie, Bd. 5, Berlin 1961, S. 409 f.
Archiv Verein für Fraueninteressen: Materialsammlung Ika Freudenberg von Lindemann, Renate, München 1990 ff., (Signatur AO004)
Herz, Rudolf; Bruns, Brigitte (Hg.): Hof-Atelier Elvira 1887-1928, Ästheten, Emanzen, Aristokraten. Ausstellungskatalog München 1985, S.170 ff.
Lindemann, Renate: 100 Jahre Verein für Fraueninteressen, München 1994
Archiv Verein für Fraueninteressen: Freudenberg, Michael: Stammbaum Familie Freudenberg, Persönliche Mitteilung an den Verein für Fraueninteressen, 1998
Schmittner, Monika: Aschaffenburg – ein Schauplatz der Bayerischen Frauenbewegung. Frauenemanzipation in der "Provinz" vor dem Ersten Weltkrieg, Aschaffenburg 1995, S. 137-194
Kinnebrock, Susanne: Anita Augspurg (1857-1943). Feministin und Pazifistin zwischen Journalismus und Politik. Eine kommunikationshistorische Biographie, Herbolzheim 2005
Klein, Beatrixe: Ika Freudenberg. 24.3.1858 - 9.1.1909, in: Sieben Frauen, sieben Leben, sieben Geschichten. Ein Buch für Wiesbaden. edition frauen-museum Wiesbaden 2005, S. 141 - 166
Freudenberg, Ika, in: Rheinland-Pfälzische Personen-Datenbank, http://www.rppd-rlp.de/pk06119, (Stand 05.03.2015), zuletzt eingesehen am 07.03.2022
Richardsen, Ingvild: Artikel Ika Freudenberg in: Literaturportal Bayern, https://www.literaturportal-bayern.de/autorinnen-autoren?task=lpbauthor.default&pnd=118953400, ohne Datum, zuletzt eingesehen am 05.05.2022
Bianca Walther: ‚Es ist so was Lebendiges drum‘ – Ika Freudenberg (1858-1912) und die Münchner Frauenbewegung,   https://biancawalther.de/ika-freudenberg, (Stand 13.11.2020), zuletzt eingesehen am 05.05.2022
Freudenberg, Ika, in: Hessische Biografie, https://www.lagis-hessen.de/pnd/118953400 (Stand: 09.01.2022), zuletzt eingesehen am 07.03.2022


Anmerkungen

Ika Freudenberg war seit 1890 Mitglied des Deutschen Frauenvereins Reform bzw. des Vereins Frauenbildungs-Reform. Spätestens 1893 lernte sie Anita Augspurg und Sophia Goudstikker kennen, als alle drei an der Generalversammlung des Vereins in Wiesbaden teilnahmen. 1894 zog sie gemeinsam mit ihrer Freundin Emmy Preußer nach München, um sich hier an der Gründung der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau zu beteiligen, mit der Anita Augspurg das Verbot des Vereins Frauenbildungs-Reform in Bayern umgehen wollte. Schon wenige Wochen später übernahm sie den 1. Vorsitz der "Gesellschaft", die sie bis zum Februar 1896 gemeinsam mit Anita Augspurg führte, die wohl auf Vorschlag von Hedwig Kettler  als "Präsidentin" fungierte. Über die komplizierte Frühgeschichte bis zum Austritt Anita Augspurgs aus dem von ihr gegründeten Verein gibt es leider nur wenige Primärquellen, die Aufschluss über die Anfänge geben können (vgl. Briefchronik).
Nach dem Tod von Emmy Preußer 1899 zog Ika Freudenberg zu Sophia Goudstikker in die neu erbaute Villa in der Königinstr. 3a.  Mit dem 1. Bayerischen Frauentag in München (1899) legte sie den Grundstein für die bayerische Frauenbewegung. Als Gründerin und Vorsitzende des Hauptverbands bayerischer Frauenvereine trieb sie die Entwicklung in Bayern weiter voran. Selbst nach der Brustkrebsdiagnose und anschließender Brustamputation im Jahr 1906 setzte sie ihre Arbeit fort und leitete bis kurz vor ihrem Tod noch Vereinsversammlungen. Sie starb am 9. Januar 1912. Die Trauerfeier fand unter großer Anteilnahme am 11. Januar  auf dem  Münchner Nordfriedhof statt. Ihre Berliner Freundin Gertrud Bäumer, die Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine, hielt eine Trauerrede. Marie Haushofer widmete ihr anlässlich einer Gedenkfeier im Münchner Künstlerhaus am 31. Januar 1912 das Gedicht Die Führerin. Beigesetzt wurde Ika Freudenberg auf eigenen Wunsch in der Familiengruft in Wiesbaden. Dem Grab wurde 2021 vom Magistrat der Stadt Wiesbaden die Eigenschaft eines Ehrengrabs zuerkannt.

Familie Freudenberg im Verein für Fraueninteressen

Ikas Schwägerin, Frau Konsul Freudenberg, die Frau ihres Bruders Johann Philipp war seit 1890 ebenfalls Mitglied im Deutschen Frauenbildungsverein Reform/Verein Frauenbildungsreform.
Weitere Mitglieder im Verein für Fraueninteressen waren:
Ika Freudenbergs jüngere Schwester Helene Wisotzky, die in Berlin lebte.
Der Landtagsabgeordnete Otto Freudenberg, ihr Cousin.
Frau Marie Freudenberg, Ehefrau von Otto Freudenberg.
Clara Lang, geborene Freudenberg. Ihr Vater war ebenfalls ein Cousin Ikas. Sie war Vorsitzende des Verbands Pfälzischer Vereine für Fraueninteressen und Herausgeberin der Zeitschrift Frauenstreben.
Ihre Nichte Herta Freudenberg verwaltete von 1927 bis 1937 das vereinseigene Gabrielenheim in Tutzing. Nach 1945 wurde sie Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied des Vereins.
Auch ihr jüngster Bruder Walter Freudenberg war dem Verein wohlgesonnen. Er überließ dem Verein das Verlagsrecht an den Schriften Ika Freudenbergs (vgl. 20. Jb., S. 15).

Gertrud Bäumer und Ika Freudenberg

Unser Bild von Ika Freudenberg war und ist maßgeblich geprägt von der Darstellung Gertrud Bäumers, die schon seit der Jahrhundertwende versuchte, Ika Freudenberg als "gemäßigte" Gegenfigur zu der damals viel bekannteren Anita Augspurg aufzubauen und die bedeutende Rolle Augspurgs in der Münchner Frauenbewegung vergessen zu machen. Ihren Höhepunkt fand diese Form der Erinnerungskultur in einem Portrait aus dem Jahr 1939 (!), als sie das Gründungsjahr des Vereins kurzerhand auf des Jahr 1896 verschob, wohl um von vornherein jede Erinnerung an die kurze, aber intensive Zusammenarbeit zwischen Augspurg und Freudenberg auszuschließen. Die Lektüre der Reden Ika Freudenbergs bei den Generalversammlungen des Vereins, ihrer (leider schwer entzifferbaren und oft undatierten) Briefe und ihrer in Broschüren und Aufsätzen erhaltenen Texte ist geeignet, das Bäumer-Bild der gemäßigten, harmoniebedürftigen, sich aufopfernden und eher unpolitischen Frauenrechtlerin zumindestens zu relativieren und infrage zu stellen.


Letzte Änderung

geändert: 22.08.2024

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Ika Freudenberg“/ID 38, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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