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Pauline Margarete (Paula) Hofmann

Persönliche Daten

Name: Hofmann
ab 1904 verheiratete Mennacher
Vorname:Pauline Margarete (Paula)
auch Polly
Religion bei Geburt: anglikanisch
Geburtstag: 03.07.1871
Geburtsort: Glasgow
Todestag:nach 1932
Sterbeort:
wahrscheinlich München
Ausbildung
Beruf/Erwerb:

Konzertpianistin, Klavierlehrerin

1883 bis 1886 Königlich Bayerische Musikschule in München (Klasse von Hans Bußmeyer)
WS 1887/88 - SS 1889  Königlichen Akademischen Hochschule für Musik in Berlin (Klasse von Heinrich Barth)
Sie verließ die Hochschule ohne Abschluss, nahm aber in Paris noch weiteren Unterricht bei Élie-Miriam Delaborde 

Im Jahr 1900 erschienen mehrere Anzeigen in den Münchner Neuesten Nachrichten, in denen Pauline Hofmann Klavierstunden anbot. Bis 1908 ist sie auch im Adressbuch für München als private Klavierlehrerin verzeichnet.

Staatsangehörigkeit bei Geburt:
Wir wissen nicht, ob Paulines Vater, der aus Bayern stammende Peter Hofmann, die britische Staatsangehörigkeit angenommen hat und können deshalb keine Aussage über die Staatsangehörigkeit Paulines bei ihrer Geburt machen.

© Neue Berliner Musikzeitung, 50 Jg., No. 4 vom 23.01.1896
Pauline Hofmann
Anzeige zu Klavierabend
in: Münchner Neueste Nachrichten, 63. Jg., Nr. 24, vom 17.01.1910, S.4

Familie

Vater Peter Hofmann Teilhaber eines lithographischen Unternehmens in Glasgow, Schottland
Mutter Margareta Jane Hofmann, geb. Strang
Anmerkung zur Familie: Pauline hatte drei weitere Schwestern, die in Schottland bei der Mutter aufwuchsen und uns namentlich nicht bekannt sind.

Familienstand

ledig
verheiratet mit 1904 Theodor Mennacher praktischer Arzt 1876 Ingolstadt
geschieden seit 1918
Während ihrer Mitgliedschaft im Verein von 1896 bis 1899 war Pauline Hofmann ledig. Sie heiratete erst 1904 den fünf Jahre jüngeren Medizinstudenten Theodor Mennacher, von dem sie 1918 geschieden wurde.

Kinder

Robert Mennacher 1908 München
R. Mennacher war von SS 1927 bis SS 1930 als Jurastudent an der LMU München eingeschrieben

Mitgliedsjahre im Verein für Fraueninteressen
Diese Angaben stammen aus den alten „Mitglieder-Verzeichnissen“ (1896 bis 1916) des Vereins, bei den Personennamen wurde die jeweilige Original-Schreibweise – einschließlich der Tipp- und Lese- bzw. Hörfehler – übernommen. Fehlerhafte Adress-Angaben (z.B. Franz Josefstr. statt Franz Josephstr.) wurden korrigiert und der damals gültigen Schreibweise (im Adressbuch München) angepasst.

DetailsDetails 1896 bis 1899    
1896 Fräulein Paula Hoffmann (!) Schwanthalerstr. 18½/  
1897 bis 1898 Frl. Paula Hofmann Schwanthalerstr. 18½  
1899 Frl. Pauline Hoffmann (!) Schwanthalerstr. 18½  

Erwähnung in Jahresberichten und andere Zitate

"Die letzte Nummer - Concert in C-Dur für Clavier mit Begleitung des Orchesters op.15 (I.Satz mit Cadenz von Reinecke) von Beethoven - welche wohl durch eine der jüngsten Schülerinnen, Frl. Pauline Hofmann aus Glasgow, vorgetragen wurde, hat den besten Eindruck von allen hinterlassen. Das junge Fräulein, dessen Füße kaum das Pedal erreichen, spielte mit fast männlicher Kraft, mit einer Sicherheit, der Befangenheit nicht im Mindesten anzumerken war, und mit so viel Verständniß, daß wir ihrem Meister Hrn. Professor Bußmeyer, zu dieser viel versprechenden talentvollen Schülerin nur gratulieren können. Das Publicum, das auch die übrigen Mitwirkenden durch verdienten Beifall ausgezeichnet hatte, wurde zum Schlusse nicht müde, die kleine Pianistin herauszurufen."
(aus: Zweite Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg.1884, Nr. 161, vom 11.06.1884, S.1)

„Fräulein Pauline Hofmann, die jugendliche Münchner Pianistin, hatte als ein bemerkenswertes ernst strebendes Talent vom ersten Auftreten ab die Aufmerksamkeit des musikalischen Publikums erregt. Am Dienstag trat sie wiederum einen schönen Schritt vorwärts auf dem mit so vieler Energie und Zielbewußtsein von ihr eingeschlagenen Wege, in dem sie zum ersten Mal mit Begleitung eines Orchesters spielte. Das Konzert, das sie unter Mitwirkung des Philharmonischen Orchesters im k. Odeon veranstaltete, nahm einen für die junge Künstlerin sehr ehrenvollen Verlauf. Wenn man bedenkt, daß Fräulein Hofmann ersichtlicherweise sehr erregt war und während des ersten Satzes des am Anfang ihres Programmes stehenden Chopinschen e-moll-Konzertes durch ein plötzliches U n w o h l s e i n  sogar gezwungen wurde, ihr Spiel auf einige Zeit zu unterbrechen, so wird man das, was sie trotzdem leistete, umso höher anschlagen. Gewiß ist, daß die Konzertgeberin nach dem kleinen Unfall eine begreifliche Depression erst zu überwinden hatte, bis sie sich wieder ganz frei und sicher fühlte. Diese Erholung trat schon im Laufe des Chopinschen Konzertes ein. Bei dem Vortrag der zweiten Nummer, des Schumannschen Karnelvals, war kaum mehr etwas von den Nachwehen des Malheurs zu verspüren, und vollends die Interpretation des Beethovenschen Es-Dur-Konzertes war eine ganz ausgezeichnete Leistung, die den gerade in dieser Wahl gerade dieses so oft gehörten Werkes zutage tretenden Wagemutes der vortrefflichen Pianistin in jeder Beziehung rechtfertigte. Das Publikum spendete ihr reichen, verdienten Beifall. Eine kleine, aber nicht unwichtige allgemeine Lehre könnte man aus dem oben erwähnten, immerhin peinlichen, wenn auch den weiteren Verlauf des Konzertes nicht wesentlich störenden Zwischenfalles ziehen. Es ist wahrscheinlich, daß Frl. Hof-mann trotz ihres Unwohlbefindens sich nicht hätte unterbrechen müssen, wenn sie, wie sie es späterhin tat, gleich von Anfang an die Noten aufgelegt hätte. Das Auswendig- bzw Ohne-Noten-Spielen ist in den letzten Jahrzenten so unbedingte Mode geworden, daß ein Virtuos von heute mit einigem Rechte glauben kann, sich etwas zu vergeben, wenn er eingestehen wollte, dass diese Gepflogenheit die Sicherheit seines Spieles beeinträchtigt. und doch ist es bekannt, daß manche darunter leiden und einzelne sonst tüchtige Spieler dadurch von Konzertsaal ferngehalten werden, dass sie sich nicht so durchaus zuverlässig auf ihr Gedächtnis und ihre - Nerven verlassen können, um das Auswendig-Spielen zu wagen. Früher war es bekanntlich anders, das Von-Noten-Spielen war die Regel; und noch Klara Schumann soll gewöhnlich n i c h t auswendig gespielt haben."
(aus: MNN, 56. Jg. Nr. 135 Morgen-Blatt v. 21.03.1903, S. 2)

Konzertanzeige: "Pauline Hofmann-Mennacher spielt bei ihrem, 22.Januar, im Museum stattfindenen Klavierabend: Beethoven:  die Waldstein-Sonate in C-Dur, op. 53; Schumann: Phantasie op. 17; Chopin: Nocturne op. 27, Nr. 1, Mazurka op. 63, Nr.1, in promtu op. 51, Scherzo op. 39 und Liszt: Venetia e Napoli - Karten bei Bauer."
(aus: MNN, 63. Jg, Nr. 28, Morgen-Blatt vom 19.01.1910, S.2)


Konzerte in München

Übersicht über Konzerte von und mit Pauline Hofmann in München von 1884 bis 1921


Quellen und Literatur

Stadtarchiv München: PMB Hofmann, Pauline
Stadtarchiv München: PMB Mennacher
10. Jb. Kgl. Musikschule München, München 1884, S. 6
Bericht über eine Matinee der k.Musikschule am 8.Juni 1884, in: Zweite Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Jg. 1884, Nr. 161, vom 11.06.1884, S.1, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00085470_00721_u001?page=736,737
11. Jb. Kgl. Musikschule München, München 1885, S. 7 f.
12. Jb. Kgl. Musikschule München, München 1886, S. 7 u. 9
Pauline Hofmann, in: Neue Berliner Musikzeitung, 50 Jg., No. 4 vom 23.01.1896, S. 1
Münchner Konzerte, Fräulein Pauline Hofmann, In: Münchner Neueste Nachrichten, 56. Jg., Nr. 135, Morgenblatt v. 21.03.1903, S. 2, online: https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00130268?page=306,307
Stadtarchiv München: Heiratsurkunde Nr. 993 v. 15.09.1904 mit Scheidungsvermerk
Konzertanzeigen: Pauline Hofmann-Mennacher, in: Münchner Neueste Nachrichten, 63. Jg, Nr. 28, Morgen-Blatt vom 19.01.1910, S.2, https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00130896_00361_u001?page=362,363, zuletzt eingesehen am 18.11.2023
Meldung zu Konzert in Prien am Chiemsee, in: Münchner Neueste Nachrichten, 74. Jg., Nr. 416 Abendausgabe vom 19.08.1918, S.3, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00131372_00059_u001?page=60,61, zuletzt eingesehen am 11.11.2023
Konzertanzeige Klavierkonzert Pauline Hofmann-Mennacher am 14.01.1922, in: Münchner Neueste Nachrichten 74. Jg. Nr. 553 v. 31.12.1921, S. 5, online: https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb00133481?page=490,491, zuletzt eingesehen am 11.11.2023
Hoffmann, Freia: Eintrag zu "Hofmann, Pauline, Polly, verh. Hofmann-Mennacher", in: Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts, hrsg. vom Sophie-Drinker-Institut für musikalische Frauen- und Geschlechterforschung, online: https://www.sophie-drinker-institut.de/hofmann-pauline,  zuletzt eingesehen am 11.11.2023


Anmerkungen

Pauline Hofmann wurde als älteste von vier Töchtern des aus München stammenden Peter Hofmann und seiner schottischen Ehefrau Margareta Jane, geb. Strang, in Glasgow geboren. Der Vater war dort Teilhaber eines lithographischen Unternehmens und im Chorwesen von Glasgow sehr aktiv. Nach dem frühen Tod des Vaters kam Pauline 1877 nach München zur ihrer kinderlosen Tante Rosalie Lier, der Schwester ihres Vaters und Frau des bekannten Landschaftsmalers Adolf Lier, die sie als Pflegetochter aufnahm und später adoptierte. Die jüngeren Schwestern von Pauline blieben bei der Mutter in Glasgow.
Sie studierte von 1884 bis 86 erfolgreich an der Kgl. Musikschule in München in der Klavierklasse von Hans Bußmeyer und setzte Ihre Ausbildung in Berlin und Paris fort. Zwischen 1884 und 1922 fanden allein in München fast 50 öffentliche Konzerte von oder mit ihr statt. Ihr Klavierspiel erfuhr positive, zum Teil auch überschwängliche Kritiken (vgl. Konzertübersicht). Konzertreisen führten Pauline Hofmann durch ganz Deutschland, nach Österreich und häufig nach Schottland. 1904 heiratete sie den in Ingolstadt geborenen Arzt Theodor Mennacher und führte als Pianistin von da an den Doppelnamen Hofmann-Mennacher. 1918, zehn Jahre nach der Geburt des Sohnes Robert, wurde die Ehe geschieden. Das Sorgerecht für den Sohn fiel der Mutter zu. 
Pauline Hofmann lebte mit ihrem Sohn weiterhin im Haus der „Tante Lier“, Schwanthalerstr. 39, welches ihr 1915 durch Erbschaft zugefallen war. Ihre Karriere als Konzertpianistin hatte nach ihrer Heirat und erst recht nach der Geburt ihres einzigen Kindes einen deutlichen Einbruch erlitten. 1905 wurde sie zum letzten Mal von der Münchner Konzertkritik wahrgenommen. Sie gab zwar noch in größeren Abständen weitere Konzerte, konnte aber nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen. Anfang 1922 trat sie im Alter von 50 Jahren zum letzten Mal öffentlich auf.
Pauline Hofmann war eine Cousine des Vereinsmitglieds Luise Trenkl, deren Mutter eine weitere Schwester von Peter Hofmann war. Pauline und Luise hatten gemeinsam die Kgl. Musikschule in München besucht.


Letzte Änderung

geändert: 19.12.2023

Wir bitten um folgende Zitierweise:
Eintrag: „Pauline Hofmann“/ID 119, Online-Datenbank „Pionierinnen* der Frauenbewegung in München. Die frühen Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung geistiger Interessen der Frau/des Vereins für Fraueninteressen in München“. Verein für Fraueninteressen e.V. München, www.geschichtsatelier-elvira.de
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